Kardiologie vs. Unfallchirurgie: Was ist Hauptdiagnose?

  • Ein Patient wird in einem Krankenhaus der Grundversorgung mit einer offenen Tibiafraktur - die operationsbedürftig ist - vollstationär aufgenommen. Im präoperativen EKG fallen Veränderungen auf. Deshalb wird der Patient in unsere Kardiologie zum invasiven Ausschluss eines Myocardinfarktes verlegt. Die LHK ergibt als Diagnose eine Perikarditis. Anschließend wird in unserer Unfallchirurgie die Tibiafraktur operativ versorgt.

    Wir haben in diesem Fall die Perikarditis als HD kodiert. Dadurch kommen wir in die Fehler-DRG 901D.

    Der MDK argumentiert in diesem Fall, Aufnahmeanlass sei der Unfall, der die BG-liche stationäre Behandlung zur Folge hatte. Die EKG-Veränderungen wurden im prä-operativen EKG gesehen sodass selbstverständlich ein akutes kardiales Geschehen ausgeschlossen werden musste.

    Dadurch wird der Fall in die DRG I13B eingruppiert.

    Welche Auffassung ist denn jetzt richtig?

    Viele Grüße

    Winnie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich sehe nicht, wie die \"stumme\" Perikarditis (Zufallsbefund) hauptsächlich die stationäre Aufnahme veranlasst haben soll. Die offene Tibiafraktur stellt hier in meinen Augen klar die HD dar.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo Herr Selter,

    der Verlegungs- und somit der Aufnahmegrund war aber eindeutig nicht die Tibiafraktur, diese hätte auch in dem anderen KH behandelt werden können. Sehen Sie dieses auch vor dem Hintergrund so, dass die Verlegung in unsere Kardiologie erfolgte? Ob jetzt die Pericarditis oder eine andere kardiale Diagnose/Symptom HD ist, lassen wir hier einmal außen vor. Es ergibt sich so immernoch eine Fehler-DRG.

    Die Tibiafraktur hat nicht die Aufnahme in unserem Haus veranlasst.

    Viele Grüße

    Winnie

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    ich hatte angenommen, dass die Verlegung intern erfolgte, deswegen meine Antwort: HD = Tibia#. Die Annahme war wohl falsch....

    Dann also noch mal von vorne:
    Da Sie also den Patienten wegen der Perikarditis zuverlegt bekommen haben, ist diese dann hauptsächlich verantwortlich für die Veranlassung der stationären Behandlung bei Ihnen, somit HD nach DKR D002.

  • Ist ja spannend. Was bringt denn mehr Erlös?

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm

  • Wenn Sie einen Pat. aus einem externen KH, in dem die Fraktur behandelt werden sollte, zu Ihnen verlegt bekommen wegen einem kardilogischen Problem, kann die HD natürlich nicht die Fraktur sein. Wenn die Fraktur aber
    nicht in Ihrem KH behandelt wurde, können Sie auch nicht dazu gehörige Prozedur kodieren. Folglich können Sie ausgehend von der kardiologischen HD keine Fehler-DRG erhalten! Aber warum erhalten Sie Fehler-DRG?

    Gruß
    Ordu

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    zur Auflösung der Verwirrung:

    Zitat


    Original von Ordu Dr.:
    Wenn die Fraktur aber nicht in Ihrem KH behandelt wurde, können Sie auch nicht dazu gehörige Prozedur kodieren. Folglich können Sie ausgehend von der kardiologischen HD keine Fehler-DRG erhalten! Aber warum erhalten Sie Fehler-DRG?

    Weil die Fraktur doch dort versorgt wurde:

    Zitat


    Original von Winnie:
    Die LHK ergibt als Diagnose eine Perikarditis. Anschließend wird in unserer Unfallchirurgie die Tibiafraktur operativ versorgt.