Welche Hauptdiagnose (HD) ist die richtige...?

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    in den DKR 2009 wurde ein neues Beispiel aufgenommen:
    0401h Diabetes mellitus
    Beispiel 7
    Ein Patient mit langjähriger arterieller Hypertonie und intensivem Nikotinabusus wird aufgrund der Verschlechterung einer bekannten peripheren arteriellen Verschlusskrankheit mit Ruheschmerz zur Bypass-Operation (alloplastisch) aufgenommen. Zusätzlich werden ein Diabetes mellitus Typ 2, eine beginnende diabetische Polyneuropathie und eine beginnende diabetische Retinopathie behandelt.

    Hauptdiagnose:
    I70.22 Atherosklerose der Extremitätenarterien, Becken-Bein-Typ, mit Ruheschmerzen
    Nebendiagnose(n):
    I10.00 Benigne essentielle Hypertonie, ohne Angabe einer hypertensiven Krise
    E11.72† Nicht primär insulinabhängiger Diabetes mellitus[Typ-2-Diabetes] mit multiplen Komplikationen, mit sonstigen multiplen Komplikationen nicht als entgleist bezeichnet
    G63.2* Diabetische Polyneuropathie
    H36.0* Retinopathia diabetica

    Prozedur(en):
    5 393.42 Anlegen eines iliofemoralen Bypasses
    5 930.4 Alloplastisches Transplantat


    Was einem natürlich im Einzelfall nicht die Diskussion um die Genese abnimmt.

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Hallo zusammen,

    auf Vorschlag von Herr Balling nehme ich diesen alten thread auch noch mal auf.
    Dem oben von Herrn Selter beschriebenen Beispiel würde ich uneingeschränkt zustimmen.
    Nikotin und Hypertonie scheinen in dem Beispiel die pAVK nahe zu legen und somit taucht der DM entsprechend mit E11.72+ als ND auf.
    Ich würde mir ein Beispiel nur mit Hypertonie und DM wünschen, bei dem ebenfalls eine Bypassop erforderlich wird. Würde man dann dem DM die Makroangiopathie anschulden und die E11.50 wählen, wobei man \"gerechterweise\" in die gleiche DRG gelangt, wie in dem Beispiel 7?
    Die Aufstellung AVK_versus_DFS ist schön, wenn es eindeutig ist, nur leider gibt es viele Mischformen, oder?

    Bis dann

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Zitat


    Original von riol:
    ...nur leider gibt es viele Mischformen, oder?

    Wie wahr!

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo zusammen,

    ich hänge mich jetzt einfach mal dran, bevor ich einen weiteren neuen Beitrag anfange.
    Folgendes:
    Diagnosen:
    1.Unterschenkel-Fußphlegmone ausgehend warscheinlich von Wunde li Fuß bei pAVK 4.°
    2.Z.n. D1 und D2-Amputation li im Sept. 06
    3.Z.n. Meshgraft-Transplantation im Dez. 06
    4.Z.n. Anlage einer Y-Prothese 1996
    5.Insulinpflichtiger Diabetes mellitus Typ II
    6.Coronare Herzkrankheit
    7.Absolute Arrhythmie bei Vorhofflimmern
    8.Kompensierte Herzinsuffizienz

    Therapie: Konservative Wundbehandlung (i.v.-Antibiose, lokale Wundbehandlung mit täglichem Ausduschen, Verband mit Hydro-Gel und Urgotül).

    Anamnese und Befund:
    Im Sept. 06 wurde eine D1 und D2-Amputation li bei pAVK 4.° mit Gangrän durchgeführt. Im Dez. 06 kam es zu einem erfolglosen Versuch einer plastischen Deckung der Wunde mit Meshgraft. Seither wurde eine offene Wundbehandlung durchgeführt. Der Patient berichtete über Schmerzen wechselnder Intensität im Verlauf. Der Patient berichtete über gleichbleibende Schwellung des gesamten Fußes, allerdings habe die Rötung und Überwärmung des gesamten Fußes zugenommen, die Amputationswunde sei größer geworden.
    Bei Aufnahme zeigt sich eine deutliche Rötung, Schwellung und Überwärmung des li Fußes sowie des unteren Unterschenkelbereiches. Die Amputationswunde zeigt einen fibrinösen Wundgrund, sie ist eitrig belegt.

    Die ursprünglich verschlüsselte HD E11.70, MDK fordert L03.11

    Ist HD pAVKIV mit Gangrän (I70.24) durchsetzbar?
    Welches ist in diesem Fall die richtige HD?
    Grüsse und danke

  • das diabetische Fußsyndrom wurde bereits als HD verschlüsselt, diese wird vom MDK nicht anerkannt- ich fürchte aufgrund der durchgeführten Therapie kann ich die I70.24 wohl nicht durchsetzen.
    Wer ist anderer Meinung?

    Herzliche Grüße

  • Guten Tag!

    Hier handelt es sich doch um das typische diabetische Fußsyndrom in Verbindung mit einer schweren pAVK. Auch die Behandlung spricht da für sich.
    HD: E11.74 verbunden mit I79.2 ung G63.2.
    ND: I70.24, L03.11 verbunden mit einem ggf. nachgewiesenem Keim.

    Freundlicher Gruß
    Gefäßchirurg

  • Hallo,

    komplexes Geschehen, das man auch so interpretieren könnte:

    • Y-Prothese bereits vor vielen Jahren spricht für AVK
    • anhaltende Wundheilungsstörung nach Amputation mit Schmerzen spricht eher für AVK (zumindest fehlt wohl eine diabetische Polyneuropathie)
    • es liegt offensichtlich eine Infektion des Amputationsstumpfes vor (T87.4) mit Begleitphlegmone
    • die Phlegmone tritt jetzt auf, weil sich das Grundleiden verschlimmert hat (Osteomyelitis? )

    Gemäß DKR D002f wäre T87.4 HD, wenn nicht noch ein spezifischerer Kode zu finden ist. Und da käme am ehesten (s.o.) I70.23 (AVK mit Ulzeration) in Frage.

    Übrigens, konnten Sie den Lokalbefund (nicht die Phlegmone) nachhaltig verbessern?

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo Forum,

    ich habe hier einen onkologischen Fall, bei dem mir die Auswahl der Hauptdiagnose schwer fällt:

    Pat. kommt mit Üblekeit, Schwindel, AZ-Verschlechterung bei unbekanntem mehrfach metastasiertem CUP. Es stellt sich heraus, dass der Grund der Beschwerden wohl die Hirnmetastasierung ist. Pat. erhält daraufhin eine intrathekale Chemotherapie. Da sich im Verlauf des Aufenthaltes die Leberwerte zunehmend verschlechterten wurden weitere dieagnostische Maßnahmen durchgeführt. Bei V. a. Lebermetastasierung wurde nun noch eine systemische Chemotherapie verabreicht.
    Nach der Änderung der Kodierrichtlinie für CUP wäre jetzt wohl die C80.00 die HD, oder? Ich selbst favorisiere die C79.3 (Hirnmetastasen), da diese die Aufnahme der Pat. veranlaßt haben.

    Gruß
    Okidoki

  • Hallo zusammen,

    zu dem Fall von bruehl:

    Rötung, Schwellung, Überwärmung, DM Typ II: alles spricht für ein DFS als HD mit entsprechenden ND (z. B. Phlegmone!)

    zu Okidoki:
    Pat. kommt mit der Klinik von Hirnmetastasen zur Aufnahme, diese werden bestätigt und behandelt: HD!
    Zusätzlich werden Lebermet. gefunden und systemisch behandelt: ND!

    Schönen Tag noch ;)

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Hallo riol,

    Zitat


    Original von riol:
    zu dem Fall von bruehl:

    Rötung, Schwellung, Überwärmung, DM Typ II: alles spricht für...


    ...eine Superinfektion.

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld