Ungerechtferigte A06Z

  • Hallo Lieblingsforum,

    bin am Feinschleifen der DRG-Daten aus 1-6 2002.
    Unter anderem prüfe ich nichmals abschließnd für alle Fälle mit einer Intensiv-VWD von >= 4 Tagen, ob keine Beatmung vorgelegen hat, schließlich hat man ja kein RG von >20 zu verschenken.
    Dabei stoße ich aber auch auf 3 Fälle mit der DRG A06Z und eine Intensiv-VWD von 0 bis 0,23 Tagen.
    Wer beatmet da heimlich auf den Normalstationen? ;)

    Niemand natürlich. Es sind Fälle wie dieser:
    Hauptdiagnose C32.9 Larnyx Ca
    R06.8 Dyspnoe
    J44.9 COPD
    B37.81 Candidaoesophagitis
    5-311.0 temporäre Tracheostomie
    5-300.2 mikrolaryngoskopische Exzision
    1-630.1 Ösophagoskopie starr
    1-547 Biopsie Hypopharynx

    ---> DRG A06Z (Beatmungsstunden Null, kein Code aus 8-718f)
    und das sowohl in Diacos als auch Uni Münster. Die 5-311.0 triggert einfach die A06Z, egal ob beschnauft, oder nicht.

    Genau eine "temporäre Tracheostomie" ist von den HNO-Dokters aber gemacht worden, der Code darf also m.E. codiert werden. Natürlich ist der CW viel zu hoch, denn "eigentlich" hat dieser Fall klar garnix in dieser DRG verloren, was tun? Killt irgendjemand von Euch hier die 5-311.0 (zugunsten von?) um einen realistischeren CMI zu erhalten?

    Freundliche Grüße
    Christian Jacobs

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von cjacobs:
    Killt irgendjemand von Euch hier die 5-311.0 (zugunsten von?) um einen realistischeren CMI zu erhalten?

    Hi Christian,

    auf keinen Fall!
    Man muß auch bedenken, dass hier der Fall im Mittel "bezahlt" wird. Bei den Kalkulationen gingen ja nun mal alle Fälle ein, nicht nur die mit langer Liegedauer und Beatmung nach Tracheostomie.
    Auch die DKR sehen hierfür keine Regelungsbedürftigkeit im Sinne von: 5-311.0 darf nur kodiert werden, wenn Beatmung > xh.

    Also: Let live!

    Ciao
    Dirk

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Tach Dirk,

    eigentlich glaubte ich bisher nicht, dass solche Fälle in die AR-DRG a06z miteinkalkuliert sind. Dafür haben sie wirklich zuwenig mit dem langzeitbeatmeten Patientengut gemeinsam, das über diese hoch bewertete DRG abgebildet werden soll.
    Eher hielt ich eine unsaubere Umsetzung auf der Ebene der Prozedurencodes für denkbar. Natürlich lösche ich nicht leichtfertig RGs von 20,09, halte diese aber "intern" für irreal.
    Niemand wird mir jemals, nicht in 2005, 6 oder 7, für o.g. Patienten 36.000 Euro überweisen. Er gehört nicht in diese DRG und wird sich, wenn's ernst wird, auch nicht mehr darin befinden.
    Insofern macht es schon Sinn (angenommen, man hat eine große HNO, die viel tracheostomiert), sich bewußt zu machen, dass der CMI hier etwas schöngerechnet ist (10 solche Fälle in einem halben Jahr ändern meinen CMI im ~1,7% !!).

    Freundliche Grüße
    Christian

    • Offizieller Beitrag

    Hi Christian,

    Zitat

    Original von cjacobs:
    eigentlich glaubte ich bisher nicht, dass solche Fälle in die AR-DRG a06z miteinkalkuliert sind. Dafür haben sie wirklich zuwenig mit dem langzeitbeatmeten Patientengut gemeinsam, das über diese hoch bewertete DRG abgebildet werden soll.

    Es wird aber auch Fälle geben, wo man mit dem RG um 20 nicht hinkommen wird. Abgesehen davon, dass es ja nun mal nicht realistisch ist, anzunehmen, dass solche Fälle einzig über RG x BFP zu entlohnen sind/sein können. Da sind wir wieder mitten in der allgemeinen Diskussion: Welche Fälle passen nicht in ein 100% FP-System. (Siehe auch die differenziertere Abrechnung z.B. in Victoria/Australien)

    Zitat

    Original von cjacobs:Eher hielt ich eine unsaubere Umsetzung auf der Ebene der Prozedurencodes für denkbar.


    Das wäre schon früher aufgefallen.

    Zitat

    Original von cjacobs:Niemand wird mir jemals, nicht in 2005, 6 oder 7, für o.g. Patienten 36.000 Euro überweisen.


    Darauf sind ja alle mehr als nur gespannt:
    Wann wird Wieviel für Was an Wen bezahlt.
    Klar ist aber doch wohl, dass bei einem Pauschalsystem die Kassen in Zukunft nicht sagen dürfen, bei den für das KH `günstigeren´ Fällen: Tut uns leid, wir geben es nicht! Und bei den `günstigeren´ Fällen für die Kassen: Ätschebätsch!
    Damit wäre das System ad absurdum geführt. Außerdem wird es ja auch Kürzungen bei einer gewissen Unterschreitung der durchschnittlichen Liegedauer geben. Das ändert aber nichts daran, dass entsprechend kodiert werden muß und man in der DRG landet, mit gegebenenfalls gekürzten Vergütung.
    In gespannter Erwartung der Abrechnungsregeln......

    Ciao
    Dirk

    --
    D. D. Selter
    Arzt, Med. Cont. BGU-Murnau

  • Hallo Dirk, hallo Forum,

    <selter>
    Es wird aber auch Fälle geben, wo man mit dem RG um 20 nicht hinkommen wird.
    </selter>

    Klar, schließlich gibt es in der a06z Patienten, die 4 und Patienten, die 10 Tage beatmet werden. Riesenunterschied. Aber Mischkalkulation. Schon klar.
    Aber was haben die mit meinen HNO-Leutchen zu tun, bei denen gar keine Intensivtherapie gelaufen ist. Grad mal garnix. Wenn ich 600 bis 800 Schubladen habe, werde ich doch nicht genau diese beiden Gruppen zusammen in eine tun.

    <selter>
    Original von cjacobs: Eher hielt ich eine unsaubere Umsetzung auf der Ebene der Prozedurencodes für denkbar
    Selter: Das wäre schon früher aufgefallen
    </selter>

    Aber nicht unbedingt mir ... im australischen original bin ich sehr unbeschlagen.
    By the way: Herr Sommerhäuser, seit etwa 20 Posts bin ich in die Kategorie der "Definition Manual Besitzer" aufgestiegen. Das hart erpostete Exemplar ist aber bisher noch nicht hier angekommen.
    Mailen Sie mich an, falls Sie meine Adresse benötigen. Danke.
    ;)

    <selter>
    Klar ist aber doch wohl, dass bei einem Pauschalsystem die Kassen in Zukunft nicht sagen dürfen, bei den für das KH `günstigeren´ Fällen: Tut uns leid, wir geben es nicht! Und bei den `günstigeren´ Fällen für die Kassen: Ätschebätsch!
    Damit wäre das System ad absurdum geführt.
    </selter>

    Klar. Aber es geht nicht um ein prinzipielles Problem mit einem Mischfinanzierungssystem, bei dem die armen Kassen auch schon mal "zuviel" zahlen müssen, sondern um diese eine besonders absurd inhomogene DRG.

    <selter>
    In gespannter Erwartung der Abrechnungsregeln......
    </selter>

    Ach stimmt, die fehlen ja auch noch. Da die G-DRG 0,9 ja schon fast fertig sind, hatte ich das schon wieder vergessen.

    Grüße
    Christian

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von cjacobs:
    Tach Dirk,

    Niemand wird mir jemals, nicht in 2005, 6 oder 7, für o.g. Patienten 36.000 Euro überweisen.

    Freundliche Grüße
    Christian

    Hallo Forum, hallo Herr Kollege Jacobs,
    persönliche Ergänzung:
    nicht zu traurig sein...
    Das ist auch gut so, daß Ihnen keiner die Euros überweist.
    Das Geld ist nicht weg, sondern ein anderer (für seine Tracheostomie mit Nachbeatmung) kriegt es...
    Im Rahmen einer HNO Maßnahme ist neben einer Tumorexstirpation i.d.R. die Tracheotomie (ohne Nachbeatmung) sowohl vom Aufwand, Ressourcenverbrauch etc. "Peanuts"
    Ansonsten ist ja schon alles geschrieben worden.

    Mit schönen Grüßen
    Eberhard Rembs
    Bochum

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Christian,
    Voilá. Viel Freude beim Schmökern... ;)

    Definition Manual Besitzer ... 37 kB

    Gruss
    Burkhard


    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Rembs,
    es kommt noch schlimmer:
    Was nutzt der (verbriefte) Besitz, wenn man das Def-Man - (noch) - nicht einmal LESEN darf... ???...

    Das ist ja wohl mal überhaupt das Beste daran...
    Darüber könnte ich mich weglachen.

    In diesem Sinne
    alles Liebe ins Forum
    Gruss

    B. Sommerhäuser

    ;D


    Wie ich weiss, versteht Christian ja solche Spässe

  • Hallo Burkhard,

    vielen, vielen Dank für die wunderbare und liebevoll gestaltete Urkunde, wird meiner nächsten Bewerbung selbstverständlich beiliegen ;)

    Christian

    PS Wohin kann ich Dir die €200 faxen?

  • Nochmal zurück zur Sache:
    Als nicht zertifizierter Besitzer eines Definition Manuals finde ich unter der DRG 12Z (Other ear, nose, throat Proc´s) das Verfahren:
    41879-05 Repair trachea cervical approach with tracheostomy.

    Ich glaube, daß wir hier ein Problem mit der Überleitungstabelle haben. Ich meine auch, in einer lang zurückliegenden Fortbildung ein ähnliches Beispiel zur Illustration eines Upcoding gehört zu haben (vielleicht ging´s da aber um A-DRGs). Irgendwie wurde festgehalten, daß es eben nicht um die Langzeitbeatmung ging, und der derzeitige OPS kann das nicht.

    Die bald erscheinenden Handbücher werden hoffentlich auch auf dieses Thema eingehen. Insgesamt ein weiteres Beispiel dafür, wie unsicher derzeit die Benchmar-:kong: -vergütungsspiele sind.

    --
    Jan Haberkorn
    Arzt/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln