Aplastische Anämie oder Anämie bei Neubildungen

  • Hallo Forum,

    mir stellt sich grad folgende Frage:

    Eine 90jährige Patientin wird aufgenommen wegen einer CLL und damit verbundenen normochromen und normozytären Anämie (Hb 8,0 g/dl). Sie erhält während des Aufenthalts 2 Erykonzentrate und hat einen Harnwegsinfekt, der ebenfalls behandelt wird und einen Diab.mell. mit multiplen Komplikationen.

    Wie kodiere ich den Fall richtig?

    D47.1 + D.63.0 Chronische myeloproliferative Erkrankung + Anämie bei Neubildungen

    oder

    D61.8 Sonstige näher bezeichnete aplastische Anämien


    Die erste Version wurde bei sämtlichen Voraufenthalten immer kodiert und nie beanstandet. Jetzt - mit begleitendem HWI - meint der MdK, die Kodierung in Version 2 ändern zu müssen, da \"Anlass der Behandlung nicht die myelodysplastische Erkrankung (betrifft alle 3 Zellgruppen), sondern nur die aplastische Anämie\" gewesen sei und wir auch nur dieses Symptom behandelt hätten.

    Als Nicht-Mediziner fällt mir die Argumentation für Version 1 sehr schwer, auch wenn der behandelnde Arzt mir sagte, dass dies auch aus medizinischer Sicht richtig sei.

    Etwas verzweifelt um Hilfe bittend und mit vielen Grüßen


    K. Piecha

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    das Kreuz mit der Kreuz-Stern-Systematik...

    Sie nehmen wegen der Anämie bei CLL auf. Dies ist nun mal nach +/*-Systematik zu kodieren. Wäre dem nicht so, würde man die eigentlich zum großen Teil gar nicht mehr benutzen. Dies sollte anhand vom Beispiel 5 in der DKR 0401d klar werden. Würde man der Argumentation des MDK folgen, wäre dort dann I70.22 als HD zu kodieren, da man ja nicht den Diabetes selber behandelt. Das Beispiel ist aber klar.
    Es stellt sich also gar nicht die Frage, was als HD in Ihrem Fall zuzuordnen ist (ist von Ihnen ja korrekt kodiert worden), sondern die Frage, ob dann noch zusätzlich D61.8 anzugeben ist. So, wie das Beispiel es zeigt, soll wohl spezifiziert werden.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo,

    sorry, aber die aplastische Anämie hat erstmal wenig bis nichts mit der CLL zu tun. Bei Anämie bei CLL passt kein Code aus D60 oder D61.

    Hier der Auszug aus dem Roche-Lexikon:

    \"Ausfall der gesamten Hämatopoese mit Ausnahme der Lymphozytopoese mit dadurch bedingter Panzytopenie u. ohne kompensatorische extramedulläre Blutbildung. In Europa relativ seltene Erkrankung, die bei Frauen u. Männern etwa gleich häufig u. in allen Lebensaltern vorkommt, wobei das 2. u. 3. Ljz. besonders betroffen ist. Etwa die Hälfte aller aplastischen Knochenmarksyndrome bleibt ätiologisch ungeklärt (idiopathisch), bei der anderen Hälfte kommen die verschiedensten Ursachen in Betracht (s. Tab.). Abgrenzung zur paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie wichtig. Überwiegend ungünstige Prognose. Kennzeichnend ist die Verminderung der morphologisch identifizierbaren Zellen der Hämopoese im Knochenmark, so dass eine Zellproduktionsstörung im vorgeschalteten Stammzellspeicher anzunehmen ist (am ehesten im Kompartiment der frühen undifferenzierten Stammzellen). Nicht für jeden Fall sind die drei Zellreihen in gleicher Weise geschädigt, es können zunächst nur ein oder zwei Zellreihen betroffen sein. Kann auch als angeborene Form (Fanconi-A.) oder beim Fetus als Folge einer Infektion mit Ringelröteln-Viren auftreten.\"

    Grüße von der Ostsee.

    Dr. med. Christoph Bobrowski, M.Sc.

  • Es gibt aber auch die iatrogene Knochenmarkaplasie, z. B. nach einer intensiven onkologischen Chemotherapie. Daraus resultierende aplastische Anämie wird mit D61.10 kodiert,jedoch nicht als Sekundärcode. Die Grunderkranung wäre dann die ND.

    Gruß
    Ordu