Nebendiagnosen,Folgen einer Therapie

  • Hallo,

    ich möchte nochmal auf das leidige Thema der
    Anerkennung von erheblich CCL-erhöhender ND
    wie Hypokaliämie,Harnwegsinfekt... durch die
    Krankenkassen zu sprechen kommen.
    Einige Kassen versuchen in letzter Zeit wieder vermehrt o.g.ND anzuzweifeln mit dem Hinweis,das ND dann nicht kodiert werden dürfen,wenn sie Folge einer
    Therapie sind,z.B.Hypokaliämie als Folge einer
    Lasixgabe,Harnwegsinfekt postoperativ...
    Ich möchte mir hiermit nur nochmals bestätigen
    lassen,dass Nebendiagnosen,die behandelt wurden-
    sei es mit 1Tbl.Kalinor Brause- unhabhängig
    von ihrer Entstehung kodiert werden dürfen.

    Gruss

    B.Meyerink

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    selbstverständlich ist es zu kodieren. Ansonsten dürfte man wohl auch kaum Komplikationen medizinischer Maßnahmen kodieren, z.B. eine Blutung oder Infektion. Das ist die leider die oft angewendete Verfahrensweise von Kassen/MDK folgend dem Prinzip \"In den Wald schießen und schauen, was runterfällt\". Es gibt keine DKR die das rechtfertigen könnte, nur solche, die die Kodierung sogar vorschreiben. Die Ursache spielt überhaupt keine Rolle, sondern der Ressourcenverbrauch nach DKR D003d ist hier einzig relevant.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Werte Herren,

    Einspruch, zumindest teilweise. Es könnte ggf. die Folge einer med. Behandlung dazu führen, daß eine T-Diagnose verschlüsselt werden muß.

    Ansonsten stimme ich Ihnen natürlich zu.

    Beliebt in diesem Zusammenhang ist auch das Spiel, zu behaupten, der Folgezustand sei immer / zwingend mit der Gurnderkrankung vergesellschaftet und daher nicht zu kodieren :totlach: (KMT mit nachfolgender Panzytopenie / Immunkompromittierung, bis hin zu Infektionen). Das Problem ist nur: Die Kasensachbearbeiter haben dann zwei divergierende Meinungen.

    Gruß

    merguet

  • Und dann gibt es ja auch in vielen ICD Kapiteln noch gegen Ende die Schlüssel für Krankheiten und Störungen nach medizinischen Maßnahmen! Bitte nicht vergessen (der Vollständigkeit halber: unter Beachtung DKR D002 \"Erkrankungen und Störungen nach med. Massnahmen).

    Mit freundlichen Grüßen

    D. Duck

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Merguet,

    ich sehe da keinen Widerspruch zu meiner Aussage, da ich mich nicht auf spezifische Kodes bezogen habe. Es wird aber noch viel lustiger in Zukunft werden: Man hat sich ja mittlerweile in der Selbstverwaltung darauf geeinigt, dass ggf. mehrere Kodes zu kodieren sind, um eine Erkrankung/Zustand adäquat zu beschreiben. Dies losgelöst von der ND-Definition (siehe das Krankenhaus 11/2005, DKR Version 2006). Das bedeutet, dass man zukünftig mehrere Kodes angeben wird, z.B. den der Erkrankung (spezifische Beschreibung über DKR D002d gefordert) und dann zusätzlich noch einen T-Kode für die Ursache. Das ist dann völlig DKR-konform und wird zu nicht abreißenden Jubelarien bei den Kassen und MDK führen. Frohes Fest :d_zwinker: !

  • Hallo Herr Selter,

    ich bin nicht so pessimistisch wie Sie. Man muss dann aber fordern, dass besser und einheitlich - also auch nicht so sehr interessengeleitet - begutachtet wird. Ich gehe mal davon aus, dass die in den letzten Ärzteblättern mehr als 30 angebotenen Stellen beim MDK bundesweit genau diesem Zweck dienen. :)

    Es nervt ja schon ungemein, wenn eine relevante Herzinsuffizienz vorlag, aber der MDK-Gutachter \"gutachtet\", dass Enalapril keine Ressourcenverbrauch darstellt, weil das ein \"Blutdruckmittel\" sei.

    Man hat die Chance, multifaktoriell zu denken und Fälle auch so zu beschreiben, und das sollte das lernende System hergeben.

    Grüße von der Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend,


    Zitat


    Original von bobrowski:
    Es nervt ja schon ungemein, wenn eine relevante Herzinsuffizienz vorlag, aber der MDK-Gutachter \"gutachtet\", dass Enalapril keine Ressourcenverbrauch darstellt, weil das ein \"Blutdruckmittel\" sei.

    Wie bitte?

    Die neuen Leitlinien zur Diagnose und Behandlung der Herzinsuffizienz der American Heart Association (AHA) und des American College of Cardiology (ACC) sind für jedermann verfügbar:
    http://content.onlinejacc.org/cgi/reprint/46/6/e1

    Die zitierte gutachterliche Stellungnahme ist falsch!


    \" Physicians should hold the federal government and insurance carriers to their ethical obligation to reimburse for appropriate services quickly and efficiently\"
    http://www.acc.org/clinical/conse…ac6185fla23.htm

    Gruß
    E Rembs


    \"Alle sind krank. Alle sind Ärzte\"
    (H.- D. Hüsch)

    • Offizieller Beitrag

    Guten Morgen Herr Bobrowski,

    Zitat


    Original von bobrowski:
    ich bin nicht so pessimistisch wie Sie. Man muss dann aber fordern, dass besser und einheitlich - also auch nicht so sehr interessengeleitet - begutachtet wird.

    Das wundert mich aber, dass man da optimistisch oder nicht-pessimistisch sein kann oder ich muss Ihren 1. Satz auch schon ironisch interpretieren. Diese Forderung kommt doch nicht erst mit dem DRG-System, sie gibt es schon länger und findet bis heute nicht wirklich ihre Erfüllung. MDK, das K für Krankenkassen und nicht für Krankenhäuser gibt da doch schon eine gewisse Richtung der Interessensorientierung mit. Ich habe nichts gegen Prüfungen, prüfe ja für Kostenträger selber, ich habe aber etwas gegen die völlig schwachsinnigen Gutachten, die nur gegen das eigene bessere Wissen oder in völliger Unkenntnis der Materie so verfasst werden können und nun mal eindeutig Kassen orientiert sind. Soviel zur Objektivität oder Neutralität.

    Zitat

    Original von bobrowski:
    Ich gehe mal davon aus, dass die in den letzten Ärzteblättern mehr als 30 angebotenen Stellen beim MDK bundesweit genau diesem Zweck dienen. :)

    Genau!

  • Hallo Herr Selter,
    ich bin in der Tat nicht-pessimistisch, jedenfalls im Grundsatz. Monokausales Denken ebnet der Dummheit oder der Frechheit den Weg. Deshalb finde ich die geschilderte Entwicklung prinzipiell gut.

    Zusammen mit dem erheblichen Stellenaufbau des MDK haben wir als Krankenhäuser damit die Möglichkeit, Qualität beim MDK einzufordern. Und zwar genau so, wie von uns als Krankenhäusern Qualität eingefordert wird: Durch überprüfbare Verfahren der Qualitätssicherung, durch formale und methodische Standards. Dann sollten Argumente wie das erwähnte deutlich zurückgehen.

    Die massive Steuerung durch Interessen sehe ich eher bei den Krankenkassen angesiedelt, die ihre Stichproben für die \"Einzelfall\"prüfungen ausschliesslich nach dem gerade wirtschafltoch opportunen ausrichten, womit sie gegen Buchstaben und Geist der einschlägigen Bestimmungen verstoßen.

    Grüße von der Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Bobrowski,

    hier werde ich wohl weiterhin eher pessimistisch bleiben. Quantität war noch nie mit Qualität gleichzusetzen. Mehr MDK-Prüfärzte bedeutet erst mal eine Anpassung an die Prüfdichte. Diese neuen Mitarbeiter dürften dann wohl auch erst mal im MDK-Sinne geschult werden und somit kann ich hier nicht von einem Qualitätsgewinn ausgehen. Es sei auch an dieser Stelle erwähnt, dass es selbstverständlich auch qualitativ gute Gutachten gibt und auch in den Krankenhäusern schlechte Kodierqualität zu finden ist. Auch die Ausrichtung \"nach dem wirtschaftlich Opportunen\" ist den Krankenhäusern nicht gänzlich fremd.
    Dass das Problem bei den Kassen zu suchen ist, kann ich höchstens auf die Quantität der Prüfungen beziehen. Für die Qualität (und die hier oft zu findende Ignoranz bezüglich der gegebenen Richtlinien) ist einzig der jeweilige Prüfer zuständig und verantwortlich.

    Auch mal an dieser Stelle so als Gedanke formuliert:
    Das Forum hier ist nun mal die wichtigste Austauschsbörse bezüglich des DRG-Systems und auch maßgeblich in Kodierfragen. Es ist ganz klar, dass hier auch die Kollegen und Kolleginnen vom MDK mitlesen (das ist auch gut so), seien Sie an der Stelle dann auch herzlich gegrüßt!
    Warum diskutieren sie hier aber nicht mit (extrem seltene Ausnahmen außen vor)? Vielleicht deswegen, weil die in den Gutachten oft formulierten Behauptungen gar nicht einer Diskussion standhalten können (so wie in der Ausgangsfrage)? Generelles Verbot des Arbeitgebers? Zu wenig Zeit (wer hat die schon, ich dürfte zur Zeit hier eigentlich gar nichts schreiben und lesen)? Kein Interesse am aktiven Austausch? Behauptungen in Gutachten schriftlich an die Kasse zu übermitteln und die Einwände der jeweiligen Klinik dann abwarten und u.U. inhaltlich einfach zu ignorieren, ist einfacher, als sich hier argumentativ auseinanderzusetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Abend,

    Zitat


    Original von bobrowski:
    Zusammen mit dem erheblichen Stellenaufbau des MDK haben wir als Krankenhäuser damit die Möglichkeit, Qualität beim MDK einzufordern


    Die Kontrollkosten steigen weiter…..

    Den \"Karl Kraus Vierschritt\" jeder Auseinandersetzung könnte man analog für den MDK anwenden:

    Hoffnung, dass es einem selbst anschließend besser geht, dann die
    Erwartung, dass es wenigstens dem Gegner schlechter geht,
    darauf die Genugtuung, dass es den anderen auch nicht gut geht und schließlich die
    Gewißheit, dass es allen schlechter geht

    Hat die Realität die Schätzung eingeholt oder schon überholt?

    Gemäß einer Arbeit (2000 !!) von Lauterbach/Lüngen wurden allein für die stichprobenartige Überprüfung der Richtigkeit der Patienteneinstufungen Kosten von 400 Mio Euro pro Jahr geschätzt.

    Lauterbach, Das Krankenhaus 92 168-175 2000


    Gruß

    E Rembs