Haematomausräumung

  • Hallo verehrtes Forum,

    Pat. stürzt und zieht sich ein großes Haematom an der re. Hüfte zu, welches chirurg. saniert wurde (Inzision). Nach gutem Heilungsverlauf konnte Redon zeitgerecht entfernt werden. :biggrin:

    Kodierte Prozedur: 5-850.07 Haematomausr. an Hüftmuskeln und Muskelinzision.

    Diesen Kode bringt Kodip nach Stichwortsuche. Der MDK sieht dies nun aber anders. Dieser schlägt den Kode: 5-892e Andere Inzision an Haut und Unterhaut ohne weitere Maßnahmen vor. Womit eine wesentlich schlechter bewertete DRG angesteuert wird.

    Auch der von uns kodierte Proz.Kode trifft m.E. nicht ganz das durchgeführte, aber noch eher, als der, der vom MDK verlangt wird :noo:

    Hat jemand einen guten Rat? Vielen Dank für das Licht im Dunkeln :sonne:

    Grüße Wolfgang Miller

  • Hallo Herr Miller,

    Das Problem liegt im Versteckten. Ein traumatisches Hämatom wird in der ICD praktisch ganz gleich wie tief es ist, als oberflächliche Prellung rückübersetzt (s. ICD Kapitel S Erklärung zur oberflächlichen Wunde.

    Sie geben den Code 5-850.07 an (Längsinzision eines Muskels inkl. Drainage). Was tatsächlich gemacht wurde, schreiben Sie leider nicht. Ist der Muskel wirklich eröffnet worden, ist der Code wahrscheinlich richtig.

    Was ich aber sagen möchte ist, dass den Codes auf 5-89 – 5-90 eine viel zu große Bedeutung beigemessen wird. Diese Codes treffen im Allgemeinen nur dann zu – außer wenn eine größere Eindringtiefe wörtlich im Codetext vorgegeben ist – wenn an der Haut und Subcutis operiert wird.

    Warum man oft größte Wundversorgungen hier codiert findet, wird mir stets ein Rätsel bleiben. Die Versorgung tieferer Wunden erfordert Codes der entsprechenden Schichten, selbst wenn es Codes auf „x“ sind. Es gibt nur wenige Codes die Schicht übergreifend zutreffen z.B. 5-869.1.

    Vielleicht schauen Sie sich den OP-Bericht genau an und identifizieren die versorgten Schichten und codieren dann danach.

    Vielleicht hilft Ihnen dies weiter.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Verehrtes Forum, hallo Herr Winter,

    vielen Dank für Ihre Antwort. Lt. OP-Bericht kam es nach Sturz unter Marcumareinnahme zu einer Einblutung im re. O-Schenkel.Sonographisch und palpatorisch ließ sich ein Hämatom über dem Trochantor major re. feststellen. Proz.: Längsschnitt über dem Trochantor major, Präparation des s.c. Fettgewebes und der etwa 10x10 cm großen Hämatomhöhle.

    Entfernung von etwa 100 ccm geronnenen Blutes, eine Blutungsquelle war nicht darstellbar. Spülen der Hämatohöhle und Einlegen einer Redondrainage und schichtweiser Wundverschluss. Hautnah, steriles Pflaster.

    Trifft in diesem Fall die 5-869.1 zu? Mit dieser Proz. wird eine höhere DRG angesteuert, als primär übermittelt.

    Vielen Dank, bereits im Vorraus.

    Bitterkalte Grüße
    Wolfgang Miller

  • Hallo Herr Miller,

    Nun sieht vieles anders aus.

    Zunächst ist zu klären, ob das Hämatom Folge der Marcumar-Therapie war (D68.3) mit der Indikation für die Marcumartherapie als ND und auch die Prellung als ND. Dies wäre der Fall, wenn die Marcumar-Therapie der auslösende Faktor dafür war, dass nicht nur einen „blauen Fleck“, den wohl niemand operiert hätte, sondern ein echtes fluktuierendes Hämatom entstand.

    Oder war die Prellung mit Hämatom die HD und alles andere ND. Die Frage kann man nicht von außen entscheiden.

    Zur OP: Sie geben an, dass das Hämatom über dem Trochanter major gefunden wurde. Vom Trochanter major bis zu Haut gibt es aber verschiedene Schichten, Bursa/Muskeln/Fascie und dann erst Subcutis und Cutis. Wenn wirklich nur im subcutanen Fettgewebe operiert wurde, kommen wir tatsächlich an den Codes 5-892.1 (d/e je nach Zuordnung) oder 5-893.1 (d/e je nach Zuordnung, wobei auch die Drainage inbegriffen wäre) und erkranktes Gewebe (z.B. die Höhlenwandung) entfernt wurde, nicht vorbei. Lag das Hämatom subfascial, kämen die anderen Codes, worauf auch der Querverweis hinzielt (5-850.ff), in Frage.

    Das können nur Sie an Ort und Stelle klären.

    Vielleicht hilft Ihnen dies weiter.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo,
    auch wenn dieses Thema schon älter ist, möchte ich meine Frage hier anhängen.

    ich bitte um Ihre Hilfe bei folgendem OP-Bericht bezüglich der Kodierung.

    Bericht:

    Narkoseeinleitung, Hautdesinfektion, OP-Feldeindeckung wird der entsprechende Narbenbereich im distalen Narbenabschnitt exzidiert, einschließlich der tieferen Narbenregion. Wir eröffnen eine Höhle, die sich im subfascialen Bereich befindet. Hier sind synovitische Veränderungen sichtbar. Sowohl das Sekret als Antibiogramm als auch diese Veränderungen werden zur histologischen Untersuchung eingeschickt. Danach wird die Höhle, welche eine Ausdehnung von ca. 10 x 15 cm hat und nach dorsal läuft vollständig sibfascial liegt, gespült, mit dem scharfen Löffel gesäubert und mehrfach nachgespült. Danach ist die Höhle völlig sauber. Unter Legen von zwei 16 Charr. Redondrainagen wird die Wunde primär verschlossen. Verband.

    Mit welchen OPS- Kodes stelle ich den Sachverhalt korrekt dar?

    Danke

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo,
    ich möchte noch weitere Infos zum Fall geben, da außer dem OPS auch die HD strittig ist.

    Pat. kommt mit einem Hämatom subfazial aus Rehaklinik. Kein Sturz keine Wunde.
    Pat. zeigt typische Entzündungszeichen (Rötung und Überwärmung) und einen Hb-Abfall
    Th: Erygabe und OP (Hämatom-Ausräumung bis in den subfascialen Bereich)am Aufnahmetag (siehe OP Bericht). Abstrich im OP Bereich: Ergebnis B95.6 (Staph. Aureus)
    Ergänzung: einmalige intraoperative Antibiose. Dann erst 2Tage später Beginn einer Antibiose entsprechend Antibiogramm.

    Wir streiten uns mit dem MDK um HD und OPS
    Bitte um Kodierungsvorschläge
    Danke

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo MiChu,
    ich wage es mal, einen Vorschlag zu machen :)
    Ich finde in der Beschreibung nicht, um welchen Körperteil es hier geht.
    Der OPS müsste wohl aus dem Bereich 5-850.6** (Inzision einer Faszie, offen chirurgisch) genommen werden.
    Als HD könnte - wenn es sich klinisch wirklich um Hämatom und nicht um Abszess handelt - M62.89 (Nichttraumatisches Muskelhämatom) kodiert werden.
    Gruß
    GenS

  • Hallo,
    Danke GenS
    Da habe ich natürlich wichtige Infos vergessen:
    Zustand nach Osteosynthese einer Acetabulumfraktur

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo MiChu,
    den OPS 5-850.6* sehe ich ebenfalls als korrekt.
    Ergänzend zur HD Hämatom (M62.89) oder Abszess (L02.3) *B95.6 wäre als ND T84.6 zu kodieren. So sieht es jedenfalls der BDC .

    Ich bin aber auch neugierig ^^ Über welche HD, welchen OPS wird denn gestritten?

    Gruß
    Fayence

  • hallo!


    mein Vorschlag: Morel-Lavallee-Läsion, infiziert


    Ein "hämatom" von 10x15 cm ist schwer in einem Muskel in der Leiste unterzubringen, sicher nicht im gracilis. Nur bei diesen decollements in der subcutis entstehen höhlen dieser ausmasse, zb über dem großen trochanter 30x40 cm.
    Typische begleitverletzug oder vorgeschichte eine fraktur des Acetabulums.
    Beschrieben vor 160 jahren!


    mfg ET.gkv

  • Beschrieben vor 160 jahren!

    Hallo ET.gkv,

    was sollen uns diese Worte sagen? Dass ein Operateur nicht in der Lage ist, eine Morel-Lavallée-Läsion erkennen und als Diagnose benennen zu können?

    Abgesehen davon wird diese seltene Läsion als Abscheren von Haut und Subcutis von der Fascie infolge kombinierter Druck- und Scherkräfte beschrieben, die die Entwicklung großer blutgefüllter Hohlräume nach sich zieht (z.B. bei Überrolltraumata)

    Ich für meinen Teil kann jedenfalls nicht nachvollziehen, dass Sie aufgrund der gemachten Angaben auf diese Diagnose kommen. Zumal diese Läsion bereits zum Zeitpunkt der Acetabulum Fraktur hätte diagnostiziert werden müssen. Welcher Grad eines Weichteilschadens da wohl beschrieben war?

    Gruß
    Fayence