Interne Verlegungen (Verteilung von CM und Erlösen)

  • Sehr geehrte Damen, Herren,

    Wie kann man den CM bzw. die Erlöse eines Behandlungsfalles
    bei interner Verlegung am besten/gerechtesten aufteilen.

    Prinzipiell kann man zwischen drei Möglichkeiten entscheiden.

    1. aufnehmende Fachabteilung/Station
    2. entlassende Fachabteilung/Station
    3. Fachabteilung/Station mit der längsten Verweildauer

    (Dies scheint mir auf Dauer nicht verursachungsgerecht zu sein)

    Bei einer internen Verlegung geht eine Station/Fachabteilung immer leer aus.

    Wird der Patient zwischenzeitlich noch auf eine
    Intensivstation verlegt...ist das Chaos perfekt.

    Gibt es hierzu bestimmte Methoden/Tools/Software/Excel-Sheets,
    Lösungsansätze, wie man den CM verursachungsgerecht auf die Stationen/Fachabteilungen aufteilen kann.

    Wie löst man das Problem in den Häusern!

    Gruß aus Wuppertal
    Jörg Holitschke

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Holitschke,

    Zitat


    Original von Jörg Holitschke:
    Wie kann man den CM bzw. die Erlöse eines Behandlungsfalles
    bei interner Verlegung am besten/gerechtesten aufteilen.


    Da haben sich schon berufene Geister vor einigen Jahren den Kopf drüber zerbrochen...

    Zitat


    Prinzipiell kann man zwischen drei Möglichkeiten entscheiden.

    1. aufnehmende Fachabteilung/Station
    2. entlassende Fachabteilung/Station
    3. Fachabteilung/Station mit der längsten Verweildauer

    (Dies scheint mir auf Dauer nicht verursachungsgerecht zu sein)


    Wenn ich mich recht entsinne - anderenfalls möge man mir widersprechen - gilt die unter 3. genannte Methode als am sachgerechtesten.

    Zitat


    Wie löst man das Problem in den Häusern!

    Relativ aufwändig, jedoch m.E. noch etwas \"gerechter\" ist folgendes Vorgehen:

    - §21-Datei FAB.csv z.B. in Access von allen nicht intern verlegten Patientendaten befreien (Alle Einträge mit nur einem FD-Aufenthalt löschen).
    - Übrig bleiben die (ein- oder mehrmals) intern verlegten Fälle.
    - Für jeden Fall die Verweildauer in Tagen je Fachdisziplin errechnen lassen. Diese Ergebnisse jeweils durch die Gesamtverweildauer dividieren und prozentual ausgeben lassen
    - Mittels der gewonnenen Prozentsätze die Erlöse, den CM, die Kosten, was auch immer auf die Fachdisziplinen verteilen.
    - Das wars.

    Andere / bessere Vorschläge?
    Wie gesagt, ziemlich aufwändig, aber automatisierbar. Problematisch wird das nur, wenn Sie interne Schwerpunkte, die nach außen hin eine FD darstellen, intern separieren wollen (z.B. Innere Medizin 0100 mit gastroenterologischem (IG) und kardiologischem (IK) Schwerpunkt). Dann muss man weiterbasteln.

    Gruß
    B. Sommerhäuser

    Vielleicht mal etwas ganz anderes, um vom VWD-Bezug wegzukommen:
    Man könnte ja z.B. auch die Kosten eines Falles je verursachender Kostenstelle in Bezug zu den Gesamtfallkosten setzen und den resultierenden Quotienten auch zur Verteilung der Fallerlöse nutzen... Wenn das nicht mal ein innovativer Ansatz von mir ist... Einzige Voraussetzung: Vollumfängliche Kostenträgerrechnung. Was halten die Damen und Herren der Vollblut-Finanzcontroller von dieser Idee ?

  • Guten Tag Herr Holitschke, hallo Herr Sommerhäuser,

    sprechen wir von einer \"einfachen\" Erlöszuordnung oder geht es darum Wirtschaftlichkeit durch Erlös-Kosten-Relation zu beurteilen.
    Letzteres brachte uns dazu das Problem hausintern so anzugehen, dass wir jede DRG einer Fachabteilung zugeordnet haben (ich gebe zu, dass unsere geringe Größe - 3 befü Abtlg - hierfür wie geschaffen sind).
    Im Fall einer Verlegung von einer \"erlösempfangenden\" in eine \"nicht-erlösempfangende\" Fachabteilung (FA) werden die entstehenden Kosten der \"nicht-erlösempfangende\" FA auf die \"erlösempfangende\" Abteilung umgelegt. Das heißt, dass ein interner Einkauf von Leistungen stattfindet. Das funktioniert nur bei einer annähernd flächendeckenden Leistungserfassung und bei einer funktionierenden Kostenträgerzuordnung der \"eingekauften\" Leistungen.
    Alternativ kann man aus den Daten des InEK-Browser evtl. Haupt- und Nebenleistung extrahieren, verrechenbare Kostenanteile in Relativgewichte umrechnen und eine \"Teilverrechnung\" der Erlöse auf z. B. Normalstationen/Funktionsbereichen erwirken.


    Ich hoffe, ich konnte ein Anregung geben...

    Mit freundlichen Grüßen aus Bad Nauheim

    M. Müller

    M. Müller
    Controller
    Kerckhoff-Klinik

  • Hallo!

    An den Kosten würde ich mich nicht orientieren. Je mehr Kosten, desto mehr Erlöse wäre ja dann das Ergebnis. Belohnt werden also Abteilungen mit vielen Kosten! Das kann ja nicht das Ziel sein.

    Ich habe diese §21-Datensatz-Methode, wie oben beschrieben durchgeführt.

    Allerdings gewichte ich die Verweildauer in den einzelnen Fachabteilungen mit dem durchschnittlichen CMI der extern entlassenen Fälle der FAB.

    Damit sind Stunden oder Tage in der Klinik für Intensivmedizin viel höher bei der Erlösverteilung gewichtet, als Tage in der Geriatrie.

    Gleichzeitig habe ich das ganze so gestaltet, dass ich den durchschnittlichen CMI auch per Hand an einer Stelle eintragen und alles neurechnen kann. Da kann man dann schön rumspielen und beobachten, wie sich der verteilte CM verändert. Das ganze dann als Pivot dargestellt...also von welcher FAB bekommt eine andere FAB Patienten...wie lange liegen die wo...woher und wohin werden CM verteilt...das ist am Ende alles schön übersichtlich in ein paar Pivots.

    Dann sieht man eben, dass eine chirurgische Abteilung zwar von der Geri CM-Punkte bekommt, weil die Chirurgie in die Geri verlegt hat und der Geri als externe Entlass-FAB bislang den ganzen CM bekam. Aber man sieht auch sehr schön, dass die Chirurgie wiederrum an die Intensivmedizin CM-Punkte abgeben muss. Am Ende ist es nicht selten ein Nullsummenspiel.

    Wichtig ist glaube ich, dass man sich den CMI je FAB offen lässt.

    Beispiel Geriatrie: Wenn ich den typischen CMI der GERI aller extern entlassenden Patienten nutze, dann setze ich den CMI der Geri zu hoch an, da der Schweregrad ja durch die vorherige Behandlung in Chirurgie oder anderswo zustande kommt. Ein Blick in den DRG-Katalog hilft da. Es gibt DRGs mit geriatrischer Komplexbehandlung und andere ohne diese...in der Regel ist bei den DRGs mit Geri das Relativgewicht rund 0,7 Punkte höher...daraus kann ich ablesen, dass der CMI der Geriatrie ca 0,7 beträgt...bis auf bei den Fällen, die die Geri komplett bearbeitet...hier wird natürlich kein CM verteilt und der Geri fliesst der komplette CM des Falles zu.

    Das ganze ist allerdings bislang nur Theorie in unserem Haus. Ich habe die Rechnung für 2004 nachträglich durchgeführt und wir haben sie im PC. In der regelmässigen Berichterstattung oder der Planung und Budgetierung spielt all dies bislang noch keine Rolle.

    Aber die Rechnung ist sehr hilfreich bei Diskussionen mit den Chefärzten.

  • Hallo Diskusioionsteilnehmer,

    so ähnlich wie von Ramon beschrieben wird es auch bei uns durchgeführt, und auf dieser Basis werden auch regelmässig Berichte geliefert.

    Herr Sommerhäusers Idee ist leider nicht so neu und revolutionär, wie er wohl gemeint hat (sorry). Eine oft empfohlene Methode der Internen Leistungsverechnung ist die sog. \"Budgetverteilung auf Basis der Kalkulationsergebnisse\", wobei hier nicht die Kosten des individ. Hauses als Verteilungsschlüssel genommen werden, sondern die im DRG-Browser angegebene Durchschnitts-Kosten der DRG.
    Das Verhältnis der einzelnen Abteilungssumme (= Summe einer Zeile) zur Gesamtsumme, ist dann auch der Verhältnis-Schlüssel zur Aufteilung der Erlöse. Dies funktioniert natürlich nur bei der Verteilung zwischen den im InEK-Browser angegebenen Bereichen wie, OP, Anästhesie, Intensiv oder Normalstation. Bei einer interen Verlegung von der Normalstation einer FAB zur Normalstation einer anderen FAB kann diese Methode nicht angewendet werden.

    Daher ist die von Ramon dargestellte Methode die m.E.n. geeignetere.

    Stefan Stern

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo zusammen,

    nicht erwähnt wurde überraschenderweise bisher der AKVD-Ansatz von Bracht, LBK Hamburg (aufwandskorrigierte Verweildauer). Herr Sommerhäuser hat ihn an folgender Stelle referiert: https://www.mydrg.de/dload/casemix3.doc. Dieser Ansatz wurde auch vorgestern auf dem Medizincontrolling-Anwenderforum in Köln von Herrn Dr. Sander mit großem Interesse auf Publikumsseite vorgestellt.

    Frühlingsgrüße von
    DRGist

  • Guten Tag,

    da ich hier schon erwähnt werde, möchte ich gleich einige Bemerkungen loswerden. Mir juckt es immer in den Fingern, wenn es um die Erlösverteilung geht, da das große Problem auch und gerade im Dialog mit den Kliniken darin besteht, Kosten- und Erlösbetrachtungen extrem sauber voneinander zu trennen. Bei der gerade erwähnten AKVD-Methode wird grundsätzlich nicht auf die Kostenseite geschielt (\"Wir sind doch eine so aufwendige Klinik mit drei Dienstärzten, zwei Intensivstationen und einem U-Boot mit Blaulicht!\"), sondern ausschließlich Erlössplitting mit den Werkzeugen des DRG-Systems betrieben.
    Wer Interesse an der Methode hat, kann entweder die Folien aus Köln zu Rate ziehen: >>>AKVD<<<
    oder direkt mit mir Kontakt aufnehmen.
    Schon Herr Bracht aus dem LBK hat mit ganz alten Daten die verbesserte Trennschäft des AKVD-Systems getestet. Wir haben in unserem Haus feststellen müssen, daß die klassichen Zuordnungsverfahren mit hohen Abweichungen zum AKVD-Verfahren aufwarten und sind von der besseren Trennschärfe deutlich überzeugt.

    Ob man das Verfahren zur Anwendung bringt, hängt sehr von den hausindividuellen Verhältnissen ab. Weitere Details würden hier zu weit führen.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Zitat


    Original von A. Sander:

    Wer Interesse an der Methode hat, kann entweder die Folien aus Köln zu Rate ziehen: >>>AKVD<<<
    oder direkt mit mir Kontakt aufnehmen.


    Ja genau diese Methode meinte ich: VWD in FAB mit CMI gewichten. Man muss eben nur drauf achten, dass der IST-CMI der Intensivmedizin nach Entlassabteilung zu hoch ist, da dieser nur die entlassenen Toten enthält. Damit wäre die VWD von Überlebenden auf der Intensivstation zu hoch bewertet. Für die Geriatrie gilt ähnliches.

  • Hallo Zusammen,

    da ich neu in dem Bereich bin habe ich zu internen Verlegungen in einem KH mal folgende Fragen:

    1. Wer bekommt nach der Entlassung wie viel vom Erlös? Angenommen intern. aufgenommen und dann auf einen chirg. Station verlegt, behandelt und von dort entlassen?
    2. Auf intern. Station aufgenommen dann nach ein paar Tagen auf eine chiru. Station verlegt. Dann wieder zurück auf die intern. Station verlegt und von dort nach ein paar Tagen entlassen.
    3. Wenn ein Pat. chir. aufgenommen wird, nach der OP direkt auf die Intensiv geht (wegen postop Anämie und Hypotonie, vorliegenden Grunderkrankungen HI, Schlaganfall, etc), dort einige Tage behandelt wird und dann wieder zurück auf die chiru. Allg.-station verlegt wird.
    4. Wie werden die CM Punkte zugeordnet?
    5. Ist so etwas einheitlich geregelt und wo kann man das nachlesen? In der FPV finde ich immer nur Verlegungen in andere KH oder von Somatik nach Psych.

    Vielen Dank schon mal für eure Hilfe!

  • Hallo,
    das hängt davon ab, wie Ihre Klinik die Erlösverteilung vornimmt. Da werden Sie schon intern nachfragen müssen.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch