Sepsis nach DKR 2005

  • :augenroll: Nach den DKR 2005 ist bei der Sepsis scheinbar nur noch in Fällen, die im Zusammenhang mit Schwangerschaft oder Geburt auftreten, die auslösende Erkrankung zu kodieren. Zumindest ist der Passus der DKR 2004 in 0103a nicht übernommen worden, wonach z. B. auch die T84.5 Infektion und entzündliche Reaktion durch eine Gelenkprothesezu kodieren war. Da auch die 0104a aus den DKR gestrichen wurde, nehme ich an, dass also die zugrunde liegende Erkrankung nicht mehr zu kodieren ist. Aber was hat das für einen Sinn?

  • Sehr geehrter Herr Bürgstein,

    es ist nicht ganz klar, auf welchen Code sich ihr wort Sepsis bezieht. Wenn es sich auf den Code A41 bezieht, dann muss die zugrunde liegende Erkrankung nicht verschlüsselt werden.

    In dem von ihnen geschilderten Fall würde ich aber 2005 eher den neuen Code R65.-! nehmen, zu dem dann auch nach Angaben im ICD10-GM-2005 die Auslösende Erkrankung verschlüsselt werden muss. dann macht das ganze wieder Sinn.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Sehr geehrter Herr Stern,
    danke für Ihre Antwort. Das bedeutet also, dass wir uns in 2005 aussuchen können, ob wir eine Sepsis mit z. B. der A41.- als HD oder mit der zugrunde liegenden Erkrankung als HD und einem Kode aus R64.- als ND verschlüsseln? Für die Vergleichbarkeit der Daten wäre es doch eigentlich besser, wenn alle vergleichbaren Fälle auch gleich kodiert würden.

    Gruß H. Bürgstein

  • Lieber Herr Bürgstein,

    das Problem war ja bisher, dass die Krankeheitsbilder SIRS und Sepsis bisher im ICD-10 nicht richtig representiert waren. Es stimmt natürlich, dass die Daten bei Neuerungen im ICD-10 schwierig zu vergleichen sind.

    Ich weiss nicht, ob wir es uns aussuchen können, wie wir verschlüsseln. Nach meinem Verständnis der ICD-10-Systematik würde ich alle Fälle, bei denen der Auslöser der Systemischen Inflammation ein lokalisierbarer Infektionsherd ist oder ein bestimmter nichtinfektiöser Inflammationsgrund bekannt ist, mit dem neuen Schlüsseln + Ursache (+ Keim) belegen, und nur in den Fällen, in denen eine Sepsis nur generalisiert und ohne lokaliesierbaren Infektionsherd auftritt, die A41.- + Keim.

    Aber wirklich sicher bin ich mir da auch nicht. :d_gutefrage:

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo Herr Stern und Herr Bürgstein,
    ab 2005 erfolgt die Kodierung der Sepis nach Erreger mit passendem Sepsis-Kode. Die Kodierung der Sepsis nach med. Maßnahmen wird ausschließlich mit einem Sepsiskode verschlüsselt.
    Ebenso wird z.B. die Meningokokken-Bakteriämie als Miningokokkensepsis verschlüsselt.
    Kodierung der Kodes aus R65.- ist eine Doppelklassifikation. Zuerst Ursache verschlüsseln und dann ein Kode aus R65.-!
    Hoffentlich konnte ich damit helfen.

    Gruß Mia

  • Danke Mia Katze,

    das finde ich ziemlich einleuchtend. Die DKR 0103d finde ich dagegen eher verwirrend. Warum steht es dort nicht einfach so, wie Sie es sagen? Statt dessen finde ich da die Anweisung: \"Im Gegensatz dazu wird eine Sepsis nach dem Erreger mit einem passsenden Sepsis-Kode z. B. aus Tabelle 1 kodiert. Dies trifft auch auf eine klinisch manifeste Urosepsis zu.\"Und in der Tabelle finde ich dann A02.1 Salmonellensepsis usw. Da habe ich natürlich gedacht, dass N12 interstitielle Tubulonephritis bzw. N30.0 akute Zystitis eben nicht zusätzlich zu kodieren seien. Mir wäre mehr damit gedient klar und deutlich hinzuzufügen, was zusätzlich zu einem A-Kode zu verschlüsseln ist und was nicht.

    Gibt es eigentlich auch Sepsis-Patienten, bei denen man kein SIRS (R65.-!) verschlüsselt? Die diagnostischen Kriterien, die ich bisher gefunden habe, können eigentlich auf jede Sepsis angewandt werden.

    Gruß

    H. Bürgstein :a_augenruppel:

  • Hallo,
    ich finde auch die Äußerungen in den DKR zu dem Komplex Bakteriämie/Sepsis/SIRS etwas verwirrend.
    Zu Sepsis und SIRS habe ich folgende Definitionen gefunden:

    Sepsis: SIRS hervorgerufen durch eine Infektion
    Schwere Sepsis: Sepsis mit Organdysfunktion

    SIRS: Zwei der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
    -Körpertemperatur >38 oder <36 Grad
    -Herzfrequenz >90/min.
    -Tachypnoe >20/min. und/oder pCO2 <33mmHg und oder Beatmung
    -Leukozytose >12.000 oder Leukopenie <4.000 oder Linksverschiebung >10%

    Quelle u. a. Deutsche Sepsis Gesellschaft, wird gleichlautend aber an mehreren Stellen so dargestellt.

    Interessanterweise ist offensichtlich hiernach die Bakteriämie kein Kriterium für eine Sepsis, und es gibt keine Sepsis ohne SIRS.
    Und: Nach diesen Definitionen durfte die Sepsis, zumindest kodiertechnisch, deutlich zunehmen.

    Was haltet ihr/halten Sie von den Definitionen für Sepsis/SIRS? Wie wird in anderen Häusern hier verschlüsselt?

    Gruß

    AndreasG

  • Hallo Diskusionsteilnehmer,

    Mia Katze hat natürlich recht, und die DKR ist wirklich etwas verwirrend.

    Lieber Andreas G

    Zitat

    SIRS: Zwei der folgenden Kriterien müssen erfüllt sein:
    -Körpertemperatur >38 oder <36 Grad
    -Herzfrequenz >90/min.
    -Tachypnoe >20/min. und/oder pCO2 <33mmHg und oder Beatmung
    -Leukozytose >12.000 oder Leukopenie <4.000 oder Linksverschiebung >10%

    Quelle u. a. Deutsche Sepsis Gesellschaft, wird gleichlautend aber an mehreren Stellen so dargestellt.

    Interessanterweise ist offensichtlich hiernach die Bakteriämie kein Kriterium für eine Sepsis, und es gibt keine Sepsis ohne SIRS.
    Und: Nach diesen Definitionen durfte die Sepsis, zumindest kodiertechnisch, deutlich zunehmen.

    Die Sepsis ist schon seit langem so definiert, und es ist richtig, keine Sepsis ohne SIRS. Genau nach dieser Definition wird bei uns SIRS/Sepsis verschlüsselt. Deswegen nimmt aber nicht automatisch die Sepsis \"kodiertechnisch\" zu. Die Sepsis ist ja klinisch definiert, und ein Nachweis einer Bakteriämie ist dabei nicht notwendig.
    Gibt es eine andere Sepsis-Definition? Ich kenne keine, aber ich kenne ja auch nicht alles.

    Stefan Stern :i_santa2:

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Liebes Forum,
    da der Dokumentationsaufwand ja sowieso immer mehr zunimmt, kann man sich zur Unterstützung eine Art Score für die Sepsis anlegen. Komme im Moment nicht drauf, wie er heißt. Dann kann man evt. auch bei Prüfungen darauf verweisen, wenn diese Kriterien in unserem Haus erfüllt sind, liegt eine Sepsis vor.
    Bei diesem ganzen Aufwand ist es eigentlich schade, dass die R65.-! nicht schweregradrelevant ist (also die Sepsis schon, aber ob ich die R65.-! nun vergesse oder nicht spielt keine Rolle).

    Gruß Mia