HD Schock (R57.8) oder malignes Neuroleptika-Syndrom (G21.0)

  • Liebe Mitstreiter.

    Welches ist die korrekte Hauptdiagnose in diesem Fall aus 2006?

    Dem Entlassungsbrief ist als Diagnose eine medikamentinduzierte maligne Hyperthermie mit Rhabdomyolyse, Beatmungspflicht und metabolischer Azidose zu entnehmen. In einer Stellungnahme der behandelnden Ärztin hingegen wird die Therapie des Schocks mit Organversagen als medizinisches Hauptproblem angegeben, unter anderem bedingt durch eine Sepsis. Daneben wird die Hyperthermie als wesentliche Diagnose angeführt und die Neuroleptika-Therapie als möglicherweise ursächliche Verdachtsdiagnose.
    Im Aufnahmebefund werden z.B. auch angegeben: hohes Fieber, stark erhöhter Muskeltonus und starke CK-Erhöhung. Eine entsprechende Therapie der Hyperthermie wurde laut Arztbrief mit Dantrolen und kühlender Hämofiltration durchgeführt. Das möglicherweise als Auslöser anzusehende Medikament Atosil wurde nicht weiter gegeben und im Arztbrief wird ausdrücklich vor einer weiteren Neuroleptikagabe gewarnt.
    Unklar bleibt, ob eine das Neuroleptikum normal dosiert worden war oder möglicherweise in suizidaler Absicht überdosiert wurde.

    Diskutiert werden nun die Diagnosen: malignes Neuroleptika-Syndrom (G21.0),Hyperthermie (R50.2), Rhabdomyolyse (M62.89), Azidose (E87.2), respiratorische Insuffizienz (J96.0), SIRS (R65.3), Schock (R57.8), Pneumonie (J15.2), Anämie(D64.9), Hypoosmaolalität (E87.1), Hypokaliämie (E87.6), Depression (F33.2), Komplikation durch Arzneimittel (Y57.9), Staph. Aureus (B95.6), T88.7 (Unerwünschte Medikamentenwirkung).
    Prozeduren: 8-701, 8-800.7f, 8-831.0, 8-853.23, 8-931, 8-980.1.

    Inwieweit sind die R-, T- und Y-Codes hier korrekt?
    Darf die R57.8 als Hauptdiagnose angegeben werden?
    Oder ist G21.0 die Hauptdiagnose, auch wenn man die Ansicht vertritt, dies sei nur eine Verdachtsdiagnose?

    Für Antworten zu diesem kniffligen Fall bin ich sehr dankbar.

    Liebe Grüße

    H. Weyland
    Facharzt für Chirurgie

  • Hallo.

    Zitat


    Original von Weyland:
    In einer Stellungnahme der behandelnden Ärztin hingegen wird die Therapie des Schocks mit Organversagen als medizinisches Hauptproblem angegeben, unter anderem bedingt durch eine Sepsis.

    Schock oder Sepsis werden jedoch nicht automatisch zur HD, wenn diese die Definition der HD nicht erfüllen. Hätten diese Erkrankungen ebenso die stat. Aufnahme veranlasst (also bei Aufnahme vorgelegen), ist diejeneige Erkrankung mit meistem Aufwand als HD zu wählen. Sind diese Erkrankungen jedoch im Laufe der Behandlung als Komplikationen aufgetreten, handelt es sich um Nebendiagnosen.

    Gruß
    Ordu

  • Guten Tag Herr Weyland,
    nach Ihrer Schilderung lag hier doch mit allergrößter Wahrscheinlichkeit ein malignes Neuroleptika-Syndrom vor (DD wäre allenfalls an eine Maligne Hyperthermie zu denken, allerdings fehlt eine Narkose-Anamnese, oder bei ND Depression wäre noch an ein Serotonin-Syndrom zu denken; dafür sind die Symptome aber eher untypisch). Die Atosil-Dosierung ist nebensächlich, da ein MNS auch bei niedriger Dosierung auftreten kann.
    Somit ist das MNS Hauptdiagnose, der Schock als Symptom des MNS ist Nebendiagnose. Bei den weiteren von Ihnen genannten ND ist zu entscheiden, ob sie über das \"regelhafte\" Auftreten bei MNS hinausgehen und ob sie einen spezifischen Aufwand verursacht haben. Da das MNS immer ein unerwünschte Medikamentenwirkung ist, ist T88.7 redundant und nicht zu verschlüsseln.

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Die Beatmungsdauer betrug 95 Stunden.

    Vielen Dank

    Holger Weyland
    Chirurg

    Liebe Grüße

    H. Weyland
    Facharzt für Chirurgie

  • Hallo,
    irre ich mich, oder wird bei der Beatmungsdauer nicht auf die nächste volle Stunde aufgerundet? Bei 95 Std. würde ich die Kurve ganz genau daraufhin betrachten, ob es nicht 95 Std. und 1 min. war....

    Viele Grüße
    P. Dietz