• Hallo liebes Forum,

    ich muss nochmal ein sicher bekanntes Thema ansprechen. In letzter Zeit zwingt uns der MDK, bei nachweislich vorliegender Sepsis, die zur Aufnahme geführt hat, entweder :sterne:
    1) die infektiöse Grunderkrankung (z.B. Pneumonie) als Hauptdiagnose zu kodieren und die Sepsis (A-Kode) als Nebendiagnose anzugeben.
    oder
    2) statt der Sepsis sollen wir lediglich eine SIRS mit R65.-! kodieren.

    Wir sind der Meinung, dass bei einer zur Aufnahme führenden Sepsis diese auch mit einem Kode aus dem Kapitel A entsprechend zu kodieren ist und weder die infektiöse Grunderkrankung als HD noch die SIRS zu kodieren ist. Wer kann mir mit schlagenden Argumenten helfen? Am Besten mit entsprechenden Nachweis durch die Kodierrichtlinien! :d_gutefrage:
    Danke!

  • Hallo,

    also Variante 2) verbietet sich schon mal per se, da die SIRS-Kodes zu den optionalen Kodes gehören und die DKR0103d eindeutig sagt:

    Zitat

    Dabei ist zunächst ein Kode für die Sepsis oder die ein SIRS nichtinfektiöser Genese auslösende Grundkrankheit anzugeben, gefolgt von einem Kode aus R65.−! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS]. Zur Angabe von Organkomplikationen, Erregern und deren Resistenzlage sind zusätzliche Schlüsselnummern zu verwenden.

    Wenn also der MDK fordert, lediglich ein SIRS zu kodieren, kann ich wirklich nur darüber lachen... :totlach:

    Zu 1) gibt es meines Wissens leider keine konkrete Aussag der DKR über die Wahl der Hauptdiagnose. Es heißt allerdings:

    Zitat

    Im Gegensatz dazu wird eine Sepsis nach dem Erreger mit einem passenden Sepsis-Kode z.B.
    aus Tabelle 1 kodiert. Dies trifft auch auf eine klinisch manifeste Urosepsis zu.

    Daraus könnte man argumentieren, das dies ein Beispiel ist, die Sepsis als Hauptdiagnose, und eben nicht die Infektion des Harntraktes zu kodieren. Ich würde immer damit argumentieren, dass die Grundkrankheit, z. B. Pneumonie kein Anlass für die stationäre Behandlung war, da sie ohne Sepsis auch ambulant hätte behandelt werden können.

    In der Hoffnung ein bißchen weitergeholfen zu haben

    grüßt H. Staender :baby:
    Oberarzt Pädiatrie

  • Hallo,

    vielen Dank für Ihre Meinung. Habe dem MDK jetzt zum dritten Mal einen Widerspruch verfasst, über 2 Seiten...bin mal gespannt, wie der MDK jetzt argumentiert.
    Übrigens über die MEinung des MDK, dass lediglich das SIRS zu kodieren ist, konnten wir in unserer Abteilung auch nur mit dem Kopf schütteln. Aber diese Sturheit seitens der MDK-Ärzte ist unfassbar....

    Ich wünsche ein schönes Wochenende


    S. Popp

  • Hallo liebes Forum,

    auch wenn\'s etwas spät für eine Antwort zu diesem Thema ist - ich möchte es dennoch versuchen.
    Anlass dafür ist mein Eindruck, daß die MDK\'s sich ein wenig auf die SEPSIS als HD \"einschießen\".. :bombe: ..ist eben eine teure Sache.

    Einen recht grotesken Fall hatten wir da zu bearbeiten - der Mdk sagte einfach: nö, die HD ist eine andere und bestand auf dem Schema Aufnahmediagnose = Hauptdiagnose ! :d_gutefrage:
    Alle Symptome einer Sepsis waren da, von Fieber über Schock, Dispnoe und Schüttelfrost, und die entsprechenden diagnostizierten Erreger hatten wir ebenfalls sofort nachweisen können - inclusive diverser Resistenzen!
    Wir haben uns letzendlich auf das Urteil unserer Ärzte verlassen.
    Auf was auch sonst?
    Wenn alles danach aussieht, der Ressourcenverbrauch, die Diagnose, Therapie (sofortige intravenöse Antibiose usw.)dokumentiert sind, dann sagt unser Arzt was es ist - E BASTA! :d_niemals:
    Ganz nebenbei beriefen wir uns natürlich auf die DKR zum Thema Hauptdiagnose, in der die Aufnahmediagnose ganz und gar automatisch zur HD erklärt werden muss, sondern von \"der Evaluation der Befunde am Ende des Krankenhausaufenthaltes, um diejenige Krankheit festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die....usw.\"(D002d)!!
    Wir werden sehen, was gegbenfalls höhere Instanzen dazu sagen, bis jetzt hat sich nichts getan.

    Gruß Ralf

  • Hallo Ralf,
    vielleicht kann mein Beitrag zur weiteren Klärung beitragen.
    Ich hebe wegen Kodierungsdifferenzen mit dem MDK folgende Anfrage an das Inek gestell:

    ...
    ich möchte Sie bitten, mir die korrekte Kodierung folgenden Falles mitzuteilen:
    Patient wird mit hoch-fieberhafter Prostatitis aufgenommen: Fieber 39,5C, Leukozyten 22000, hoch-druckdolente Prostata ohne Abszedierung, Miktionsprobleme, Urinbefund o.B..
    Ist folgende Kodierung richtig?
    HD A41.9 Urosepsis, ND R65.0!, N41.0 = DRG T60C
    (Deutsche Sepsis-Ges.: Sepsis = SIRS hervorgerufen durch eine Infektion)

    oder muß wie folgt kodiert werden:
    HD N41.0, ND R65.0! = DRG M62Z

    Das gleiche Problem haben wir auch bei einer hoch-fieberhaften Pyelonephritis.
    Welche Kodierung ist korrekt?

    Ich halte den ersten Vorschlag für korrekt, da ich die Sepsis für ein eigenständiges Krankheitsbild halte und sie zur Aufnahme geführt hat. Ein akute Prostatitis alleine könnte ja auch ambulant behandelt werden.

    Zum anderen bin ich mir nicht sicher, ob eine -itis zusammen mit R65.0 als Sekundärcode richtig kodiert ist, da in DKR2005 0103d S.64 steht:
    \"Dabei ist zunächst ein Kode für die Sepsis oder die ein SIRS nichtinfektiöser Genese auslösende Grundkrankheit anzugeben, gefolgt von einem Kode aus R65.−! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS]. Zur Angabe von Organkomplikationen, Erregern und deren Resistenzlage sind zusätzliche Schlüsselnummern zu verwenden.\"
    Mit besten Dank für Ihre Bemühung

    Antwort des Inek:

    \"Grundsätzlich ist nach den Deutschen Kodierrichtlinien (DKR) und den amtlichen Klassifikationen (ICD-10-GM bzw. OPS) in der jeweils gültigen Version zu kodieren, unabhängig vom Ergebnis der Gruppierung.

    Laut DKR D002d ist als Hauptdiagnose die Diagnose anzugeben, \"die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Aufenthaltes des Patienten verantwortlich ist\". Sollte dies in dem von Ihnen geschilderten Fall für die Sepsis zutreffen, so ist diese als Hauptdiagnose anzugeben. Bei der Verschlüsselung von weiteren Erkrankungen als Nebendiagnose (z.B. Prostatitis, Pyelonephritis) ist die in DKR D003d aufgeführte Definition von Nebendiagnosen zu beachten.

    Wie Sie korrekt ausführen, ist laut DKR 0103d ist bei der Verschlüsselung eines SIRS \"zunächst ein Kode für die Sepsis oder die ein SIRS nichtinfektiöser Genese auslösende Grundkrankheit anzugeben, gefolgt von einem Kode aus R65.-! \"Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS]\". Auf Seite 63 dieser DKR wird die Verschlüsselung einer Sepsis erläutert, diese wird \"nach dem Erreger mit einem passenden Sepsis-Kode z.B. aus Tabelle 1 kodiert\". Die von Ihnen als zweite Möglichkeit aufgeführte Kodierung mit N40.1 + R65.0! ist demnach nicht korrekt.

    Abschließend möchten wir darauf hinweisen, dass die Aussagen zur korrekten Kodierung auf den uns in der Anfrage mitgeteilten Informationen beruhen. Dies bedeutet nicht, dass nicht im Einzelfall eine von der Beantwortung abweichende Kodierung zutreffend sein könnte. Eine Einzelfallprüfung liegt derzeit allerdings nicht im Aufgabenbereich unseres Instituts.

    Wir hoffen, Ihnen hiermit geholfen zu haben und verbleiben
    mit freundlichen Grüßen \"


    Ich denke, damit sind die Unklarheiten beseitigt und die Diskussionen mit dem MDK sollten zu diesem Thema ein Ende haben.

    MfG urogert