Cholestase bei chronischer Pankreatitis

  • Sehr geehrtes Forum,

    ich bitte um einige fachkundige Meinungen betreffend folgender Fallsituation.
    Ein Patient wird mit Verdacht einer Cholangitis mit Cholestase, bei bekannter chronischer Pankreatitis, stationär aufgenommen.
    Diese werden auch diagnostisch bestätigt und therapiert. Eine akute Pankreatitis konnte erfreulicherweise ausgeschlossen werden. Ferner wurde eine ERCP mit Stenteinlage durchgeführt.

    Ich bin der Meinung, die K83.1 - Verschluß des Gallenganges; K83.0 Cholangitis und als weitere Nebendiagnose die K86.1 – sonstige chronische Pankreatitis, kodieren zu dürfen.
    Die K86.1 ist die eigentliche Ursache der nachgewiesene Papillenstenose, die wiederum zur Cholestase geführt hat.
    Ein MDK-Gutachter (u.a. Arzt für Gastroenterologie) ist der Meinung, das eine Papillenstenose vielfältige Ursachen haben kann und somit die Ursachenkette nicht eindeutig ist.
    Daher dürfte die chronische Pankreatitis nicht kodiert werden.
    Mache ich einen Gedankenfehler, wenn ich die Cholestase als Symptom ansehe, bei ursächlicher bekannten chronischer Pankreatis. Weitere Vorerkrankungen sind bei dem Patienten nicht bekannt.

    Das Beispiel 4 der DKR D002c sei nicht anzuwenden, da die Zusammenhänge nicht so eindeutig sind, wie das Beispiel Ascites bei bekannter Leberzirrhose, so der Gutachter. :d_neinnein: :d_luege: ???
    Ich würde mich sehr über hilfreiche Meinungen freuen.
    Danke im Voraus.


    Mit freundlichen Grüßen :sonne: :i_drink:


    ochpowi

  • Hallo ochpowi,
    ich würde K83.0 als HD nehmen. Dort heißt es Cholangitis stenosierend.
    Die Stenose behandeln Sie mit dem Stent und die Cholangitis vermutlich antibiotisch. Bin aber Chirurg und kein Gastroenterologe.
    Wenn die chron. Pancreatitis medikamentös behandelt wurde ist sie klar ND, sonst hätte ich meine Schwierigkeiten.
    Die Ursache der Cholangitis muß ja nicht die Pancreatitis sein.
    Mal´sehen was das internistische Forum meint.
    Sonntäglicher Gruss codeman

  • Hallo,

    Komplikationen einer chronischen Pankreatitis (Harrisons Innere Medizin, 2005, S.2048, 16. Auflage):
    Ein Ikterus kann entweder durch ein den Duchtus choledochus komprimierendes Ödem des Pankreaskopfes oder durch eine chronische Cholestase infolge einer chronisch entzündlichen Reaktion im Bereich des intrapankreatischen Duchtus choledochus entstehen. Ein chronischer Verschluss kann zu einer Cholangitis führen.

    Angesichts der Anamnese kommt als vermutliche Ursache der Cholestase am ehesten die chron. Pankreatitis in Frage. Da jedoch bei bekannter Erkrankung ein Symptom behandelt wurde, ist nach entsprechender DKR
    die HD festzulegen.

    Wenn die Behandlung der Cholangitis im Vordergrund stand (Charcot-Trias:
    Ikterus, Gallenkolik, Fiberschübe mit Schüttelfost), so kommt dies als
    HD in Frage.

    Gruß
    Ordu

  • Hallo Ordu Dr., codeman, hallo Forum,

    herzlichen Dank für die fachkundige Meinungen. Bedauerlicherweise komme ich erst jetzt dazu (Urlaub :sonne: 8)), einen weiteren Beitrag abzugeben.
    Um noch einmal auf den Fall einzugehen, möchte ich folgende Information hinzufügen.
    Die stationäre Aufnahme erfolgte lt. Anamnese wegen entfärbten Stuhl, dunklen Urin und Sklerenikterus. Bekannt ist eine chronische Pankreatitis, insulinpflichtiger Diabetes mellitus, sowie Z.n. rezidivierenden Stentanlagen bei Cholestasen.
    Fieberschübe mit Schüttelfrost bestanden hier aktuell nicht.
    Als vermutliche Ursache der Cholestase sehe ich auch die chron. Pankreatitis, und somit auch die Kodierung nach Beispiel 4 der DKR D002c.

    Gruß

    ochpowi :d_gutefrage:
    Eventuell sollte ich den Gutachter auf den Harrisons - Innere Medizin hinweisen :a_augenruppel:

  • Liebes Forum,

    ein Patient wird wegen Ikterus bei v.a. Pankreas-CA stationär aufgenommen.
    als HD wurde die K83.1 Verschluss des Gallengangs kodiert. ERCPs wurden durchgeführt, Stent eingelegt. Laborwerte besserten sich. In der Feinnadelbiopsie wurden keine maligne Zellen gefunden. (Befund war bei Entlassung noch nicht bekannt)
    DRG H41A komplexe therapeutische ERCP mit äußerst schweren CC und photodynamische Therapie.
    Der MDK ist nun der Meinung hier ist die C25.0 die HD. DRG H41B Komplexe therapeutische ERCP mit schweren CC ohne photodynamische Therapie.
    Weshalb wird bei HD CA die DRG ohne photodynamische Therapie ermittelt?

    Danke und Gruß
    bewe

  • Guten Tag,
    Laut den Kodierrichtlinien wäre hier nach Ressourcenverbrauch zu kodieren.
    In den ganzen Beispielen (Ausnahme Bsp 6) ist das Malignom bei der Aufnahme bekannt. Hier stellt sich nun die Frage: war das Malignom bekannt oder bestand nur der vage Verdacht?
    Sollte es bekannt gewesen sein und nur das Symptom behandelt werden, dann wäre die Stenose die HD.

    Erfolgt die Aufnahme des Patienten sowohl zur Behandlung des Primärtumors als auch der Metastasen, ist gemäß DKR D002 Hauptdiagnose (Seite 4) (zwei Diagnosen erfüllen gleichzeitig das Kriterium der Hauptdiagnose) diejenige Diagnose als Hauptdiagnose auszuwählen, die die meisten Ressourcen verbraucht hat.
    Beispiel 6
    Ein Patient wird wegen eines sonografischen Verdachts auf Lebermetastasen zur Primärtumorsuche und weiteren Abklärung stationär aufgenommen. Dabei findet sich ein Kolonkarzinom mit Lebermetastasen. Es wird sowohl eine Hemikolektomie als auch eine Leberteilresektion durchgeführt.
    Hauptdiagnose:
    Nebendiagnose(n): Wird vom behandelnden Arzt entschieden


    Hat der Pat. nun ein Npl (geht aus Ihren Ausführungen nicht so ganz hervor)?

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch