• Zitat


    Hallo Forum,

    hinzufügen möchte ich: Sparen wir dann Geld...?

    Einige scheinen auch nach der angedrohten Nullrunde noch nicht zu merken, dass wir es hier mit einem Nullsummenspiel zu tun haben.

    Man muss sich eben entscheiden, ob man sich noch einige Hilfsberufe leisten kann und wie oft man eigentlich eine Krankengeschichte in die Hand nehmen will. Coderstellen oder Arztstellen. Wohl dem KH, das sich beides leisten kann.
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH


    Sehr geehrter Herr Dr. Scholz, liebes Forum,

    im Grunde stimme ich Ihnen zu, dass die Akte nicht durch allzu viele Hände gehen sollte ... doch geht es hier nicht nur darum, Geld zu sparen, sondern durch eine optimierte Verschlüsselung die Erlöseinbrüche zu vermindern - mir ist klar, dass diese Erlöseinbrüche durch Coder wiederum minimiert würden.

    Wenn ein Haus (auch zukünftig) alle Arztstellen besetzen kann und die Ärzte zu einer möglichst vollständigen Verschlüsselung - die eigentliche Dokumentation soll ja per Gesetz vollständig sein - motivieren kann -> schön ... für viele Häuser, so auch am Klinikum LU, sieht die Realität leider anders aus, und schon bildet sich die Nische für einen "neuen" Hilfsberuf ... den es übrigens schon länger gibt, nämlich den Medizinischen Dokumentar/Dokumentationsassistenten.

    Für alle, die sich darüber näher informieren wollen, sei nochmals auf die Homepage unseres Berufsverbandes DVMD hingewiesen -> http://www.dvmd.de

    Dort finden Sie übrigens auch die von uns gemeinsam mit der GMDS herausgegebenen Empfehlungen zum Einsatz von Med. Dokumentaren im DRG-Umfeld.

    Für den Bereich der Weiterqualifizierung (von z.B. Pflegepersonal, Arzthelferinnen) sind wir eine Kooperation mit dem DIHK eingegangen, der aktuell eine berufsbegleitende Weiterbildung für den Bereich "Med. Dokumentation im DRG-Umfeld" konzipiert.

    Schöne Grüße aus dem leider nicht mehr sonnigen Rhein-Neckar-Delta
    Markus Stein
    --
    Markus Stein [Dipl.-Dok. (FH)]

    Klinikum Ludwigshafen
    Verwaltungsdirektion

    Markus Stein [Dipl.-Dok. (FH)]

    RZV GmbH
    Strategisches Produktmanagement Krankenhaus

  • Guten Morgen Herr Scholz, guten Morgen Herr Rembs,

    ich stimme Ihnen voll zu in Bezug auf die Mehrkosten, die Dokumentare (und auch das Medizincontrolling) verursachen. Aber die Verschlüsselung in den Kliniken ist ohne eine zweite Instanz nicht so weit optimierbar, daß die Erlösverluste durch Fehler/Mängel die Personalkosten der Dokumentare nicht übersteigen !! Wie wollen Sie denn beispielsweise bei uns 480 Ärzte (kostenneutral natürlich) zu Kodierexperten machen, die praktisch MDK-sicher und erlössicher jeden Fall abschließen (und das vielleicht noch zwischen 18 und 20 Uhr oder auch im Nachtdienst)? Das verursacht auch eine Menge Kosten (Schulungen ohne Ende, Mitarbeiter dafür usw.), ganz abgesehen davon, daß entweder Zeit für produktive Medizin verloren geht oder wieder mehr Überstunden anfallen. Und viele Kollegen auch gar nicht über ihre Kodierung verantwortlich abrechnen wollen!

    Klar möchten wir auch nicht noch in 20 Jahren alle Akten nachprüfen. Wir werden auch versuchen über ein KIS möglichst viele Kodes ohne Zusatzaufwand im Hintergrund abzugreifen und auch die Akten zu identifizieren, die wir mit dem geringsten Risiko unkontrolliert abrechnen können. Bisher zeigen aber alle Analysen derart hohe Fehlerraten, daß ich dem MDK ein eigenes Büro bei uns zur Verfügung stellen könnte, wenn wir da nicht nacharbeiten würden. Von den Erlöseinbußen ganz zu schweigen (die kann man ja auch in Stellen umrechnen ...).

    Bin gespannt auf Ihre Rezepte - ich sähe auch lieber mehr Ärzte als Verwaltungspersonal bei uns (wobei aber der Anteil der Verwaltung verglichen mit den Kassen oder Industrieunternehmen noch ziemlich klein ist) - wenn´s nur funktionieren würde. Tut es aber nicht.

    Viele Grüße aus Köln (gerade an Bergen von MDK-Akten),
    --
    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Original von L. Boecken:

    Bisher zeigen aber alle Analysen derart hohe Fehlerraten, daß ich dem MDK ein eigenes Büro bei uns zur Verfügung stellen könnte,

    Bin gespannt auf Ihre Rezepte --
    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln


    Hallo,

    natürlich gibt es keine Patentrezepte, die Kosten der Fehlerbeseitigung sind jedoch nicht zu unterschätzen...

    Wer "kontrolliert" bei Ihnen, wenn Sie nicht da sind?
    Es kann doch nicht sein, daß die Kodierqualität von einer Person abhängt.
    Szenario: Wer garantiert die Kodierqualität, wenn Sie nicht mehr im Hause sind?

    Als Ärzte sind wir gewohnt, nicht nur Symptome sondern auch die Ursachen zu behandeln.


    Es ist daher notwendig mit den Methoden und Werkzeugen des Qualitätsmanagements zu arbeiten:

    Humane Fehlermöglichkeits- und
    Einflussanalyse (H-FMEA)
    Failure Mode and Effective Analysis

    Fehler werden unter Beteiligung der betroffenen Mitarbeiter systematisch analysiert, klassifiziert und dokumentiert.
    Beseitigung durch organisatorische und personelle Maßnahmen.


    Gruß
    E. Rembs

  • Hallo,
    hört sich nicht schlecht an, das Akronym ... wer hat denn bei Ihnen die Zeit für diese QM-Maßnahme? ... aus meiner Erfahrung der (u.a. externen) QS weiß ich, dass Qualitätsmanagement meist mit sehr hohem personellen Aufwand betrieben werden muss.

    Im Übrigen müssen Coder schon aus Gründen der letztendlichen Verantwortung durch den Arzt Rücksprache über die verschlüsselten Diagnosen/Prozeduren mit diesem führen ... eine "humane Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse" kann also durch den Arzt erfolgen :)

    Schöne Grüße aus dem Wilden Südwesten
    Markus Stein
    --
    Markus Stein [Dipl.-Dok. (FH)]

    Klinikum Ludwigshafen
    Verwaltungsdirektion

    Markus Stein [Dipl.-Dok. (FH)]

    RZV GmbH
    Strategisches Produktmanagement Krankenhaus

  • Hallo Forum,

    wir sind nicht das einzige KH, das (kostengünstige) Casemix Performer einsetzt, um alle Akten zu kontrollieren.

    Als Anregung einige Zahlen (August 2002):
    von allen über 2 Wochen kontrollierten Entlassungen (801) waren
    1. richtig kodiert: 252
    2. gering fehlerhaft: 345
    (ohne DRG-Änderung)
    3. fehlerhaft: 204
    (mit DRG-Änderung)

    Von den 204-DRG-Änderungen stieg die Bewertungsrelation bei 150 und nahm bei 54, z. T. deutlich, ab. In der Summe jedoch eine Zunahme der Bewertungsrelation um 180,3 (All Hospital, Viktoria, 2000).
    Selbst wenn man das nur mit 25%, entspricht 45 BWR in 2 Wochen, vorsichtig für Hochrechnungen ansetzt, eine beachtenswerte Zahl für den Moment, wo das System das Nullsummenspiel verläßt und darüber hinaus kann man dem MDK gelassen entgegensehen.
    In zwei weiteren Häusern ganz ähnliche Zahlen. Auch internationale Vergleiche zeigen den Trend. So gibt es im "Alfred's Hospital" Melbourne in der Kodierabteilung jemand, der die Kodierer kontrolliert und diese Kodiermanagerin erwirtschaftet nur damit pro Monat ein Mehrfaches ihres Einkommens.

    Die Ärzte können sich aufwendige Kodierschulungen sparen und mit den neuen Anforderungen QM oder Pathways ... intensiv beschäftigen.

    Grüße aus dem sonnigen Vogtland.

    R. Hanusch

  • Zitat


    Original von hanusch:
    Selbst wenn man das nur mit 25%, entspricht 45 BWR in 2 Wochen, vorsichtig für Hochrechnungen ansetzt, eine beachtenswerte Zahl für den Moment, wo das System das Nullsummenspiel verläßt...

    Hallo Herr Hanusch,

    bis dahin ist ja noch Zeit, Sie kennen vielleicht die Ausgleichsregelungen bezüglich "Kodiereffekten". Die Phantasie unserer Ministerin U. Schmidt unterschätze ich nicht und werde bis dahin unsere Minus-Runden-Mittel in die Finanzierung von Ärzten stecken und erst ab 200? unsere zukünftigen Minus-Runden-Mittel in die Finanzierung von Codern. Schön, dass es in Australien Menschen gibt, die ihren Lebensinhalt damit verdienen können, durch das Kontrollieren der Kontrolleure Geld zu verdienen. Dieses Privileg soll in Deutschland offenbar lediglich den MDK-Mitarbeitern zugestanden werden. Wie weit sind wir gesunken?
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

  • Hallo,

    [quote]
    Original von F_Ruppel:

    Zweitens sind die KIS´s einfach schlecht. Die meisten stammen ursächlich aus der Administration und dienten der Abrechnung.
    Ein wirkliche intelligentes KIS integriert in sich den med. Workflow und lernt aktiv dazu. So könnten häufig verwendete Diagnosen automatisch in Hitlisten gepflegt und auf ihre Validität bezüglich der Kodierregeln, Prozeduren oder der DRG`s und deren Erlös geprüft und angepasst werden. Überall werden bereits heute Leistungsziffern dokumentiert. warum sollen keine ICPM´s hinter den Ziffern stehen? Und jeder Leistungserbringer, von der Küche über die Funktionen u. Stationen bis zum Sozialdienst speist die Informationen zum Patienten ein.
    Wo sind unsere IT Spezies? Da liegen doch Millionen von Euros begraben!
    Was machen die Herren bei GWI, Siemens u. wie sie alle heißen? Winterschlaf? Die ausrede " Es fehlen die gesetzlichen Rahmenbedingungen" zählt da eigentlich nicht. Denn dass das System kommt, ist jetzt schon über zwei Jahre bekannt. Und das KIS soll ja offen sein! Die künstliche Intelligenz soll lernen!

    Ich kann dazu nur sagen, unser KIS kann mit den Leistungsanforderung
    umgehen:
    - Arzt fordert eine Leistung an
    - In der Funktion wird die Leistung erfasst und freigegeben
    - Durch das Freigeben wird gleich eine OPS-Ziffer in die richtige
    Tabelle geschrieben.

    Vor allem es funktioniert wirklich gut, wir haben unsere Zettel mit den
    Hitlisten von Prozeduren um 90% verkleinern können.

    Grüße

    Alexander

    PS: auf PM werde ich das KIS beim Namen nennen:-)


    --
    Med. Controlling
    KKH Leonberg

  • Hallo Herr Scholz,

    kenne die Ausgleichsregelung hinsichtlich Kodiereffekten, denke dass unser CMI im Vergleich zum 1. Halbjahr 2002 kaum ansteigen wird, aber vielleicht die Fallzahl ...:3

    Grüße aus dem mittlerweile trüben Vogtland.

    R. Hanusch

  • Zitat


    Original von hanusch:
    denke dass unser CMI im Vergleich zum 1. Halbjahr 2002 kaum ansteigen wird, aber vielleicht die Fallzahl ...:3

    Hallo Herr Hanusch,

    damit wären wir bei der zweiten Ausgleichsregelung, die Sie sicher auch kennen. Steigt Ihre Fallzahl, fällt Ihr Basisfallwert. Aber immerhin stimmt Ihre "Codierqualität" (für die Sie sich nichts kaufen können).

    Bitte nehmen Sie dies nicht persönlich, es geht uns allen so. Einziger Ausweg: Fallzahlen einfrieren. Nullrunde für Leistungen.
    --
    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. Bernhard Scholz
    DRG-Beauftragter
    Kliniken des Landkreises Freyung-Grafenau gGmbH

    [center] Bernhard Scholz [/center]

    • Offizieller Beitrag


    Hallo Herr Dr. Scholz,
    hallo Forum

    Danke für diese klaren Worte.


    Controlling bedeutet: steuern, lenken und eben nicht kontrollieren

    In Deutschland gibt es mehr Beamte (!!!)zur Aufsicht und Kontrolle der Binnenschiffer, als Binnenschiffer, die diesen Beruf ausüben.


    Unsere Aufgabe ist es, Nutzen für den Patienten zu schaffen, es sind die Gelder der Versicherten.
    Kontrolle, Bürokratie und Reglementierung - u.a. eine Erklärung warum wir das ökonomische Schlusslicht in Europa sind!


    Schöne Grüße

    E. Rembs

  • Guten Morgen Herr Scholz,

    angenommen man steigt 2003 um und vereinbart mit den Kassen einen CM , der einem CMI von 0,9 entspricht. Glauben Sie, dass man so ohne weiteres im Jahr danach einen von 1,0 vereinbaren kann (wenn dann Coder im Einsatz sind)? Das würde ja dazu führen, dass die baserate pünktlich für 2005 sinkt! Ich könnte mir durchaus vorstellen, dass sowas nicht ohne Zugeständnisse anderswo, z.B. beim Fallmengengerüst, durchsetzbar ist. Vielleicht ist es doch nicht zu früh für eine Kontrolle der Verschlüsselung ?:uhr: :look:

    Guten Morgen aus Köln,
    --
    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln

    L. Boecken, Medizincontrolling der Kliniken der Stadt Köln