Gemeinsame Strategien gegen Inflation von Rechnungsnachfragen durch KK

  • Moin,

    seit dem \"Heuschrecken-Zitat\" sind wir aber aufgerüttelt, was???

    Wenn Sie soviel Sachvortrag ignorieren und mit einer solchen Spitzfindigkeit beantworten, sind Sie an gutem Stil aber auch nicht sonderlich interessiert, oder?

    Vielleicht wäre es an der Zeit, ein Unterforum nur für Krankenhausvertreter freizuschalten. Für Krankenkassen, die an einem anständigen Dialog und ebenso wie die Krankenhäuser an einer Reduzierung des Prüfumfangs und somit des Verwaltungsaufwandes interessiert sind, sind solche Themen wie dieses hier eine Zumutung.

    Schönen Sonntag noch...


    ToDo

    Freundliche Grüße


    ToDo

    Wir lieben die Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - falls sie das gleiche denken wie wir.
    (Mark Twain)

  • Schönen Sonntag zusammen,

    für meinen Geschmack übermäßig viele Themen sind zur Zeit geprägt von polarisierten und teils polemischen Einträgen.

    Muss das so sein? Verhärten sich die Fronten?

    Von wenigen Ausnahmen (die es wohl immer gibt, von denen ich aber nicht weiß) abgesehen, sind die Krankenkassen fairer (!) Partner der Leistungserbringer. Ich kenne keinen Kollegen, der morgends mit dem Vorsatz zur Arbeit kommt, jetzt die KHs aber mal richtig abzuziehen. Jeder vertritt die Interessen seines Brötchengebers, hat aber den Anspruch, Grundsätze des Anstands nicht zu brechen.


    Und so weiß ich nicht, was eine gemeinsame Strategie der Krankenhäuser bewirken soll und welches Ziel sie verfolgt. In berechtigten Fällen Fragen zu stellen kann kein falsches Vorgehen sein. Das Nachfragen sich nach vollständiger Informationsübermittlung klären liegt ursächlich an den nur rudimentären Informationen, die Krankenkassen über einen Behandlungsfall zur Verfügung stehen.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Duck

  • Hallo Forum,

    seit einiger Zeit sehen sich die meisten Krankenhäuser mit einer zunehmenden Zahl von Anfragen konfrontiert, die einen erheblichen Teil der Arbeitskraft in Ärzteschaft und Verwaltung binden. Bezüglich einiger Krankenkassen ist festzustellen, dass die Prüfdichte nahezu 100 % beträgt, wobei sich zeitweise die Frage stellt, wo der Sinn einer Prüfung besteht (Oder sieht jemand einen Sinn darin, die Behandlungsbedürftigkeit einer 480 Gramm Frühgeburt zu prüfen). Beachtet man dann noch, dass die meisten KÜV lediglich eine Einzellfallprüfung vorsehen (laut Protokollnotiz zum KÜV NW ist hierunter eine Prüfdichte von 3% zu verstehen) dürfte eine gewisse Verstimmung verständlich sein. Daneben sollte man sich vielleich vergegenwärtigen, dass das BSG bereits im Urteil B 3 KR 11/01 R festgestellt hat, dass eine routinemäßige Prüfung \"einen großen Teil der ärztlichen Arbeitskraft beansprucht und so letztlich die Krankenhäuser in Ihrem eigentlichen Versorgungsauftrag beeinträchtigt.\"

    Übrigens - mit den meisten Krankenkassen kann man problemlos zusammenarbeiten, nur gibt es leider einige KKs, die scheinbar nicht an einer konstruktiven Zusammenarbeit interessiert sind und regelmäßig die Konfrontation suchen. Bezüglich dieser KKs eine gemeinsame Vorgehensweise zu suchen scheint mir legitim zu sein.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mährmann

  • Zitat


    Original von ToDo:
    Moin,

    seit dem \"Heuschrecken-Zitat\" sind wir aber aufgerüttelt, was???

    Hallo ToDo,

    also wirklich - dieser \"Stil\" begeistert mich wirklich ungemein.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mährmann

  • Zitat


    Original von Erlösminimierer:

    Eine Stichprobe bei einem unserer kreativeren KH hat mich dann auf 2 Fälle aufmerksam gemacht, in welchen sich das Krankenhaus bei beiden Fällen um 300 Std. \"vertan\" hat. Also um die 600 Std. beatmet hat, aber um die 900 Std. gemeldet hat.

    Guten Morgen Herr Wittwer,

    Ich stelle ja nicht in Abrede, daß es offensichtliche Fehler bei der Codierung gibt. WIr hoffen, daß der größere Teil davon bei den Medizincontrollern hängen bleibt.

    Mir stößt aber auf, daß es Kassen gibt, die bei telefonischer Nachfrage die Anforderung von Beatmungsprotokollen damit begründen, es seien ja so viele eatmungsstunden, daß scheine nicht glaubwürdig.

    Im übrigen ergab bisher die EInzelfallkontrolle unsererseits nicht selten, daß zuwenig Beatmungsstunden codiert waren, da es immer noch einige gibt, die nicht begriffen ahben, daß auch die Maskenbeatmung zu codieren ist, oder weil BEatmungsepsoden schlicht vergessen worden waren.

    Ich ärgere mich nur über den Generalverdacht, v.a., weil das Kopieren von Intensivkurven eine sehr aufwändige Angelegenheit ist.

    Bisher habe ich jedenfalls keinen Fall erlebt, in dem die Zweifel an der Beatmung begründet waren...

    Was die anderen Aspekte betrifft: Es ist nun mal sehr unglücklich, daß ausgerechnet dem Nikotinabusus eine derartige Gruppierungsrelevanz zugekommen ist. Klar ist, daß das Rauchen häufig die Ursache der Hauptdiagnose ist. Es ist dem Kliniker schwer vermittelbar, daß er die Risikofaktoren erfassen und diktieren soll, sie aber dann nicht kodieren darf.

    Ich wünsche mir, daß die Bewertung der F17 ab 2006 einfach flachfällt.

    Gruß

    Merguet

  • Hallo,

    auch hier komt es zu einer starken Zunahme der Rechnungsnachfragen.

    Allerdings haben wir mit den meisten Kassen erreicht, dass diese erst mal unter Vorbehalt zahlen.

    Was unangenehm auffällt ist die generelle Unterstellung alle Häuser würden grundsätzlich Betrügen. Diese Atmosphäre des Misstrauens ist kontraproduktiv.

    Eine Strategie die wir hier verfolgen ist möglichst häufig auf eine MDK Begehung zu bestehen und gegen alle Gutachten nach Aktenlage, Fallberatung oder gar nach §301-Daten Widerspruch einzulegen, wenn wir nach Prüfung durch das Medizincontrolling auch nur den Hauch einer Chance haben.

    Auch Nachfragen via DTA werden von uns mit einem Standardschreiben mit Hinweis dies künftig zu unterlassen und doch bitte den MDK einzuschalten nicht akzeptiert.

    Es hat sich nämlich gezeigt das die MDK-Ärzte \'Auge in Auge\' mit dem behandelten Kollegen grundsätzlich für unser Haus vorteilhaftere Gutachten abgeben. Nebenbei wenn alle so verfahren können die Nachfragen gar nicht so stark ansteigen, da ja die MDK-Kapazität begrenzt ist.

    Folglich konzentrieren wir uns hier auch auf die korrekte Aktenführung, Dokumentation und Abgleich mit den DRG-Daten.
    Zusätzlich werden alle Schritte bei Rückfragen EDV-Technisch dokumentiert um den Überblick nicht zu verlieren und wir arbeiten natürlich viel mit standardschreiben.

    Darüber hinaus wird auch noch häufiger mit den Kassensachbearbeitern telefoniert und auch der geringer Teil der schnell zu unseren Gunsten klärbaren telefonisch geklärt.

    Übringens wurde die Leitung der Patientenverwaltung mit einer ehemalig leitenden Kassenmitarbeiterin besetzt, das war eine sehr weitsichtige Entscheidung der Geschäftsführung, kann das jedem Haus nur empfehlen, hilft ungemein im Umgang mit den Kassen und ist sehr hilfreich sich in die \'Denke\' eines Sachbearbeiters hineinzuversetzen.
    Also meine Tip:
    -Kassenmitarbeiter abwerben
    -möglichst oft auf zeitnahe MDK-Begehung bestehen
    -Ärzte gut auf diese Termine Vorbereiten
    -Workflow der Kassennachfragen transparent machen und ggf. neu strukturieren, EDV-Technische Begeleitung der Abläufe
    -Standardschreiben mit textbausteinen erstellen und so oft es geht verwenden

    Gruß

    Gruß

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Hallo liebe Mitstreiter,

    leider lässt mich der teilweise rüde Ton erschaudern und ich meine, man sollte doch gemeinsam einen Konsens zu den angesprochenen Problemen suchen.
    Leider sind auch bei uns die Arztstellen der Kliniken eher gesunken, statt gewachsen. Trotz Maximalversorgung von herzkranken Patienten ist der bürokratische Aufwand für unsere Ärzte und Schwesern im laufe der letzten Jahre und speziell nach Einführung der DRG nicht geringer geworden, eher immer höher. Aber was klage ich.
    Ein Intensivmediziner, der nebenbei kodiert, wird während seiner Kodiertätigkeit am Rechner mindestens 5 mal weggerufen, durch Telefonate gestört, Schwesternrückfragen beantworten und fängt 3 mal von vorn an, die Beathmungsstunden zu zählen. Am Ende hat er in einer halben Stunde auf fünf Hochzeiten getanzt. Und die Beathmungszeit ausversehen addiert!!!
    Heute erst diesen Fall gehabt. Wir prüfen auch die Fälle nochmals und trotzdem gehen uns Fehler durch.
    Auch diesen Aspekt sollten unsere lieben Kollegen der KK`n bedenken.
    Ich weiß, es hat jeder seine Igel zu kämmen und es wird wohl kaum jemand, auf welcher Seite der Medaille er auch sitzt, mit beußter Boshaftigkeit Abrechnungen manipulieren, Gelder zurückhalten, Upcoding betreiben und anderes.
    Ich glaube auch nicht, daß es Herr Wittwer oder Herr Duck oder... schon mal in der Nacht versucht hat, nach zehn Stunden OP/ITS-Dienst zu kodieren, SAPS/TISS -Punkte zusammnezurechnen, Beathmungsstunden zu addieren und dabei die Augen flimmern und man am liebsten den Kopf auf die Tastatur fallen lassen möchte.Auch Urteile der EuGH existieren doch aus kostengründen in Deutschland oft nur auf dem Papier.
    Also lassen wir doch alle mal die Kirche im Dorf und respektieren doch einmal nur die Leistungen aller Mitstreiter dieses DRG-Systems und seiner Folgen!!!
    Wir haben in unserem Haus einen guten Draht zu Mitarbeitern des MDK und vielen (leider nicht allen) Kassen und den möchte ich durch solch Diskussionen wie oben auch nicht verlieren. Wir wahren unseren Stil gegenseitig undf akzeptieren uns. Klappt mal was nicht so, dann eben mit MDK.
    Es ist immer einfach, mit Schuldzuweisungen zu arbeiten, suchen wir doch auch etwas gemeinsames unseres Wirkens.
    Übrigens ist mein Schwiegersohn ein Mitarbeiter einer Kasse und beurteilt unsere Abrechnungen. Ich gehe trotz alledem mit Ihm gern ein Bier trinken nach Feierabend und er kann , nach einem Tag in der Klinik ,auch ganz gut unsere Arbeit einschätzen und achten.
    Denn, machen wir Fehler dann sind sie fatal, eine falsche Rechnung kann man korrigieren.
    In diesem Sinne-
    mit weiterhin vorzüglicher Hochachtung für alle nach Erfolg strebenden Menschen unserer Gesellschaft

    Mikka

    Mit frdl. Grüßen
    [c=blue]Mikka[/c]

    :d_zwinker:
    Das Leben ist die Suche des Nichts aus dem Etwas.
    (Chr. Morgenstern)

  • Hallo!

    :i_respekt:

    Genauso ist es, Herr Mikka! Vielen Dank für Ihren hervorragenden Beitrag!

    Man kann miteinander oder gegeneinander!
    Wenn Krankenhaus und KK gut zusammenarbeiten können, kommt man doch eher zu Ergebnissen, die beiden Seiten helfen (natürlich auf eine ehrlichen Basis mit einander die Fälle klärt)!
    Vorausgesetzt man diskutiert auf gleicher Augenhöhe und respektiert die andere Seite!

    Leider klingen aber einige Kommentare nach \"leichter\" Rechnungsoptimierung!

    Hier möchte ich auf auf einen Beitrag von Herrn Dr. S. Siefert im Themenbereich „Kassenrückfragen“ vom 11.04.2005 18:59 Uhr verweisen!
    Hier wird die gleiche Problematik angesprochen
    :deal:

    Beitrag von Dr. S. Siefert

    Gruß AOWT
    PS: Hoffentlich klappt die \"verLINKung\"!

  • Hallo Herr Lückert,
    darf ich kurz nachfragen, wie Sie den MDK zu Ihnen ins Haus bekommen? Der MDK in dieser Gegend hält das nicht für nötig und bürstet dieses Ansinnen recht kurz ab.

    Was gibt es als Argumentationshilfe?

    Vielen Dank,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo Herr Blaschke,
    ich weiß nicht wie es bei Herrn Lückert ist, aber bei uns in Rheinland-Pfalz besucht der MDK alle Krankenhäuser regelmäßig. Für unser 180 Bettenhaus bedeutet das alle 14 Tage 3 Stunden MDK vor ORT für etwa 15 bis 20 Krankenblätter. Meist mit immer demselben MDK Prüfer und dem Med Controlling. Nur in Ausnahmefällen benötigen wir den zuständigen Abteilungschef. Meist wissen wir was geprüft wird: NW = Notwendigkeit der stat. Behandlung. VWD = Verweildauerüberschreitung, oder DRG mit Abschlag. HD = Hauptdiagnose oder eben COD = es wird die gesamte Codierung übertprüft. Die Akten werden von mir vorbereitet und so markiert, das man zu jeder strittigen CCL rel Diagnose die entsprechende Dokumentation findet, oder eben nicht. Oft ist es so, das man bei intensivem Studium noch eine DRG Höherstufung erreicht. Das alles geht schneller, als der Postversand hin und her. Leider höre ich, das der MDK in Baden- Würtemberg keine MDK vor ORT Gutachten mehr macht. Schade, die MDK vor Ort Begutachtungen schaffen ein gutés Vetrauensverhälrtnis.

    Kurt Mies

  • Hallo Forum,

    unmittelbare Besuche des MDK im Krankenhaus zur Klärung strittiger Fälle sind eine wirklich gute Sache. Hier in Westfalen - Lippe besteht insoweit, wie Herr Blaschke schon ausgeführt hat, keine Chance. Nicht einmal bei sehr langen Behandlungszeiten kommt der MDK ins Haus, obwohl der KÜV NW dies eigentlich als Normalfall vorsieht. Das Ergebnis ist nichts anderes als viel Verwaltungsaufwand auf allen Seiten.

    Ich vermute hinter diesem Vorgehen übrigens keinerlei üble Absichten, sondern vermute, dass der Grund einfach in der üblichen Kombination aus Personalmangel und der daraus folgenden Überlastung der einzelnen Gutachter zu sehen ist.


    Wie eine für alle Seiten befriedigende Lösung aussehen kann, vermag ich allerdings auch nicht zu sagen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Mährmann