Nebendiagnose Folgen eines Schlaganfalls

  • Hallo!
    Ein Patient wird aufgenommen mit einem akuten Schlaganfall.
    Als Hauptentlassungsdiagnose wird der Apoplex angegeben und als
    Nebendiagnose \"Folgen eines Schlaganfalls\".
    Der Patient hatte vor Jahren schon mal einen Schlaganfall.
    Sind denn die Therapien für die beiden Diagnosen nicht gleich oder entsteht für die \"Folgen eines Schlaganfalls\" ein Mehraufwand?
    Können diese beiden Diagnosen nebeneinander verschlüsselt werden?
    Vielen Dank für evtl. Antworten.

    :augenroll:

  • Moin Moin

    Könnten Sie den Fall bitte etwas konkretisieren?
    Welche \"Folgen\" des alten Schlaganfalles waren bei der Aufnahme noch relevant im Sinne der ND-Def.?
    Welche Defizite hatte der akute Appoplex?
    DKR 0601d
    Grüße Tanja

  • Hallo Nicole,

    einen \"alten\" Schlaganfall kodiere ich, wenn Folgeerkrankungen wie Paresen usw. auftreten und dann nur als Nebendiagnosen.
    Hatte der Pat. einen Re muss ich einen alten Apoplex nicht noch mal kodieren, max. mit Z86.7, ich mache ja wieder Diagnostik und Therapie und behandele die Folgen des alten Apoplexes mit. Auch der pflegeaufwand ist nicht höher durch den alten Apoplex.

    Mit frdl. Grüßen
    Mikka

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Guten Tag, insb. Mikka.

    Zitat


    Original von Mikka:
    einen \"alten\" Schlaganfall kodiere ich, wenn Folgeerkrankungen wie Paresen usw. auftreten und dann nur als Nebendiagnosen.

    Soweit korrekt.

    Zitat


    Original von Mikka:
    Hatte der Pat. einen Re muss ich einen alten Apoplex nicht noch mal kodieren

    wo steht das ? Zwar ist bei den Codes für den akuten Schlaganfall der korrespondierende I69._-Code als Exklusivum angegeben; hier greift aber die Stellungnahme des DIMDI zu Exklusiva:

    Zitat


    Das \"Exkl.\" eines Kodes besagt, dass mit dem im Exklusivum genannten Kode eine Erkrankung anderer Genese abgegrenzt (klassifiziert) wird. Folglich können besagte Kodes nebeneinander verwendet werden, wenn die Erkrankungen \"sowohl als auch\" beim Patienten vorkommen können und diagnostisch voneinander abgrenzbar sind.

    Wenn der Patient z.B. einen alten Schlaganfall mit einer pflegeaufwandrelevanten Halbseitenlähmung hat, und nun wegen eines frischen Schlaganfalls mit Hirnnervenausfällen und Schluckstörung kommt, handelt es sich zweifelsfrei um \"sowohl als auch\" und die Erkrankungen sind diagnostisch voneinander abgrenzbar.

    Auch die DKR 0601d sagt nichts anderes, im Gegenteil: hier wird allgemein die Kodierung eines anamnestischen Schlaganfalls mit gegenwärtig bestehenden neurologischen Ausfällen beschrieben; und zwar unabhängig von der aktuellen Hauptdiagnose.

    Zitat


    Original von Mikka:
    max. mit Z86.7

    Falsch. Bei diesem Code ist I69 als Exklusivum angegeben, und hier greift die o.g. DIMDI-Regelung eben nicht, da es sich nicht um eine \"sowohl als auch\"-Konstellation handelt.

    Zitat


    Original von Mikka:
    ich mache ja wieder Diagnostik und Therapie und behandele die Folgen des alten Apoplexes mit

    eben, und diese Folgen können aufgrund der großen Vielfalt von Symptomen beim Schlaganfall, wie in meinem o.g. Beispiel erwähnt, komplett unabhängig sein von den akuten Symptomen. Auch die Diagnostik und Therapie kann von Fall zu Fall stark variieren (z.B. alter lakunärer Infarkt, frischer embolischer Infarkt bei neu aufgetretenem Vorhofflimmern).

    Damit dürfte auch klar sein, dass

    Zitat


    Original von Mikka:
    Auch der pflegeaufwand ist nicht höher durch den alten Apoplex.

    nicht zutrifft. Fragen Sie mal eine Pflegekraft, was \"alte Schlaganfälle\" für einen Aufwand verursachen können.


    Kurz und gut: Sie kodieren den frischen Schlaganfall als HD, die frischen Symptome als ND, und dann die alten (ND-definitionskonformen) Symptome und schließlich gemäß DKR 0601d den Code I69._


    Viele Grüße!


    P.S. Admin: der Thread passt besser ins Kodierforum.

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Leonhardt,

    so wie ich mit Ihren Kodiervorschlägen oben einer Meinung bin, so teile ich auch:

    Zitat

    Original von Leonhardt:
    P.S. Admin: der Thread passt besser ins Kodierforum.

    Deswegen hierher verschoben.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Guten Tag zusammen.
    Zur Hilfestellung bei der Kodierung des akuten Schlaganfalls habe ich das beigefügte Flowchart erstellt. Ziel ist nicht die 100 %-ige Abbildung aller denkbarer Fälle (dafür gibt\'s den Kodierleitfaden der Schlaganfallgesellschaft; der ist aber auch ein bisserl dicker). Vielmehr soll den kodierenden Ärzten auf 2 Seiten geholfen werden, nichts wesentliches zu vergessen, wenn ein \"Standardfall\" kodiert werden soll.

    Ohne Gewähr; für Anregungen bin ich dankbar.

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


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  • Guten Abend

    @ Hr. Leonhardt:
    Finde ich sehr gut; darf man das in der eigenen Klinik verwenden?
    Der Leitfaden der Fachgesellschaft ist für den täglichen Gebrauch etwas umfangreich.

    Schönen Abend noch

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Guten Morgen,

    Zitat


    Original von E_Horndasch:
    darf man das in der eigenen Klinik verwenden?

    klar, dafür stehts ja hier. Vielleicht hat jemand Lust, noch ein paar Codes für Risikofaktoren zu sammeln, die fehlen nämlich noch.

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


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  • Hallo Forum,

    in diesem Zusammenhang noch ein Punkt:

    in Beispiel 1 der DKR 0601d ist zu finden:
    \"Es werden der Hirninfarkt als Hauptdiagnose und sämtliche auftretende Funktionsstörungen als Nebendiagnosen kodiert\".

    Wir sind nun bei uns im Hause etwas unsicher, wie dies genau zu interpretieren ist:
    Sollen alle im Rahmen eines Hirninfarktes auftretenden Funktionsstörungen als Nebendiagnosen kodiert werden, oder sollen nur die Funktionsstörungen kodiert werden, die auch die Nebendiagnosekriterien erfüllen ?

    mfG

    C. Hirschberg

  • Guten Tag Herr Hirschberg!
    In der Regel sollte sich Ihre Frage gar nicht stellen, weil Sie doch die akuten Defizite behandeln und somit die ND-Def. für alle schlaganfallbedingten Symptome erfüllt ist.

    Sollte dies im Einzelfall nicht so sein, empfehle ich nach dem Grundsatz \"Spezielle KR schlägt Allgemeine KR\" die Defizite dennoch als ND zu kodieren. Dies ist auch medizinisch gesehen sinnvoll, da Sie aufgrund der großen Heterogenität der Schlaganfallsymptomatik eine \"aufwandsgerechte\" Kodierung nur mit einem I6_._ Code nicht hinbekommen.

    Der Kodierleitfaden Schlaganfall 2005 äußert sich hierzu wie folgt: \"Schlaganfälle können sich durch ein breites Spektrum klinischer Symptome manifestieren. Weil dies nicht über den primären Schlaganfallcode abzubilden ist, sind die Symptome einzeln als Nebendiagnosen zu erfassen. Dabei sind die DKR zu beachten\".

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


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  • Hallo,

    habe die Frage auch noch einmal an das InEK gerichtet. Noch andere Meinungen, oder gar MDK-Erfahrungen aus 2004 (in 2005 spielen die Defizite ja i.d.R. keine erlösrelevante Rolle).

    mfG

    C. Hirschberg