Operativ versorgte Bauchdeckenfistel

  • Hallo liebes Forum,

    als ehemalig in der Inneren Abteilung arbeitenden Ärztin und jetzt im Medcontrolling habe ich bei der Kodierung dieses Falles so meine Schwierigkeiten, weil chirurgisch und das Angebot der Kodeauswahl hier m. E. hoch ist.

    Folgender Casus:
    Dem Patienten wurde eine PEG entfernt, und jetzt nach einem halben Jahr kommt er mit einer chronischen subfaszialen Bauchdeckenfistel zur OP. Infektion mit MRSA. Verbindung zum Magen besteht nicht lt. OP-Bericht.

    Welchen Kode soll ich aussuchen?
    Folgende habe ich gefunden, die passen könnten:
    L98.8 Hautfistel
    K63.2 Darmfistel (hat der Chirurg verwendet, aber ohne Verbindung Haut zum Magen eher fraglich)
    T81.4 weil nach einem Eingriff und mit Infektion MRSA
    T81.8 Postoperative Fistel.

    In der Kombination mit der OPS 5-895.3b kommen die unterschiedlichsten DRGs raus (J21Z, 901D, T01C und X06B).
    Eine MDK-Prüfung steht hier zu 100% an. Bei diesen DRGs!

    Wer kann mir raten?
    Danke.

    Viele Grüße aus Brandenburg
    M. Köppert

  • Liebe Frau Köppert,

    dies ist ein interessanter, weil beispielhafter Fall. Also ich als Chirurg sehe das folgendermaßen:

    1. L98.8 ist völlig ausgeschlossen (Krankheiten v. Haut und Unterhaut!), auch wenn der MDK das so gerne hätte, weil, wie sie schreiben, der Befund subfaszial reicht.

    2. K63.2 zunächst auch nicht, haben sie ja schon selbst begründet. Allerdings könnte es ja sein, daß der Chirurg sich doch geirrt hat, denn m.E. ist hier eine hohe Wahrscheinlichkeit, daß eine Fistel zum Magen das ganze unterhält. Allerdings hätte man dann konsequenterweise das Abdomen revidieren müssen! (Also wenn der Patient in 2 Wochen wiederkommt, dann wissen sie es!)

    3. T81.4/8 sind natürlich unspezifisch und nur verwendbar, wenn es nichts spezifisches gibt. :d_gutefrage:

    Infrage käme hier evtl. etwas aus M60.-, ist aber nicht gerade überzeugend, wäre aber eine Theorie, daß sich ein Granulom gebildet hat.


    Daher würde ich schließlich doch die T81.8 favorisieren, wenn nicht ein Infekt mit entsprechenden Infektzeichen(also nicht nur Besiedelung!) im Vordergrund stand. Die MRSA-Besiedelung wäre dann ND ebenso wie ggf. die Ursache der PEG, falls weiterbestehend.

    Dies wäre jetzt aber die Version mit dem geringsten Erlös! Also doch nochmal überlegen!

    OPS 5-895.3b

    Zitat

    Radikale ausgedehnte Gewebeexzision Haut Unterhaut Wundverschluß primär histographisch kontrolliert (mikrographische Chirurgie) Bauchregion

    -> Das kann ja wohl nicht wahr sein, dann wäre ja der subfasziale Prozess belassen worden!!! Und wirklich histographisch kontrolliert? s. http://content.karger.com/ProdukteDB/pro…ename=94515.pdf
    Da würde ich doch eher 5-850.b6 oder noch besser 5-869.1 verwenden, dann gibt das auch keine Fehler-DRG

    Mit freundlichen Grüßen aus Lindenberg im Allgäu (auf dem Weg zur sonnigsten Stadt Deutschlands) :sonne:

    Vielleicht hat ja einer unserer fleißigen Mitstreiter noch eine bessere Idee!

    M. Finke

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

  • Hallo liebes Forum,

    ich habe einen ähnlichen Fall.

    Im meinen Fall besteht eine postoperative Fadenfistel nach Sigmateilresektion.
    Als HD wurde die T81.8 kodiert.
    Leider haben unsere Chirugen die Prozedur 5-467.1x andere Rekonstruktion des Darms: Verschluss einer Darmfistel, offen chirurgisch verwendet. Sie hatte über den DIACOS enterocutane Fistelextirpation eingegeben und heraus kam dieser Kode. ;(
    Tatsächlich wurde per Methylenblaufärbung und MRT eine Fistelung im Bereich des subcutanen Fettgewebes ohne Verbindung nach intraperitoneal festgestellt.
    Im Op-Bericht wird die Operation wie folgt beschrieben:
    ...nun partielles Ausschneiden der Narbe sowie des in die Tiefe versinkenden Haut-/Weichteildefektes. Präparation entlang des Kanals unter strenger Schonung des Peritoneums. Anteilig besteht unmittelbare Nachbarschaft zum Peritoneum, es wird jedoch nicht geöffnet und kann geschont werden. Fortführen der Präparation entlang der methylenblaugefärbten Strukturen und letzendlich Absetzen...mehrmalige Spülung...Einlegen Redon-Drainage,..corialer Hautverschluß...

    Welche Prozedur ist hier korrekt?? 5-892.1b andere Inzision an Haut und Unterhaut (inklusive Abszeßspaltung und Hämatomausräumung) oder doch 5-893.- chirurgisches Wunddébidement an Haut und Unterhaut... allerdings wurde nicht cuerettiert.. oder hat jemand einen besseren Vorschlag???

    Viele Grüsse aus Hannover

    Simone F
    :sonne:

  • Hallo Simone,

    es handelt sich wohl eher um eine „Exzision von erkranktem Gewebe an Haut und Unterhaut“: 5-894... Das Ausmaß bestimmt, ob \"lokal\" oder \"radikal\" (im beschriebenen Fall letzteres wahrscheinlicher).

    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Guten Morgen, Forum,

    vielleicht treffe ich nicht so ganz den Titel, sorry.
    Mit welchem OPS kann ich die Inzision einer tumorbedingten enterocutanen Fistel im kleinen Becken ( bei bek. Rektum-Ca.) am besten darstellen?
    Vielen Dank.
    Gruß,
    B. Schrader

  • Hallo Herr Schrader,
    wurde hier tatsächlich eine Fistel inzidiert?
    Das klingt für mich als Chirurg doch sehr befremdlich

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]