Immer wieder resp. Insuffizienz oder COPD - 2 Fälle

  • Hallo liebes Forum,
    ich weiß, daß diese Problematik bereits mehrfach diskutiert wurde und möchte Ihnen dennoch zwei Fälle vorstellen, bei denen die Meinung des MDK nicht mit der der Klinik übereinstimmt. Mich interessiert sehr, wie Sie die Fallkodierung sehen:
    1. Fall
    Patn. mit resp. Globalinsuffizienz bei Overlap-Syndrom, Schlafapnoe und COPD Stadium III.
    aktuell: Kontrolle der Heim-Beatmung bei zunehmender resp. Globalinsuffizienz und kardiale Dekompensation.
    Ergebnisse der Diagnostik:
    mittelgradige obstruktive Venilationsstörung mit FEV1- 0,74l, Überblähung 159% Soll, Blutgasanalyse: resp. Globalinsuffizienz, bei Sauerstoff-Testatmung geringe Verbesserung der Oxygenierung bei konstantem Kohlendioxidpartialdruck.
    Paraklinisch: Infektexazerbation
    Therapie: antibiotischer Behandlung, Optimierung der noninvasiven Beatmung allerdings ohne Verbesserung der resp. Situation.
    Klinik HD: J96.1 Resp. Globalinsuffizienz, ND: J44.1
    MDK HD: J44.1 COPD, da sie als Grundkrankheit mit behandelt wurde (D002d), ND: J96.0 resp. Insuffizienz als Folgezustand der COPD.

    2. Fall
    Pat. mit bestehender COPD wird mit hochgradiger Orthopnoe, resp. Azidose und schlechter Atemmechanik auf ITS aufgenommen. Es erfolgt eine Stabilisierung der resp. Situation mittels BIPAP und Behandlung der Infektexazerbation mittels Avalox, Foradil und Prednisolon. Er erhält weitere BIPAP-Beatmung und Sauerstoff. Lungenemphysem, Lungenfibrose weitere Diagnosen aus CT.

    Klinik HD: J96.0 akute resp. Insuffizienz, ND: J44.10 COPD
    MDK HD: J44.10 COPD, ND J96.0 Begründung s. 1. Fall

    In beiden Fällen stellt sich die Frage nach der Hauptdiagnose. Reicht hier die formale Berücksichtigung der Kodierrichtlinie D002d? Über Antworten würde ich mich freuen.

    Viele Grüße
    kd

  • In beiden Fällen ist COPD selbst die HD, zumal diese
    auch mitbehandelt wurde (Infektexazerbation der COPD).
    Wenn das Syptom \"akute respirator. Insuff.\"
    ein eigenständiges Problem darstellte, kann als ND angegeben werden.
    Gruß
    Ordu

  • Hallo Ordu,
    vielen Dank für Ihre Antwort. Ich habe sie fast erwartet. Aber es wird mir schwer fallen, sie der Klinik zu übermitteln, die sich ja nun auch mit der Meinung des MDK deckt. Die vordergründige Behandlung der resp. Insuffizienz, unter deren Bild beide Patienten auch stationär aufgenommen wurden, wird nun nur als Nebendiagnose \"honoriert\", was für die Klinik nicht ganz nachvollziehbar sein wird. Man kommt wohl um die Zuweisung der zugrunde liegenden Krankheit als Hauptdiagnose nicht herum.
    Nochmals vielen Dank und viele Grüße
    kd

  • Guten Tag Forumteilnehmer,
    auch in unserem Haus wird dieses Thema viel diskutiert. Die J96... geben wir als HD an, wenn sie im Vordergrund der Behandlung steht, z. B. bei Ersteinstellung O2- Langzeittherapie oder Ersteinstellung BIPAP- Behandlung. Aber auch nur dann. Sonst ist selbstverständlich die COPD (J44...) HD. Als ND geben wir die resp. Insuff. nur an, wenn die ND- Def. erfüllt ist. Eine einzige BGA ist hierfür nicht ausreichend. Zu Grunde gelegt haben wir die DKR \"Symptom als HD\" und \"zwei oder mehr Diag. der HD- Def. entsprechen\". Der MDK hat dies bisher anerkannt.
    Viele Grüße
    medcont

  • Hallo,

    ist denn die respiratorische Insuffizienz (J96.0) ein Symptom (wie Bauchschmerz, Brustschmerz etc.)?

    Oder ist es eine eigenständige Krankheit? Ggfs. mit einem Behandlungsmehraufwand?

    Oder ist es die Manifestation einer Krankheit (wie z.B. die diabetische Nephropathie)?

    Gruß

    Björn Mehlhorn

  • Hallo zusammen im Forum,

    ich freue mich sehr, dass dieses Thema noch einmal angefasst wurde.
    Auch wir kodieren die J96.1 bei Beatmungskontrollen als HD. Die COPD wird zur ND.

    Insbesondere der pathophysiologische Mechanismus der bei diesem Pat. zur Kodierung der J96.1 als Hauptdiagnose führt, wird vom MDK i.d.R. nicht berücksichtigt.
    Dabei hat der Medizinische Dienst der Spitzenverbänden der Krankenkassen selbst die Pathophysiologie in der Arbeitshilfe P34 „Langzeitbeatmung und Langzeitsauerstofftherapie“ aufgeführt! Hierauf verweist auch das Konsensuspapier der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie!

    Bei einem Patienten mit nachgewiesener Hypoventilation bzw. Hyperkapnie ist dann ausschließlich die ventilatorische bzw. respiratorische Insuffizienz infolge erschöpfter Atemmuskulatur als Grund für den stationären Aufenthalt bzw. für den elektiven Beginn der Beatmung zu werten.

    Das Ganze ist vergleichbar mit einer Kliniksaufnahme infolge dekompensierter Herzinsuffizienz auf dem Boden einer schweren Hypertonie. Hier wird auch nicht die Grunderkrankung (Hypertonie) als Hauptdiagnose verschlüsselt.

    Da mich dieses Thema ständig verfolgt, habe ich eine entsprechende Frage an das InEK gestellt:

    Sollte man hier nicht entsprechend der Kodierrichtlinien \"Zuweisung eines Symptoms als Hauptdiagnose\" wie Beispiel 4 DKR D002d (2006) oder analog der DKR 0201e \"Neubildungen\"; (Beispiele 4 und 7)das Symptom als Hauptdiagnose wählen und die Grunderkrankung als ND kodieren?

    Leider habe ich noch keine Antwort. Allerdings kann das InEK mich diesmal nicht an die FAchgesellschaft verweisen, denn die hat in Ihrem Konsensuspapier schon eine klare Stellung bezogen.

    MfG Willm :)

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • Hallo Willm,

    auch ich bin froh, dieses Thema hier zu finden.
    Noch mehr, weil auch wir eine Anfrage an das InEK vorbereiten wollten, die sich um die Kodierung der J96.- klären soll. Die Antwort des InEK würde mich brennend interessieren, zumal uns die Argumentationen auf Basis der Äußerung der Fachgesellschaft regelmäßig (quasi wg. Befangenheit) aus der Hand geschlagen wird und die MDK-Prüfer sich ebensowenig für die MDK-Kodierempfehlung zur J96.- interessieren, sondern sie als \"Resteklasse\" von vornherein ignorieren.

    Ich hoffe, dass hier in der Folge ein detailierter Informationsaustausch entstehen kann.

    Gruß ben-ch

  • Hallo noch mal,

    ich habe gestern die Antwort vom InEK erhalten.

    Das Institut ist leider (Zitat)\"momentan nicht dafür dimensioniert und ausgelegt, Deutungen und die Beantwortung der beträchtlichen Anzahl von Einzelanfragen vorzunehmen. Insofern sehen wir umständehalber und mangels Zuordnung einer Kompetenz an anderer Stelle die Beantwortung von Einzelanfragen lediglich als Serviceleistung an, die wir in Ergänzung zu unserer eigentlichen Tätigkeit wahrnehmen\"

    Sehr schade aber letztlich wohl nachvollziehbar. Allerdings würde ich mir wünschen, dass mir Alternativen aufgezeigt werden.

    Als Ergänzung noch einmal zum Thema J96.1 vs. J44......
    Mittlerweile liegen mir mehrere MDK-Gutachten vor, die meinen Widerspruch und damit die J96.1 Hauptdiagnosenkodierung bestätigen.

    MfG

    Willm

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • Hallo liebe Forumteilnehmer,

    mir hingegen liegen bedauerlicherweise einige MDK-Gutachten vor, die selbst nach wiederholten Widersprüchen ablehnend der Kodierung der J96.x / J44.xx gegenüberstehen.
    Die bereits erwähnten Kriterien sind selbstverständlich gem. Definition erfüllt.

    Im Dezember 2004 wurde unserseits das DIMDI mit folgender Fragestellung „behelligt“.
    [c=green]In welchen Fällen darf die J96 verschlüsselt werden? Ist die J96.- bei Patienten mit einem Lungenödem bei Herzinsuffizienz oder bei Patienten mit einer COPD als Symptom inbegriffen, oder darf eine resp. Insuffizienz zusätzlich verschlüsselt werden?[/code]
    [c=darkred]Folgende Antwort des DIMDI....die respiratorische Insuffizienz ist zu verschlüsseln, wenn sie nicht regelhaft zur Erkrankung dazu gehört. Insofern würde man bei einem kardialen Lungenödem diese unterstellen, eine COPD zeigt nicht notwendigerweise eine solche. Ob eine respiratorische Insuffizienz vorliegt ist eine klinische Frage, keine klassifikatorische. Die Frage des Aufwands hängt damit von der Diagnosestellung direkt ab.“[/code]
    [c=green]Gleiche Fragestellung an die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie... mit folgender Ergebnis.[/code] [c=darkred]Die Codierung der resp. Insuff. hängt schon von den Maßnahmen ab. Folgt eine Beatmung infolge zunehmender Hyperkapnie ist diese meines Erachtens diese Hauptdiagnose. Liegt eine exac. COPD ohne Beatmung vor, so kann man darüber streiten. Jedenfalls ist es nicht eindeutig definiert und es wird verschieden gehandhabt.[/code]
    Bei den Widersprüchen wurde als Kopie ein Auszug des Antwortschreiben (DIMDI) beigelegt.
    [shadow]Im letzten Gutachten wurde u. a. wie folgt argumentiert.
    Der Hinweis einer Anfrage des DIMDI ist in vorliegender Konstellation einer Einzelfallprüfung nicht zielführend, da dem DIMDI die Einzelfallkonstellation entsprechend nicht zur Verfügung gestellt wurde.
    Weiterhin, so spezifisch wie möglich zu kodieren .... -> Resteklasse... -> andernorts nicht klassifiziert und und und [/shadow] und. :sterne: :totlach: :d_gutefrage:

    Mit freundlichen Grüßen

    ochpowi
    :erschreck: sorry, etwas längerer Beitrag :erschreck: