• Ja, ich habe schon andere Threads gelesen. Dennoch die Frage, die sich in der Normal-Inneren immer wieder stellt:
    EXSIKKOSE
    vor allem bei Demenzpat. mit Nahrungsverweigerung.
    Wenn dabei nicht nur die Exsikkose behoben wird, sondern auch die Demenzbehandlung weitergeführt wird, müsste ja die Demenz die Hauptdiagnose sein, oder ? Oder vielleicht die Nahrungsverweigerung als Akutsymptom einer chronischen Erkrankung? Ich finde die DKR da sehr unscharf und würde mir gerade zu diesem häufigen Problem eine ganz klare Richtlinie erwarten.

    Wie machen es die anderen?


    MR

    M.Rost

  • Hallo, Herr Rost,

    Wenn die Exsikkose zur Krankenhausaufnahme führt, würde ich die Demenz als Nebendiagnose führen.
    Sind die Dinge nicht zu trennen, dürfen Sie ja diejenige Diagnose wählen, die den höchsten Ressourcenaufwand verursacht hat.

    Gruß

    merguet

  • Hallo Herr Rost,

    da hier die Ursache der Exsikkose wohl in der Demenz zu finden ist und nicht ausschließlich behandelt wird, würde ich die Demenz als HD nehmen.

    MfG
    HF

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    wie immer gilt die HD-Definition und nicht die Frage der \"ausschließlichen Behandlung\". Wenn die hauptsächliche Begründung zur stationären Aufnahme die Exsikkose war, ist diese HD.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Sehr geehrte Damen und Herren,
    Daß einfache Dinge nicht unbedingt einfach sind, zeigt das gewählte Beispiel, das einer Konkretisierung bedarf.

    Löst beispielsweise ein dementieller Prozess eine Verminderung des Durstgefühls aus, aus dem konsekutiv eine Verschiebung der Flüssigkeitsbilanz im Sinne einer Exsiccose resultiert, ist in meinen Augen die Ursache ( hier Demenz ) vor dem zur Aufnahme führenden Symptom ( hier Exsiccose ) gemäß der DKR 002d ( 2005 ), analog zu dem dort aufgeführten Beispiel 1 zu verschlüsseln.

    Die Exsiccose ist nicht obligates Symptom der zugrunde liegenden Krankheit ( Beispiel 2 und 3 der DKR 002d ) und ist als Nebendiagnose aufzuführen.

    Daneben spielt die Erkrankung mit dem tatsächlich höchsten Ressourcenverbrauch in der DRG-Logik keine entscheidende Rolle mehr.

    Oder sollte ich mich so irren ?
    Hessen, Regen und ziemlich windig
    Eckardt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Eckhardt,

    Exsikkose ist kein Symptom der Demenz, deswegen kann man die Regel hier nicht in diesem Sinne anwenden. Selbstverständlich liegt es dann letztlich trotzdem an der Demenz, die das aktive Aufnehmen oder Fordern nach Nahrungsmitteln limitiert. Aber hier von Symptom zu sprechen, haut da nicht hin.

    Es bleibt dann also die reine HD-Definition und den hauptsächlichen Grund für die stationäre Aufnahme als HD zuzuordnen. Die Ausnahmeregelung \"zwei oder mehrere Diagnosen entsprechen der Def. der HD\" sind selbstverständlich immer zu beachten.

  • Hallo Herr Selter,
    gestatten Sie mir, an diesem Punkt beharrlich zu sein ( vielleicht habe ich es immer noch nicht verstanden, weil es vielleicht doch so kompliziert ist, wie es Herr Rost empfindet ). In der Neurologie realisieren wir gelegentlich Patienten mit beispielsweise einer Sensibilitätsstörung, bei der nach eingehender ausführlicher Abklärung nichts anderes übrig bleibt, als die persistierende Angabe des Patienten einer Sensibilitätsstörung ( HD = R20.1 ).

    Bei dem gewählten Beispiel finde ich aber eine Ursache der Austrocknung, die durch einen primären, ursächlich dem Symptom zugrunde liegenden Prozess bedingt ist. Dieser Prozess -wie Sie trefflich einwenden- ist nicht obligates Symptom dieser Erkrankung -wie ein linksseitiger Thoraxschmerz zum Herzinfarkt gehört-. Ihrer Meinung könnte ich mich anschließen, wenn der Grund der Austrocknung nicht kodierbar wäre ( beispielsweise die Nichtverfügbarkeit von Flüssigkeit), hier liegt aber bei ausreichender Verfügbarkeit von Flüssigkeit eine erkrankungsbedingte Ursache vor, die eben gerade dieses Symptom bedingt. ( Im Endstadium einer Demenz versterben vermutlich eine Vielzahl von Patienten an gerade diesem Symptom, ohne daß ich dieses Ihnen durch eine Studie belegen kann. ) Hier sehe ich eine Analogie zur Cholera, die offensichtlich mehr Durchfälle als Exsiccose macht; auch hier wäre die Ursache HD, die Durchfälle als obligates Symptom nicht zu kodieren und über die Exsiccose könnte man geteilter Meinung sein ( tritt sie unter frühzeitiger Flüssigkeitssubstitution nicht auf, wäre sie doch behandelt, könnte verschlüsselt werden, da eine prophylaktische Behandlung ihr sonst obligates, aber konsekutives Auftreten verhindert. )

    An Ihrer Einschätzung bin ich sehr interessiert
    Eckardt

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Eckardt,

    ich hatte folgendes Beispiel mal ans InEK geschickt und zitiere es aus einem alten Post:

    \" Pat. kommt mit Oberschenkelthrombose und wird operiert. Im weiteren Verlauf wird als Ursache ein Colon-CA festgestellt (im Sinne eines paraneoplastischen Syndroms). CA also Ursache von Thrombose.

    Was ist HD?

    Ich habe das jetzt mal dem InEK vorgelegt, mit der Frage, inwiefern die Thrombose im Sinne eines Symptoms (ohne CA keine Thrombose) zu werten ist und somit CA zur HD und die Thrombose zur ND wird.

    Die Antwort vom InEK: Sie haben wegen der Thrombose aufgenommen, das wird HD. \"

    Seitdem halte ich mich an diese strickte Trennung von Diagnose und Symptom und stelle in vergleichbaren Fälle die Frage nach dem Aufnahmegrund. Nicht das mir das immer gefällt, genausowenig wie Ihnen....
    Und wenn ich das auf den Fall mit der Exsikkose projiziere, bliebe diese als HD übrig, Demenz als ND.

  • Hallo Herr Selter,

    die Antwort des InEK erschien Ihnen damals aber nicht so recht schlüssig. Aus gutem Grund, wie ich finde, denn sie \"beisst\" sich mit den Beispielen 4 und 5 der D002d!

    Bei der Kodierempfehlung Exsikkose/Demenz stimme ich Ihnen zu, sofern die Demenz bei Aufnahme des Patienten bereits bekannt ist. Erfolgt die Aufnahme aber zur Behandlung einer Exsikkose und wird dabei erstmals eine Demenz als Ursache des Flüssigkeitsmangels diagnostiziert, dann wäre die Demenz m.E. Hauptdiagnose.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Markus Hollerbach

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    nein, schlüssig ist mir das nicht wirklich vorgekommen.

    Vielleicht möchte Herr Rost die Frage einfach mal ans InEK weiterleiten?

  • @ Herr Rost,
    falls das InEk Ihre Anfrage beantwortet, teilen Sie uns diese mit ? Die
    Dinge liegen nicht so einfach, daß wir Ihre Anfrage beantworten könnten.

    @ Herr Selter
    Zitat : \"Nicht das mir das immer gefällt, genausowenig wie Ihnen ...\"
    Je länger ich mich hier tummele, destoweniger hinterfrage ich, ob mir das
    gefällt; das ist gut so, denn wenn ich mir diese Frage stellen würde, ...
    würde ich vermutlich meinen Nebenjob an den Nagel hängen und wieder
    richtige Medizin machen.
    Spaß beiseite, um mit Begrifflichkeiten spielen zu können, habe ich
    ernsthaft erwogen, ein paar Semester Jura an einer Universität zu belegen.
    Schnell habe ich diesen Gedanken wieder verworfen : Bis ich fertig wäre,
    umfassen die DKR sowieso den Umfang juristischer Kommentare ( = Meter in
    meinem ( ? ) Bücherregal ), daß da sowieso nur ein Volljurist noch
    durchblickt.

    @ allen Teilnehmern,
    wieder einmal bedanke ich mich für die konstruktive Disputation eines
    scheinbar so einfachen, aber doch letztendlich komplizierten Sachverhaltes,welches dem \"Oberklopfer\" ( :defman: )zur Klarstellung zu zuführen ist.

    Hessen, Regen und es soll kälter werden
    Eckardt

    ( P.S.: Wer kann mir mal das Zitieren beibringen ? )
    ( P.P.S : Anregung für das Newcomer : Ein Thread : Wie bewege ich mich
    professionell im Forum. Wäre für alle Nichtprofi´s echt hilfreich !!! )