Hauptdiagnose bei Hyponatriämie

  • Ein kleiner Nachtrag:
    kausal ist die Psychose bedingt durch die Hyponatriämie, also eine sekundäre Form der Psychose. Therapiert wird die auslösende Ursache, der auslösende krankhafte Befund der Hyponatriämie. Alles andere als Hyponatriämie zu als HD zu kodieren ergibt keinen Sinn.

    mfg

    N. Bröker

  • Hallo nochmal!

    Zitat


    Original von N. Bröker:
    Das ist nun mal das 1x1 des Kodierens.

    Schön wenn man nicht nur das 1x1 sondern offenbar auch die Klassifikation der Psychosen und überhaupt

    Zitat


    Original von N. Bröker:
    Sinn


    -fragen aus dem effeff beherrscht und dies auch noch so charmant und sachlich zu formulieren versteht. Von \"sekundären Psychosen\" habe ich in meiner klinischen Psychiatriezeit zwar nie etwas gehört, und Google liefert auch keine Ergebnisse, aber es wird schon irgendwie stimmen.

    Vielleicht meinen Sie ja organische Psychose. Die wird mit F06.- kodiert. In diesem Fall als Hauptdiagnose. Hab ich ja schon erklärt.

    Schönes Wochenende!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Hallo Herr Leonhardt,

    als sekundäre Forme einer Erkrankung bezeichnet man in der Medizin üblicherweise Krankheitsbilder, die als eigenständige Erkrankung, oder als sekundäre Begleiterscheinung bei einer anderen Grunderkrankung vorkommen.
    Hierbei ist ein entscheidendes Merkmal, dass die Behandlung der Grunderkrankung zur Heilung der sekundären Begleiterkrankung führt. Es geht hier also nicht um die Klassifikation der Psychosen.

    Zum Thema HD :

    Wenn ein Patient mit einer psychotischne Störung aufgenommen, als Ursache ein größeres subdurales Hämatom gefunden wird, die Psychose nach Trepanation verschwindet, was ist dann Ihrer Meinung nach die HD?
    Die Psychose ist hier nur Symptom und nach DKR eben nicht als HD zu verwenden, sondern die zugrundeliegende Diagnose.
    Ob nun eine Hyponatriämie als Erkrankung bezeichnet werden kann, interssiert hierbei nicht. Die Definition der Hauptdiagnose der DKR verlangt nur nach einer hauptsächlich verantwortlichen Diagnose.

    Ebenfalls schönes Wochenende

    N. Bröker

  • Ha, jetzt hab ich Sie!

    Erst mal vielen Dank für den Grundkurs \"Medizin für Neurologen\".
    Auch wenn mir die Diskussion langsam ein bisschen spitzfindig vorkommt: es gibt in diesem Fall gute Gründe für Organische Psychose als Hauptdiagnose.

    Zitat


    Original von N. Bröker:
    Wenn ein Patient mit einer psychotischne Störung aufgenommen, als Ursache ein größeres subdurales Hämatom gefunden wird, die Psychose nach Trepanation verschwindet, was ist dann Ihrer Meinung nach die HD?

    Das subdurale Hämatom. Das ist nämlich eine Krankheit.

    Zitat


    Original von N. Bröker:
    Ob nun eine Hyponatriämie als Erkrankung bezeichnet werden kann, interssiert hierbei nicht. Die Definition der Hauptdiagnose der DKR verlangt nur nach einer hauptsächlich verantwortlichen Diagnose.

    Eben nicht. Sie spielen auf die D002f an, in der es tatsächlich heißt:

    Zitat


    D002f Hauptdiagnose
    Die Hauptdiagnose wird definiert als: „Die Diagnose, die nach Analyse als diejenige festgestellt wurde, die hauptsächlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes des Patienten verantwortlich ist.â€

    Aber lesen Sie mal weiter:

    Zitat


    Der Begriff „nach Analyse†bezeichnet die Evaluation der Befunde am Ende des stationären Aufenthaltes, um diejenige Krankheit (yippie!) festzustellen, die hauptsächlich verantwortlich für die Veranlassung des stationären Krankenhausaufenthaltes war.

    Es spielt also sehr wohl eine Rolle ob die Hyponatriämie eine Krankheit ist oder nicht (\"Herr Doktor, isch han schwer Malaise mit minge Natrium\" wie die Patienten bei uns im Rheinland immer wieder sagen).

    Viele Grüße!

    Dr. Peter Leonhardt
    Neurologe
    Arzt für Med. Informatik
    Med. Controlling


    I'd rather have a full bottle in front of me than a full frontal lobotomy

  • Haben Sie nicht,

    denn Ihre persönliche Definition von Krankheit und Diagnose stimmt nicht mit meiner überein. Wie wäre es mit dieser hier:
    Krankheit im Sozialversicherungsrecht
    Krankheit im Sinne des Sozialversicherungsrechts ist eine Störung des körperlichen oder seelischen Wohlbefindens, somit eine Abweichung von der Norm \"Gesundheit\". (vgl. § 120 Abs 1 Z 1 ASVG, wonach Krankheit \"ein regelwidriger Körper- oder Geisteszustand ist, der krankenbehandlung notwendig macht\".)

    Viele Grüße

    N. Bröker

  • Hallo Ihr Rheinländer,
    wo bleibt der Frohsinn ;) ?

    Zunächst bleibt doch festzuhalten, dass die DKR einen eleganten Schlenker um die Definitionen von Krankheit, Diagnose, Befunden und Symptomen machen (oder auch: ich fürchte fast, die haben sich nicht so viel dabei gedacht, als im einen Absatz Diagnose und im übernächsten von Krankheit geredet wird).
    Nach Lord (of the Codes) Selter hilft der Verweis auf die ICD auch nicht weiter, wenn man sagt, Symptom ist nur \"R\". Träfe eben nur auf ICD zu. Dem würde ich im medizinischen Leben zwar auch zustimmen, aber selbst das ist doch unscharf - so kann doch auch das subdurale Hämatom ein Symptom sein - angenommen, der Pat. hatte eine Synkope ( R55 = Symptom...... ), den Kopf angehauen und deshalb ein subdurales Hämatom. Und nun? Krankheit oder Symptom oder Diagnose oder nur radiologischer Befund?

    Sehen wir es doch so: Zur Beschreibung des Zustandes sind möglicherweise mehrere ICD-Ziffern notwendig, dies ist sofern durch In- oder Exklusiva der ICD nicht verwehrt doch legitim. Wenn wir nicht wissen, ob Henne oder Ei, gibt es ja den Notausgang \"Wenn zwei oder mehr bla bla...\". Dies entscheidet dann eben - vielleicht auch mal in Diskussion mit dem MedCo - der behandelnde Arzt.

    Also wo liegt das Problem? Der eine entscheidet in kritischer Wertung, dass Hyponatriämie als HD zu verschlüsseln sei, der andere eben Psychose. Problematisch ist für uns doch, dass - was ja nicht in den DKR beschrieben ist - der MDK ein Alleinentscheidungsrecht haben darf, was der behandelnde Arzt hätte für eine Entscheidung fällen müssen.

    Viele Grüße
    P. Dietz