MDK zu respiratorischer Insuffizienz und Beatmungsgerät

  • Hallo liebe Leser,
    wir haben ein MDK- Gutachten zur Problematik respiratorische Insuffizienz mit Abhängigkeit vom Beatmungsgerät erhalten. Bitte teilen Sie mir Ihre Meinung dazu mit. Auch wäre ich dankbar über eventuelle Argumentationshilfen.
    Ich zitiere: \"Bezüglich der Kodierung J96.1 und Z99.1 wird der gleiche Sachverhalt dargestellt, so dass hier die Z99.1 gestrichen wird.\" Natürlich ändert sich somit die DRG von A in B...
    Anmerken möchte ich, dass die Patn. zur Kontrolle der häuslichen maschinellen Beatmung gekommen war, der Kode 8-716.1 (Kontrolle/Optimierung ...) war angegeben. M. E. entspricht die Angabe beider Kodes die ND- Definition, entsprechender Aufwand war da. HD ist m. E. J96.1 (siehe Bsp. 4 der D002d Aszitis bei Leberzirrhose), ND ist Z99.1 weil dazu (Geräteeinstellungen überprüft) die entsprechende Prozedur stattfand. Ebenfalls fanden Untersuchungen zur resp. Situation statt. BGA, Body etc.

    Und noch ein Zitat aus einem anderen Gutachten (liegt nur handschriftlich und nur in Stichpunkten vor---> gibt es hier Form- Vorgaben ????) \" I50.9 Redundanz zu I11.00.\" Ich sehe das nicht so, bin aber kein Arzt.
    Herzlichen Dank für Ihre Bemühungen!
    Mit freundlichen Grüßen
    medcont

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    zur 1. Frage:
    Wenn eine respiratorische Insuffizienz vorliegt und dazu die Abhängigkeit vom Respirator (siehe hier auch Einschränkung im ICD-Katalog) gibt es keine Begründung Z99.1 zu streichen. Ansonsten wäre dieser Kode obsolet, denn es ist keiner aus Langeweile abhängig vom Respirator, es liegt dem immer etwas zu Grunde (eben die respiratorische Insuffizienz). Natürlich sind die Patienten mit Respirator unterschiedlich zu führen. Abgesehen davon besteht Konsens bei der Selbstverwaltung, dass mehrer Diagnosen zur Beschreibung eines Zustandes kodiert werden dürfen, wenn ein Kode alleine dies nicht beschreibt. Dies ist unabhängig vom Ressourcenverbrauch. Diese Diskussion wird immer wieder geführt und man muss sich immer wieder fragen, ob die einzelnen MDK-Gutachter nicht mit der Materie vertraut sind oder einfach Wissen ignorieren. Beide Möglichkeiten sind haarsträubend....

    Im selben Zusammenhang ist dann auch Ihre 2. Frage zu sehen. Verweisen Sie auf die DKR 0904d. Deutlicher kann man es eigentlich nicht beschrieben bekommen. Schade, dass dem MDK-Prüfer die Kodierrichtlinien nicht geläufig sind.....

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo,
    leider finden sich diese Beispiele zu häufig und die tägliche Auseinandersetzung macht mittlerweile auch keinen Spaß mehr. Wie häufig muss man dem MDK Unterstützung bei den DKR noch zukommen lassen.
    Für mich das größte Problem ist das es keine übergeordnete Instanz gibt die derartige Fälle grundlegend entscheidet. Diese Position versucht m.E. der MDK mit seiner SEG 4 –Vergütung und Abrechnung- (Konsentierte Kodierungsempfehlungen) zu besetzen.

    Und der Kreis schließt sich

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Sehr geehrter Herr Selter, sehr geehrter MiChu,
    danke für die schnellen Antworten. Sie haben mir sehr geholfen, weil Sie bestätigen, was ich dachte. So gestärkt werde ich meine Meinung beim MDK vertreten.
    Geärgert hatte ich mich über das handschriftliche, schlecht zu lesende, Gutachten. Wenn man es denn als solches bezeichnen will. Gibt es hierfür Vorgaben? Oder extra Formblätter, Formulare, festgelegte Normen ?
    Mit freundlichen Grüßen
    medcont

  • Zitat


    Original von medcont:

    Geärgert hatte ich mich über das handschriftliche, schlecht zu lesende, Gutachten. Wenn man es denn als solches bezeichnen will. Gibt es hierfür Vorgaben? Oder extra Formblätter, Formulare, festgelegte Normen ?

    Guten Tag,

    hatten wir auch schon mal, siehe >>>unter diesem Link<<<

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Hallo liebe Forumsteilnehmer,

    hier nun eine neue Sichtweise des MDK.
    Wir hatten, da wir die Bedingungen wie in der Kodierempfehlung Nr. 37 der SEG 4 als gegeben gesehen hatten, die J96.0 kodiert.

    MDK möchte jetzt die J96.9 (ohne CCL) da:

    Zitat

    „Die J96.0 ist u.a. dem schwerem akuten Lungenversagen vorbehalten.“

    Wie sollte man da argumentieren?

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)

  • Hallo MiChu,

    also die akute respiratorische Insuffizienz bei chronischer Abhängigkeit vom Respirator wäre ein Zustand der akuten Verschlechterung. Oben hatten Sie mal die J96.1 erwähnt.

    Aus dem Satz \"Die J96.0 ist u.a. dem schwerem akuten Lungenversagen vorbehalten\" kann man übrigens gar nichts schließen, denn wenn J96.0 u.a. dem schweren akuten Lungenversagen vorbehalten ist, dann gibt es wohl noch andere Zustände, die mit J96.0 zu kodieren sind, sonst stünde da nicht \"u.a.\" Im Übrigen ist die Aussage schon deshalb falsch, weil Situationen akuten Lungenversagens an vielen Stelle vor J96 aufgeführt sind, meist eben ätiologisch beschrieben. J96 ist ein Reste-Code, darin ist J96.9 ein Reste-Code für den Zustand, dass man es wirklich nicht genauer sagen kann.

    Beispiel könnte ein reanimationspflichtiger tracheotomierter Patient mit einem offensichtlich pulmonalen Problem sein, bei dem Sie nicht mehr herausbekommen, ob das Problem ein akutes oder chronisches war. Kann ich aber nicht mit Literaturzitaten belegen.

    Grüße von der Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.

  • Guten Morgen,

    ich danke für Ihren Beitrag.

    Bin auch noch offen für weitere Einschätzungen.

    Die Gutachterin in diesem Fall ist neu für mich. Das einzelne Gutachter dazu neigen unspezifische Kodierung zu fordern, wenn dadurch die Fallschwere reduziert werden kann, ist mir besonders im Jahr 2006 aufgefallen. In den Jahren zuvor war das bemühen um eine spezifische Kodierung deutlich höher.

    Gruß

    MiChu ;)
    Sei nicht unglücklich vor der Zeit, denn was dich, als dir drohend, in Angst versetzt, wird vielleicht nie kommen. (Seneca)