Hausübergreifende Behandlungspfade

  • Liebes Forum,
    nochmal ich...
    ...in dem Kinikum, in dem ich gerade Praktikum mache, werden gerade CPs eingeführt. Diese funktionieren mehr schlecht als recht - aus unterschiedlichen Gründen.

    In den anderen Häuseren - es handelt sich um eine just privatisierte Krankenhauskette - wird ebenso eher schlecht als recht mit CPs gearbeitet. Der Witz ist: Die CPs in den jeweiligen Häusern unterscheiden sich alle voneinander - es gibt also keine hausübergreifenden CPs. Genau dies wurde jetzt aber von der Unternehmensführung angeordnet.

    Meine Frage: Macht das Sinn?

    Mein Gefühl ist, man sollte zuerst warten, bis die Behandlungspfade auf den jeweiligen Kliniken funktionieren, damit die Ärzte und Pfleger sich daran gewöhnen können, entlang von Standards zu arbeiten. Würden gleich hausübergreifende CPs verordnet - so mein Gefühl - wäre das eine Doppelbelastung: 1. Gewöhnung an Standards 2. Gewöhnung an Standards, die nicht die eigens erarbeiteten sind.

    Deshalb: Die Einführung von hausübergreifenden CPs macht langfristig Sinn - jedoch nicht jetzt.

    Was meint ihr? Noch überlegt die Chefetage...
    Viele Grüße, N.B.

  • Hallo Nestor Burma,

    ich habe noch keine Erfahrung mit der Einführung von Behandlungspfaden, habe aber in zwei vor kurzem fusionierten Häusern an gemeinsamen QM-Sitzungen teilgenommen (das QM war getrennt begonnen worden). Die Erfahrung zeigt, dass die Strukturen in den meisten Häusern ganz unterschiedlich sind. Das fängt bei den baulichen Vorraussetzungen an, geht über die Verfügbarkeit von Funktionsdiensten/Ressourcen bis hin zur unterschiedlichen Verteilung der (zwischen den Fachabteilungen oder den unterschiedlichen Berufsgruppen).

    Einen Pfad eines Hauses einem anderen \"überzustülpen\" macht daher gar keinen Sinn. Ich halte es aber für sinnvoll, sich einige ausgewählte Pfade (elektive, stark standartisierte) anzuschauen und die Entwickler der Pfade der unterschiedlichen Häuser zusammenzubringen. Vielleicht kann man dann tatsächlich die Pfade vereinheitlichen. Oder es können zumindest Anregungen aus einem anderem Haus aufgenommen werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    A. Bauer

  • Hallo Nestor Burma,
    ich sehe es so wie Frau Bauer. Es macht m.E. überhaupt keinen Sinn, einen gemeinsamen Behandlungspfad den Krankenhaäusern überzustülpen. Es macht aber sehr wohl Sinn, unterschiedliche Behandlungspfade in ihren Kosten und Qualitätsergebnissen im Sinne eines Benchmarking miteinander zu vergleichen und daraus zu lernen. Diese Chance vergeben Sie sich bei gemeinsamen Behandlungspfaden \"von Anfang an\".

    mfG
    Thomas Heller
    QMB/Med Co/OA Gyn
    Haßberg-Kliniken
    Haus Haßfurt/Unterfranken

  • Hallo Nestor Burma, hallo Herr Heller,

    meiner Meinung nach wird bei der Einführung von CP häufig versäumt zu Beginn das Problem zu formulieren, das damit gelöst werden soll. Nur dann werden die Akteure auch motiviert sein, diese anzuwenden. Außerdem ist die Zielsetzung notwendig, um die Wirksamkeit des Pfades später messen zu können. Auch das wird meist außer acht gelassen. Wer versucht mit Clinical Pathways Probleme zu lösen, die nicht existieren, muss scheitern.

    Viele Grüße

    H. Bürgstein
    Brühl