Ausbildung von Codern

  • Hallo allerseits

    Wir werden bei uns mittelfristig Coder einsetzen, um die Ärzte zu entlasten.

    Welche Ausbildung braucht eine Arzthelferin um in die Lage versetzt zu werden anständig anhand von Dokumenten (z.B. Arztbriefen usw.) zu kodieren???
    Gibt es hierfür Kurse, die irgentwo angeboten werden??

    Aus dem naß-kalten Lingen

    MfG
    Thomas Schröder

    MfG

    Thomas Schroeder

  • Holla, der Preis für die Ausbildung ist ja nicht ohne... Hat denn schon jemand praktische Erfahrungen im Einsatz von z. B. Arzthelferinnen oder Pflegekräften bei der Codierung? Wo werden sie denn wirklich eingesetzt, und wo sind wirklich dafür schon Stellen geschaffen worden?

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    --
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    Dr. med. Volker Blaschke
    Arzt für Dermatologie / Allergologie
    Medizincontroller
    Herzzentrum Göttingen
    http://www.herzzentrum-goettingen.de

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    Dr. med. Volker Blaschke

  • Guten Morgen Herr Blaschke,

    wir haben bei uns seit Januar 2002 ein Team von überwiegend Pflegekräften ausgebildet, die zur Zeit jede Krankenakte nachschauen und die Kodierung aus dem ärztlichen Bereich optimieren. Da gibt´s viel zu tun.

    Die Frage, ob es vielleicht sinnvoller wäre, die Kodierung ganz den "Codern" zu überlassen, wollen wir in den nächsten Wochen untersuchen. Aus dem Bauch heraus glaube ich aber folgendes:
    - Es gehen doch ein paar medizinische Inhalte verloren (der Coder sieht ja auch nur, was irgendwo steht - aber nicht z.B. die auf der Station jedem bekannten Fakten aus den Voraufenthalten, die auch keiner mehr irgendwo notiert hat) und Fehlkodierungen durch Fehlinterpretationen der medizinischen Situation steigen leicht an.
    - Im Blick auf die ehrlicherweise schon nötige ökonomische Optimierung des Geschehens in den Kliniken machen wir einen Rückschritt, wenn wir die Abrechnung wieder völlig von der Medizin abkoppeln.

    Wir haben unser Team übrigens (unter Zuhilfenahme von Aktenbergen aus dem Archiv) selbst ausgebildet - 13 Tage Initialschulung :uhr: und seither learning by doing haben mittlerweile eine wirklich gute Kodierqualität hervorgebracht. Die Stellen sind zunächst zugesetzt worden (allerdings dreht sich die Personalschraube insgesamt auch bei uns nicht eben weiter auf ...).

    Grüße aus dem nebligen Köln - nicht mal der Dom ist zu sehen.

    --
    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

  • Hallo zusammen,

    das ist ja ein interessantes Thema! Auch bei uns sind Coder geplant....

    Was für ein Personalschlüssel ist denn realistisch?
    (Wir planen für ein Haus der Maximalversorgung mit 1000 Betten und 36000 Fällen/Jahr im ersten Schritt 8 Vollkräfte.)

    viele Grüße
    PB

  • Ich glaube, folgende Prinzipien sind entscheidend:
    - Ärzte identifizieren sich mit der Patientenversorgung. Die Kodierregeln sind komplex. Daher muß es eine den Ärzten nachgeordnete Instanz geben, die sich um die Kodierqualität kümmert und auf die Kodierregeln spezialisiert ist.
    - Die Verantwortung und die Hauptinformationen zum Fall liegen beim Arzt. Daher muß es eine schnelle, einfache und zuverlässige Rückkopplungsmöglichkeit zwischen Kontrollinstanz und Ärzten geben.

    Ob die "Coder" selbst ICDs eingeben, oder die Kodierung nur überprüfen und ergänzen, ist m.E. nebensächlich. Ich glaube, der ICD10 erfordert zur korrekten Anwendung häufig ärztliches Wissen.
    Zur Ausbildung nichtärztlicher "Coder" ist im Moment sicher das learning-by-doing unter Aufsicht eines Arztes das Wichtigste - siehe Kliniken Köln (hallo Ludger!).

    Interessante Nebenfrage bei der Personalrekrutierung: wer hat sich bisher um die korrekte FP/SE-Abrechnung gekümmert? Was macht der/die dann im DRG-System?
    --
    Jan Haberkorn
    Arzt/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

    Jan Haberkorn
    Internist/Medizincontroller
    St. Elisabeth-Krankenhaus Köln

  • Hallo Herr Brenk,

    wir sind nach einem Modellversuch von 280 Betten pro Dokumentar ausgegangen, inzwischen sind wir bei etwa 250 gelandet. Dabei überprüfen und ergänzen wir die ärztliche Kodierung aber nur. Wenn Sie das Kodieren komplett auf die Dokumentare übertragen wollen, könnte Ihr Ansatz in etwa hinkommen.

    Gruß aus Köln
    --
    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

  • Hallo zusammen !
    Auch wir begeben uns auf den Weg der klinischen Kodierer. Z.Zt. 1 Stelle für Innere/Kardiologie. Zur Ausbildung haben wir uns zunächst auch für lerning-by-doing with med.controller entschieden, wobei ich als Ergänzung auch eine externe Qualifizierung für meinen "neuen" für richtig halte.
    Wären sehr an einem Austausch zu anderen Kliniken mit Kodierern interssiert. Sind auch einige Kodierer hier schon aktiv oder tummeln sich hier nur die med. Controller ?
    Könnte mir vorstellen, dass die Kodierer insgesamt auch regen Diskussionsbedarf haben.

    MfG
    --
    Jörg Gust
    (Med. Controller Marien-Hospital Witten)

    Jörg Gust
    (orth. Assistenzarzt, Ex-Med.Controller)

  • Welche Ausbildung braucht eine Arzthelferin um in die Lage versetzt zu werden anständig anhand von Dokumenten (z.B. Arztbriefen usw.) zu kodieren???
    Gibt es hierfür Kurse, die irgentwo angeboten werden??

    Hallo Herr Schröder,
    eine Arzthelferin hat eine medizinische Ausbildung, versteht also medizinische Nomenklatur und ist auch in administrativen Dingen fit(hoffe ich doch!?)Arzthelferin ist ein 3.Jähriger Ausbildungsberuf der m. E. zum Kodieren keinen weiteren Kurs benötigt.
    Die Kentnisse in ICD, OPS und Kodierrichtlinien kann mann sich aneignen und ist nicht schwieriger als EBM und Abrechnung in einer Arztpraxis! Was sie braucht ist einfach jemand, der Ihr das ganze zeigt und Sie einlernt.:banane
    Abgesehen davon ist es eigentlich nur der Arzt der den Pat. kennt und weis was ihm fehlt, als sollte dieser auch primär verschlüßeln. Bei der(inhaltlichen)Qualität von so manchem AB ist die Kodierung schwierig. Um eine Kodierung zu Überprüfen und auch einer FehlerDRG eine korrekte DRG zu machen ist der AB und die Akte unumgänglich.

    Viele Grüße aus einem sonnig-nebeligem Nürtingen
    D. Bahlo-Rolle
    Medizincontrolling

    P.S bin von Beruf Arzthelferin mit Weiterbildung Arztfachhelferin, EDV-technich ganz fit, und Grundkentnisse in BWL

    Mit freundlichen Grüßen aus Nürtingen

    D. Bahlo-Rolle :d_niemals: :d_pfeid: :sonne:

  • Hallo zusammen,

    als Medizinischer Dokumentations-Assistent (Ausbildung 1992-1994) habe ich die FP-/SE-Abrechnung ab 1995/1996 problemlos bewältigen können. Codieren erfordert jedoch mehr als sich in den Klassifikationen und Nomenklaturen auszukennen. Man braucht Informationen über den Patienten, die oftmals aus der Krankenakte gar nicht oder nur mit sehr viel Aufwand heraus zu lesen sind. Daher bleibe ich bei meiner Meinung: Codierung gehört in die Hand des Arztes. Die Überprüfung der Codes durch MDA / MD ist sinnvoll und für eine sachgerechte Abrechnung auch unter DRG nötig. Wir hatten in unserem Kurs Arzthelferinnen, Pflegekräfte u.a. Seit dem Jahr 2000 gibt es die Ausbildung zu "Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachbereich Medizinische Dokumentation" (FAMI MeDok) im dualen System als 3jährigen oder bei Umschulung 2jährigen Kurs. Die Anstellung und Ausbildung im KH wird ergänzt durch Blockunterricht (ca. 40 %) für BW in der Berufsschule in Calw. Wenn Sie in Ihrem Haus MDA / MD / Arzt / MedController haben, der / die bereit ist, als Ausbilder zu fungieren, dann können Sie sich Leute so ausbilden, wie Sie sie brauchen. Siehe auch "das Krankenhaus" 2/2002
    DVMD.de und GMDS.de
    --
    Einen freundlichen Gruß vom MDA aus Schorndorf

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Hallo Forum,

    ich meine irgendwo (Quelle ist mir leider entfallen, könnte in f&w in den Berichten über Australienbesuche enthalten sein?) gelesen zu haben, das es in Australien im Gespräch ist, das die Ärzte kodieren sollen.

    Mal als Frage in den Raum gestellt:
    Ist denn der Zeitaufwand für die Codierung bei einem Arzt so enorm hoch? Und wenn ja, wäre der Zeitaufwand bei einem Coder geringer (in Zeit- und in Geldeinheiten und inkl. des Zeitaufwandes für Rückfragen für Coder und Arzt) und ist die Qualität des Codierers genauso gut wie die eines Arztes (der den Fall ja kennt und nicht ausschliesslich anhand der Aktenlage codiert)?
    Ist der neue Beruf Coder ein muß, es geht nicht ohne, weil insgesamt besser als Arzt oder ist es nur als Entlastung der Ärzte von (ungeliebten) Verwaltungsaufgaben gedacht oder als Weg des geringsten Widerstandes bezüglich der Motivation zur Ausübung dieser Tätigkeit?

    Worauf ich hinaus will ist, ist es besser Coder einzustellen/zu bezahlen oder neue Ärzte einzustellen (ja, der Verdienst ist unterschiedlich, aber es kommt doch niemand mit einem Coder aus, oder?)?

    Viele Grüße

    Heiko Jaschik