HD bei Kammerflimmern und Herzinfarkt?

  • Guten Morgen,
    folgende(s) Problem(e) (Suchfunktion hat nix ergeben):

    1) Pat. mit Herz-Kreislauf-Stillstand bei Kammerflimmern wird vom Notarzt reanimiert und in die Klinik gebracht. Ursächlich war wohl ein nicht-transmuraler Herzinfarkt.
    KH benennt Kammerflimmern als HD wegen der hohen damit verbundenen höheren Ressourcen (Beatmung etc.). MDK sagt: Herzinfarkt ist HD. Kammerflimmern ist nur ein \"Symptom\" und kann als ND angegeben werden.

    2) aus dem Arztbrief: Möglicherweise durch Sauerstoffmangel im Rahmen der Wiederbelebung hat Pat. nun ein hirnorganisches Psychsyndrom entwickelt, das sich äußert in Form einer Desorientiertheit und Verwirrtheit und gelegentlicher Agitiertheit, so dass wir gezwungen waren neben sedierenden Maßnahmen in Form von Haloperidol- Gaben zum Teil eine Fixierung im Bett durchzuführen.
    Aufgrund der deutlichen körperlichen Unruhe verzichteten wir derzeit auch noch auf die Durchführung eines CT- Schädels, auch eine Coronarangiographie konnten wir selbstverständlich aufgrund des cerebralen Zustandes des Patienten bisher nicht planen und stellten auch das hintenan, wobei sich der Patient- wie gesagt- in stabiler Herz- Kreislaufsituation ohne rhythmogene Komplikationen zeigte.

    MDK sagt: Hypoxische Hirnschädigung (G93.1) bleibt Verdachtsdiagnose und damit unkodiert. HOPS (F06.9) wird anerkannt.

    Mich würde die Meinung der hier versammelten Experten zu den o.g. Punkten interessieren.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Lieber herr Horndasch,

    noch eine Frage zu dem Fall: Ist die Verdachtsdiagnose \"nicht transmuraler Herzinfarkt\" irgendwie gesichert? Eine Coro wurde ja nicht durchgeführt und eine Ezymerhöhung + EKG-Veränderung entsteht natürlich schon alleine durch den Herz-Kreislaufstillstand und die Reanimation mit Defi (und ist damit das Ei, und nicht die Henne).

    Beste Grüße,

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Hallo Mitstreiter,
    zur G93.1:
    Heutzutage sollte der o.g. Pat. ja zur Verbesserung der Neurologie über 24 Std. \"gefrostet\" werden - (ok, sagen ich\'s mal korrekt: therapeutische Hypothermie) - also wird aus der \"Verdachtsdiagnose\" eine behandelte Diagnose. Soweit ich mich erinnere, kann ich die auf jeden Fall kodieren. Zusätzlich die OPS dazu, wir nehmen dann noch eine Lagerungstherapie (wir benutzen spezielle Lagerungshilfen - nämliche eine Bettbadewanne - dazu) mit und schon wird\'s interessanter.
    Aber auch sonst würde ich sagen, dass die G93.1 auf jeden Fall kodiert werden kann - sie ist ja dann die Ursache des HOPS = hirn-ORGANISCHES PS. Wenn der Pat. vorher normal war, kommt das HOPS wohl kaum vom Beatmen.
    Zur Frage der HD würde ich ebenfalls die DKR mit den gleichwertigen Diagnosen heranziehen. Ein \"Symptom\" = R-Diagnose ist ja Kammerflimmern nicht. Und es gibt genügend Pat., die auch ohne Infarkt flimmern, zb. DCM. Ich kann grad nicht groupen - aber was ergibt I46.0 als HD? Man könnte ja auch sagen, im KH hat er nicht mehr geflimmert. Und haben Sie nicht auch noch die R57.0 vergessen?

    Viel Erfolg!
    P. Dietz

  • Guten tag,
    Danke für die schnellen Antworten.
    Nun zu den Fragen:

    Die Diagnose Herzinfarkt stützt sich auf den Enzymverlauf und auf eine Terminale- T- Negativierung in I, aVL, V3 bis V6.

    I46.0 als HD ergibt F60A. Unsere Kodierung ergibt F70A (Unterschied im RG 1,609 zu 1,370)

    Zur Frage R57.0 sagt der Arztbrief: Bereits von Anfang an zeigte der Patient einen Sinusrhythmus sowie eine stabile Kreislaufsituation, so dass Herr XXXXXX binnen weniger Stunden extubiert werden konnte und auch dann eine Spontanatmung komplikationslos vorlag.

    Kursiv sind jeweils die Auszüge aus dem Brief, die Krankengeschichte habe ich jetzt nicht vorliegen.

    @ P_Dietz
    wir sind nur eine kleine internistische Abteilung und mit den neurologischen Feinheiten nicht ganz so vertraut. Im Brief steht zumindest nix drin, die Kurve habe ich nicht da und die Körpertemperatur habe ich nicht im KIS. Und eine Anti-Deku-Matratze / -Unterlage als spezielle Lagerungshilfe kodieren wir nicht.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo Herr Horndasch,
    ich wiederum bin nicht Internist, aber ein STEMI scheint es auf alle Fälle nicht gewesen zu sein. Schon nett, der MDK will die schweregraderhöhende G93.1 nur als Verdachtsdiagnose nicht anerkennen, den Verdacht auf Infarkt hingegen soll man gleich als HD nehmen.
    Wieso nicht die I46.0? Das macht den Aufwand, veranlasst die Aufnahme und den N-STEMI und die hypox. Hirnschädigung nehmen Sie nebst HOPS als ND.
    Hätte man eine PCI gemacht und das eine oder andere Gefäß aufgedehnt und gestentet, würde man schon eher den Infarkt als HD nehmen - dort aber triggern ja wieder die Prozeduren die DRG.
    Eine Hypothermie-Behandlung wurde ja wohl eher nicht durchgeführt - dem widerspricht die baldige Extubation. Auch hier wieder der Fehler im System: Je nach DRG kann die Lagerungstherapie das Ganze verteuern (ist denn nun eine Bettbadewanne zur Durchführung der Hypothermie nicht auch schon Lagerung mit speziellen Hilfsmitteln??), nicht aber die eigentlich aufwändige Hypothermie.
    Zur R57: Hat man zu Beginn Katecholamine verabreicht, können Sie dies auf jeden Fall als kardiogenen Schock kodieren.
    Ebenso wie beim HOPS bei hypox. Hirnschaden sind halt mehr als ein Kode nötig zur korrekten Darstellung.
    Warum soll übrigens eine kleine internistische Abteilung keine Hypothermie durchführen? Immerhin steht es in den http://www.erc.edu Leitlinien - und zwar gerade für Pat. wie den Ihren hier (wenngleich wir nichts über den Bewußtseinsgrad bei Aufnahme/nach Reanimation wissen).

    Gute Nacht!
    P. Dietz