Ärztliche Dokumentation und Personalengpässe

  • Hallo Forum,

    auch wenn alle anderen Krankenhäuser außer uns möglicherweise schon ihren Königsweg in der Frage, von wem und in welcher Form dokumentiert werden soll, gefunden haben, so ist dieses Thema vor allem auch wegen auftretender Besetzungsschwierigkeiten bei uns noch lange nicht vom Tisch.

    Zur Zeit geben unsere ärztlichen MitarbeiterInnen - in den meisten Fällen sogar zeitnah - die Diagnosen und Prozeduren in unser KIS (SIEMENS CARE CENTER)ein. Sogenannte pflegerelevante Diagnosen werden von MitarbeiterInnen aus dem Pflegedienst bisher noch per Papier erfasst. Zukünftig erfolgt die Eingabe direkt im System.

    Die Freigabe aller dokumentierter Daten erfolgt dann durch die Dokumentationsverantwortlichen der Fachabteilungen (in der Regel OberärztInnen)und wird vom Medizincontrolling größtenteils abschließend geprüft.

    Welche anderen Möglichkeiten werden in anderen Krankenhäusern genutzt oder sind aus welchen Gründen verworfen worden?

    Wie können die ärztlichen MitarbeiterInnen von der Dokumentation entlastet werden? Unerere ÄrztInnen sind gerade zu diesen Zeiten die Berufsgruppe, die für die Zukunft die größte Bedeutung für unser Haus haben.

    Ich freue mich auf viele Rückmeldungen

    Anton Haarbeck
    Controlling am St. Marien-Hospital Hamm

  • Hallo Herr Haarbeck,

    Bei uns (Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung)werden die Diagnosen von den Stationsärzten kodiert. Wir arbeiten am Erfassen der pflegerelevanten Diagnosen; eingeben werden diese aber sicherlich auch die ärztl. Kollegen (müssen, da ärztl. Aufgabe).Die Kontrolle erfolgt (besser: soll erfolgen) durch die zuständigen Oberärzte/innen der Abteilungen, Rücksprachen/Nachfragen bei mit (Med.contr.).
    Dieses System ans Laufen zu bringen, ist allerdings nicht so einfach; verständlicher-, aber auch unglücklicherweise ist am Ende eines streßreichen Tages Konzentration und Energie zum peniblen kodieren rar.
    Es war von den operativen Fächern vorgeschlagen, die Anästhesie mit einzubinden - Nebendiagnosen beim prämedizieren eingeben. Hat jemand Erfahrung mit dieser Lösung(die die Kollegen der Anästhesie wenig begeistert, logo)?

    Grüße aus Köln
    :dance2: :dance2: :dance2:
    Conny

  • hallo zurück..

    Natürlich ist der Dokumentationsaufwand unter DRG-Kritierien mehr geworden.In Deutschland wird überwiegend von Ärzten kodiert, allerdings werden auch andere Wege beschritten (MEd.Dok. kodiert mit Akte/Arzte kontrollieren, bzw. unterschreiben,etc.)
    Mythos ist allerdings , daß Ärzte kodieren müssen.
    In Den KDR'S steht lediglich, daß die Verantwortung für die Kodierung der Arzt trägt, der diese Aufgabe allerdings delegieren kann.
    Da niemand den Pat.fall so gut kennt (oder kennen sollte) wie der behandelnde Arzt, ist die Kodierung über Arzt sinnvoll.Hier ist allerdings auch bei uns ein erheblicher, nie endender Schulungsbedarf(Rotationen,Zugänge,etc.)
    Das Alternativmodell (Med.Dok. kodiert-Arzt kontroliert) hat eine seiner Schwächen in der häufig schlechten Aktendokumentation(auch in Australien entsteht durch die externen Koder"als quasi systematischer Fehler" eine Übertragungsfehlerquote von 15-20 %)
    Andererseits kann man diesen kleineren Personenkreis sicher besser professionalisieren, und auch die Motivation ist eine bessere.

    2.Wir wissen um diese Mehrarbeit, die zwischenzeitliche Überschreitung der Schmerzschwelle reguliert sich gerade wieder herunter.
    Wir überlegen, ein Bonus-/Malussystem einzuführen und prüfen gerade, ob und wie das machbar wäre. Dies wäre bei natürlich eher geringem Eurogegenwert pro Arzt wenigstens eine symbolische Anerkennung der Mehrarbeit. Hier hängt , zumindest nach unserer Erfahrung, vieles vom Entgegenkommen der Verwaltung eines Krankenhauses ab, die sich positiv zu einem solchen Bonus/Malussystem geäußert hat.
    Eine andere Motivation unserer Ärzte kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht vorstellen (Der Mensch an sich...)

    Ich persönlich kann mir vorstellen, dass bspw. eine Belohnung pro Arzt für die Eingabe einer jeweils PCCL-relevanten ND (EDV-ERfassung vorausgesetzt) mit dem ausgezahlten Geldwert dtl.unter den möglicherweise zu erwirtschaftbaren Mehrerlösen bleibt.

    Andere Modelle (CMI-Anhebung Abteilung-->Bonus in den Abteilungstopf(für Kongresse,etc.) oder Erhöhung durchschnittliche
    )Anz.ND's pro Fall sind in Deutschland zumindest im Probestadium, wobei allerdings das mögl. sinnlose Sammeln nicht relevanter ND nach meiner Meinung kein sinnvoller Meßparameter ist.

    Mit lieben GRüßen aus Bochum
    ihr
    chr.Möcklinghoff

  • "Die zweite..."

    Vergessen zu sagen habe ich, daß wir die gleiche Kontrollstruktur im Hause haben(Beh.Arzt kodiert, Stationsoberarzt kontrolliert medizinisch,DRG-Koordinatoren (mein job :) und Med.Dok. prüfen
    die KDR's und Groupen die meisten Fälle vor abgabe in die Abrechnung.
    Die pflegerelevante ND's werden in eigens entwickelter Haussoftware vom Pflegepersonal eingegeben und dem Arzt in seinem Programm als Vorschläge -zur Prüfung,ggfls Übernahme- angeboten.Gleiches gilt für die Diagnosen, die unsere Anästhesie im OP dokumentiert.
    Die Anästhesisten geben seit Jahren parallel (leider auf Apple-PC's)
    Diagnosen und Prozeduren ein (leider auch die Operationen ...),
    so daß wir uns wegen der Validität nur für die Übernahme der ICD'S-als Vorschläge zur Prüfung-entschlossen haben.
    Die anzahl der Diagnosen, die einem dadurch durch die Lappen gehen, werden dadurch sicher weiter minimiert, ob wir damit "gewinnen"
    wird sicher erst die Jahresendauswertung zeigen...

    Nochmal mit liebem Gruß

  • Sehr geehrter Herr Harbeck,

    auch wir suchen in UK-Aachen noch nach dem besten Weg:

    in unserem Haus sind zunächst die Stationsärzte für die Kodierung zuständig. Verantwortlich zeichnet der DRG-Oberarzt, der ab Oktober 2002 als einziger die Dokumentation abschließen darf. Die Qualität wird durch uns im Ärztlichen Controlling nach div. Gesichtspunkten beurteilt, z. B. Anteil Fehler-DRGs, Anzahl unspezifischer Diagnosen und Prozeduren etc. Abhänging von der Patientenzahl der Abteilung und der Qualität wird ein quartalsmäßiger Bonus ausgezahlt. Soweit zum THema Motivation. Schwierig ist sicher, und da spreche ich als teils Assistent der Orthopädischen Klinik und Teilzeitmitarbeiter des Controllings aus eigener Erfahrung, die Motivation an die primär kodierenden Stationsärzte weiterzugeben. Zur Vereinfachung ihrer Tätigkeit haben wir versucht, so viele Auswahlen wie möglich durch Registerkarten im Arbeitsplatz (Medico//s von Siemens) zu hinterlegen.

    Aber auch das muss sich erst noch weiter bewähren.

    MfG M. Kaufmann
    Orthop. Klinik der RWTH AC
    Ärztl. Controlling der RWTH AC

  • Hallo Herr Kaufmann,

    also die Registerkarten in Medico//s von Siemens machen mich schon neugierig. Unser Haus hat auch diese Software von Siemens, mit der wir leider nicht so ganz zufrieden sind. Sie auch?

    Auf dem Anwender-Treffen im April diesen Jahres in Bamberg wurde bereits von dieser Lösungsmöglichkeit gesprochen, doch noch nichts definitives dargelegt.

    Wäre es möglich, dass Sie mir mal so eine Registerkarte zu kommen lassen könnten? Ich will Sie nicht "abkupfern", sondern mich interessiert nur, wie Sie die aufgebaut haben (edv-techn.).

    Ach ja, noch was. Haben Sie schon das neue Up-date (9. Rev.) von Siemens erhalten???

    Nun zum eigentlichen Thema.

    Auch wir haben die Probleme mit der Motivation, allerdings ist die Verwaltung auf gar keinen Fall bereit, hier finanzielle Mittel auszuschütten (leider!). Ich denke, dass Momentan die Sache mit dem Geld die einzigste Motivation sein könnte.

    Schließlich merken wir ja auch, dass unsere ÄrzteInnen und MDA nur zögerlich und ungenau kodieren. Bei uns kodieren auch die Stationsärzte, allerdings klappt das mit der Kontrolle durch die Oberärzte nicht so toll!!! (wird oft vernachlässigt!) Dadurch haben wir in der Controlling-Abtlg. immer häufiger große Ausseinandersetzungen mit CA, OA und Verwaltungsleitung.

    Viele Grüße aus dem nassen Unterfranken

    B. Hümmler

  • Hallo Forum,

    in unserem Haus wird gerade massiv diskutiert, ob es Sinn macht, vom dokumentierenden Assistenzarzt zu verlangen, dass er die Kodierrichtlinien beherrscht.

    Die eine Seite sagt, dass der Arzt kodieren solle unter Einhaltung der Kodierregeln. Der Dokumentationsverantwortliche Oberarzt soll die Prüfung vornehmen. An zentraler Stelle solle dann mittels der Akte die Vollständigkeitsprüfung erfolgen. Problem: Wie stellt man sicher, dass die Akte zeitnah zur Verfügung steht?

    Auf der anderen Seite wird argumentiert, dass der Arzt auf Station vollständig kodieren und erfassen solle, unterstützt durch die Pflege, die die pflegerelevanten Diagnosen dokumeniert. Problemfall: Was heißt Vollständigkeit? Nach dieser Meinung sollen alle für den Aufenthalt relevanten Diagnosen erfasst werden. An zentraler Stelle solle dann die Plausibilität der Dokumentation hinsichtlich der Einhaltung der Kodierregeln und im Hinblick auf die Abrechnung geprüft werden, was bedeuten kann, dass auch Diagnosen oder OPS für die Abrechnung wieder "gesperrt" werden können. Die zwischen geschaltete Instanz der dokumentationsverantwortlichen Oberärzte werde somit entlastet.

    Das ganze steht eigentlich unter zwei Fragestellungen:

    1) Wie wird der Arzt entlastet?

    2) Wie sichern wir die korrekte Abrechnung?

    Gruß ins Forum

    Anton Haarbeck

  • Hallo Herr/Frau Hümmler,

    wenn Sie mit Ihre E-Mail-Adresse zukommen lassen, kann ich Ihnen gerne ein oder zwei von unseren medico//s-Registerkarten schicken. Diese werden von unseren Ärzten intensiv genutzt, ich halte sie für sehr anwenderfreundlich, allerdings sind sie auch sehr pflegeintensiv. Zur Erstellung uns Anpassung wird der Registerkarten-Editor (edtab*.exe) genutzt, der sich irgendwo in Ihren Installationsordnern finden sollte.
    Grundsätzlich besteht, wie bei jedem "Extrakt" aus den gesetzl. Katalogen die Gefahr, dass Kodes vergessen werden, wenn sie nicht auf dem Bildschirm angeboten werden. Hier muss jeder gemeinsam mit den Ärzten den goldenen Mittelweg zwischen Vollständigkeit und Übersichtlichkeit finden.

    Grüße
    C.Lehmann

    Viele Grüße
    C.Lehmann

  • Hallo Herr Haarbeck,
    ich beschreibe zunächst unseren Ist-Weg und erläutere dann meinen Ziel-Weg.
    Verschlüsselt wird vom Stationsarzt auf der Station und vom Funktionsarzt in der Funktion SAP/Kodip (in Zukunft. Arztassistentin).
    Kontrolliert wird vom DRG -Oberarzt auf Vollständigkeit und auf Sinnhaftigkeit (mit Pocket-PC bei Visite). Endkontrolle durch Casemixperformerinnen bei Patienten mit Liegedauer (geplant alle ab 1 Tag).
    Auswertung DRG und Zielvorgaben nach Internova Analyse durch Medcontroller.
    Um es noch einmal zu betonen...in keiner Praxis geben Ärzte ihre EBM-Ziffern ein, machen alles Assistentinnen...warum um alles in der Welt sollen nur Krankenhausärzte kodieren ? Sie sollen die Diagnose und Prozedur im Klartext benennen, aber kodieren sollte jemand mit allgemeinen und speziellen Kodierkenntnissen (DKR) als Kodierprofi.

    Grüße aus Hanau

    Poschmann

    Poschmann

  • Hallo Frau Hümmler,

    ist unterwegs.

    Zitat


    Original von Huemmler:
    Hallo Herr/Frau Lehmann,


    Und ich dachte schon, mein Profil sei nicht geschlechtsneutral genug ;)

    Grüße
    C.Lehmann

    Viele Grüße
    C.Lehmann