Fieber, aber keine Sepsis

  • Hallo, liebe Forumsteilnehmer,
    habe einen Fall, bei dem ich mir nicht klar über eine Fieberkodierung bin:
    Pat. hat nach Sturz vom Dach multiple Gesichts- und Zahnfrakturen, dazu beidseitige Radiusfraktur. Dazu kommt ein Hämatom am Oberschenkel, das punktiert wird (Mibi steril).
    Soweit ist alles klar.
    Nun meine Frage: Der Patient hat über mehrere Tage Fieber bis 39 °C, ohne dass ein Fokus gefunden wird. In der Blutkultur findet sich massenhaft Staphylokokkus epidermis. Der Patient fühlt sich relativ gut, ist mobil (soweit das mit diesen Erkrankungen halt geht). Entzündungsparameter sind auch nicht erhöht. Pat. bekommt Antibiotika und Antipyretika. Wie kodiere ich das? Sepsis geht ja nicht...
    Danke für Ihre Hilfe.
    Anne :)

  • Hallo,
    der Nachweis dieses Erregers in Blutkulturen kommt typischerweise auch bei fehlerhafter (nicht steriler) Punktionstechnik oder Entnahme aus liegenden Venenkathetern vor, so dass auch an ein falsch positives Ergebnis der Blutkultur gedacht werden muss. Für den Fall, dass das Ergebnis der Blutkultur als glaubhaft zu betrachten ist, würde ich A49.0 als ND kodieren, da ja auch eine entsprechende Behandlung erfolgte.

    Viele Grüße aus Nordhorn,
    A. Bongartz

  • Hallo,
    ich könnte mir vorstellen, dass der Chirurg ohne Staph. epi das Ganze als \"Resorptionsfieber\" bezeichnen würde. Andererseits hat man einen Keimnachweis - wenn auch einen nicht ganz astreinen - und eine Therapie (auch wenn nur auf Verdacht). Also kann man doch wohl auch die Verdachtsdiagnose kodieren. Sepsis scheint es der Beschreibung nach (...relativ gut...)eher nicht - aber wenn man mal die SIRS-Kriterien durchsieht, vielleicht passt ja sogar das? Und auch medizinisch könnte man sich das sogar vorstellen, finde ich.
    Nicht noch ein paar Erys im Urin gefunden - dann würde es doch vermutlich mit \'ner Nierenkontusion (mal so ins Blaue gegroupt ohne Grouper) schon zur Polytrauma-DRG genügen?

    Viele Grüße
    P. Dietz

  • Auch hallo!
    Es wäre von Interesse, in wievielen Blutkulturen der Erregernachweis gelungen ist. Wenn (lege artis) mehrere aerob-anaerobe BK-Pärchen abgenommen wurden und dann nur in einer Flasche S. epidermidis nachgewiesen, dann ist das Kontamination. Massenhaft oder vereinzelt gibt es bei Blutkulturen ohnehin nicht, da wird immer so lange bebrütet, bis ich massenhaftes Wachstum habe.

    Was für mich aber noch stärker auf Kontamination hinweist ist die Angabe, dass die Entzündungsparameter nicht erhöht waren. Damit kriege ich ja sogar schon Probleme, eine Bakteriämie (A49.0) zu kodieren.

    Sicher, dass die Antibiotika wegen des S. epi gegeben wurden und nicht \"allgemein\" wegen der Frakturen (u.a. im Gesichtsbereich), sozusagen zur Prophylaxe? Passt das Antibiotikum zum Resistenzprofil des S. epi (der ja meist nur noch auf Vancomycin sensibel ist)?

    Viele Grüße

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm