Perikardtamponade bei iatrogener Koronatarterienruptur

  • Liebe Mitstreiter,

    im folgenden Fall ist mir die Wahl der Haupt und Nebendiagnosen unklar (und die Suche hier hat nichts ergeben):

    Patient kommt ins auwärtigen Krankenhaus mit Myokardinfarkt. Dort akut-PTCA mit Versuch des Stentings der filiformen LAD. Dabei Koronardissekation und Ruptur mit Bildung eines Hämoperikards und konsekutiver Perikardtamponade mit schwersten kardialem Schock.
    Nun akute Verlegung per Heli zu uns zur weiteren (operativen) Therapie (Perikardentlastung und Gefäßnaht):

    Was ist nun bei uns die Haupt- und was Nebendiagnose?:
    Zur Auswahl stehen
    T81.0?
    T81.1?
    T81.2?
    I31.2?
    I23.0?
    T82.5?

    oder hat jemand noch was anderes in petto?

    Mit der Hoffnung auf rasche Hilfe,

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • DKR D002 (Teil Erkrankungen bzw. Störungen nach medizinischen Maßnahmen) gibt für die Komplikationskodierung eine Hirarchie vor.

    1: spezifische ICD\'s für Komplikationen innerhalb des Kapitels
    2. die Kodes für \"nach medizinischen Maßnahmen\" jeweils am am Ende der Organkapitel
    3: die T8-Kodierungen.

    Es gilt jeweils denjenigen Kode auszuwählen, dessen textliche Beschreibung besser auf den jeweiligen Zustand zutrifft.

    Es kommen nun zwei Kodes in Frage:

    I23.0. (Hämoperikard als akute Komplikation nach akutem Myokardinfarkt)
    und
    I97.1 (Sonstige Funktionsstörungen nach kardiochirurgischem Eingriff) mit dem möglichen Freitext \"Herzversagen nach kardiochirurgischem Eingriff\"

    Die Frage wäre nun, warum Hämoperikard? Wirklich bei iatrogener Perforation? Scheint wohl so zu sein. Dann finde ich die textliche Beschreibung zu I97.1 bzw. den offiziellen Thesauruseintrag hierzu (\"Herzversagen nach kardiochirurgischem Eingriff\") besser, denn es handelt sich ja offenbar nicht um ein Hämoperikard in Folge Infarkt.

    Die T8-Kodes beschreiben die Situation allesamt schlechter als beide genanten Alternativen.
    Was sagt denn der Kardiochirurg dazu? Dokukonsil?:d_gutefrage:

    Gruß Controletti

    [center][hr]Ekhard Wille
    MedCo
    FEK Neumünster GmbH[/center]

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag zusammen,

    Zitat


    Original von S.Stern:
    Patient kommt ins auwärtigen Krankenhaus mit Myokardinfarkt. Dort akut-PTCA mit Versuch des Stentings der filiformen LAD. Dabei Koronardissekation und Ruptur mit Bildung eines Hämoperikards und konsekutiver Perikardtamponade mit schwersten kardialem Schock.

    Vorbemerkung;

    Hauptdiagnose?
    T Kode beschreibt das Problem (nach med. Maßnahmen), aber es fehlt die spezifische Information: Hämoperikard

    S Kode beschreibt die Verletzung, aber es fehlt die Information: Verletzung nach med. Massnahme

    Zitat


    Original von S.Stern:
    Zur Auswahl stehen
    T81.0?
    T81.1?
    T81.2?


    T81,-
    Beschreibt das Problem, aber es fehlt der Organbezug


    Zitat


    Original von S.Stern:
    I31.2?


    I31.2 Hämoperikard, anderenorts nicht klassifiziert
    Hier fehlt die Information, dass es sich um eine Verletzung handelt


    Zitat


    Original von controlletti:
    Es kommen nun zwei Kodes in Frage:

    I23.0. (Hämoperikard als akute Komplikation nach akutem Myokardinfarkt)
    und
    I97.1 (Sonstige Funktionsstörungen nach kardiochirurgischem Eingriff) mit dem möglichen Freitext \"Herzversagen nach kardiochirurgischem Eingriff\"


    Zitat


    Original von S.Stern:
    Zur Auswahl stehen
    I23.0?


    I 23.0 Hämoperikard als akute Komplikation nach akutem Myokardinfarkt
    Erscheint mir nicht treffend, da es sich nach der Schilderung um eine Komplikation durch die Gefäßverletzung handelte

    I97.1 erscheint mir auch nicht spezifisch genug (es fehlt die Informationen: Gefäßverletzung und Hämoperikard)


    Mein Vorschlag
    zur Diskussion


    Hauptdiagnose
    S26.0 Traumatisches Hämoperikard


    Nebendiagnosen

    T81.2 Versehentliche Stich- oder Risswunde während eines Eingriffes, anderenorts nicht klassifiziert


    S26.82 Rissverletzung des Herzens ohne Eröffnung einer Herzhöhle

    Kardiogener Schock
    Perikardtamponade


    Gruß

    Eberhard Rembs

  • Vielen Dank für die ersten Meldungen,

    der Problematik, die Herr Rembs beschreibt, begegnen wir ja immer wieder: Welcher Kode ist spezifischer: der ätiologisch korrekte (T-Kode) oder der anatomisch korrekte (hier I-Kode).

    Die S-Kodes haben für mich immer das Problem, dass sie primär ja für Traumata (abseits von medizinischen Eingriffen) bestimmt sind, und nicht für Komplikationen. Schliesslich hat der Kardiologe ja nicht mit dem Messer auf den Patienten eingestochen und dabei die Koronaratrterie verletzt. Natürlich kann man auf dem Standpunkt stehem, dass jeder invasive medizinische Eingriff (+ deren Komplikation) auch ein Trauma ist.
    Aber warum gibt es dann die T8-Kodes, und müsste man dann dann nicht bei jeder Laparotomie die S31.1 mit verschlüsseln?

    Beide von Controletti vorgeschlagenen Kodes halte ich für falsch, denn erstens war das Hämoperikard keine Komplikation des Infarkts (I23.0 sondern eine Komplikation der PTCA, und zweitens handelt es sich bei der akut-PTCA nicht um einen Herzchirurgischen Eingriff (I97.1).


    Ich hab mich momentan für die I31.2 als HD entschieden, da sie auch zur insgesamt passenden herzchirurgichen DRG führt (F07Z).

    Beste Grüße,

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Schönen guten Tag Herr Stern,

    Zitat


    Original von S.Stern:
    Die S-Kodes haben für mich immer das Problem, dass sie primär ja für Traumata (abseits von medizinischen Eingriffen) bestimmt sind, und nicht für Komplikationen. Schliesslich hat der Kardiologe ja nicht mit dem Messer auf den Patienten eingestochen und dabei die Koronaratrterie verletzt.

    Wie kommen sie darauf?

    Die S-Kodes beschreiben Verletzungen. Wodurch diese Verletzung entsteht, ist hier nicht relevant. Ob also der Patient bei einem Unfall, durch einen Messerstich oder eben durch die medizinische Unterstuchung ein Hämoperikard bekommt ist völlig egal. Tatsache ist, dass es durch eine äußere Einwirkung (in diesem Fall die invasive Untersuchung) entstanden ist und es sich somit um eine traumatische Verletzung handelt. Daher schließe ich mich Herrn Rembs an: S26.0 Traumatisches Hämoperikard als Hauptdiagnose ergänzt durch einen entsprechenden T-Kode als Nebendiagnose beschreibt die Situation am Besten.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Lieber Herr Schaffert,

    war-scheinlich haben sie ja recht, mein Problem mit den S-Kodes bei Komplikationen ist ja auch eher ein subjektives \"gefühltes\" von mir. Ich komme übrigens mit der S26.0 als HD auch in die F07Z, was mein \"Gefühl\" gleich gebessert hat 8)

    Beste Grüße

    Dr. Stefan Stern :sterne:
    Klinik für Anästhesiologie
    Klinikum der Universität München

  • Tag zusammen.

    Schließe mich nach neuerlicher Durchsicht der \"S-Variante\" an.
    Dass I97.1 nicht passt (es handelt es sich bei der akut-PTCA nicht um einen Herzchirurgischen Eingriff...). stimmt wohl.

    I23.0. (Hämoperikard als akute Komplikation nach akutem Myokardinfarkt) hatte ich eigentlich auch nicht wirklich vorschlagen wollen, sondern im Nachgang ja mit der gleichen Begründung wieder ausgeschlossen (keine Komplikation des MI sondern der PTCA).

    Zu den S-Kodes: ich sage sonst eigentlich auch immer allen, \"S\" steht für Strassenbahn, also Unfall. Das lässt sich aber so glaube ich nicht halten, denn die DKR zielen ja gerade bei der Kodierung von Komplikationen immer auf denjenigen Kode, der den Zustand textlich am besten beschreibt.

    Gruß EW

    [center][hr]Ekhard Wille
    MedCo
    FEK Neumünster GmbH[/center]

  • Hallo alle miteinander,

    ich komme wieder spät aber habe nach Durchsicht folgende Meinung zur HD, da die T81.2 wie folgt beschrieben: versehentliche Perforation u.a Blutgefäß/durch/Katheter/während eines Eingriffes und als weitere Diagnosen Schock und Hämopericard wie erwähnt I31.2. ,
    Hämopericard als HD und die T81.2 als ND; Ja das ist sinnvoll, da Aufnahme wegen vitaler Bedrohung durch Tamponade und die T81.2 ist eindeutig dann als Ursache mit anzugeben umsomehr da ja das Leck versorgt werden musste also Ressourcenverbrauch.
    Die DRG rutscht bei T81 als HD in eine X-DRG und nicht F. Und X ist ja doch nicht sachgerecht. Was wurde eigentlich operiert um in die F07 zu kommen- die einfache Naht oder PAtch und ein ACVB tun es jedenfalls nicht.


    Mfg

    Uwe Neiser