Geriatrische Früh-Reha nach Endoprothese

  • Hallo Forum,

    vielleicht habe ich es bei allen Diskussionen über Frührehabilitation übersehen, ob mein Problem schon diskutiert wurde:
    deshalb vielleicht nochmals eine traumatologische Verständnisfrage:

    Ist es (DRG relevant) zulässig z.B. einen oder zwei Tage nach einer Hüft- (oder Knie) Endoprothesenoperation bei einem betagten Patienten eine geriatrische Frühreha zu codieren? Wäre das ok, oder gibt es eine Beschränkung wie früh eine \"Frühreha\" nach DRG Regeln beginnen darf. Muss es eine spezielle Abteilung sein oder reicht auch eine \"normale Orthopädie/Unfallchirurgie\" mit den Voraussetzungen nach dem OPS?

    Hat jemand ev. Erfahrungen mit Kassen bzgl. dieser Problematik?

    Danke für Info.

    P.Host

  • 8-55 Frührehabilitative Komplexbehandlung
    Hinw.: Ein Kode aus diesem Bereich ist nur einmal pro stationären Aufenthalt bzw. pro teilstationären Behandlungstag anzugeben und darf nur solange verwendet werden, wie akutstationärer Behandlungsbedarf besteht

    8-550 Geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung
    Exkl.: Neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation ( 8-552 ff.)
    Fachübergreifende und andere Frührehabilitation ( 8-559 ff.)
    Physikalisch-medizinische Komplexbehandlung ( 8-563 ff.)
    Hinw.: Mindestmerkmale:
    · Behandlung durch ein geriatrisches Team unter fachärztlicher Behandlungsleitung (Zusatzweiterbildung im Bereich \"Klinische Geriatrie\" erforderlich; sofern diese nicht vorliegt, ist zur Aufrechterhaltung bereits bestehender geriatrischer Versorgungsangebote übergangsweise bis zum Jahresende 2007 eine vergleichbare mehrjährige Erfahrung im Bereich \"Klinische Geriatrie\" ausreichend)
    · Standardisiertes geriatrisches Assessment zu Beginn der Behandlung in mindestens 4 Bereichen (Mobilität, Selbsthilfefähigkeit, Kognition, Emotion) und vor der Entlassung in mindestens 2 Bereichen (Selbständigkeit, Mobilität)
    · Soziales Assessment zum bisherigen Status in mindestens 5 Bereichen (soziales Umfeld, Wohnumfeld, häusliche/außerhäusliche Aktivitäten, Pflege-/Hilfsmittelbedarf, rechtliche Verfügungen)
    · Wöchentliche Teambesprechung unter Beteiligung aller Berufgruppen mit wochenbezogener Dokumentation bisheriger Behandlungsergebnisse und weiterer Behandlungsziele
    · Aktivierend-therapeutische Pflege durch besonders geschultes Pflegepersonal
    · Teamintegrierter Einsatz von mindestens 2 der folgenden 4 Therapiebereiche: Physiotherapie/Physikalische Therapie, Ergotherapie, Logopädie/facioorale Therapie, Psychologie/Neuropsychologie
    Gleichzeitige (dauernde oder intermittierende) akutmedizinische Diagnostik bzw. Behandlung ist gesondert zu kodieren

    8-550.0
    Mindestens 7 Behandlungstage und 10 Therapieeinheiten
    Hinw.: Der therapeutische Anteil umfasst insgesamt mindestens 10 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10% als Gruppentherapie

    8-550.1
    Mindestens 14 Behandlungstage und 20 Therapieeinheiten
    Hinw.: Der therapeutische Anteil umfasst insgesamt mindestens 20 Therapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10% als Gruppentherapie

    8-550.2
    Mindestens 21 Behandlungstage und 30 Therapieeinheiten
    Hinw.: Der therapeutische Anteil umfasst insgesamt mindestens 30 The-rapieeinheiten von durchschnittlich 30 Minuten, davon maximal 10% als Gruppentherapie

    Ich als Kasse würde die Mindestmerkmale abprüfen und Ihre DRG-Abrechnungen anhand der übermittelten Daten.

    Viele Grüße

    CHein
    :sonne:

  • Guten Tag,
    in dem Zusammenhang habe ich eine Frage:
    mir ist zu Ohren gekommen, dass es Probleme geben könne, wenn postoperativ Patienten zur geriatrisch frührehabilitativen Komplexbehandlung in die Innere verlegt werden. Grund hierfür sei, dass manche Kostenträger darauf bestehen, dass elektiv chirurgisch operierte Patienten chirugische Patienten seien und nicht über die Innere abgerechnet werden können.
    Das sei eine Umgehung des Krankenhausplanes, in dem die Akut-Geriatrie der Inneren Abteilung \"zugeordnet\" sei.
    Hat hier jemand aus dem Forum Erfahrungen / Probleme in der Richtung?
    Danke für Feedback, gerne auch über PN.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch,

    Knackpunkt ist doch wohl alleine, ob eine stationäre akutmedizinische Behandlung so lange erforderlich ist und ob die geriatrischen Kriterien erfüllt sind. Ist dies belegt, dann dürfte bei einer geriatrisch ausgewiesenen Abteilung doch kein Problem bestehen?
    Oder ist die Geriatrie (geratrisches Team) nicht eigenständig ausgewiesen?

    Gruß

    P. Host

  • Hallo Hr. Horndasch,

    ist ja mal wieder interessant, auf welche neue Art die Kassen den \"Versorgungsauftrag\" interpretieren...
    Ich sehe hier absolut keine Gefahr. Im OPS-Code wird von einem geriatrischen Team gesprochen unter Behandlungsführung durch einen FA mit ZW/SP Geriatrie. Von einer eigenen geriatrischen Fachabteilung ist nicht die Rede. Zumal sollte auch ein Blick in den Weiterbildungskatalog helfen, dort heißt es:

    \"Voraussetzung zum Erwerb der Bezeichnung:
    Anerkennung als „Facharzt für Neurologie“, „Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin“, „Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie“ (auch Anerkennung als „Facharzt für Nervenheilkunde“ nach bisherigem Recht) oder einer Facharztbezeichnung im Gebiet Innere Medizin und Allgemeinmedizin (auch Anerkennung als „Facharzt für Allgemeinmedizin“ nach bisherigem Recht).\"

    Gerade die Akutgeriatrie fordert ja eine stat. Behandlungsnotwendigkeit des Patienten, also eine medizinische Behandlung der Grund- und Begleiterkrankungen unabhängig von der geriatrischen Komplexbehandlung, die ja eher auf die Wiedererlangung einer physischen Eigenständigkeit fokussiert ist (mir fällt leider kein besserer Begriff ein). Ob die Behandlung letztlich in einer Fachabteilung Geriatrie oder in einer internistischen Abteilung mit einem Geriatrie-Team durchgeführt wird, dürfte für den Versorgungsauftrag keine Rolle spielen, zumal nur in wenigen Bundesländern (wie z.B. Hessen) der Geriatrie überhaupt eine besondere Rolle in der stationären Krankenversorgung zugewiesen ist.

    Herzliche Grüße
    L. Nagel

    Dr. Lars Nagel
    Leiter Medizincontrolling
    Kreiskliniken Darmstadt-Dieburg
    [Groß-Umstadt | Seeheim-Jugenheim]