Zusatzentgelte Zytostatika

  • Hallo allerseits,

    nach Auskunft unseres Apothekers sind die Mengen für die als Zusatzentgelt abrechenbaren Zytostatika so hoch angesetzt, daß sie allenfalls nach einem ganzen Behandlungs-Zyklus (mehrere Wochen) erreicht werden, nicht aber bei den einzelnen Kurzaufenthalten.

    Kann also das entsprechende Zusatzentgelt nur abgerechnet werden, wenn die Zytostatikabehandlung \"im Stück\" vollstationär stattfindet (nicht gerade üblich) oder werden die einzelnen Zytostatikagaben addiert?

    Danke für Ihre Antworten!

    Mit freundlichem Gruß
    K.

  • Hallo kassandra!

    Die OPS sind je Aufenthalt zu codieren. Ergo kann eine Addition über mehrer Aufenthalte nicht stattfinden. Die Abrechnungen eines ZE\'s entfällt bei nicht erreichen der Mindestmenge.

    Mit freundlichem Gruß
    F. Killmer

    Frank Killmer

  • Hallo Herr Killmer, Hallo Kassandra,

    besteht in diesem Fall Hoffnung auf Nachbesserung der Einheiten der Mindestmenge? Wir haben mehrere Fälle von einer Oxaliplatin-Zubereitung von 75 mg und die ZE 23 beginnt erst bei 100 mg... :d_gutefrage:

    Wer finanziert dann die Kosten, die pro Fall an die EUR 400 heranreichen?

    Wünsche allen Forumsteilnehmern einen guten Rutsch ins neue Jahr!

    Beste Grüße
    Atax

  • Hallo Forum,

    Zitat


    Orginal von Atax:
    Wer finanziert denn die Kosten, die pro Fall an die 400 EUR heranreichen?

    Ihr Haus aus dem allgemeinen Fundus (=Non-ZE-DRG-Budget) oder etwas winkelzügig gedacht der Beitragszahler 8)

    Bedauerlicherweise (halte ich persönlich für einen schweren Systemfehler) sind die Berechnungen der Schwellendosen für das Auslösen von Zusatzentgelten nicht öffentlich - und somit nicht auf Plausibilität kontrollierbar. Der vom InEK angeführte Vertrauensschutz ist ehrenwert und verständlich - aber meines Erachtens falsch. Von den australischen Müttern und Vätern gehört nach meiner Meinung auch die Transparenz kopiert - dies hat man an dieser Stelle sein lassen. Leider ;(

    Von Seiten des InEK ist zwar zu vernehmen, daß die ZE kein reines Medikamentenentgelt sind, sondern eben auch vermehrten Aufwand von bestimmten Fällen charakterisieren sollen. OK, aber eben welche Fälle mit welchen Parametern?

    In Anbetracht der logistischen und personellen Aufwendungen zur Ermittlung dieser Zusatzentgelte wäre eine transparente Rechnung sehr hilfreich gewesen. Es kann ja nicht Sinn und Zweck sein, teuere Arbeitszeit zur Betreuung von Malignom-Patienten am PC mit Akte und Kurve zu verbringen und die Summendosis zu bilden. Ganz abgesehen davon, wenn man diese infolge einer Fallzusammenführung auch noch rekalkulieren müsste :teufel:

    Insbesondere bei Methotrexat, einem sicherlich im Vergleich zu anderen nicht besonders teueren Medikament, wäre entweder eine andere Schwellendosis oder eine Abschaffung des ZE eine Erleichterung bzw. Verbesserung. In unserer Abteilung beispielsweise ist Methotrexat (MTX) ein weit und intensiv eingesetztes Medikament: binnen 9 Monate bekommen 159 Kinder und Jugendliche MTX - lediglich NULL 8o bekommen ein Zusatzentgelt, weil die verabreichte Dosis auch bei sehr kranken Patienten diese 25 Gramm Schwellendosis nicht erreicht - auch nicht bei langer VWD. Sind wohl etwas zu klein und zu leicht.

    Wenn man beispielsweise bei Mamma-Ca Patientinnen in den \"Genuß\" dieses MTX-ZE kommen will, muß man mehr als 20 Zyklen CMF durchführen (bei einer Applikationsdosis von 0,6 Gramm pro m² Körperoberfläche). Ich weiß nicht, ob dies sinnhaft ist.

    Ganz abgesehen davon: die real anfallenden Kosten entsprechen doch auch nicht automatisch den via Kode dargestellten Kosten. Wenn Sie einen Patienten (beispielsweise Kind mit 20 kg Körpergewicht) mit AmBisome behandeln, dann verbrauchen Sie 20 mg/Tag, es gibt aber nur 50 mg Ampullen. Die können Sie (Ausnahme!) auch länger aufbewahren - ob dies hygienisch gut ist, steht auf einem anderen Blatt. Als Quintessenz dieser Darstellung wenden Sie die Kosten für 50 mg/Tag AmBisome auf, stellen aber nur 20 mg/Tag via Kode da. Hoffnung könnte die nächste Kalkulationsrunde geben (verbrauchte Ampullen mitsamt Kosten sollen wohl übermittelt werden) - wenn diese aber so läuft wie die in 2004 mit den Zusatzentgelten - dann ist das System in meinen Augen nicht weitergekommen.

    Denn: einige Fälle werden mit hohen Medikamentenkosten belastet, andere (bei vergleichbarer Schwere, Verweildauer) werden mittels Zusatzentgelten zumindest partiell kompensiert. In Abhängigkeit von Körpergewicht und Körpergröße (erstmalig wird hier Adipositas im Gesundheitswesen für den Betroffenen indirekt positiv sanktioniert) :teufel:

    Dennoch
    alles Gute für 2005

    Andreas Christaras
    Universitätsklinikum Düsseldorf
    Klinik für Kinderonkologie

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    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • Hallo Mitstreiter!

    Die ZE entspringen meines Wissen dem Wunsch die Maximalversorger \"kokurrenzfähiger\" zu machen. Welches \"normale\" Haus verbacht 16 EK für einen Patienten? Eine Anpassung der Chemotherapien wird meines Erachtens nicht erfolgen. Viele (in unserem Haus die meisten) Therapien laufen ambulant. Diese belasten das Budget so wie so nicht.

    Mit freundlichem Gruß
    F. Killmer

    Frank Killmer

  • Lieber Herr Seidel,

    der OPS ist erfreulichweise angepaßt worden. Zusatzentgelte sind aber mit den zusätzlichen Kodes für TK Standard, TK Apherese und EK nicht verbunden. Die einzige Entgeltrelevanz ist die über die komplizierenden Prozeduren. Diese bedingen aber eine andere DRG-Zuweisung (unter Umständen) und somit Entgelt innerhalb des DRG-Fallpauschalensystems.

    Grüsse & beste Wünsche für 2005

    Andreas Christaras
    Universitätsklinikum Düsseldorf
    Klinik für Kinder-Onkologie

    --------------------------------------------------------------------------------
    Dr. med. A. Christaras
    FA Kinder- & Jugendmedizin

  • Liebe Mitstreiter,

    danke für die Antworten und allen ein gesundes und (im Rahmen des Möglichen) erfolgreiches Jahr 2005! 8)

    Daß es mit Einnahmen aus Zusatzentgelten für Häuser der Regelversorgung nichts wird, ist also offensichtlich gewollt.

    Mit den besten Grüßen

    K.

  • Hallo,

    auch bei uns mit Onkologischem Schwerpunkt (kein Maximalversorger) sind nur sehr wenig ZE wirklich erreichbar....

    Finde es nur einen echten Hammer wegen der Probleme der Maximalversorger (die unstreitig bestehen) alle anderen Häuser mit einer Flut von zusätzlicher Dokumentation zu belegen. Das gilt nicht nur für die ZE sondern insbesondere auch für TISS und SAPS, wegen vieleicht 20-30 Intensivstationen die im DRG System nur schlecht bis gar nicht abbgebildet werden müssen alle Häuser je Patient min. 10 min dokumentieren, von Softwarezukäufen usw. ganz abgesehen.

    Wenn man die Kosten dieser nur wenigen nützenden Aktion mal hochrechnet, muss man eigentlich alle Kalkulationshäuser zum Boykott aufrufen...nur das ja alle glauben es gäbe dafür dann vieleicht mal irgendwie mehr Geld...

    Irrtum, es wird dann mehr an die Maximalversorger verteilt und die Grundversorger bekommen genau das weniger....(also warum sollten diese mitmachen und weils vorgeschrieben ist, ist noch lange nicht kontrollierbar!)

    Etwas verärgert über das DIVI (ohne genau zu wissen wer da die Federführung hat, jede Wette die Maximalversorgerintensivärzte haben dort das Heft in der Hand!!!)

    Gruß

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Hallo Th. Lueckert,

    Ich gehen 100%ig mit Ihnen konform, daß diese ganze ZE- und IMKB-Geschichte von Leuten initiiert wurde, die

    1. Partikular-Interessen vertreten (vornehmlich die der Maximalversorger)

    und

    2. schon sehr lange in keinem Krankehaus der Regelversorgung mehr gewesen sind, in dem die Ärzte gewiß anderes zu tun haben als SAPSII- und TISS-Werte zu dokumentieren oder Zytostatika-Dosen (pro Aufenthalt) im Hinblick auf ihre Erlösrelevanz zu addieren. Dazu kommen fachliche Defizite (oder ist \"g/l\" beim Harnstoff etwa eine SI-Einheit? - ganz zu schweigen von den abenteuerlichen Angaben bei der Leuko-Zählung oder dem Horowitz-Index.) :kong:

    Gruß
    K.

  • Guten Abend Herr Lückert und kassandra,

    zum Glück gibt es noch selbstlose und nicht durch Partikularinteressen beeinflusste Menschen im DRg-Geschäft. Davon kann natürlich bei einem Haus der Maximalversorgung, wie wir es sind nicht die Rede sein.
    ECMO´s und IABP - auch bei Patienten die wir von Häusern der Grund- und Regelversorgung überwiesen bekommen - machen wir seit Jahren nur, um nun endlich ein ZE dafür abzufassen. Schwere onkologische Patienten, die uns die o.g. KH - völlig selbstlos - antherapiert überweisen, pumpen wir mit teuren Chemos so lange voll, bis wir die Schwellgrenzen erreichen. Postiver Nebeneffekt der zusätzlichen Doku ist, dass wir noch ein paar Dokumentare einstellen können, um unseren Ruf, eine übermässige Personalausstattung zu haben, weiter festigen zu können. Die schwerstkranken polytraumas, onkol. Patienten, usw. nehmen wir den KH der Grund- und Regelversorgung nur deshalb ab, um mit diesen teuren Langliegern unseren hohen Basisfallwert begründen zu können. Das die Kassen deshalb inzwischen versuchen die \"einfachen\" Fälle gezielt in \"billige\" Häuser der Grund- und Regelversorgung umzuleiten, begrüssen wir natürlich, weil wir so unsere Kostenführerschaft weiter ausbauen können.
    Im Ernst: Wenn Sie unsere Kosten/erlösverhältnisse bzw. Kostenhistogramme (wir sind Kalkulationshaus) in bestimmten DRG´s, Spezialbereichen, Langliegerbereichen haben/kennen würden, würde ihre Meinung zu bestimmten Anpassungsprozessen im DRG-System vielleicht anders ausfallen. Interessanterweise liegen die großen Unterdeckungen nicht in den Modulen der Infrastruktur, was uns ja gern vorgehalten wird (was nicht bedeuten soll, dass es keine Wirtschaftlichkeitsreserven auch in diesen Bereichen gibt).
    Ich habe bisher keinen praktikablen Vorschlag in den Diskussionen hier gefunden, wie man die Kostenprobleme hochspezialisierter, teurer Medizin in einem Fallpauschalensystem adäquat lösen kann, ohne Sondertatbestände wie Zusatzentgelte, NUB´s oder § 6 Abs. 2a. Das der damit zusammenhängende Dokuaufwand volkswirtschaftlich eigentl. nicht vertretbar ist, da sind wir uns einig. Aber was wäre den die Alternative aus Ihrer Sicht, um sachgerechte Vergütungen für in der Realität nun mal ex. unterschiedliche Behandlungsformen und - intensitäten in Häusern der grund- Rege-, Maximal und Supramaximalversorgung herzustellen????

    Beste Grüße aus dem UKL jena

    Thomas Kräplin

    [arial]Thomas Kräplin
    [arial]Controlling
    [/arial]
    Universitätsklinikum Jena[/arial]