- Offizieller Beitrag
Liebe Patricia Klein,
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Original von PatKlein:
;D :besen: ich kann aus eigener Erfahrung nur sagen (immerhin 5 Jahre in der Verwaltung von Krankenhäusern liegen hinter mir): egal, wie es genannt wird: ein Arzt in der Verwaltung mutiert innerhalb einiger Wochen zur eierlegenden Wollmilchsau. Er muss sich um alles kümmern, ob es QM, Stellenpläne, organisationsentwicklung oder DRG´s heißt.
Das habe ich ähnlich, in den meisten Fällen aber positiv erlebt. EDV und Med. Controlling sind ja ohnehin "nur" Verwaltungstätigkeiten...
Das Negative: Der eierlegenden Wollmilchsau gibt es nichts hinzuzufügen.
Das Positive: Ich habe noch nie so viel Praktisches über Abläufe, Strukturen und informelle Wege in der "Zweckgemeinschaft" Krankenhaus gelernt, wie in den vergangenen 5 Jahren. Da steckt m. E. richtig "Power" drin, wenn man sie mobilisieren kann.
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Die Kontrolle der Entlassungen ist meines Erachtens nach allerdings extrem wichtig, sollte aber aus didaktischen Gründen nicht flächendeckend, sondern stichprobenartig erfolgen (in der Regel machen eh alle die gleichen Fehler...:-p ).
Das verstehe ich nicht ganz. Wieso aus didaktischen Gründen? Bei mir sind es zeitliche... Und diese schreien z.B. nach technischer Unterstützung i. S. eines validen und zuverlässigen "One-Klick-Auswert- und Berichtswesens", welches vermutlich in der nächsten Zeit Einzug halten wird. M. E. haben die klinisch tätigen Kollegen ein Recht darauf, zeitnahe (1 Tag, 2 Tage...?) zu erfahren, wo und wie sie mit der Abteilung stehen.
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Das Problem mit den hauptamtlichen Codern ist nämlich, dass sie dort entweder sehr pfiffige Mitarbeiter haben, dann läuft alles super, tja, bis dieser pfiffige Mitarbeiter kündigt, und das tut er über kurz oder lang, denn er ist ja ein pfiffiger Mitarbeiter und diesen Job können Sie nur eine beschränkte Zeit ertragen. Und mit der Kündigung bricht für einige Monate (nämlich bis ein neuer pfiffiger Mitarbeiter eingearbeitet ist) die komplette Abrechnungsqualität zusammen. Das kann sich kein Haus leisten. Oder Sie haben dort einen "Trottel" sitzen, der Ihnen von Anang an nichts nützt (ich kenne in dieser Position keine Trottel, sondern nur "Pfiffige", die alle nach und nach abwandern).
Ein umfassendes Qualitätsmanagement -so wurde mir das beigebracht- weiss pfiffige Mitarbeiter zu halten und "Trottel" zu pfiffigen Mitarbeitern zu machen... Multiresistente Staph.-aurei-Mitarbeiter sind beizeiten durch ein neu aufzusetzendes und umfassendes Ver- und Entsorgungskonzept aus dem Krankenhaus unter Berücksichtigung aller sozialen Hintergründe rückstandsfrei zu entfernen. Oder habe ich damals nur mit einem Ohr hingehört ?
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Lieber Herr Poschmann, es tut mir zwar in der Seele leid (;)ist gelogen, muss ich zugeben :besen: ), dass es die Ärzte vor Ort selbst machen müssen, aber es bringt die beste Qualität.
Da muss ich passen, glaube aber, dass ein gut ausgebildeter Coder in Dokumentationsfragen wesentlich bessere Ergebnisse liefern wird, als ein desinteressierter Arzt, der die Glocken noch nicht hat läuten hören. Und davon gibt es leider einige (...natürlich nicht in unserem Haus)...
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Wir haben bei uns im Haus zu Anfang den Kompromiss gehabt, dass bei Zeitnot die Diagnosen handschriftlich eingetragen werden durften (Freitext) und wir in der Verwaltung dann die Ziffern rausgesucht haben. Das hat gut funktioniert (auch wenn man manchem Schlemil mal einen kleinen Mahnbrief schreiben mußte...).
Ob handschriftlich oder per Computer, der Unterschied ist max. ein zeitlicher. Hier muss allerdings auch eine Lanze für die Kliniker gebrochen werden: Solange die eingesetzte Software nicht reibungslos und einfachst funktioniert, darf ich keinem bemühten Kollegen den Vorwurf machen, er kodiere nicht rechtzeitig oder umfassend. Da sind wir wieder auf der Schiene Strukturqualität --> Ergebnisqualität.
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Aber Hand aufs Herz: es sind in jeder Abteilung immer die gleichen Kollegen, die klasse und ausführlich kodieren und auch immer die gleichen Kodiermuffel. Und das ist einfach unfair: diese unangenehme Arbeit bleibt an ein paar Ärzten kleben, die die Wichtigkeit erkannt haben. Die Oberarztriege hat sich in meinem alten Haus fast komplett gedrückt (bis auf den gynäkologischen Oberarzt, ein Hoch auf ihn und seinen ungebrochenen Elan, der der Abteilung bares Geld in Hülle und Fülle bringt).
Meiner Zustimmung zu den ersten zwei Teilsätzen versichert, erlaube ich mir zu Letzterem eine Stellungnahme zu verweigern...Nur soviel darf ich sagen: bei uns ist es etwas anders...
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Ich weiß, ich bin jetzt leider ziemlich polemisch, aber auch ich glaube, dass vernünftige Software (die wir alle nicht haben, ich weiß) viel Zeit sparen könnte. Aber ich bin auch der festen Überzeugung, wenn alle Abteilungen die Zeit des Jammerns und Wehklagens in konstruktive Schulungen und Kodieraktionen investiert hätten, wären wir alle heute wesentlich weiter.
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Liebe Patricia
hast du das bei grundlegenden Reformen im Gesundheitswesen schon einmal erlebt ??? Immer erst klagen, schreien und Getöse, statt substantiell und vorausschauend aktiv zu werden. Immer dasgleiche. Wenn der erste Aufschrei abflacht, setzt blinder Aktionismus ein, erst danach wird dann konstruktiv gearbeitet. Das Dumme ist nur, dass es dann meist hohe Zeit ist, noch nachzukommen. Insgesamt doch ein "irres (i.S. von irrationales) Tun". Aber mein Lieblingssatz: Das haben wir immer schon so gemacht...
Aus der Psychiatrie grüsst
herzlich
unter dem Einfluss von Haldol-Raumspray
Burkhard