Commotio ohne Bewusstlosigkeit

  • Liebes Forum,

    eine Patientin kommt nach Autounfall mit Schädelprellung, Kopfschmerz, Übelkeit und Schwindel zur Aufnahme. Eine Bewusslosigkeit hat nicht vorgelegen. Was ist die Hauptdiagnose?

    S06.0 Gehirnerschütterung, trotz fehlender Bewusslosigkeit?
    S00.05 Prellung der behaarten Kopfhaut obwohl zentralnervöse Symptomatik vorliegt?
    F07.2 Organisches Psychosyndrom nach Schädelhirntrauma - ohne kognitive, mnestische oder affektive Störung

    oder muss ein Fehler in der Anamnese vorliegen?

    Danke für jede Hilfe :hmm:

    H. Bürgstein
    Brühl

  • Hallo Bürgstein,
    natürlich kann es auch eine Gehirnerschütterung ohne Bewusstlosigkeit geben. Das müsste der behandelnde Arzt festlegen, aber Kopfschmerz, Schwindel und Übelkeit sprechen schon dafür.
    Schönen Tag noch
    Anne

  • Hallo Anna,

    danke für den Hinweis. Bewusstlosigkeit gehört meines Wissens aber zu den Kardinalsymptomen der Gehirnerschütterung. Außerdem gibt es dann noch Definitionen wie diese:

    Zitat

    Das leichte Schädel-Hirn-Trauma (Commotio cerebri, Schädel-Hirn-Trauma Grad I, SHT I, mild traumatic brain injury, MTBI) wird durch nachstehende Kriterien definiert (Alexander 1995, Keidel u. Poremba 1998, Keidel u. Diener 2001):
    kurzzeitige Bewusstlosigkeit oder qualitative oder quantitative Veränderung der Bewusstseinslage < 15 Minuten,
    Erinnerungslücke (retro-/anterograde Amnesie) < 24 Stunden,
    Fehlen neurologischer Fokalzeichen,
    kraniales CT in der Regel ohne Herdbefund,
    Score der Glasgow Coma Scale 14-15 (meist 15).

    Kann man unter diesen Voraussetzungen wirklich medizinisch korrekt eine Commotio diagnostizieren, wenn keine Bewusstlosigkeit vorliegt?

    Viele Grüße

    H. Bürgstein

  • Hallo Bürgstein,
    es muss doch wenigstens ein Verdacht vorgelegen haben, sonst wäre der Patient sicher nicht eingewiesen worden. Welche Symptome sprechen dafür? Wenn ein Verdacht auf ein SHT vorliegt, muss eine Überwachung durchgeführt werden, es könnte ja eine intrakranielle Blutung vorliegen. Wurde ein Monitoring von Pupillendifferenz, Kreislauf usw. durchgeführt? Hatte der Patient Bettruhe und Nahrungskarenz? Wenn Sie nach Aktenlage und Befragen des aufnehmenden Arztes kein SHT feststellen können, wäre noch die Schädelprellung eine Alternative.

    Es besteht immer das Problem, wenn im Zweifelsfall keine Aufnahme des Patienten erfolgt und er hat später Komplikationen (z. B. Hirnblutung), gibt es möglicherweise nachträglich noch Ärger für die Klinik.
    Es ist also für den Aufnahmearzt nicht immer eindeutig zu entscheiden.
    Viele Grüße
    Anne

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    zu der Frage \"Commotio cerebri\" hatten wir schon viele Diskussionen. Bitte die Suchfunktion benutzen.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau