Welche Hauptdiagnose (HD) ist die richtige...?

  • Hallo Riol,

    könnten Sir mir erläutern, wieso die Hirnmetastase HD ist?
    Zwar war jene der Aufnahmeanlass, aber der stat. Aufenthalt ist doch letztendlich durch die gesamte Tumormasse begründet (weswegen auch eine systemische Chemotherapie eingeleitet wurde).

    Oder liege ich hier falsch? In den DKR finde ich keinen klaren Wegweiser.

    _______________
    Freundliche Grüße

    S.

  • Hallo zusammen,
    darf ich diesen thread noch mal aufnehmen bzgl. der pAVK-Problematik?
    Pat. kommt zur Aufnahme mit Phlegmone bei Fersenulkus und Großzehennagelulkus, KEIN Diabetes! Es liegt eine bekannte pAVK vor. Beginn mit iv.-Antbiose, ergänzende Diagnostik: ABI-Doppler, Duplex und CT-Angio Becken/Bein, wobei sich die schwere Stenosen und teilweise Verschlüsse bestätigen. Es erfolgt das Ulkusdebridement und die Zehennagelextraktion.
    Was ist die HD?
    Die zugrunde liegen Erkrankung (pAVK-Ulkus I70.23) mit den beschreibenden ND Phlegmone und Ulkus oder
    wird das Ulkus L89.27 bzw. die Phlegmone L03.11 zur HD und die pAVK "nur" ND, weil sie ja nicht behandelt (nur Diagnostik!?) wurde?!

    Vielen Dank

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Guten Abend!

    I70.24 (ICD2015) oder I70.23 (ICD bis 2014) beschreibt doch die pAVK im Stadium IV mit Ulcus. Also HD. Das Ulcus kann aber nicht als ND kodiert werden.

    Freundlicher Gruß
    Gefäßchirurg

  • Guten Morgen,

    danke für die schnelle Antwort.
    Ich denke auch, dass die pAVK die HD ist, aber muss/kann nicht das Ulcus als ND dazu, da es die/das Lokalisation/Ausmaß genauer/ergänzend spezifiziert ("Kodierung so spezifisch wie möglich")? Die KK meint sogar, wir hätten ja die Phlegmone (deswegen sei der Pat. gekommen!) behandelt und das sei die HD :D !

    Beste Grüße

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg

  • Guten Morgen,

    wenn die Aufnahme wegen der Phlegmone und nur wegen der Phlegmone erfolgte ("kommt mit Phlegmone bei ..."), dann ist diese HD. Im vorliegenden Fall dürfte es sich aber um konkurrierende HD handeln, dann nach Aufwand.

    Viele Grüße,

    V. Blaschke

    _____________________
    Dr. med. Volker Blaschke

  • Hallo,

    das sehe ich anders, Herr Blaschke: AVK --> Ulcus --> Entzündung --> Phlegmone. Wenn die zugrundeliegende Erkrankung behandelt wird (wovon ich bei einer AVK mal ausgehe) ist diese die Hauptdiagnose.

    Gruß

  • Hallo GW,

    sehe das genauso wie Herr Blaschke. Es gibt keine Kodierrichtlinie, die besagt, dass die zugrundeliegende Erkrankung immer vorrangig zu kodieren ist (außer bei Symptomen und im Kreuz-Stern-System; und eine Phlegmone ist doch kein Symptom einer pAVK). Deshalb konkurrierende HD.

    Gruß
    B.W.

  • Hallo,

    tja, ich fürchte, da kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Für mich ist die Phlegmone immer ein Symptom, nämlich einer (in der Regel) Streptokokkeninfektion, die wiederum eine (Bagatell-)Verletzung der Haut (hier das arterielle Ulkus) voraussetzt. Mit anderen Worten: Dieser Patient hätte ohne arterielles Ulcus keine Phlegmone!

    Die Behandlung der Phlegmone besteht dann konsequenter Weise in der Regel neben der Antibiose auch in einer lokalen, wenn nicht gar operativen Behandlung des Ulkus sowie medikamentösen und physikalischen Maßnahmen zur Behandlung der AVK. Ob dann die (meist nicht sehr teure) Antibiose aufwändiger ist, als die Ulkus- und AVK-Behandlung darf bezweifelt werden.

    Gruß

    Einmal editiert, zuletzt von GW (25. September 2015 um 11:54)

  • Hallo,

    dass der Patient bei dieser Konstellation nur wegen der Phlegmone aufgenommen wurde, habe ich bisher nicht oder kaum erlebt. Letztlich geht es hier doch auch immer um die Sanierung des Ulkus und das haben sie ja mit Ulkusausschneidung und sicherlich Verbänden auch getan/versucht . Allerdings gilt ab diesem Jahr dann die I70.24. Auch sind die Patienten meist länger da, als die reine Therapie der Phlegmone dauern würde, gerade wegen Ulkussanierung. Ich zumindest kodiere bei Vorliegen einer Druckulzeration/Dekubitus (meistens dann aber auch als solche beschrieben) diese immer zusätzlich. Die AVK ist ja in Zusammenhang mit Druck letztlich meist auch Ursache für L89.27. Der I70.-er Kode gibt ja einfach nur das Stadium (quasie wie z.B. bei Herzinsuffizienz oder COPD) an, L89.. wird durch kein Exklusivum ausgeschlossen und nicht jeder AVK-Patient hat zusätzlich eine L89.... somit können sie m. E. nach DKR D003l beide Diagnosen angeben.

    MfG findus

    MfG findus

  • hallo!

    die von Gefäßchirurg vorgeschlagene Kodierung allein mit I70.24 ist IMHO korrekt.


    Ein Fersenulcus kann verschiedene Ursachen haben. Hier nur die 3 häufigsten:
    1) ischämisch > I70.24
    2) durch Druck > L89.27
    3) diabetisch > E11.7_ mit I79.2* und I70.24

    Wichtig dabei, " ischämisch " und " durch Druck " sind 2 völlig verschiedene Krankheiten.
    Bei Bewußtlosigkeit, gestörter Sensibilität, PDA, Querschnittslähmung etc bedarf es keiner pAVK um ein Fersenulcus zu bekommen, der Druck allein genügt.

    Wer also für ein ischämisches Fersenulkus i70.24 " so spezifisch wie möglich " mit ND L89.27 für die genauere Lokalisation kodiert, der kodiert eine 2-te Erkrankung hinzu, die der Patient gar nicht hat.
    In der jetzigen Reality sind natürlich viele Fersenulcera multifaktoriell: Alter, Immobilität, pAVK, DM. Und kein Arzt will sich festlegen.
    In der Kodierung allerdings muss man sich festlegen.
    Für ischämisch vs Dekubitus: I70.24 vs L89.27

    Diese seltsame Kodierung " zur näheren Spezifizierung " stammt ohne Ausnahme aus SKR 0401; DM.
    Wer kennt eine Anwendung außerhalb 0401 und Kreuz-Stern?
    Vorläufig jedenfalls werde ich eine Karzinophobie vor einem Gehirn-TU nicht mit F45.2 und C71.- zur näheren Spezifizierung ( der Lokalisation ) kodieren.

    mfg ET.gkv

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die hilfreichen Antworten.
    In der Tat scheint der "Drang nach maximaler Spezifizierung" bzgl. Lokalisation zur L89.27 verleitet haben, aber L89,- beinhaltet wohl nur die Druck-Causa, daher muss man sich mit I70.24 für die ischämische Ulceration an der (diffusen) unteren Extremität begnügen. Im Rahmen einer notwendigen Prozedur wird über die OPS die genaue Lokalisation dann ja bestimmt.

    Grüße

    riol

    Viszeralchirurg/Unfallchirurg