Wahl der HD bei erst später festgestellter Fraktur

  • Liebe Kollegen Leonhardt und Balling,

    vielen Dank, das kann ich schon nachvollziehen, aber klasse wäre dann, wenn diese wichtige Aussage nicht irgendwo im kleingedruckten stünde, sondern vielleicht etwas vorneangestellt würde - das hat mich doch etwas verunsichert.

    Ist doch immer wieder schön, hier im Forum die Meinung austauschen zu können!
    Aber - was bedeutet in diesem Zusammenhang (s. Einleitung) aus Gründen der DRG-Logik - besser hieße es doch, aus Gründen des Systems (hat doch nichts mit Logik zu tun, oder?) :d_zwinkerfaust:

    :a_zzccrash:

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

  • Hallo Forum,
    auch wenn die Frage jetzt sehr spitzfindig erscheinen mag, aber wer beweist letztlich, dass die Fraktur bei Aufnahme schon bestand? Ich weiß, die Wahrscheinlichkeit ist schon mehr als groß, aber 100% sicher kann das wohl der MDK nicht beweisen und um diese Behauptung geht es ja.
    Mfg findus

    MfG findus

  • Hallo Forum,

    bis hierher schon einmal herzlichen Dank für die vielen Kommentare und Hinweise!

    Nicht um noch einen \'drauf zu setzen, aber: bei Aufnahme war die Fraktur offensichtlich im Rö.-Bild nicht zu sehen! Wir würden daher bei unserer Kodierung bleiben wollen ....

    Viele Grüße
    Zymotic

  • Hallo Zymotic,

    tut mir leid, aber wenn ich beim MDK wäre, kämen Sie damit nicht durch! :d_zwinker:

    Dass die Fraktur bei Aufnahme im Röntenbild nicht erkennbar war, heisst nicht, dass sie nicht trotzdem vorhanden war! Viele Frakturen an der WS werden erst im CT deutlich.
    Wenn die Fraktur an der WS bei Aufnahme noch nicht vorhanden war, also die Commotio wirklich die einzige Aufnahmediagnose gewesen sein soll, dann müsste der Pat. in den 4 Tagen noch mal gestürzt sein auf Station und zwar derbe, denn die Fraktur musste ja operativ versorgt werden, nicht wahr?! Gibt es dazu eine entsprechende Pflegedokumentation z.B. mit Sturzprotokoll?

    Wie gesagt, ich habe Ihren Fall nicht gegroupt, aber haben Sie denn finanzielle Nachteile, wenn die Fraktur zur HD wird? :(

    Sonnige Grüße ins Sauerland

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo Zymotic et al,

    hier möchte ich auch noch meinen Senf dazugeben.

    Wenn man nicht nachweisen kann, dass die LWK-Fraktur erst nach der Aufnahme entstand, hat der MDK wohl Recht, dass beide Diagnosen bei der Aufnahme bestanden. Man hat sogar das Glück wahrscheinlich nicht haftungsrechtlich in Schwierigkeiten zu kommen, eine Fraktur übersehen zu haben. In meiner klinischen Zeit hatte ich auch einmal das „Glück“ ein subdurales Hämatom nur deshalb nicht übersehen zu haben, weil der Patient 30 Minuten im Röntgen warten musste und die Symptomatik erst dort einsetzte.

    Bezüglich des Ressourcenverbrauches muss man prüfen, was mehr Aufwand machte bzw. nach Selter und DKR 1911 am schwerwiegensten ist, die Betreuung der Commotio oder die operativ versorgte LWK-Fraktur. Vermutlich hat auch hier der MDK Recht, wenn er vermutet, dass die LWK-Fraktur den größeren Aufwand verursachte. Bei ausbleibender Lebensgefahr dürfte wohl Ressourcenverbrauch mit „schwerwiegend“ korrespondieren.

    Sollte dabei eine niedriger bewertete DRG herauskommen, ist man leider nur ein Opfer der offiziell geglaubten Möglichkeit, die Medizin mit Pauschalen abdecken zu können. Die HD ist nun einmal „nach Analyse“ zu definieren, und da gibt es leider Fälle, wo die Aufnahmediagnose nicht die HD ist.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Mr. Freundlich,

    wir haben keine spätere Datenänderung durchgeführt, sondern den Fall zusammen mit dem MDK in unserem Haus diskutiert.

    MfG
    Zymotic

  • Guten Abend riol,

    danke für die sonnigen Grüße - können wir hier bei gerade mal 12 Grad gebrauchen!

    In der Tat haben wir einen finanziellen Verlust, wenn wir die Fraktur zur HD erklären.

    MfG
    Zymotic

  • Hallo Zymotic,

    es ist zwar ärgerlich, wenn man in solchen Fällen einen finanziellen Verlust erleiden würde, aber ich denke, wir sollten uns an die DKR halten. Nur so können wir auch sachgerechte Gewinne erzielen, oder ?!

    Auch in Unterfranken hat es abgekühlt!

    Bis dann

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo Forum,

    also ich bin hier auch der Meinung, dass als HD die Commotio zu wählen ist. Die Diskussion bei diesem Fall irritiert mich schon. Denn die hier gelieferten Argumente stellen meinen hier gestern zur Diskussion gestellten Fall wiederum in Frage.

    zur Erklärung:
    Pat. kommt mit Einweisung wegen Gangrän und bekommt eine Apnoe während der Aufnahme, wird also erstmal auf ITS gelegt, bevor er ein paar Stunden später wegen dem \"eigentlichen\" Problem auf Normalstation verlegt und behandelt wird - hier wurde diskutiert, die Apnoe als HD zu nehmen, da diese in erster Linie die stationäre Aufnahme veranlasst habe. Wenn ich hier nach abschließender Analyse gehe, bestanden bei Aufnahme zwei konkurrierende HAuptdiagnosen. Interessanterweise klagte dieser Patient Tage später über Hüftschmerzen. Es wurde eine Schenkelhalsfraktur diagnostiziert und der Pat. erhielt eine Hüft-TEP. Ein Trauma sei dem nicht voraus gegangen. Tja, wenn ich Ihrer Argumentation folge, könnte ich ja nun auch die Schenkelhalsfraktur als HD nehmen....!! ???

    MfG
    HeFe

  • Zitat


    Original von HeFe:

    Tja, wenn ich Ihrer Argumentation folge, könnte ich ja nun auch die Schenkelhalsfraktur als HD nehmen....!! ???

    Nein! Denn die Schenkelhalsfraktur hat sicher nicht den stationären Aufenthalt veranlasst sondern nur verlängert und - das ist entscheidend - es handelt sich bei der von Ihnen geschilderten SHF nicht um eine Verletzung im Sinne der DKR 1911 (äußere Ursachen), so dass diese Kodierrichlinie nicht anwendbar ist. Dies ist der Unterschied zu dem Ausgangsfall in dieser Diskussion.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,

    was war denn dann die LWK-Fraktur? Die hat doch auch nicht die Aufnahme veranlasst, - da zum Aufnahmezeitpunkt nicht bekannt - sondern den Aufenthalt letztlich auch \"nur\" verlängert(!)Fehldiagnostik hin oder her.... Und wer weiß schon, vielleicht war ein voran gegangenes Trauma bei diesem \"meinem\" Patienten einfach nicht erinnerlich. Ich gehe da mit dem Statement von Findus konform. Man muss letztlich davon ausgehen, was denn letztlich tatsächlich den Aufenthalt veranlasst hat. Natürlich kann man viel diskutieren und wir sehen ja, wieviele unterschiedliche Meinungen es gibt. So gut und konstruktiv das auch oftmals ist, bleibt es doch auch spannend und manchmal trotz allem sehr verwirrend!


    Einen schönen Feierabend.

    Gruß
    HeFe