akuter subendokardialer Myokardinfarkt vs. akute Blutungsanämie

  • Hallo Forum.

    Weiß nicht recht was ich davon halten soll.

    Ein Pat (KHK, art. Hypertonus, Hycholesterinämie, DM II, Herzwandaneurysma) wird eingewiesen mit EKG Veränderungen (R Verlust über Vorderwand) sowie einem positiven Trop Test.

    Hier wird der Trop Test wiederholt, wobei ein leichter Anstieg zu verzeichnen ist. Im Aufnahmelabor fällt ein Hb von 8,9g/dl auf, in der Aufnahmeuntersuchung Teerstuhl.
    Gastroskopie ergibt ein blutendes Ulcus. Unterspritzung, Therapie mit Pantozol, EK Gabe.

    Stationsarzt geht im Arztbrief davon aus, dass die Anämie den Infarkt ausgelöst haben kann.

    MDK sagt nunmehr: \"Ursache des HI war die akute Blutungsanämie, somit HD D62 -> DRG Q61B\" (Originalgetreu übernommen)

    Ist das nicht im Endeffekt egal, wodurch der Infarkt ausgelöst wurde? Wenn ich den Gedankengang, den der chirurgische Gutachter hatte, weiterspinne komme ich zu dem Schluß, das ein Infarkt niemals als Hauptdiagnose angegeben werden kann, da ich immer etwas finden werde was den Infarkt ausgelöst haben kann, und wenn es die F91.1 ist.

    Oder sehe ich das falsch?? ?(

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    das ist genau so eine Aussage von MDK-Gutachtern, die mich immer wieder darin bestätigen, dass hier entweder derjenige nicht mit Wissen um die DKR belastet ist oder dies selektiv ausblenden kann.
    Selbstverständlich werden Sie einen HI, wenn er hauptsächlich die Veranlassung zur stationären Aufnahme darstellte, als HD nennen (DKR D002d). Dieser Unsinn nach der Suche des letztlichen Grundes für eine Erkrankung endet letztlich immer bei dem Umstand der Geburt, diese stellt nun mal die Grundlage für alle Krankheiten dar (ein bisserl platt, ich weiß...).
    In der D012e gibt es jetzt auch folgenden Hinweis, der in diesem Kontext zu beachten ist:
    Diese Reihenfolge für die Ätiologie-/Manifestationsverschlüsselung gilt nur für das Kreuz-/Stern-System. Die Hauptdiagnosenregelung der DKR D002 erfährt somit außerhalb der Kreuz-/Stern-Systematik in Bezug auf die Reihenfolge von Ätiologie-/Manifestationskodes keine Einschränkung.

    Ein HI ist auch kein Symptom einer Anämie. Nur falls diese Argumentationsschiene auch noch befahren werden sollte.......

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo,

    ohne mich der Meinung des MDK-GA anschliessen zu wollen (auch nicht als Chirurg):

    um den MDK-Pfad weiterzuspinnen*...:

    Die Anämie könnte doch niemals Hauptdiagnose werden, da sie doch auch eine Ursache (in diesem Fall das blutende Ulkus) hat... und was ist wohl dessen Ursache? NSAR? Alkohol? etc.????? :d_gutefrage:


    * Moment... Pfad weitergehen, Faden weiterspinnen....


    Viel Spass weiterhin!

  • Hallo,

    zur Ergänzung des Verweises von Herrn Selter auf die DKR D012e: in der Ausgabe der DKR 2006 mit Kommentierung durch MDK-Mitarbeiter aus Baden-Württemberg und Hessen (Baumann Fachverlage) findet sich auf Seite 30 folgender Kommentar:

    \"[...] \"Kausalketten\" spielen damit bei der Wahl der Hauptdiagnose - außerhalb des Kreuz-Stern-Systems - keine Rolle. Die stationäre Aufnahme zur Behandlung einer dekompensierten Rechtsherzinsuffizienz die auf dem Boden eines Cor pulmonale, das wiederum durch eine pulmonale Hypertonie entstanden ist, die auf den zugrunde liegenden Krankheitsprozess Sklerodermie zurückgeführt werden kann, kann nicht zur Sklerodermie als Hauptdiagnose führen. [...]\"

    Mit freundlichen Grüßen

    Markus Hollerbach

  • Vielen Dank für die Antworten.

    Mal schauen ob ich mein Antwortschreiben durch die \"Zensur\" bekomme :teufel: .

    Gruß
    papiertiger

    Sport: eine Methode, Krankheiten durch Unfälle zu ersetzen.

  • Hallo,

    im schlimmsten Fall kann man ja auch so argumentieren, dass hier zwei Diagnosen vorliegen, die beide das Kriterium einer HD erfüllen. Dann sind Sie berechtigt, die Diagnose zu wählen, die den höheren Aufwand verursacht hat..
    Es steht auch ausdrücklich da, dass der behandelnde Arzt die Diagnose auswählt, nicht der MDK.

    nAaabend!

    MR

    M.Rost