• ;( Hallo Forum,

    habe eine grundsätzliche Frage zur Kodierung der Sepsis. Der MDK behauptet, dass eine Sepsis nur kodiert werden darf, wenn die Kriterien der DSG (Deutsche Sepsis Gesellschaft) erfüllt wären, ansonsten dürfe nur Bakteriämie verschlüsselt werden.

    Ist das wirklich so? Nach meinem Pathologie-Buch und Verständnis liegt eine Sepsis vor, wenn eine Bakteriämie mit begleitenden Krankheitserscheinungen vorliegt, also z. B. hohem Fieber mit reduziertem AZ.

    Sollte ich mein veraltetes Patho.-Buch wegwerfen oder dem MDK widersprechen?

    Viele Grüsse,

    Dobby 8)

  • Schönen guten Tag Dobby,

    Folgende Definition der Sepsis gilt nach der Leitlinie \"Diagnose und Therapie der Sepsis ( http://www.uni-duesseldorf.de/WWW/AWMF/ll/079-001.pdf ):

    Danach müssen für eine Sepsis neben der Bakteriämie (oder dem klinischen Hinweis auf eine Infektion) mindestens zwei Symptome der Kategorie II vorliegen. Ich denke, dass diese Definition hinreichend exakt ist, um die meisten Fälle eindeutig einzuordnen.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,
    hallo Forum-Leser,

    ich habe mich bei der Sepsis-Definition bisher an die gehalten, die von der Deutschen Sepsis-Gesellschaft e.V. auch online nachlesbar geschrieben steht.

    Da heißt es unter I:
    I. Nachweis eines infektiösen Ursprungs der Inflammation (mindestens eines der folgenden Kriterien):
    · mikrobiologisch gesicherte Infektion
    · klinisch gesicherte Infektion
    · vermutete Infektion

    Die vermutete Infektion vermisse ich in der von Ihnen zitierten Definition. Oder beinhaltet Ihr \"durch klinische Kriterien\" bereits die vermutete Infektion? Darf ich die vermutete (natürlich behandelte) Infektion nicht zur Kodierung der Sepsis heranziehen?

    :d_gutefrage:

    Schöne Grüße an den Rest der Welt!

    Hella

  • Hallo Hella, hallo Forum!

    Sie dürfen auch bei lediglich vermuteter Infektion eine Sepsis kodieren. So war der obige Satz wohl auch gemeint, zumal Sie nicht bei jeder Sepsis einen Keim finden werden und als Auslöser der Sepsis auch ein vom Erreger gebildetes Toxin in Frage kommt.
    Die Rate positiver Blutkulturen liegt bei der schweren Sepsis und dem septischen Schock bei lediglich 30%(!) [siehe hier: Leitlinie der Deutschen Sepsis-Gesellschaft].

  • Hallo Herr Finkler,

    vielen Dank für die Antwort! Nur 30 %! Puh.. dann muss ich meine Kodiergewohnheit in der Beziehung nicht ändern!

    Schöne Grüße an den Rest der Welt!

    Hella

  • Hallo Herr Schaffert,

    vielen Dank für die Sepsis-Definition mit klaren belegbaren Kriterien. Nun kann ich auch dem MDK gut widersprechen, der meist fordert, dass auch eine Throm bozytopenie etc. vorliegen müsste, um eine Sepsis zu kodieren.

    Gruss, Dobby

  • Hallo Dobby,

    bei genauer Betrachtung der Fälle werden Sie erstaunt sein, wieviele Sepsispatienten Sie auf einmal haben!

    Wir halten es so, daß wir die Sepsis anhand der Kriterien der Sepsisgesellschaft codieren, auch wenn sie einmal im Entlaßbrief nicht erwähnt wird, hier liegt natürlich ein gewisses Konfliktpotential.

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo Forum,

    uns wurde aus mehreren Quellen zugetragen, dass die Kodierrichtlinien für die Sepsis sich ändern würden. Es würden strengere Kriterien im Falle einer negativen Blutkultur gefordert; nur im Falle einer positiven Blutkultur hätte die aktuelle Definition \"kodiertechnisch\" Bestand.

    Allerdings findet man diesen Ansatz nirgendwo veröffentlicht. Alle Quellen lassen sich darüber hinaus bis zum MDK zurückverfolgen (doch steht in den Empfehlungen der SEG auch nichts derartiges).

    Bevor ich hier die MDK\'ler auf andere Gedanken bringe: Der Weisheit letzter Schluß ist das sicher nicht, man denke vor allen Dingen an die rein statistische Ausbeute bei den Blutkulturen.

    Trozdem die Frage ans Forum: Wer weiß was von irgendwelchen Diskussionen um evtl. Veränderungen der Sepsis-Kodierrichtlinien ?

    Grüße von der stürmischen :erschreck: Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,
    guten Tag Herr Bobrowski

    Zitat


    Original von bobrowski:
    uns wurde aus mehreren Quellen zugetragen, dass die Kodierrichtlinien für die Sepsis sich ändern würden. Es würden strengere Kriterien im Falle einer negativen Blutkultur gefordert; nur im Falle einer positiven Blutkultur hätte die aktuelle Definition \"kodiertechnisch\" Bestand.
    Allerdings findet man diesen Ansatz nirgendwo veröffentlicht.

    zur Ergänzung der vorangegangenen Antwort:

    Was versteht man unter SIRS - Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom? (Gültig bis 31.12.2006)

    http://www.dimdi.de/static/de/klas…0/faq_0017.html


    Ab 1.1.2007:

    Von der DIVI und der DSG wurde eine Ämderung der Definition \"SIRS ohne Organkomplikation\" erarbeitet und gemeinam mit dem DIMDI finalisiert.


    Was versteht man unter SIRS - Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom? (Gültig seit 01.01.2007)
    Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und die Deutsche Sepsis-Gesellschaft (DSG) haben die Definition von SIRS bzw. von dessen Organkomplikationen geändert. Die Änderungen wurden notwendig aufgrund der Erfahrungen mit der bisherigen Definition in Verbindung mit den 2005 in die ICD-10-GM eingeführten Schlüsselnummern unter R65.-!.
    http://webanae.med.uni-jena.de/WebObjects/DSG…te/SIRS_000.pdf


    Begründung:

    http://webanae.med.uni-jena.de/WebObjects/DSG…UNG_ICD_000.pdf


    Gruß

    Eberhard Rembs

  • Hallo Forum,
    hallo Herr Rembs,
    der Streit mit dem MDK betraf ja vor allen Dingen die Sepsis ohne Organkomplikation, u.a. deshalb weil diese - von der DIVI, der Deutschen Sepsisgesellschaft und den Kodierregeln - so benannte Sepsis im klinischen Jargon manchmal nicht Sepsis genannt wurde, denn oft war der Jargon-Begriff Sepsis der schweren Sepsis vorbehalten.

    Dass jetzt die Existenz von Blutkulturen für die Kodierung gefordert wird, ist m.E. auch problematisch. Denkbar ist nämlich der Fall eines Patienten mit schwerer Sepsis, bei dem keine Blutkulturen vorliegen. Zugegeben ist dies nicht wahrscheinlich, aber im Falle eines SIRS nichtinfektiöser Genese wäre das schon mal möglich.

    Aus klassifikatorischer Sicht problematisch ist der Ansatz, eine Klassifikation einer klinisch wohldefinierten Entität (also: schwere Sepsis = Sepsis mit Organkomplikation) davon abhängig zu machen, ob nun null, eine oder zwei Blutkulturen gelaufen sind.

    Ich würde daher dafür plädieren, die Nicht-Existenz von Blutkulturen so zu werten, als ob negative Blutkulturen vorgelegen haben.

    Grüße von der Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.