Allgemeinverständliche Darstellung des DRG-Systems?

  • Hallo,

    ich moderiere die Seite http://www.ungesundleben.de/privatisierung/ , auf der es um Privatisierungen im Gesundheitswesen geht. Dafür suche ich eine Darstellung des DRG-Systems und seine praktischen und wirtschaftlichen Auswirkungen aus der Perspektive von Krankenhausbeschäftigten (Krankenschwestern/Pfleger und ÄrztInnen), die auch Nicht-InsiderInnen verstehen können. Insbesondere oder auch: Wie hängen DRG und Privatisierungen zusammen?

    Weiß jemand vielleicht etwas Geeignetes oder hat jemand Lust, etwas dazu zu schreiben?

  • Hallo Maike,

    Radio Eriwan würde zu der Frage einer einfachen Darstellung des DRG-Systems sagen im Prinzip einfach, aber….

    Einfach war die Idee: gleiche Diagnose, gleiches Geld. Davon ist man aber inzwischen – auch wenn das BMGS dies nicht erkennen will - so weit abgekommen, dass kaum noch jemand das ganzes System verstehen kann. Auch in einfachen Worten lässt es sich nicht mehr darstellen.

    Ich würde Ihnen empfehlen, sofern Sie keine frühere Quelle finden, Ende April 2006 in Baden Baden auf dem Süddeutschen Orthopädenkongress unser DRG-Seminar zu besuchen. Da versuchen wir in drei Stunden wenigstens die wichtigsten Dinge zu erklären. Bis dahin sind hoffentlich auch alle für 2006 wichtigen Dinge erschienen.

    Aber andere können das sicher auch.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo,

    ich kenne ein einführendes Buch zum DRG-System. Es ist zwar nicht mehr ganz aktuell, aber die Grundzüge werden dort recht leicht verständlich erklärt. Ich erinnere leider nur noch, dass dieses Buch von einer Pharmafirma als Werbemittel verschenkt wurde. Aber vielleicht hat hier im Forum ja noch jemand nähere Informationen hierzu.

    Übrigens: Ich habe mir die im Eingangsbeitrag genannte Seite http://www.ungesundleben.de/privatisierung einmal angesehen und glaube, dass sie für viele von uns eine Art Pflichtseite darstellt. Hier wird die Privatisierung der deutschen Kliniklandschaft einrichtungs- bzw. standortbezogen dokumentiert. Neben einem umfangreichen Pool von öffentlichen Artikeln, Auszügen aus Handelsregister und vor allem Querverbindungen zu häufig ganz anderen in- und ausländischen Unternehmungen, scheint dieses Forum durch Beiträge der betroffenen Mitarbeiter zu leben. Diese können hier anonym Fragen stellen, Antworten geben oder einfach nur berichten, wie die Basis die Auswirkungen der Privatisierung erlebt. Auch wenn solche Eindrücke natürlich subjektiv sind, muss doch festgestellt werden, dass sie eine sinnvolle Ergänzung zu den offiziellen Verlautbarungen sind.

    A. M.

  • Guten Abend Anja M.,

    Zitat

    ein einführendes Buch zum DRG-System [... welches sicher ...] nicht mehr ganz aktuell [ist], aber die Grundzüge [...] leicht verständlich erklärt [... und ...] von einer Pharmafirma als Werbemittel verschenkt wurde...

    ... ist mit ziemlicher Sicherheit das von der Firma Lilly.

    Leider sind mir genauere Angaben derzeit nicht möglich. Allerdings sollte es kein Problem darstellen, dieses von dem Unternehmen selbst zu erfahren.

    MfG

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von kscholze:
    ... ist mit ziemlicher Sicherheit das von der Firma Lilly.


    Guten Abend,
    mein Tipp

    Deetjen et al
    Leitfaden: DRG Vergütungssystem für Klinikleistungen
    2002
    ISBN 3-9808271-0-0
    Vertrieb damals über Aventis

    Gruß

    E Rembs

  • Zitat


    Original von kscholze:
    ... ist mit ziemlicher Sicherheit das von der Firma Lilly.

    Leider sind mir genauere Angaben derzeit nicht möglich.


    Gemeint ist:

    Franz Metzger, DRGs für die Kitteltasche - Grundlagen, Beispiele und Tabellen des G-DRG Systems
    4. Auflage 2005
    kundenbetreuung@lilly.com

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Guten Morgen Maike123,

    Ihrer Seite stehe ich kritisch gegenüber.

    Hier aber ein paar egänzende Tipps:
    DRG eingeben unter wikipedia .

    Käuflich zu erwerben uber Hartmannbund: DRGs in Deutschland. ISBN 3-929436-17-5.

    Nett anfragen bei GlaxosmithKline: DRGs
    Mit Kapitel \"Konsequenzen des DRG Systems für Krankenhäuser und Mitarbeiter (Stand September 2002!)

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Duck

  • Hallo Forum,

    Zitat


    Original von D. Duck:

    Ihrer Seite stehe ich kritisch gegenüber.


    warum sind Sie so kritisch? Ich halte die Seite für eine wirklich sinnvolle Bereicherung, mindestens für den ständig größer werdenden Sektor der privatisierten Gesundheitswirtschaft. Ich habe gerade erfahren, dass auch Unternehmensberatungsfirmen und klinische Fachzeitschriften diese Informationen mitlesen. Besonders interessant finde ich die Möglichkeit, Auswirkungen von Privatisierungen als Betroffener anonym mitteilen zu können, aber auch die personelle und wirtschaftliche Verflechtung oder die Verschachtelung großer Konzerne kennenzulernen. Außer bei den Nachrichten direkt Betroffener sind immer exakte Quellenangaben dabei und es gibt auch eine (kleine) Rubrik, in der Gründe für Privatisierung gesammelt werden.

    Fazit: Eine sinnvolle Bereicherung, die jedem empfohlen sei (selbstverständlich auch kritischen Menschen).

    Viele Grüße
    A. M.

  • Hallo,

    vielen Dank für die Buchtipps!

    \"DRG\'s für die Kitteltasche\" klingt recht praktisch.

    Ich bin erstaunt, dass bei einer Frage nach DRGs Pharma- und Unternehmensberatungsfirmen ins Spiel kommen. Eine Sache, an die wahrscheinlich die meisten hier im Forum gewöhnt sind.
    Wenn ich richtig verstehe, könnte ich jetzt Lilly bitten, mir ein Buch zu schenken? Dabei prägt sich mir der Firmenname ein und verbindet sich - wenn sie mir das Buch tatsächlich schenken - mit positiven Einschätzungen: kompetente Firma, die nützliche, hilfreiche Dinge macht. Es entsteht auch eine besondere Art von Verhältnis zu der Firma: ich empfange, sie gibt. Da ich höchstens Medikamente an mich selber verteile und also keine Risiken durch meine unterschwellige Beeinflussung für andere entstehen, werde ich das mal versuchen. Da ich höchstens Medikamente an mich selber verteile und also keine Risiken durch meine unterschwellige Beeinflussung für andere entstehen, könnte es sein, dass es sich für Lilly nicht lohnt, mir ein Buch zu schenken. Dann werde ich es mal mit \"DRGs für Einsteiger\" aus der Liste von Outcome versuchen.

    Die Seite http://www.kliniksterben.de finde ich übrigens sehr gut. Interessant ist die Gleichsetzung von \"aufgekauft werden\" und \"sterben\". Tatsächlich scheint bei der Privatisierung von Krankenhäusern etwas zu sterben. Aber was am Wesen \"Krankenhaus\" stirbt dabei genau, und woran und wie? Und stirbt es vielleicht nicht erst durch Privatisierung, sondern auch schon in öffentlichen Krankenhäusern? Dies anhand der sich ansammelnden Materialien nachvollziehbar zu erhalten und herauszuarbeiten, würde ich als eine der Aufgaben von Seiten wie http://www.ungesundleben.de/privatisierung/ betrachten. Manchmal, z.B. wenn ein guter Freund stirbt, merkt man erst im Nachhinein, was man eigentlich verloren hat. Und auch die umgekehrte Frage ist interessant: Wird etwas durch Privatisierung ins Leben gerufen? Was wäre das genau?

    Bei allem denke ich: Wenn dabei widerspruchsfreie Antworten herauskommen, dann stimmt etwas mit den Antworten nicht. Ein angemessenes Bild einer widersprüchlichen Wirklichkeit müsste selbst widersprüchlich sein. Praktisch hängen aber die Inhalte von den Menschen ab, die sie einbringen. Da sind PrivatisierungsgegnerInnen klar in der Überzahl, weil BefürworterInnen es kaum nötig haben, private Homepages zu nutzen. Das \"Für\" der Privatisierung läuft auf ganz anderen gesellschaftlichen Ebenen ab als das \"Wider\".

    Gleiche Diagnose, gleiches Geld: Wäre das nicht eine wesentliche Voraussetzung für wirtschaftlichen Wettbewerb? Was bedeutet es für den Wettbewerb konkret, wenn dieses Kriterium nicht erfüllt ist? Wenn das BMGS nicht erkennen will, dass das Kriterium nicht zutrifft: Bedeutet das, dass die DRG-Regelungen ohne klare Untersuchung ihrer Auswirkungen auf den wirtschaftlichen Wettbewerb erlassen werden?

    Viele Grüße, Maike