HD Katzenbiss T14.1 vs. Fingerphlegmone L03.01

  • Hallo liebes Forum,

    bei einer stationären Behandlung einer Fingerphlegmone, hervorgerufen durch einen Katzenbiß, ist welche Diagnose die HD?

    Katzenbiß T14.1 (so will es der Kostenträger) oder Fingerphlegmone L03.01 (so wollen wir)

    In den Kodierempfehlungen des MDK (SEG 4) finde ich die Kodierempfehlung zum Insektenstich mit ähnlicher Systematik
    Dort ist das Beispiel:
    Angioneurotisches Ödem (vergleichbar in unserem Beispiel mit der Phlegmone) vs. Tox. Wirkung Gift sonstiger Athropoden (vergleichbar hier mit dem Katzenbiß)
    Die Kodierempfehlung lautet da HD Angioneurotisches Ödem.

    Kann ich also in unserem Beispiel daraus die Phlegmone als HD herleiten?

    Wer kann mir weiterhelfen?

    Ciao, und schöne Pfingsttage wünscht

    Willm :)

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Herr Wilm,

    ich kopiere hier mal eine Antwort von mir aus einem anderen Thread rein:

    Die Kodierproblematik der Phlegmone rekrutiert sich aus der Tatsache, dass die entsprechende DKR für 2005 gestrichen wurde:

    1201a Phlegmone
    Wenn eine Phlegmone zusammen mit einer offenen Wunde oder einem Hautgeschwür auftritt, ist die komplikationsauslösende Wunde bzw. das Hautgeschwür (Ulkus) vor Phlegmone zu kodieren, wenn die Wunde oder das Ulkus behandelt wird.
    Wird aktuell die Phlegmone behandelt, ist Phlegmone vor der komplikationsauslösenden Wunde zu kodieren.

    Diese DKR war natürlich inhaltlicher Unsinn, da es wohl kaum eine Situation gibt, wo man eine vorliegende Phlegmone unbehandelt lässt und somit die Phlegmone immer HD wäre. Diesen Sachverhalt hatte ich im Juni 2004 beim InEK zur Diskussion gestellt und es resultierte die Streichung der DKR.

    Ein weiteres Problem besteht darin, dass noch eine weitere DKR hier greifen kann:

    1905d Offene Wunden/Verletzungen, Komplikationen offener Wunden
    Liegt eine offene Wunde mit Komplikation vor, ist der Kode für die offene Wunde anzugeben, gefolgt von einem Kode aus T89.0- Komplikationen einer offenen Wunde.

    Das würde eigentlich bedeuten, dass ich hier dann bei offener Wunde und resultierender Komplikation (Phlegmone) die Wunde als HD nennen müsste und dann T89.02 als ND nenne. Was ist dann mit der Phlegmone?

    Die undifferenzierte Streichung der 1201a und die weiterhin bestehende 1905d machen eigentlich das Problem aus. Einfach und einzig sinnvoll in meinen Augen ist die zusätzliche Streichung der 1905d, es wird nur nach der D002d kodiert (Zukunftsmusik). Dass die Phlegmone im beschriebenen Fall auch nur HD sein kann, wird durch die Intention der gestrichenen 1201a klar und es ist ergänzend auch noch der neue Hinweis in den DKR 2006 zu würdigen:

    D012e Mehrfachkodierung
    ....
    Diese Reihenfolge für die Ätiologie-/Manifestationsverschlüsselung gilt nur für das Kreuz-/Stern-System. Die Hauptdiagnosenregelung der DKR D002 erfährt somit außerhalb der Kreuz-/Stern-Systematik in Bezug auf die Reihenfolge von Ätiologie-/Manifestationskodes keine Einschränkung.

    Aufnahme vorrangig wegen Phlegmone = Phlegmone HD. Alles andere wäre ziemlicher Unsinn (IMHO).

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Vielen Dank Herr Selter,

    Ich hatte die gestrichene DKR 1201a noch nicht wahrgenommen. Jetzt habe ich eine gute Argumentation.

    MfG Willm :)

    Moin, moin!

    \"Ick bün al weer dor\" :b_wink:

  • Hallo Herr Selter,

    das Problem des Streites zwischen Biß und Phlegmone besteht ja weiterhin. Hat sich aus Ihrer Sicht hier eigentlich eine Lösung ergeben?

    Wie begründen Sie die HD Phlegmone?


    Gruß

    Jan Cramer

    Dr. J. Cramer
    AGAPLESION Diakonieklinikum Hamburg

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    da die DKR weiterhin in der bekannten Form die Komplikationen offener Wunden kodiertechnisch behandeln, hat man ein Problem, die HD der Phlegmone zuzuordnen.

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    spätestens ab 2013 ist da wenigstens Klarheit.

    DKR 1905l

    Komplikationen offener Wunden
    Die Kodierung von Komplikationen offener Wunden ist davon abhängig, ob die Komplikation wie z.B. eine Infektion mit einem spezifischen Kode näher bezeichnet werden kann. Ist die Kodierung mit einer spezifischen Schlüsselnummer der ICD-10-GM möglich, so ist zuerst der spezifische Kode für die Komplikation (z.B. Infektion wie Erysipel, Phlegmone oder Sepsis etc.) gefolgt von dem Kode für die offene Wunde anzugeben.

    Beispiel 2
    Ein Patient wird mit einer Phlegmone an der Hand nach einem Katzenbiss aufgenommen.
    Das Alter des Bisses ist nicht bekannt. Bei der Aufnahme finden sich am Daumenballen zwei punktförmige Wunden, die Umgebung ist gerötet, die Hand und der Unterarm sind stark geschwollen. Im Abstrich findet sich Staphylococcus aureus. Es wird eine intravenöse antibiotische Therapie eingeleitet.
    Hauptdiagnose: L03.10 Phlegmone an der oberen Extremität
    Nebendiagnose(n): S61.0 Offene Wunde eines oder mehrerer Finger ohne Schädigung des Nagels
    B95.6! Staphylococcus aureus als Ursache von Krankheiten, die in anderen Kapiteln klassifiziert sind

    Ist eine spezifische Verschlüsselung der Komplikation einer offenen Wunde nicht möglich, ist der Kode für die offene Wunde anzugeben, gefolgt von einem Kode aus T89.0- Komplikationen einer offenen Wunde.

  • Hallo Forum,

    wir haben diese Fälle auch häufig, aber es gab noch nie Probleme, dass wir die Phlegmone als HD nicht hätten abrechnen können.

    Oft ist ja von der Wunde keine Spur mehr zu sehen, die Leute kommen ja nicht wegen des Bisses zur Aufnahme, sondern wegen der Phlegmone. Deswegen kodieren wir diese als HD.

    Schönen Tag noch

    Anne 8)

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    dass Sie keine Probleme hatten, hat nichts damit zu tun, dass die bisherige Formulierung im Sinne der DKR 1905d dies nicht rechtfertigt. Deswegen ja nun mal dies deutlich anders lautende Formulierung. Und nebenbei: Es war (ist) aus Erlössicht nicht immer vorteilhafter, die Phlegmone als HD zu nennen. Da ich nicht gerade wenige Abrechnungsprüfungen diesbezüglich vornehme, kann ich ganz eindeutig sagen, dass hier eine völlig heterogene Kodierung vorherrscht. Das ändert sich dann hoffentlich.

  • Hallo Herr Dr. Selter,

    gilt nicht immer noch, dass HD diejenige ist, die hauptsächlich zur Aufnahme geführt hat? Das ist bei den meisten Katzenbissen nicht die (Bagatell-)Verletzung, sondern die Phlegmone, meist mit Erregernachweis und Antibiose. Die Erlössicht sollte ja eigentlich nicht die Kodierung bestimmen.

    Bin mir in solchen Fällen manchmal nicht sicher, ob die allgemeinen oder die speziellen Kodierrichtlinien anzuwenden sind. Aber wenn es sich hoffentlich bald ändert, dann wird es klarer (mal sehen).

    Schönen Tag noch

    Anne

    • Offizieller Beitrag

    Nein, hier gilt eben nicht D002d, sondern 1905d.

    Und zu:

    Die Erlössicht sollte ja eigentlich nicht die Kodierung bestimmen.


    Das ist in "Die Erlössicht hat nicht die Kodierung zu bestimmen" zu ändern. Deswegen habei ch auch "nebenbei" geschrieben und wollte damit nur aufzeigen, dass die Kodierung hier gerne auch mal nach dem Outcome vorgenommen wird.