Ziel: niedriger CMI ?

  • Hallo Forum,

    ich habe gehört, dass es möglicherweise "strategisch ungünstig" sei, bereits jetzt einen hohen CMI anzustreben. Mal unabhängig von der Tatsache, dass dieser ja nicht beliebig "generierbar" ist, sondern sich durch ein right coding rechnerisch ermittelt: ist ein hoher CMI nicht allein schon deswegen wichtig, weil die Kassenseite daran den Schweregrad der zu behandelnden Patienten erkennen kann ? Natürlich kann man Leistungen auch nicht dokumentieren (sogar lege artis: erfüllt ein minimal erhöhter Laborwert, der möglicherweise "wegkontrolliert" wird über den Laboraufwand wirklich die Kriterien einer Nebendiagnose ?), nur worin würde der Vorteil liegen ?

    Vielleicht hat ja irgendjemand eine Idee ...

    Gruß
    Elrip

  • Hallo Elrip,

    eine Empfehlung, die ich las und hier weiter geben will, lautet, die Abläufe zu optimieren, sprich Kosten zu sparen und auf den Punkt zu entlassen, wo möglich. Natürlich sollte daneben das right coding auch sein.

    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo und guten Morgen,

    einen hohen CMI zu haben bedeutet natürlich generell höhere durchschnittliche Fallerlöse, aber wie sieht das dann bei verschärften Kontrollen und einem riesigen Streitpotential bei zahlreichen ungeklärten Detailcodierregel aus (alleine die Hauptdiagnosefestlegung dürfte zu einem immens gesteigerten Schriftverkehr mit den Kassen und dem MDK führen!).

    Wenn man hier allzu euphorisch einen hohen CMI mit den Kassen vereinbahrt und dann vom MDK deutlich gedrückt wird, erreicht man auch schon in der Übergangsphase ggf. Defizite.

    Daneben wird der CMI natürlich durch verbesserte Codierung in ganz Deutschland deutlich steigen (hat er ja auch schon).
    Was wenn man aber schon eine hervorragende Codierqualität hat und daher den 'Up-Coding-Effekt' schon realisiert hat... dann verliert man relativ zu den Spätstartern...(oder habe ich hier einen gedanklichen Fehler gemacht?)...

    Gruß


    --
    Thomas Lückert
    Medizincontrolling
    Johanniter-Krankenhaus im Fläming

    Thomas Lückert
    Stabsstelle Medizincontrolling
    Unfallkrankenhaus Berlin

  • Hallo Elrip,

    das Problem mit dem hohen CMI liegt m.E. vor allem darin, dass man dadurch auf die "Abschussliste" des MDK gerät. Die werden nämlich nicht überall prüfen können, sondern picken sich natürlich die Häuser mit hohem CMI raus. Da ist die Wahrscheinlichkeit ja auch groß, Up-Coder zu entdecken.

    Wenn man also einen hohen CMI vereinbart, ist es entscheidend, dass Kodierung und vor allem die Dokumentation tatsächlich hieb- und stichfest sind. Ich empfehle Krankenakte und zugehörige Kodierung mal aus dem Blickwinkel des MDKs unter die Lupe zu nehmen. Was nicht dokumentiert ist, sollte auch nicht verschlüsselt werden!

    Grüße

    Dr. Simmel

  • Zitat


    Original von Lueckert:
    Was wenn man aber schon eine hervorragende Codierqualität hat und daher den 'Up-Coding-Effekt' schon realisiert hat... dann verliert man relativ zu den Spätstartern...(oder habe ich hier einen gedanklichen Fehler gemacht?)...


    Hallo Herr Lückert, hallo Forum,

    ich glaube an einen gedanklichen Fehler, denn wenn man jetzt bereits - natürlich durch right-coding - einen hohen CMI produziert, ergibt sich beim Umstieg eine niedrige hausindividuelle Baserate (vereinfachter Rechenweg: Budget : (Fälle x CMI) = Baserate). Geht man nun mit einer mäglichst niedrigen - am besten natürlich unterdurchschnittlichen - Baserate ins Rennen, so darf man darauf hoffen, dass man in der Konvergenzphase an Budget gewinnt (bzw. nicht ganz soviel verliert).

    Im umgekehrten Fall (niedriger CMI, hohe hausindividuelle Baserate) ist während der Konvergenzphase mit sinkenden Erlösen zu rechnen.
    Falls der niedrige CMI mit einer niedrigen Kodierqualität zusammenhängt und der CMI durch right-coding während der Konvergenzphase steigt, werden die dadurch erzielten Mehrerlöse vollständig ausgeglichen.

    Beispiel:
    10.000 Fälle x 2.500 € hausindividuelle Baserate x 1,00 vereinbarter CMI = 25 Mio. € vereinbartes Budget.

    Steigt nun durch right-coding der CMI auf 1,10, so erzielt das Krankenhaus Mehrerlöse in Höhe von 10.000 Fälle x 2.500 € Baserate x 0,10 Steigerung CMI = 2,5 Mio. €.
    Diese Mehrerlöse sind nach § 3 Abs. 6 Krankenhausentgeltgesetz vollständig an die Krankenkassen zurückzuzahlen, sofern das Krankenhaus nicht nachweisen kann, dass die CMI-Steigerung auf eine tatsächlich vorliegende Änderung der durchschnittlichen Fallschwere zurückzuführen ist. Falls die Fallschwere tatsächlich nicht gestiegen sein sollte, sondern nur Kodiermängel beseitigt wurden, ist diese Regelung auch relativ fair. Im anderen Fall dürfte es jedoch sehr aufwendig sein, diesen Nachweis zu führen.

    Es ist demnach gut, mit einem hohen CMI einzusteigen, um eine möglichst unterdurchschnittliche Baserate zu erzeugen. Damit keine Missverständnisse aufkommen: Insgesamt sind wir auf Krankenhausseite natürlich an einer hohen Baserate interessiert. Für das einzelne Krankenhaus sollte sie jedoch im Hinblick auf die budgetneutrale Umsetzung und die Konvergenzphase möglichst gering sein.

    Schöne Grüße vom "Erstkontakter" N. Schmitt

    Gruß

    Norbert Schmitt

  • Hallo DRG´ler,
    das "lernende" System G-DRG ist unvollkommen, kenntlich an den mapping-Problemen und den Verwerfungen in den deutschen Relativgewichten (Benachteiligung konservativer gegenüber chirurgischer Fächer durch übermäßige Abwertung interventioneller Prozeduren/Diagnosen). Deshalb sollte das aktuelle Ziel bei der Kodierung und der CMI - Ermittlung nur darin bestehen, das "eigene Krankengut" so realistisch (Kodierregeln, Prozeduren) wie möglich zu kodieren und abzuwarten. Mit Manipulationen am CMI mit Auswirkungen auf die base rate sollte man sicherlich vorsichtig sein. Sicher kann man sich auf dem Papier in den üblichen professionellen Benchmark-Projekten vergleichen. Daraufhin ggf. strukturelle Anpassungen vorzunehmen ("lohnende CMI" Gebiete zu fördern) würde ich nicht empfehlen. Spaßeshalber kann man mit den deutschen Relativgewichten rechnen und den deutschen CMI dem ehemals "australichen" gegenüberstellen - das Ergebnis ist niederschmetternd.

    Mit freundlichen Grüßen

    Franz :shock2:

  • Hallo Forum,

    "up-coding" - ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt ist m.E. auf jeden Fall zu vermeiden. Konsequent zu Ende gedacht bedeutet in den zwei budgetneutralen Jahren jeder gefundene "up-coding"-Effekt, der bereits im Vorjahr bestanden hat, einen effektiven Verlust für das Haus. Die hausindividuelle Baserate ist dann nämlich niedrig (wegen hohem CMI), der CMI lässt sich dann jedoch nicht halten.

    Deshalb wäre es sogar wünschenswert, dass die MDK-Prüfungen zum Coding bereits jetzt einsetzen. Der hält sich aber zur Zeit vornehm zurück und betätigt sich in den Feldern, in denen den KHs Geld entzogen werden kann (Fehlbelegungsprüfung im nachhinein). Ab 2005 entziehen Häuser die upcoden sogar dem Gesamtsystem der KHs Geld (Baserate wird für alle niedriger, das aufgrund Upcoding zurückgeforderte Geld fliest aber nicht mehr ins System zurück sondern bleibt bei den Krankenkassen).
    Downcoding ist jedoch genausowenig anzustreben weil ab 2005 die durch downcoding erzeugte Differenz an andere Krankenhäuser verteilt wird.
    Ich finde es deshalb äußerst bedenklich, dass die versprochene Schiedstelle für Kodierfragen noch nicht besteht und dass wir wieder einmal "loslaufen" dürfen, ohne zu wissen, ob die Richtung stimmt. Ich würde mir jedenfalls eine gemeinsame Schulung/Fallbesprechung der Kodierung (vor allem in den konservativen Fächern) mit dem MDK wünschen um verbindliche Informationen zu erhalten, was unter right-coding verstanden wird. Dieses Forum zeigt doch, wie es funktionieren könnte - nur die Gegenseite (sprich MDK oder Kassen) meldet sich nie zu Wort.

    Gruß aus Heidenheim
    Christa Bernauer
    Med. Doku - Kreiskrankenhaus Heidenheim

  • Ich würde mir jedenfalls eine gemeinsame
    Schulung/Fallbesprechung der Kodierung (vor allem in den konservativen Fächern) mit
    dem MDK wünschen um verbindliche Informationen zu erhalten, was unter right-coding
    verstanden wird.

    Hallo Frau Bernauer,
    ich habe nicht den Eindruck, das auf Kassen- und MDK-Seite das Wissen um die G-DRG bereits so vertieft ist, das eine fruchtbringende:banane: Diskussion zu erwarten wäre. M.E. werden wir mindestens im 1. Halbjahr 2003 relativ unbehelligt bleiben, ab dem 2. Halbjahr wird man anfangen uns mit Rückforderungen und Kodierreklamationen zu überschütten und es stehen sehr nervenaufreibende Zeiten bevor.
    Mit freundlichem Gruß
    --
    Joris Schikowski
    MC KKH Bad Salzungen

    :augenroll: Joris Schikowski
    MC Klinikum Bad Salzungen
    Vors. RV MD der DGfM e.V.

  • Hallo Forumleser,

    Grundsätzlich bin ich der Auffassung, das nur ein richtige Codieren durchgeführt werden sollt. Allerdings vertrete ich ebenfalls die Meinung, dass man sich für 2003/2004 einen Puffer nach oben lasen sollte, d.h. eher einen etwas geringeren CMI und dafür etwas höhere Baserate. Wenn ich das Gesetz richtig verstehe, so lässt sich doch durch ein Up-Coding vorhersehbare Mindererlöse vermeiden. Das Gesetz besagt doch nur, dass etwaige Mehrerlöse durch Up-Coding (über das verhandelte Budget hinaus) zu 100% ausgeglichen werden muss, kompensiert man aber nur Mindererlös, so ist kein Ausgleich fällig. Oder sollte sich hier ein Denkfehler eingeschlichen haben?

    johncedric
    Betriebswirt

  • Guten Tag Forum-Leser,

    wenn wir über das theoretisch denkbare up-coding etc. disskutieren sollten wir berücksichtigen, dass das ja in den nächsten zwei Jahren keinem helfen wird. Es wird nur dazu führen, dass häufig angegebene, gut bewertete Diagnosen in ihrer CCL-Bewertung eher nach unten korrigiert werden (Vgl. Punktwert im Niedergelassenen-Bereich).

    Wir sollten auf eine möglichst korrekte und realitätsnahe Abbildung unserer Patienten achten, um damit Daten zur Anpassung des Systems zu liefern.


    Grüße aus Aachen

    M. Kaufmann

  • Hallo Forum,

    was leicht vergessen wird:
    Alle Ausgleiche werden in ein zukünftiges Budget und damit in eine zukünftige effektive Baserate eingerechnet. Da die Mehr- oder Mindererlöse 2003 erst 2004 bekannt sind, bedeutet dies, daß alle Ausgleiche erst 2005 wirksam werden.
    Denkbar sind drei Startvarianten:

    1. 2002 noch eher schlechte Kodierung, zu niedriger CMI - also 2003 und 2004 hohe Baserate:
    Wenn jetzt 2003 (und 2004) besser kodiert wird, steigt der CMI und damit der Erlös. Die Mehrerlöse verbleiben dem Krankenhaus für 2 Jahre als zinsloser Kredit. :lickout:
    Bei einer MdK-Prüfung evtl. sogar noch Zuschläge! :dance1:
    Für 2005 wird die Baserate auf der Basis der Kodierung von 2003 ermittelt - also ist noch alles machbar.

    2. 2002 absolut zu hohe Kodierung (hoher CMI bei niedriger individueller Baserate) - also 2003 und 2004 niedrige Baserate. Man freut sich schon auf die Anpassungen ab 2005:
    Bei einer MdK-Prüfung ggf. doppelte Rückzahlung der "Mehrerlöse"! :-p
    Bei einer Anpassung der Kodierung ebenfalls Verluste. :shock1:
    Diese würden 2003 zwar zu 95% ausgeglichen, 2004 aber nur noch zu 40%. Außerdem fließen auch diese Ausgleiche mit zwei Jahren Verzögerung.:uhr:

    3. 2002 absolut richtige Kodierung - fast nicht machbar. Wohl eher ein Zufallstreffer - und dann nur im Hausdurchschnitt. MdK-Prüfungen können aber auf Abteilungen beschränkt werden. Also ist das Ergebnis wie in Variante 1 oder 2! ?(

    Viel Spaß beim durchprobieren der Varianten. Die realistische Version ist wohl ein langsamer Angleich über zwei bis drei Jahre an die "richtige" Kodierung. Die Frage ist nur: Kommt man von oben oder von unten?

    Übrigens geht es hierbei nicht um 3 - 5% Mehrerlöe durch Mehrleistung - also auch mit Mehrkosten, sondern um 10 - 30% Mehr- (oder auch Mindererlöse) ohne wesentliche Mehrkosten!

    Dr. med. Christoph Rüschemeyer
    Med. Controlling Klinikum Osnabrück


    P.S.: "Die Ersten werden die Letzten sein."
    oder
    "Wer kann das bezahlen? Wer hat soviel Geld?" - die Kassen jedenfalls nicht und die Krankenhäuser auch nicht!
    :nuke: