• Offizieller Beitrag

    Guten Morgen,
    auf der DKG-Homepage sind die Kriterien zu künftigen OPS-Änderungen dargestellt.
    Neuer "leicht" angepasster OPS und keine Änderung des ICD für 2003.

    Siehe:
    http://www.dkgev.de/1_med/med-2002_001.htm

    http://www.dkgev.de/pub/newpdf/KKG…_2002-03-06.pdf

    Schönen Tag!

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Forum,

    da haben wir's.

    Im Vordergrund steht die Abrechnungsrelevanz, die Medizin folgt auf den Plätzen.

    Und: Warum einfach ("refined ICD/OPS" durch optionale Freitextübermittlung) wenn es auch kompliziert geht.

    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von Scholz:
    da haben wir's.

    Im Vordergrund steht die Abrechnungsrelevanz, die Medizin folgt auf den Plätzen.

    Guten Tag Herr Scholz,
    ohne den Anstoß für eine große Diskussion geben zu wollen, muß ich trotzdem fragen:

    Was bitte sonst soll im Moment im Vordergrund stehen?

    Es wird weiterhin von Seiten des BMG so getan, als sei alles im vorgegebenen Zeitplan zu erledigen: Kalkulation, offizielles Mapping, Optionsmodell 2003, überhaupt die ganze Einführung... Wir alle glauben doch nicht wirklich daran, oder?
    Wenn also in diesem Zusammenhang überhaupt etwas Sinn macht, dann doch, erst für die DRGs wichtige (wer auch immer das zu aller Zufriedenheit festlegen mag...) OPS-Änderungen/Ergänzungen/Streichungen einzuarbeiten. Dass es medizinisch sinnvoll sein soll ist doch eigentlich vorauszusetzen (im Rahmen des Möglichen, wird natürlich nicht 100 % erfüllt werden). Im 2. Schritt kann man dann ja schauen, ob noch andere Prozeduren ohne (zum jetzigen Zeitpunkt) Relevanz für die DRG-Zuordnung eingearbeitet, ergänzt, oder gestrichen werden sollten. Es gibt da ja auch die Vorstellung eines Kern-OPS zur Abrechnung, flankiert mit einem optionalem weiterführenden Doku-OPS. Ich kenne ja auch Ihre Vorstellung von dem alles umfassenden OPS mit nach oben offener Kodesskala ;), jedoch kann so ein Anspruch nicht gleichzeitig bei vorgegebenen Zeitrahmen erfüllt werden.
    Die komplette Dokumentation der Leistungen wird nie, da bin ich mir sicher, über eine Kodesystematik laufen. Ansonsten wird kein Arzt jemals mehr einen Patienten sehen, sondern ihn nur noch kodieren (man müßte dann aber noch klären, wer behandelt?). Warum soll auch jeder Handschlag kodiert werden müssen?
    Natürlich kenne ich auch aus früheren "Chats" Ihre Vorstellung von der alles-auf-einmal-habe-fertig-Software, die mir meine Diagnosen und Leistungen für die Abrechnung (inkl. Einarbeitung der DKR), Dokumentation, QS, Statistiken und Arztbrief anfertigt und auch gleich die neuen Berufsgruppen (Kodierer, Case-Mix-Manager, Doku-Ass.,...) überflüssig macht. Die möchte jeder gerne haben, dass wird aber wohl noch etwas dauern. Die meisten sind doch schon froh, wenn ihr KIS mit einer Kodiersoftware ohne regelmäßige Crashs kommunizieren kann.

    Ich persönlich habe keine Schwierigkeiten mit diesem Vorgehen. Wir werden jedes Jahr neue Diskussionen führen und dann auch neue OPS-Kodes bekommen.
    Und eines Tages wird der OPS ja vielleicht dann durch ein anderes System ersetzt. Warum also jetzt gleich wieder alles auf einmal haben wollen? Das funktioniert ja auch bei der DRG-Einführung nicht....

    Schönen Tag!

    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau.

  • Guten Abend,

    ich hab mal ausnahmesweise nix zu stänkern, sondern finde diese Nachricht erfreulich:

    <selter>
    keine Änderung des ICD für 2003
    </selter>

    Das ist doch schon mal was. Ich halte den momentanen ICD ganz sicher für differenziert genung, um noch ein Weilchen damit hinzukommen.

    Quiz:

    Von den folgenden drei Werken ist am dringendsten verbesserungsbedürftig:
    a - OPS
    b - ICD
    c - Kodierrichtlinien

    Lösungsvorschläge bitte per "private Nachricht" an mich. Der erste richtige Einsender erhält einen Keks.

    Grüße
    Christian Jacobs

  • [/quote]

    Zitat


    Original von Selter:
    ohne den Anstoß für eine große Diskussion geben zu wollen, muß ich trotzdem fragen:

    Was bitte sonst soll im Moment im Vordergrund stehen?


    Hallo Herr Selter,

    gebe Ihnen Recht, große Diskussionen hatten wir ja schon, kann man ja nachlesen...

    Kurze Antwort, wobei der OPS hier nur z. T. wichtig ist:

    Meines Erachtens sollte im Vordergrund stehen, das AR-DRG-Manual zu übersetzen (MBS nach OPS übersetzen, einmal und nie wieder, nicht OPS nach MBS) und daraus einen OPS-nativen-Grouper, entsprechend dem Beispiel von SBG-Berlin (KODIP-Scout) (kein historical mapping), verbindlich zu machen und auf Kosten der Krankenkassen (Beitragszahler) allen Krankenhäusern zur Verfügung zu stellen. Nur so ist ein einheitliches Abrechnen überhaupt möglich. Eine bundeseinheitliche Kodiersoftware wäre toll bezüglich der Chancengleichheit, aber zu vernünftig, um wahr zu sein.

    Eine Überarbeitung des §301-Verfahrens halte ich ebenfalls für brandeilig, da dieser alle datenschutzrechtlichen Errungenschaften des §21 Krankenhausentgeltgesetz aushebelt und nicht zum DRG-System passt.

    Wenn der Datenschutz auf Krankenhaus/Krankenkassenebene tatsächlich nichts gilt, dann sollte wenigstens aus technischen Gründen der §301-Patientendatensatz, was die ICD/OPS-Codes angeht, dem §21-Datensatz Krankenhausentgeltgesetz entsprechen. Oder man nimmt in Kauf, dass Krankenkassen und Datenstelle unterschiedliche Fallbeschreibungen bekommen!
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Zitat


    Original von Selter:
    auf der DKG-Homepage sind die Kriterien zu künftigen OPS-Änderungen dargestellt.

    http://www.dkgev.de/pub/newpdf/KKG…_2002-03-06.pdf

    Hallo Forum,

    mein Kommentar zu den Gesichtspunkten zur Aufnahme von Prozeduren in den OPS-301 in der KKG-Mitteilung

    Zitat


    Original von KKG:
    a) Im Vorschlag wird begründet, warum die Kodierung der Prozedur fachlich unverzichtbar ist. Außerdem wird dargestellt, inwieweit die Prozedur fachlich etabliert und wissenschaftlich evaluiert ist. Sofern sinnvoll und verfügbar werden Angaben zum Evidenzgrad zitierter Studien und darüber gemacht, ob die Prozedur bereits in anderen internationalen Prozedurenklassifikationen durch einen spezifischen Kode abgebildet wird (Gesichtspunkt der Relevanz).

    Leitlinien und evidenced based medicine jetzt also bereits in der Medizinersprache. Was nicht EBM ist, braucht erst gar nicht kodiert zu werden. "Besser" wäre es da doch, alles, was nicht EBM ist, gleich unter Strafe zu stellen. Hätte man allerdings Kodes auch für noch ungesicherte Verfahren, könnte man diese erfassen und auf Evidenz prüfen...

    Zitat


    Original von KKG:
    b) Im Vorschlag wird mitgeteilt (ggf. geschätzt), an wie vielen Patienten und in wie vielen Fachabteilungen (Kliniken) die Prozedur seit wann durchgeführt wird (Gesichtspunkt der Häufigkeit).

    Man könnte es natürlich auch anders machen: erst den neuen Schlüssel freigeben, dann bekommt man die Antwort auf die Häufigkeitsfragen nämlich automatisch...
    Und was ist eigentlich dagegen einzuwenden, dass ein Schlüssel selten verwendet wird?
    Wer einen Schlüssel nicht braucht, benutzt ihn einfach nicht, wo ist das Problem?

    Zitat


    Original von KKG:
    c) Im Vorschlag wird angegeben (ggf. geschätzt), wie hoch die Kosten der Prozedur im Verhältnis zu den Kosten des gesamten Falles sind (ggf. Aufwand nachvollziehbar erläutern) (Gesichtspunkt der Kosten).

    Ist zukünftig derjenige, der einen Sachverhalt verschlüsseln will, für die Kostenkalkulation zuständig? Viel Spaß beim Durchkalkulieren der derzeitigen 23.825 OPS-Codes!

    Ich dachte, wir wollten höchstens 800 Fallgruppen kalkulieren.


    Zitat


    Original von KKG:
    d) Im Vorschlag wird dargelegt, inwieweit sich verschiedene Prozeduren in einer betroffenen Schlüsselnummer bezüglich der Kosten unterscheiden. Eine Differenzierung der Schlüsselnummer erfolgt, wenn sich die Kosten dieser Prozeduren erheblich unterscheiden (Gesichtspunkt der Unterscheidbarkeit).

    Hat derjenige, der für diesen Vorschlag verantwortlich ist, jemals eine Operation verschlüsselt? Wenn dieser Vorschlag umgesetzt würde, könnte man fast sämtliche 6steller und wahrscheinlich auch 5steller streichen.
    Wie wärs mit 5-401 Bauchoperation sehr teuer, 5-402 Bauchoperation mittelteuer und 5-403 Bauchoperation preiswert?


    Zitat


    Original von KKG:
    e) Eine Prozedur im OPS-301 ist in der Regel eine diagnostische oder therapeutische Vorgehensweise, die in sich abgeschlossen ist und für sich allein durchgeführt werden kann (Gesichtspunkt der Eigenständigkeit).

    Ja, endlich ein guter Vorschlag.

    Zitat


    Original von KKG:
    4. Prüfung vorhandener OPS-301-Kodes

    Es ist bei zukünftigen Revisionen vorgesehen, die bestehenden OPS-301-Schlüsselnummern anhand der vorstehenden Gesichtspunkte zu überprüfen.

    Viel Vergnügen dabei, der nächste OPS hat dann ca. 2000 endständige Kodes.

    Fazit: Medizinische Gesichtspunkte oder einfach der Wunsch, den OPS praxisnäher zu gestalten, werden ökonomischen Gesichtspunkten untergeordnet. Die Möglichkeit, den OPS wie bisher auch als recherchierbare Medizinersprache verwenden zu können, wird zunehmend erschwert.

    Innovative Möglichkeiten der Verfahrenspflege (edv-technisch auf direktem Wege von der kodierenden Basis in den neuen Katalog hinein, schnell und damit kostengünstig) werden nicht verfolgt. Stattdessen werden bürokratische Hürden auf einer Ebene errichtet, die bisher noch in den Bereich wissenschaftlicher Forschung und Lehre bzw. Therapiefreiheit fiel.

    Dieses Gremium ist wie ein Parlament paritätisch besetzt
    http://www.dimdi.de/germ/klassi/kkg/mitglieder.htm

    und erachtet Wissenschaft offenbar für verhandelbar und demokratisch entscheidbar.

    Hier kann leicht der Patient vergessen werden, das Arzt-Patienten-Verhältnis, der individuelle Fall, die freie Arztwahl und die Therapiefreiheit des Arztes.

    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag Herr Scholz,

    Zitat


    Original von Selter:
    Guten Tag Herr Scholz,
    ohne den Anstoß für eine große Diskussion geben zu wollen, muß ich trotzdem fragen:
    Was bitte sonst soll im Moment im Vordergrund stehen?

    Zitat

    Hallo Herr Selter,
    gebe Ihnen Recht, große Diskussionen hatten wir ja schon, kann man ja nachlesen...

    Ich hatte Hoffnung ...war wohl nichts!:rolleyes:

    Ich werde es bereuen ;), frage aber trotzdem nach:

    Zitat


    Original von Scholz:
    Hier kann leicht der Patient vergessen werden, das Arzt-Patienten-Verhältnis, der individuelle Fall, die freie Arztwahl und die Therapiefreiheit des Arztes.

    Was haben die Kriterien für die Neuaufnahme von Kodes in den OPS-2.x mit diesen, wie die TOP 5 der Ängste-Headlines der med. Presse klingenden, Aspekten zu tun?



    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau.

  • Zitat


    Original von Selter:
    Was haben die Kriterien für die Neuaufnahme von Kodes in den OPS-2.x mit diesen, wie die TOP 5 der Ängste-Headlines der med. Presse klingenden, Aspekten zu tun?

    Hallo Herr Selter,

    die Tendenz, Fälle in Schubladen zu stecken, ist im Rahmen der Gruppierung sicher nicht vermeidbar und definiert geradezu das DRG-Verfahren.

    Um im Bild zu bleiben: Da das System im Gegensatz zum bisherigen FP/SE-System nicht nur einen Teilbereich der medizinischen Wirklichkeit abbildet, sondern umfassend ist, gelangen in eine kostenhomogene Schublade dabei zwangsläufig auch medizinisch unterschiedliche Fälle. Und das System funktioniert deshalb trotzdem.

    Daher ist es völlig unschädlich, an einer medizinisch begründeten Fallbeschreibung festzuhalten. Es reicht völlig aus, sehr individuelle und differenzierte Codes erst durch den Groupingprozess zu den letzlich verbindlichen ökonomischen Pauschalen zusammenzufassen und nicht bereits im Vorfeld jeden einzelnen OPS auf Kostenrelevanz abzuchecken.

    OPS und ICD ist auch Sprache. Und wenn das, was ich sagen darf, erst in Studien bewiesen sein muss und außerdem kostenmäßig relevant, dann fühle ich mich in meiner Freiheit allerdings gewaltig eingeschränkt.

    Das ist eine Regelungswut, die sicher noch niemand auf Evidenz und Effizienz geprüft hat.

    Das Kalkulationsverfahren erfolgt doch nicht etwa durch die Addition der von irgendwem irgendwann kalkulierten Kosten der kodierten Einzelprozeduren, sondern durch die relativ einfach gehaltene Aufteilung von Personal- und Sachkosten der noch gar nicht eingruppierten Einzelfälle durch Verwendung von Umlageschlüsseln wie Verweildauertage, Pflegeminuten, Schnitt-Naht-Zeiten und ggf. Sachkosten bei A-Artikeln.

    Auch hier ist ein grundsätzlicher Unterschied zum derzeitigen FP/SE-System. Dort gibt es diese historischen Kalkulationen. Das DRG-System (meine Meinung) dient dazu, umfassend alle Istkosten aller Krankenhäuser auf alle Fälle aufzuteilen, ohne Rest(-budget) und am Durchschnitt gemessen zu vergüten.

    Das geschieht unabhängig von der Kostenrelevanz oder Häufigkeit einzelner kodierter Prozeduren.

    Also besteht keine systembedingte Notwendigkeit, derart strenge Kriterien an die Aufnahme einer Prozedur in den OPS zu stellen.

    Als Beispiel zu den "5 Angstthemen" sei nur das Angebot und die zunehmende Nachfrage nach "alternativer Medizin" genannt, die durch derartige Regelungen völlig unnötig weiterhin ausgegrenzt würden, trotz ihres möglicherweise nicht unerheblichen Einsparpotentials. Wenn derartige Prozeduren und alle neuen Verfahren kodiert würden, wäre etwaiger Bedarf sofort transparent.

    Wenn Sie dann z. B. feststellen, dass sich durch neue Verfahren die Verweildauern senken lassen, sind sie froh über die Information.

    Ich denke, es ist ein Gegensatz und wohl nahezu eine weltanschauliche Frage:

    Individuelle Therapiefreiheit, Berichtspflicht und anschließende Evaluation der Vielfalt, Einsparpotentiale werden transparent.

    oder

    Einheitstherapie für alle mit Ausgrenzung der nicht ins Bild passenden Patienten und Ärzte in der Hoffnung, so Kosten sparen zu können.

    Das Ausmaß der Freiheit und der Bürokratie ist entgegengesetzt proportional.
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Hr. Scholz,

    ich hätte einfach nicht fragen sollen... ;)

    Zitat


    die Tendenz, Fälle in Schubladen zu stecken, ist im Rahmen der Gruppierung sicher nicht vermeidbar und definiert geradezu das DRG-Verfahren.
    Um im Bild zu bleiben: Da das System im Gegensatz zum bisherigen FP/SE-System nicht nur einen Teilbereich der medizinischen Wirklichkeit abbildet, sondern umfassend ist, gelangen in eine kostenhomogene Schublade dabei zwangsläufig auch medizinisch unterschiedliche Fälle. Und das System funktioniert deshalb trotzdem.


    So funktioniert das DRG-System: Einteilung der Fälle nach medizinischen und ökonomischen Aspekten (Reihenfolge der Nennung ohne Wertung). Sollte jedem mittlerweile klar sein.

    Zitat


    Daher ist es völlig unschädlich, an einer medizinisch begründeten Fallbeschreibung festzuhalten.


    Genau darum geht es ja: Begründung für einen neuen OPS-Kode liefern (was für den Einen eine Begründung ist, muß nicht für Alle gelten, oder?)

    Zitat

    Es reicht völlig aus, sehr individuelle und differenzierte Codes erst durch den Groupingprozess zu den letztlich verbindlichen ökonomischen Pauschalen zusammenzufassen und nicht bereits im Vorfeld jeden einzelnen OPS auf Kostenrelevanz abzuchecken.

    Woher weis ich denn im Einzelfall, ohne Abschätzung der Kostenrelevanz, ob denn die dann gefundene "verbindliche ökonomische Pauschale" auch dem wirklichem Ressourcenverbrauch entspricht, besser: die genannt Prozedur ökonomisch dort gar nicht ansiedelbar ist?

    Zitat

    OPS und ICD ist auch Sprache.


    Sicher, aber ich muß nicht jeden Dialekt verstehen, wenn man sich auf Hochdeutsch einigen kann. ;)

    Zitat

    Und wenn das, was ich sagen darf, erst in Studien bewiesen sein muss und außerdem kostenmäßig relevant, dann fühle ich mich in meiner Freiheit allerdings gewaltig eingeschränkt.

    Es hindert Sie keiner daran etwas zu sagen: Dokumentation ist nicht gleich Kodierung. Und außerdem: Sie werden neue Methoden, alternative Behandlungen ect. nicht dadurch publizieren und etablieren, weil Sie einen Kode dafür durchgesetzt haben, sondern weil Sie dokumentiert, Ergebnisse formuliert, ... haben (kurz: Studie).

    Zitat

    Das DRG-System (meine Meinung) dient dazu, umfassend alle Istkosten aller Krankenhäuser auf alle Fälle aufzuteilen...

    Nein, es dient dazu Ihnen klar zu machen: Das ist was du kriegst! Ganz bestimmt nicht: Das ist was es dich gekostet hat! Das genau wollen Sie aber erfahren, um zu wissen, ob Sie mit dem DRG-System leben können. Natürlich auch Inhalt der gegenwärtigen Kalkulationsveranstaltung.

    Zitat

    Als Beispiel zu den "5 Angstthemen" sei nur das Angebot und die zunehmen-de Nachfrage nach "alternativer Medizin" genannt, die durch derartige Regelungen völlig unnötig weiterhin ausgegrenzt würden, trotz ihres möglicherweise nicht uner-heblichen Einsparpotentials. Wenn derartige Prozeduren und alle neuen Verfahren kodiert würden, wäre etwaiger Bedarf sofort transparent.Wenn Sie dann z. B. fest-stellen, dass sich durch neue Verfahren die Verweildauern senken lassen, sind sie froh über die Information.

    s.o., Dokumentation ist nicht gleich Kodierung

    Zitat

    Ich denke, es ist ein Gegensatz und wohl nahezu eine weltanschauliche Frage:
    Individuelle Therapiefreiheit, Berichtspflicht und anschließende Evaluation der Vielfalt, Einsparpotentiale werden transparent.
    oder
    Einheitstherapie für alle mit Ausgrenzung der nicht ins Bild passenden Patienten und Ärzte in der Hoffnung, so Kosten sparen zu können.
    Das Ausmaß der Freiheit und der Bürokratie ist entgegengesetzt proportional.

    Meine Weltanschauung und Freiheit wird durch andere Themen als die Kriterien zur OPS-Neuaufnahme tangiert, ich bevorzuge EBM gegenüber Einheitstherapie und bin als Arzt im Med. Cont. sowieso ein "Ausgegrenzter"! ;)

    Ich wünsche Ihnen einen schönen Feierabend!

    Gruß

    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau.

  • Hallo Herr Selter,

    ich unterstelle mal, Sie wünschen wirklich eine Antwort, sonst hätten Sie ja nicht gefragt.
    :hasi: :hasi: :hasi:

    Zitat


    Original von Selter:
    So funktioniert das DRG-System: Einteilung der Fälle nach medizinischen und ökonomischen Aspekten (Reihenfolge der Nennung ohne Wertung). Sollte jedem mittlerweile klar sein.


    Vermutlich noch nicht jedem. Insbesondere der Unterschied zum bisherigen System der FP/SE, nämlich Einteilung aller Fälle nach medizinischen und ökonomischen Aspekten.

    Zitat


    Original von Selter:
    Genau darum geht es ja: Begründung für einen neuen OPS-Kode liefern (was für den Einen eine Begründung ist, muß nicht für Alle gelten, oder?)


    Und was schließen Sie daraus? Dass ich erst Alle fragen muss, ob sie mit der Begründung etwas anfangen können? Ich stehe eben auf dem Standpunkt, dass genau dies nicht sinnvoll ist. Muss ich denn über alles abstimmen und beraten? Mit wem denn? Auswerten können wir doch hinterher. Wenn niemand den Schlüssel braucht, wird er eben nicht verwendet, passiert doch jetzt auch laufend. - Machen Sie doch mal 'ne Statistik, wieviele OPS z. B. in Ihrer Klinik gar nicht verwendet werden.

    Zitat


    Original von Selter:
    Woher weis ich denn im Einzelfall, ohne Abschätzung der Kostenrelevanz, ob denn die dann gefundene "verbindliche ökonomische Pauschale" auch dem wirklichem Ressourcenverbrauch entspricht, besser: die genannt Prozedur ökonomisch dort gar nicht ansiedelbar ist?

    Der kodierende Arzt muss überhaupt nicht wissen, "wie teuer ein OPS ist". Ob eine Prozedur benötigt wird, um Kostenhomogenität darzustellen, kann erst durch Analyse aller casemix- und costing-Daten festgestellt werden. Das ist nicht Aufgabe des DIMDI, KKG bzw. der Fachgesellschaft, sondern des DRG-Instituts, welches nur bei statistischer Signifikanz berechtigt ist, die Prozedur gruppierungsrelevant im DRG-Algorithmus zu platzieren. Dort erscheint ja nur ein Teil der OPS-Ziffern. Und den anderen Teil haben wir eben aus nichtökonomischen Gründen im Katalog oder weil einzelne Kodes erst in z. B. 2 Jahren so häufig verwendet werden, dass eine statistische Aussage ihrer Kostenrelevanz möglich ist.


    Zitat


    Original von Selter:


    Sicher, aber ich muß nicht jeden Dialekt verstehen, wenn man sich auf Hochdeutsch einigen kann. ;)

    Gemach, gemach. Wir bekommen ja alles auch in Hochdeutsch geliefert, siehe Kodierrichtlinien und z. T. ausufernden Legenden zu bestimmten OPS (z. B. diverse Komplextherapien mit z. B. mindestens 5 mal die Woche 2 mal tgl. mindesten 15 minütiger Zuwendung eines qualifizierten Therapeutenteams etc. - und Wehe, wehe, es waren nur 3 mal 7 Minuten!). Dadurch wird es auch nicht besser.

    Zitat


    Original von Selter:
    Es hindert Sie keiner daran etwas zu sagen: Dokumentation ist nicht gleich Kodierung. Und außerdem: Sie werden neue Methoden, alternative Behandlungen ect. nicht dadurch publizieren und etablieren, weil Sie einen Kode dafür durchgesetzt haben, sondern weil Sie dokumentiert, Ergebnisse formuliert, ... haben (kurz: Studie).

    Neue Methoden und Behandlungen konnten sich, sehr oft ganz ohne Studie, zumindest lehrt das die Geschichte, auch dadurch durchsetzen, dass sie erfolgreich waren. Kurz: Wer heilt hat recht. Da muss aber jeder selber durch: hier der Patient, dort der Impact-Faktor.

    Dokumentation <> Kodierung, nun ja. Mal 'ne Frage: was von beiden eignet sich denn besser für 'ne Studie, der Sie dann so viel Vertrauen schenken?

    Zitat


    Original von Selter:


    Nein, es dient dazu Ihnen klar zu machen: Das ist was du kriegst! Ganz bestimmt nicht: Das ist was es dich gekostet hat! Das genau wollen Sie aber erfahren, um zu wissen, ob Sie mit dem DRG-System leben können. Natürlich auch Inhalt der gegenwärtigen Kalkulationsveranstaltung.


    Leider den Satz nicht zu Ende gelesen oder zumindest anders interpretiert, als ich es gemeint habe.
    Ich meine, dass zunächst bei der Ermittlung der Relativgewichte tatsächlich (je nach Anzahl der kalkulierenden Häuser mehr oder weniger differenziert, aber auf Grund der auch heute schon bekannten Gesamtkosten aller Krankenhäuser) durch Division der Istkosten aller Krankenhäuser durch die Anzahl aller Fälle aller Krankenhäuser ein realer deutscher Basisfallwert bestimmt werden kann. Wenn dieser zur Grundlage für die Erlöse gemacht wird, kommt es nur zu einer Umverteilung und man könnte (als Volkswirtschaft) vermutlich damit leben. Wenn man diesen Basisfallwert aber einfriert, kommt es zu einer Deckelung. Wenn man ihn absenkt, zu einer Rationierung.

    Wenn man jedes Jahr die neuen Ist-Zahlen (der Kosten) dem neuen Basisfallwert zugrunde legt, kommt es zu einem Wettbewerb und zu einer Gesamtkostensenkung, da die teuren Häuser sparen müssen. Und die kostengünstigeren Häuser können mehr Patienten behandeln.

    Ob das einzelne Haus kostendeckend arbeitet, kann es anhand der eigenen Kalkulation DRG-bezogen feststellen.

    Zitat


    s.o., Dokumentation ist nicht gleich Kodierung


    Herr Selter, ich denke, dieses Schlagwort passt nicht universell, s. o.

    Zitat


    ... ich bevorzuge EBM gegenüber Einheitstherapie ...


    EBM hat sicher auch Vorteile, aber gegenwärtig wird es beinahe zu einem Allheilmittel hochstilisiert, s. auch DMP und die entsprechende Kritik. Diese Checklistenmedizin ist doch was für Anfänger und leider auch für Bürokraten, Kontrolleure, Gutachter und Juristen. Was als Orientierung segensreich ist, wird als Zwangsjacke zum Fluch. Und teuer.

    Auch Ihnen einen schönen Feierabend
    pfiade.gif
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen Herr Scholz,
    kurze Kommentare zu Ihren Standpunkten:

    Zitat


    Original von Scholz:
    Hallo Herr Selter,
    ich unterstelle mal, Sie wünschen wirklich eine Antwort, sonst hätten Sie ja nicht gefragt.


    Klar!

    Zitat

    Vermutlich noch nicht jedem. Insbesondere der Unterschied zum bisherigen System der FP/SE, nämlich Einteilung aller Fälle nach medizinischen und ökonomischen Aspekten.


    Die letzten beißen die Hunde...

    Zitat

    Und was schließen Sie daraus? Dass ich erst Alle fragen muss, ob sie mit der Begründung etwas anfangen können? Ich stehe eben auf dem Standpunkt, dass genau dies nicht sinnvoll ist. Muss ich denn über alles abstimmen und beraten? Mit wem denn? Auswerten können wir doch hinterher. Wenn niemand den Schlüssel braucht, wird er eben nicht verwendet, passiert doch jetzt auch laufend. - Machen Sie doch mal 'ne Statistik, wieviele OPS z. B. in Ihrer Klinik gar nicht verwendet werden.


    Es ist doch klar, dass nicht jeder gefragt wird (wir sind nördlich der Alpen ;) ). Eine Statistik dieser Art interessiert mich überhaupt nicht, was soll sie mir bringen?

    Zitat

    Der kodierende Arzt muss überhaupt nicht wissen, "wie teuer" ein OPS ist. Ob eine Prozedur benötigt wird, um Kostenhomogenität darzustellen, kann erst durch Analyse aller casemix- und costing-Daten festgestellt werden.


    Ich habe auch nicht von Ärzten gesprochen, oder übernehmen diese, dass von Ihnen im 2. Satz erwähnte? Wohl kaum!

    Zitat

    Gemach, gemach.


    Das war es doch, was ich mir von Ihnen wünschte:

    Zitat

    Original von Selter:Warum also jetzt gleich wieder alles auf einmal haben wollen? Das funktioniert ja auch bei der DRG-Einführung nicht.....

    Zitat

    ...z. T. ausufernden Legenden zu bestimmten OPS (z. B. diverse Komplextherapien mit z. B. mindestens 5 mal die Woche 2 mal tgl. mindesten 15 minütiger Zuwendung eines qualifizierten Therapeutenteams etc. - und Wehe, wehe, es waren nur 3 mal 7 Minuten!). Dadurch wird es auch nicht besser.


    Genau! Wir sind uns also doch einig! Deswegen bitte eine Kontrollinstanz vorher!!

    Zitat

    Dokumentation <> Kodierung, nun ja. Mal 'ne Frage: was von beiden eignet sich denn besser für 'ne Studie, der Sie dann so viel Vertrauen schenken?


    Dokumentation natürlich. Habe auch kein Blanko-Vertrauen in Studien.

    Zitat

    Selter: s.o., Dokumentation ist nicht gleich Kodierung.

    Scholz: Herr Selter, ich denke, dieses Schlagwort passt nicht universell, s. o.


    Selbstverstädlich nicht. Wir unterhalten uns aber über ein spezielles Thema.

    Zitat

    EBM hat sicher auch Vorteile, aber gegenwärtig wird es beinahe zu einem Allheilmittel hochstilisiert, s. auch DMP und die entsprechende Kritik. Diese Checklistenmedizin ist doch was für Anfänger und leider auch für Bürokraten, Kontrolleure, Gutachter und Juristen. Was als Orientierung segensreich ist, wird als Zwangsjacke zum Fluch. Und teuer.


    Jetzt dann doch ein längerer Kommentar:
    Wenn man es richtig einsetzt (und nicht über Behandlungspfade, Clinical Pathways, ... abbildbare Fälle wird es immer geben und sind Teil von diesen!) gibt es keinen mir einleuchtenden Grund, warum ich meine Therapien nicht an den momentan am optimalsten eingeschätzten Vorgehen orientieren soll (Bitte jetzt nicht wieder "Vertrauen in Studien" oder ähnlichem kontern).
    Allheilmittel? Natürlich nicht, wer so etwas rein interpretiert versteht es nicht oder will Ängste heraufbeschwören, wie z.B. Einschränkung der ärztlichen Freiheit ... Hilfestellung für Anfänger? Super, der Frischling kann sich also nach im Haus vorliegenden Behandlungsabläufen orientieren und muß sich nicht alle Informationen mühselig aus seinen Kitteltaschenbüchern zusammentragen. Erinnern Sie sich an Ihre ersten Dienste?
    Checklistenmedizin, Bürokraten, Kontrolleure, Gutachter, Juristen, Zwangsjacke? Woher nur diese Angst?

    Zitat

    Auch Ihnen einen schönen Feierabend


    Danke, hatte ihn. Wenn ich mir aber Ihre anderen Posts von gestern ansehe, muß ich davon ausgehen, dass Sie Ihren vor dem Monitor verbracht haben. Das ist auf die Dauer nicht gesund ;) !
    Wir sollten uns lieber mal persönlich über das eine oder andere Thema austauschen, schont unsere Fingerkuppen, die Geduld mancher anderer Forumsteilnehmer (natürlich muß ja auch keiner unseren teilweise zu langen Ergüssen (Texten) lauschen) und Mißverständnisse sind leichter auszuschließen. Ich maile Ihnen mal meine Nummer, rufen Sie doch mal an, wenn Sie mögen.

    Schönen Tag!


    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau.