Anämie im Wochenbett oder in der Schwangerschaft

  • Hallo Forum!

    Bisher codierten wir hier im Haus Anämie in der Schwangerschaft und im Wochenbett immer mit O99.0 und zusätzlich mit der D50.8. Meine Frage nun, kann jemand Angaben machen ob diese Codierung korrekt ist?Bisher hatten wir keine Beanstandungen seitens der Kassen.Jetzt kam die erste Beanstandung.
    MfG saklo

  • Hallo saklo,

    grundsätzlich muß die Kodierung eines Kodes aus O98.- oder O99.- jeweils noch mit einem \"erklärenden Kode\" aus einem anderen Kapitel der ICD-10 erfolgen. Zu berücksichtigen ist hierbei die DKR 1510b. Passend zu Ihrer Frage ist hier das Beispiel 2 der genannten DKR:

    Zitat


    DKR 1510b - Beispiel 2:

    Schwangerschaft, kompliziert durch Eisenmangelanämie

    Hauptdiagnose: O99.0 Anämie, die Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett
    kompliziert
    Nebendiagnose(n): D50.9 Eisenmangelanämie, nicht näher bezeichnet

    Eine die Schwangerschaft komplizierende Anämie ist unter der Schlüsselnummer O99.0 klassifiziert. Es wird ein zusätzlicher Kode benötigt, um die Art der Anämie zu spezifizieren.

    Bedenken müssen Sie selbstverständlich auch die allgemeinen Kodierrichtlinien für die Kodierung von Nebendiagnosen. D.h., wenn Sie eine Anämie in der Schwangerschaft als ND kodieren wollen, müssen hierfür die entsprechenden Voraussetzungen der DKR D003d erfüllt und ein entsprechender Mehraufwand in der Akte dokumentiert sein.

    Im Fall einer Anämie im Wochenbett handelt es sich ja meist um eine \"Akute Blutungsanämie\" bedingt durch den Blutverlust unter der Geburt, weshalb ich in solchen Fällen dann den Kode D62 - Akute Blutungsanämie zusätzlich zur O99.0 kodiere (und nicht D50.8 oder einen anderen Anämiekode ).

    Im letztgenannten Fall müssen Sie zusätzlich bedenken, daß es sich bei der postpartalen Anämie um einen relativ häufig auftretenden Zustand handelt, der in gewissen, engen Grenzen, als \"physiolgisch\" betrachtet werden könnte. Folgt man dieser Auffassung, wäre die \"postpartale Anämie\" dann eher als \"Symptom\" der Geburt zu interpretieren. Sie wäre deshalb nur dann zu kodieren, wenn dieses \"Symptom\" ein \"eigenständiges und wichtiges\" Problem darstellt. Dies ist bestimmt dann der Fall, wenn eine postpartale Gabe von EKs erfolgt.

    Mit freundlichen Grüßen,

    M. Ziebart

  • Für mich würde auch eine Eisensubstitution (oral oder i.v.) einen Aufwand > 0 und damit eine Kodierrelevanz bedeuten.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch,

    Zitat


    Original v. E_Horndasch:

    Für mich würde auch eine Eisensubstitution (oral oder i.v.) einen Aufwand > 0 und damit eine Kodierrelevanz bedeuten.


    Wenn es um eine echte, eigenständige Eisenmangelanämie geht, bin ich da völlig auf Ihrer Linie. Bedenken müssen Sie allerdings, daß es in operativen Fächern auch nicht-internistische Gründe für eine Anämie geben kann.

    In der Geburtshilfe gibt es beispielsweise mehrere Kodes, um eine prae-, peri- oder postpartale Blutung zu kodieren. Die Anämie ist in diesen Fällen dann keine eigenständige Krankheit, wie dies bei den \"internistischen Anämien\" der Fall ist, sondern ein \"Symptom\" der bereits kodierten Blutung ! Gemäß den DKR müßte deshalb die Anämie nach (kodierrelevanter) Blutung ein \"eigenständiges und wichtiges\" Problem darstellen, um kodierrelevant zu werden. In der bereits kodierten Blutung steckt ja bereits ein gewisser \"Aufwand>0\", sonst dürften Sie die Blutung ja auch nicht kodieren ! In Ermangelung einer offiziellen Regelung muß deshalb jeder für sich entscheiden, ob die Eisensubstitution noch \"im Kode der Blutung\" mit drin steckt, oder nicht. Aus meiner Erfahrung heraus, ist die Eisensubstitution nach (kodierrelevanter) postpartaler Blutung eher die Regel, als die Ausnahme. Weshalb für mich die postpartale Blutungsanämie erst dann Kodierrelevanz erlangt, wenn Maßnahmen über die Eisensubstion hinaus (z.B.: EK-Gabe) ergriffen werden.

    Mit freundlichen Grüßen,

    M. Ziebart

  • Guten Morgen, Forum,
    ich kodiere noch nicht allzu lange die Geburtshilfe und habe folgende Frage:
    Wo liegt der untere Grenzbereich (Hb-Konzenztration) um eine Anämie in der Schwangerschaft kodieren zu dürfen?
    In einem der Beiträge hier im Forum las ich < 10.0 g/dl.

    Nachgelesen habe ich:
    Nach der WHO kann eine Anämie angenommen werden, wenn die Hb-Konzentration folgenden Grenzwert unterschreit:

    Schwangere: 11 g/dl.

    Im aktuellen Fall steht folgendes:
    Bei einem Hgb-Wert von 10,3 gaben wir Kräuterblut.

    Vielen Dank,
    B. Schrader

  • Zitat


    Original von GOMER:

    Im aktuellen Fall steht folgendes:
    Bei einem Hgb-Wert von 10,3 gaben wir Kräuterblut.

    Guten Tag,
    ist das eine Anämie-Therapie? Oder eine Blutungsprophylaxe?
    Kenne mich in der Materie nicht so gut aus.
    Danke für Aufklärung.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo in Runde,
    Kräuterblut gehört in die Sparte Antianämika.
    Ich kodiere auch bei Gabe von Kräuterblut oder ähnlichen Produkten
    O99.0 und D50.8 bei einer Anämie in der Schwangerschaft(nicht durch die Geburt).
    Hatte bis heute eine Anfrage, die ich mit einem Textauszug aus einer Dissertation des Prof. Dr. Tryba von der Ruhr-Uni Bochum beantworten konnte.
    Beste Grüße aus dem verregneten Osten
    Nastie

  • P.S. Der MDK begründete das Streichenwollen der Anämie damit, dass die Gabe von Kräuterblut bei Anämien nicht zum wissenschaftlichen Standart gehört.

    Gruß Nastie

  • Zitat


    Original von GOMER:
    Wo liegt der untere Grenzbereich (Hb-Konzenztration) um eine Anämie in der Schwangerschaft kodieren zu dürfen?
    In einem der Beiträge hier im Forum las ich < 10.0 g/dl.

    Nachgelesen habe ich:
    Nach der WHO kann eine Anämie angenommen werden, wenn die Hb-Konzentration folgenden Grenzwert unterschreit:

    Schwangere: 11 g/dl.


    Hallo,zunächst vielen Dank.
    meine Grundfrage war aber - siehe Zitat.

    Gruß,
    B. Schrader

  • Hallo an das Forum,

    habe auch noch eine Frage zu diesem Thema und hoffe auf kompetente Antworten :

    Ist es überhaupt angebracht, die O99.0 (Anämie, die Schwangerschaft, Geburt un d Wochenbett kompliziert) für eine Anämie zu verwenden, die lediglich den Mehraufwand einer Eisensubstitution nach sich zieht? Ist es nicht ausreichend, für eine Anämie die D50.9 als Nebendiagnose zu verwenden? Ich störe mich am Wort \"kompliziert\" im ICD-10-Text. Und unser Grouper lässt die D50.9 auch bei einer spontanen, vaginalen Entbindung (O80) zu!

    Schönen Abend noch und Danke für Eure Meinung! Da hoffe ich doch drauf!
    Stina

  • Hallo stina,
    also ich habe die DKR 1510b (Komplikationen in der Schwangerschaft)immer so verstanden, dass grundsätzlich beide Kodes (O99.. und D50..) zu kodieren sind:\"Um andere Komplikationen in der Schwangerschaft (oder Zustände, die sich in der Schwangerschaft verschlimmern oder die hauptsächlicher Anlass für geburtshilfliche Maßnahmen sind) zu kodieren, stehen die Kategorien O98 ... und O99 (Sonstige Krankheiten der Mutter, die anderenorts klassifizierbar sind, die jedoch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett komplizieren) zur Verfügung, die zusammen mit einem Nebendiagnosekode aus anderen Kapiteln der ICD-10-GM zur Bezeichnung der jeweils vorliegenden Erkrankung anzugeben sind.\"
    Mfg findus

    MfG findus