Reaktionen der Kliniker auf Def. Manuals

  • Wo wir jetzt beim Thema Mitarbeitermotivation sind:

    es gibt ja auch "indirekte Motivation", indem die Arbeit am PC dem Arzt Nutzen bringt:
    - möglichst viele Daten (Briefe, OP-Berichte, Labor, Rote Liste, Dienstpläne, Formulare...) sind vom PC erreichbar
    - Verschlüsselte Diagnosen landen (in verständlicher Nomenklatur) in der Arztbriefvorlage)
    - neue Kollegen werden frühzeitig fortgebildet, wobei man die Hilfsmittel in den Vordergrund stellt.
    - der MedCon ist stets per Funk erreichbar und antwortet freundlich und geduldig auf alle Kodierfragen, sorgt für möglichst gute Hard- und Software und kann so andererseits bei schlechter Kodierung gut auf persönlicher Ebene Kontakt aufnehmen. :x

    Es wirkt!

    (ach ja, und der Milch-und-Honig-Springbrunnen in der Eingangshalle...)
    --
    Jan Haberkorn
    Arzt/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

  • Hallo Herr Rembs,

    danke für die Kommentare, ich bin vielleicht etwas übers Ziel hinausgeschossen. Dabei bin ich nicht mal mb- oder ver.di-Mitglied und will es auch nicht werden.sqconfused.gif

    Zitat


    Original von Rembs:
    Ad 1)
    Das Festhalten an erstarrten Strukturen (dt. Arbeitsrecht, BAT) ist z.B. ein Übel. Warum sind wir heute - was die ökonomischen Daten betrifft - Schlusslicht in Europa?


    Es scheint ja heute allgemeiner Konsens unter Wirtschaftsfachleuten zu sein, dass nur durch Abbau des Kündigungsschutzes, Kündigung von Tarifverträgen, Einführung eines Niedriglohnsektors und Kürzung von Sozialleistungen dieses Land noch zu retten sei. Ich bin da etwas skeptisch, dies kann aber daran liegen, dass ich kein Wirtschaftsfachmann bin.
    Aber: Die Mentalität, in jeder individuellen Krise müsse zunächst einmal "Vater Staat etwas tun", wird sich nicht so schnell aus deutschen Köpfen verabschieden, schließlich ist das seit fast 100 Jahren so und wird auch in jedem Wahlkampf gerne wieder aufs neue bestärkt.

    Zitat


    Original von Rembs:
    Ad2)
    Warum sollten wir von der amerikanischen Dienstleistungsmentalität nicht etwas lernen? Die deutsche Dienstgesinnungsmentalität ist nicht wettbewerbsfähig


    Einverstanden. Die Servicewüste Deutschland muss neu begrünt werden. Bei den med. u. pfleg. Mitarbeitern im Krankenhaus ist die Bereitschaft m.E. relativ häufig gegeben, Sie brauchen aber Unterstützung und Anerkennung, also "Belohnung", nicht nur finanziell.

    Zitat


    Original von Rembs:
    Ad3)
    Jemanden eine Chance zu geben, sich woanders zu entwickeln, hat nichts mit Bestrafung zu tun.


    Schöner Euphemismus. Jemandem die Chance zu geben, sich eine neue Brieftasche auszusuchen, hat ja auch nichts mit Diebstahl zu tun.:))
    Schlechter Vergleich, ich weiß, und natürlich muss man sich trennen, wenn das Arbeitsverhältnis nicht funktioniert. Aber in den USA sind nicht nur die Vorteile eines liberalisierten Arbeitsmarktes erkennbar. Dennoch ist eine Liberalisierung m.E. notwendig, da kommen wir nicht drum herum.

    Zitat


    Original von Rembs:
    Ad 4)
    Eine Möglichkeit ist nach meiner Meinung die Implementierung eines QM, das von allen gelebt und mit Leben erfüllt wird.


    So etwas würde ich auch unter den Faktor "Belohnung" einsortieren. Es muss wirklich nicht immer Cash oder Kündigung sein, deswegen meine ich, unser Einfallsreichtum ist gefordert, immer fragend, wo die klin. Kollegen der Schuh drückt.

    Zitat


    Original von Rembs:
    Alle aktuellen Untersuchungen zu dieser Thematik zeigen jedoch, dass Geld nicht der primäre und wichtigste Faktor bei der Wahl des Arbeitsplatzes des Wissensarbeiters ist.


    Das denke ich mir auch jeden Monat ;)

    Zitat


    Original von Rembs:
    Beispiel: Amerikanische Mitarbeiter sind stolz auf ihr Krankenhaus, wenn z.B. eine neuer Fassadenanstrich erforderlich ist und dafür kein Geld bereit steht, dann wird dieses von den Mitarbeitern z.T selbst bereitgestellt bzw. gesammelt.


    Haben Sie das mal in Ihrem Haus vorgeschlagen?

    Um endlich mal wieder on-topic zu schreiben, bei uns sind die Definitionshandbücher im Intranet verfügbar, Zahl der Zugriffe bis jetzt eins (mein Test), ich glaube auch nicht, dass die Kliniker die Handbücher kennen müssen. Für Furore werden aber ganz sicher die Relativgewichte sorgen, da freu' ich mich schon drauf...:teufel:.....:bombe::sleep:

    Grüße
    C.Lehmann

    Viele Grüße
    C.Lehmann

    • Offizieller Beitrag

    Original von clehmann:
    danke für die Kommentare, ich bin vielleicht etwas übers Ziel hinausgeschossen.


    m. E. nein, Meinungsvielfalt, auch einmal pointiert – ist doch immer eine Bereicherung


    Original von clehmann:
    Aber in den USA sind nicht nur die Vorteile eines liberalisierten Arbeitsmarktes erkennbar. Dennoch ist eine Liberalisierung m.E. notwendig, da kommen wir nicht drum herum.


    Der hier zu beobachtende Neidfaktor fehlt in den USA.
    Geld zu verdienen ist doch nichts Unanständiges, die Selbstbedienungsmentalität so mancher Top-Manager (Enronitis) ist natürlich abzulehnen!


    Original von clehmann:
    ich glaube auch nicht, dass die Kliniker die Handbücher kennen müssen.


    Hier habe ich einen anderen (vielleicht etwas extremen) Standpunkt.
    Ein Kliniker in einer Universitätsklinik hat höhere Anforderungen zu erfüllen (freiwillig).
    Er muß nicht nur die Grundzüge des DRG-Systems kennen, er muß sich für sein Fachgebiet auch mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzen. Erfolg haben heißt, vorbereitet zu sein. Das gilt aber für alle.
    Aber: wir müssen ja nicht in allen Punkten übereinstimmen ..


    Schöne Grüße

    Eberhard Rembs

    Bochum

  • Zitat


    Original von clehmann:
    ich glaube auch nicht, dass die Kliniker die Handbücher kennen müssen.

    Zitat


    Original von Rembs:
    Hier habe ich einen anderen (vielleicht etwas extremen) Standpunkt.
    Ein Kliniker in einer Universitätsklinik hat höhere Anforderungen zu erfüllen (freiwillig).
    Er muß nicht nur die Grundzüge des DRG-Systems kennen, er muß sich für sein Fachgebiet auch mit dieser Thematik intensiv auseinandersetzen. Erfolg haben heißt, vorbereitet zu sein. Das gilt aber für alle.

    Hallo Forum,

    die Handbücher sind gut zum Nachschlagen. Der Grouper allein ist nicht transparent genug. Es gibt zuviele Ausnahmefälle, z. B. Pre-MDC, Geb.Hilfe, Polytrauma, um nur einige zu nennen.

    Bis jetzt habe ich die Handbücher auch noch nicht auswendig gelernt, aber mit der Zeit werde ich mich wohl daran gewöhnen. Warum nicht auch die Kliniker?

    Grundgedanke der Fallklassifikation ist es, Unterschiede zwischen Fällen deutlich zu machen, das geht auf verschiedene Art und Weise, die jeweils gültigen Regeln stehen nun mal im Handbuch, also kommt man (zumindest) im Zweifel nicht um sie herum.

    Es ist sicher von Vorteil, wenn auch die Kliniker aktuell informiert sind. Es ist ja geplant (weil sinnvoll), dass sich die Regeln laufend verfeinern. Ob das z. B. jährlich funktioniert, hängt m. E. auch davon ab, wie diese Versionswechsel vom Informationsfluss her umgesetzt werden. Die Definitionen des Handbuches dürften m. E. auch Bestandteil der Kodiersoftware sein, viel eher noch bzw. so ähnlich, wie die Kodierrichtlinien.

    Da wären wir dann wieder bei der Frage der Chancengleichheit und meinem Vorschlag, eine einheitliche Verschlüsselungssoftware allen Krankenhäusern zugänglich zu machen, die dann auch mit vertretbarem Aufwand gepflegt werden könnte.

    Das Gleiche gilt m. E. auch für die Kalkulationssoftware oder die QS- und die QM-Berichts-Software. Ich sehe das jetzt mal rein pragmatisch, nicht wirtschaftsliberalistisch.
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Zitat


    Original von Guenter_Konzelmann:

    Es ist zwar auch oft frustrierend, jeden Tag die gleichen Fehler zu korrigieren, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß eines Tages die meisten ärztlichen Mitarbeiter die Codierung beherrschen.
    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf



    Dies ist auch meine Intention täglich wieder in die entsprechenden Listen zu schauen, --- Ich weiß das es anders geht. Während einer Ausbildung in einem "DRG-Haus" in den USA 1991! wurde mir dies persönlich beigebracht. Den MedCo habe ich dort nie kennen gelernt, vielmehr gehört es zu "Unternehmenskultur" wirtschaftlich zu handeln und zu dokumentieren.
    In unserem Land gehört es zur Ausbildung aber dies will keiner akzeptieren.
    In meiner Ausbildungstätte in den USA gab es aber auch jährliche Personalneurteilungen. Diese habenüber die Weiterbeschäftigung entschieden! Wer hat dies von euch!

    Gelsenkirchen, Supersommer


    --
    Michael Kilian
    Med. Informations-u. Qualitätsmanagement
    Evangelische Kliniken Gelsenkirchen

    Michael Kilian

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Herr Kilian,

    vielen Dank für dieses statement, es geht auch anders und es geht auch besser.Die Instrumente und die Werkzeuge sind bekannt und werden genutzt, nur wir ignorieren dieses. Mitarbeiterführung und -beurteilung über eine scorecard, es ist alles bekannt aber wir nutzen es nicht...
    Peter Drucker, der amerik. Management Experte hat kürzlich von einer Überforderung und Überlastung bei den Personen an der Spitze gesprochen, man muß ihm wohl zustimmen...

    Gruß

    Eberhard Rembs
    Bochum

  • Apropos Handbücher und Grouper, folgende Mitteilung der BWKG hat mich soeben erreicht:

    "es tut uns leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass der in der kürzlich
    versandten DQA (Daten-Qualitäts-Analyse) ausgewiesene CMI falsch ist. Nach Prüfung einiger
    Datensätze sind wir zu der vorläufigen Annahme gelangt, dass der
    3M-Grouper im Rahmen der DQA aus uns noch unbekannten Gründen die
    Prozeduren bei der Gruppierung nicht immer berücksichtigt, wodurch der
    CMI bei den geprüften Krankenhäusern zu niedrig ausgefallen ist.

    BITTE VERWENDEN SIE DESHALB DEN AUSGEWIESENEN CMI NICHT !!!
    Die Aussagen der übrigen Nicht-DRG-Kennzahlen wird durch diesen Fehler
    nicht beeinträchtigt.

    Die DQA ist - wie Sie wissen - ein 3M-HIS-Lizenzprodukt. Daher haben wir

    dieses Problem mit der Bitte um schnellstmöglichste Lösung an 3M HIS
    weitergeleitet."

    Also im Zweifel sind die Handbücher einzusehen, denn die sind verbindlich.


    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • :p Lieber Herr Haberkorn, liebes Forum,

    ich befürchte auch, akut kann die Kodiermotivation nur gefördert werden, wenn die Eingabe am PC auch andere unangenehme Arbeiten (Befunddokumentation, Briefe, etc.) erleichtert. Solange die Kodiererei extrem am akuten Work Flow der Ärzte vorbeiorganisiert ist (die meisten Häuser, die ich kenne, kodieren immer noch auf Zetteln), kann man keine Wunder erwarten.
    Allerdings finde ich auch, es ist ein kulturelles Problem: so lange die gesamte obere Ärztehierarchie (sowohl im Krankenhaus als auch bei den Kammern und dem Marburger Bund) das Kodieren als vergeudete Ressource propagiert (siehe Ärzteblatt und Fachzeitschriften) muss man sich doch nicht wundern, oder? Wenn man ständig gebetsmühlenartig auf die Kollegen einredet, dann aber (kaum ist man draußen) die Chefs sagen: "Was ein Schwachsinn", was oder wer wird sich dann durchsetzen?) Weiß jemand, ob es irgendeine Uni schon für die Studenten als Kurs vorhält? Ist es Pflicht für den Facharzt? Nein, unsere Arztidentifikation ist eine rein individuelle (für den einzelnen Patienten) und nicht zusätzlich auch eine solidarische (für die Gesellschaft). Dabei ist Deutschland ein absolut priveligiertes Land bezüglich der solidarisch finanzierten Gesundheitsleistungen für alle.
    Naja, vielleicht tut sich ja mal was in den nächsten 3 Jahren. Spätestens mit einer tatsächlichen Erlösumverteilung (zwischen den Häusern und vor allem hausintern) wird man die Kodierqualität verbessern können. Wenn eine gut kodierende Abteilung 2 Ärzte mehr bekommt und die Kodiermuffel mal einen Arzt abgezogen bekommen, dann wird das Gejammer erst mal groß sein. da damit aber niemand rechnet, wird sich bis zur ersten konsequenten Weitergabe von Verschiebungen auch nicht viel bewegen.

    Noch eine Frage am Rande: kann man diese Bücher auch als normale Bücher erstehen (wie in Australien)? Wenn ich hier am heimischen PC den ganzen Kram ausdrucke, bekomme ich eine mittlere Lebenskrise.:bombe: :bombe: :bombe:
    Gruß
    Patricia:besen: :besen: :besen:
    --
    Patricia Klein

    Patricia Klein

  • Hallo Frau Klein

    sie schrieben: ...es irgendeine Uni schon für die Studenten als Kurs vorhält? Ist es Pflicht für den Facharzt? ....

    Soweit ich mich noch an die Approbationsordnung und die Staaatsexamina erinnere ist die Kodierung nach gültiger ICD / ICPM Teil des Ökologischen Stoffgebietes. (2. Tag / 2. Teil des Staatsexamen). Hier finden sich auch andere Bereiche wie Epidemiologie, Statistik etc.
    Da wurde aber auch früher immer schon auf Lücke gelernt!

    Aber nur durch die Nennung in der Approbationsordnung konnte der Gesetzgeber überhaupt die jetzigen Dokumentationsregeln in "ärztliche Hand" legen. Berufsordnung + Approbationsordnung verpflichten den Arzt zu kodieren.

    Soweit die Theorie. Nun zur Praxis: Das Ärzte neben ihrer Patientenbetreuung sehr gut Leistungdokumentationen betreiben können zeigt der Bereich der Niedergelassenen. Kollegen die heute in die Praxis wechseln mutieren innerhalb von Wochen zu GoÄ-Freaks.
    Für diese Tätigkeit bieten unsere Standesvertretungen unzählige Ausbildungen an. ---Warum eigendlich nicht auch im Stationären Segment?
    ----- "ENDE NESTBESCHMUTZUNG"


    Gelsenkirchen, sonnig, trocken

    --
    Michael Kilian
    Med. Informations-u. Qualitätsmanagement
    Evangelische Kliniken Gelsenkirchen

    Michael Kilian

  • Hallo Herr Kilian,
    das hat mir gut gefallen...ja, die Kollegen mutieren im Falle der Niederlassung zu GOÄ/EBM Houdinis. Aber da greift die Software auch gewaltig unter die Arme: elektronisches Reizen der noch freien Resourcen, Hinweise auf noch "freie" Ziffern, implementierte Hinweise zu den einzelnen Ziffern.
    Warum gibt es im Krankenhaus Probleme ?
    unzählige Masken, benutzerfremde Oberfläche mit ein, manchmal zweimaligem Klicken, keine automatisierungsmöglichkeiten, keine Warnhinweise, keine Implementierung der allgemeinen und speziellen Kodierrichtlinien, vom Kodiermanual ganz zu schweigen. Jedes Krankenhaus mit eigenen Oberfläche...aber wer kodiert am schnellsten ? Es gibt kein Benchmarktest, der das schnellste (und beste) Resultat festlegen kann (vielleicht doch was für Herrn Sommerhäuser...).
    Wieviel Zeit könnte gespart werden, die anderweitig eingesetzt werden kann ?
    Ich brauche daher Software (vielleicht auch Hardware), die auf MEINE Bedürfnisse eingerichtet werden kann: Automatisierung sich wiederholender Abläufe, Warnhinweise (fehlende Klickfelder, fehlende Diagnosebereiche), logischer Ausschluß bei Inkompatibilität nach SKR, Vorsortierung der Auswahlfelder usw. Wenn ich dann auch noch andere Krankenhaustätigkeiten elektronisieren kann (Diktat, Anordnungen, Bildübermittlung, Visite) oder die verschlüsselten Diagnosen für den Arztbericht nutzen kann, wird das Auflisten der Diagnosen und Prozeduren zu einer ganz normalen Tätigkeit (ob auch Ärzte verschlüsseln müssen, ist eine anderes Thema)
    Da können wir in Berlin vielleicht auch etwas diskutieren

    Grüße aus Hanau
    Poschmann

    Poschmann