Kodierung der Ileostomarückverlagerung

  • Hallo Herr Horndasch,

    ja, das Thema beschäftigt uns auch schon seit längerem.
    Bei uns lief es fast genauso ab wie bei Ihnen, nur mussten bei uns ganze 15cm reseziert werden. Wir haben die Ileumteilresektion mit verschlüsselt, weil eine gesonderte Indikation vorlag und sonst nur ca. 3cm (wie regelhaft bei Rückverlegung) reseziert worden wären.

    Der MDK sieht es allerdings ganz anders. Dadurch, dass nicht zweimal reseziert wurde, sieht der MDK keine Möglichkeit diesen Code extra zu kodieren, weil für ihn kein größerer Aufwand erkennbar ist.

    Meine Frage dabei ist aber: Sollen lieber erst einmal 3cm regelhaft reseziert und eine Anastomose bewerkstelligt werden, um dann zu bemerken, daß doch etwas mehr reseziert werden muss?
    Ich glaube kaum, dass dies praktikabel sein dürfte und kein Chirurg, hoffentlich :d_zwinker: , so ein Spätzünder ist.

    Unserer Meinung nach ist bei entsprechender Indikation die zusätzliche Verschlüsselung der Ileumteilresektion durchaus vertretbar.
    Eine Vernarbung des Stomas ist zwar normal. Bei 7cm mit dem Hinweis, dass zwischendurch noch eine Bestrahlung stattfand, welche evtl. ihren Teil dazu beigetragen hat ( ? ), sehe ich die Indikation schon gegeben und würde es zusätzlich verschlüsseln.

    Da ich keine Ärztin bin, würde mich noch interessieren, ob es wirklich völlig egal ist, wieviel Darm man in einer OP entfernt oder ob sich aus der Präparatlänge eine entsprechende Schwierigkeit ergibt?

    Viele Grüße,

    N. Pollack

  • Hallo,

    ist doch oben eigentlich schon diskutiert, siehe z.B. bei den Bweitrag von Herrn Merguet.
    Eine Ergänzung:
    Laut SEG-Empfehlung 43 http://www.mds-ev.net/system/drg_sch…php?recordnr=43 ist das \"Anfrischen der Resektionränder\" integraler Bestandteil der Prozedur Stomarückverlagerung.

    7 cm dürften nicht dem \"Anfrischen\" im normalen Mass der Stomarückverlagerung entsprechen. Zumindest als ich noch operativ tätig war wurde bei der \"normalen\" Rückverlagerung eines doppelläufigen Stomas auch die \"Hinterwand\" nicht durchtrennt. Das ggf. als zusätzliches Kriterium...

    Viele Grüße, J.Helling

  • Hallo,

    Zitat


    Original von JanH:
    ... wurde bei der \"normalen\" Rückverlagerung eines doppelläufigen Stomas auch die \"Hinterwand\" nicht durchtrennt. Das ggf. als zusätzliches Kriterium...


    Exakt! Die normale Rückverlagerung eines doppelläufigen Stomas erfordert (nach Mobilisierung) nur den Verschluss der Vorderwand. Zur Veranschaulichung kann man sich einen halb aufgeschnittenen Gartenschlauch vorstellen, der deutlich einfacher geflickt werden kann als ein völlig durchtrennter ;)


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Herr Balling,

    Glückwunsch zu diesem Beispiel. Anschaulicher kann man es nicht erklären...

    :i_respekt:

    Viele Grüße, J.Helling

  • Hallo Herr Balling,

    nichts gegen die von Ihnen beschriebene Technik der Stomarückverlgerung :rotwerd:
    aber das Belassen der Hinterwand und \"nur\" Vernähen der Vorderwand ist regelhaft eigentlich nur bei doppelläufigen Kolostoma möglich!
    Beim Ileostoma ist der abführende Schenkel meist so atrophisch, dass nach Mobilisation des Stomas die alleinige Vorderwandnaht eine Stenose nach sich ziehen würde. Wir resezieren i. d. R. zu beiden Seiten ein entsprechendes Segment, abhängig von der lokalen Situation. Dies mag mal 3 oder auch 10 cm bedeuten, rechtfertigt aber meiner Meinung nach nicht die Kodierung einer gesonderten Dünndarmresektion.

    Schönen Abend noch

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo riol,

    Zitat


    Original von riol:
    ...nichts gegen die von Ihnen beschriebene Technik der Stomarückverlgerung...

    Vielen Dank.
    Der Gartenschlauch veranschaulicht natürlich nur den Standardfall.

    Wenn zusätzlich eine Resektion erforderlich ist und somit zusätzlicher Aufwand entsteht, ist dies auch zu kodieren (und natürlich besonders zu dokumentieren).


    Zitat


    Original von riol:
    ...rechtfertigt aber meiner Meinung nach nicht die Kodierung einer gesonderten Dünndarmresektion...

    Meine Meinung ist eine andere (s.o.) :d_zwinker:

    Übrigens kommt es gelegentlich auch bei aufgeschnittenen Gartenschläuchen vor, dass der Gummi eines Schenkels spröde geworden ist, sodass ein Stück entfernt werden muss.


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Herr Balling,

    ich versuche ja gerne Ihre Argumentation zu übernehmen, allein mir fehlt der Glaube ;)
    Ich denke, dass bei der Rückverlegung eines doppelläufigen Enterostomas 5-465.- die Resektion der das Stoma bildenden Schenkel mit dabei ist, weil es \"üblich\" ist.
    Auch bei der Wiederherstellung nach Hartmann-OP (5-466.2) wird im Rahmen der Präparation IMMER ein (kleiner) Kolonanteil reseziert, der m.E. integraler Bestandteil des OP-Verfahrens ist.

    Na gut, gehen wir halt\' entspannt ins Wochenende :)

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo zusammen,

    greife den thread noch mal auf.
    Ileostomarückverlagerung: Im Rahmen der Präparation müssen erhebliche Verklebungen gelöst werden, dabei ausgedehnte Serosaläsionen, die eine Darmresektion von jeweils 15cm neben dem Stoma nötig machen.-
    Wäre in diesem Fall die zusätzliche Kodierung einen Ileumresektion angemessen!? Obwohl ich sonst eher ablehnend war (s.o.) , würde ich hier dazu neigen.

    Vielen Dank

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Guten Morgen riol,

    in diesem Fall für mich glasklar ja - als zusätzliche Prozedur zu kodieren.

    Wenn übrigens beidseits Resektion von 15cm wurde evtl. auch das Coecum reseziert!? :sonne:

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

  • Guten morgen Herr Finke,

    danke für Ihre Antwort.
    Nein, das Coecum wurde nicht reseziert. Das Ileostoma war wohl (versehentlich) etwas weiter proximal angelegt worden. Die jeweils 15 cm zu beiden Seiten des Ileostomas sind Angaben aus dem Pathologiebefund.

    Einen guten Start in die Woche ;)

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo riol,

    Zitat


    Original von riol:
    ...die eine Darmresektion von jeweils 15cm neben dem Stoma nötig machen.-
    Wäre in diesem Fall die zusätzliche Kodierung einen Ileumresektion angemessen!?

    Auch für mich glasklar JA (aber das hatten Sie sich wohl ohnehin schon gedacht :biggrin: )

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld