Warum sinkt der LBFW?

  • Moin,

    ich habe mal eine Frage zum Landesbasisfallwert: Wie kann man es erklären, dass der LBFW weiter sinkt (im Bundesland Schleswig-Holstein)?
    Welche Ursachen hat das?

    Der LBFW wird ja berechnet, indem das Budget durch die BWR geteilt wird (?!) - sinkt nun das Budget, oder erhöhen sich die BWR (oder beides?)

    wird mich freuen, wenn mir das jemand erklären könnte.

    mfg
    soerensen

  • Guten Tag,

    die Berechnung des LBFW ist eine ziemlich komplexe, teilweise auch politisch hinterlegte Ermittlung. In NRW wurde in der Anfangszeit von einem iterativen Verfahren gesprochen - wohl um jedem Nicht-Mathematiker zu signalisieren, daß eine Beschäftigung mit der Methodik eher aussichtslos ist. Die Bewertungsrelationen haben nach meiner Einschätzung einen derzeit nicht relevanten Einfluß, da - anders als in den ersten Verfahrensjahren - das InEK darauf achtet, die Wertigkeit des einzelnen CW-Punktes auch bei Systemwechseln stabil zu halten. Die geänderte Vorgehensweise resultierte auch aus der Erfahrung, daß es für einzelne KH unter dem Einfluß eines neuen Systems mit einer durchschnittlichen Absenkung von z.B. 5% zu meßbaren oder problematischen Liquiditätseffekten gekommen war.
    Die Änderungen mit dem Trend nach unten können regional unterschiedlich bedingt sein. In der Tat kann das Ausscheiden von KH mit dem Wegfall des dortigen Budgets dazu beitragen (ich kenne allerdings die Situation bei Ihnen nicht im Detail), daneben spielen immer wieder Ausgliederungstatbestände eine Rolle, wie etwa der Bereich der Zusatzentgelte, die je nach Einrichtung einen ganz erheblichen Anteil des ursprünglichen Budgets ausmachen können. Der LBFW ist ohne diese Anteile kalkuliert - methodisch auch unmittelbar einleuchtend.
    Schließlich kommen auch Effekte zutage, die aus der Budgetverhandlung vor Ort resultieren, bei denen z.B. Häuser (Mehr-)Leistungen in der AEB ausweisen, die im Zuge der Konvergenz entweder nur teilweise Budgetwirkungen haben, oder bei denen die KK einen gewissen Anteil ohne jede Budgetwirkung vereinbaren wollen (und sich dann auch durchsetzen, im Rheinland spricht man in diesem Zusammenhang von \"Laupunkten\"). Welche Faktoren bei Ihnen eine Rolle spielen, vermag ich nicht zu sagen.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Schönen guten Tag,

    der Landesbasisfallwert wird in erster Linie verhandelt. Zwar auf Grundlage der genannten Daten, aber schließlich ist er ein Verhandlungsergebnis. Als entscheidende Größe für den Preis von Krankenhausleistungen bietet er sich zudem ja geradezu als Steuerungsinstrument an, um die Kosten zu drücken.

    Ich kann auch Herrn Sander nicht ganz zustimmen, dass die Bewertungsrelationen keinen wesentlichen Einfluss haben. Bundesweit bleiben sie zwar relativ stabil, aber im einzelnen Bundesland können sie sich je nach Struktur durchaus erheblich von Jahr zu Jahr ändern. Ich kenne die Krankenhausstruktur von Schleswig-Holstein nun nicht genau. Wenn aber in einem Bundesland beispielsweise die größeren Kliniken gegenüber den kleineren Kliniken überrepräsentiert sind, dann würden diese Kliniken von der Spreizung des DRG-Systems (Aufwertung aufwändiger Leistungen) profitieren und es gäb einen positiven Katalogeffekt.

    Eine andere Möglichkeit ist aber auch, dass die Bewertungsrelationen sinken, weil bestimmte Leistungen in Nachbarländern (in diesem Fall z. B. Hamburg) erbracht werden und dieses Sinken als Leistungsminderung interpretiert wird, mit der Folge, dass das Budget abgesekt wird.

    Eine genauere Auskunft werden Ihnen sicherlich die Verhandler Ihrer Krankenhausgesellschaft geben können (müssen?)

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Lieber Herr Schaffert,

    ich gebe Ihnen sicherlich recht, daß die Einflüsse etwaiger \"länderspezifischer\" Katalogeffekte Berücksichtigung finden müßten. Ich bin nur etwas im Zweifel, ob die Leistungen über alle Kliniken betrachtet zwischen den Bundesländern enorm differieren. Ich kenne jedenfalls keine Zahlen dazu. Es wäre aber sicherlich interessant, darüber mehr zu erfahren; solche Informationen werden auch in der schon jetzt recht heftigen Diskussion um die Bundeskonvergenz bewertet werden müssen.
    Schließlich kann ich Ihnen aber auch nur beipflichten, daß in der Ermittlung des LBFW auch ganz andere Dinge eine Rolle spielen als die reine Mathematik. Die Diskrepanz zwischen der Erwartung über die Entwicklung in einzelnen Ländern und dem jeweiligen Ergebnis stützen diese These jedenfalls deutlich.

    Gruß aus DU
    Dr. med. Andreas Sander
    Evangelisches und Johanniter
    Klinikum Niederrhein

  • Guten Tag,
    wird hier in der Diskussion nicht mitunter CMI und Baserate verwechselt?
    Mitunter habe ich den Eindruck.
    Meine Schlussfolgerung, die ich auf einem Seminar diee Woche aufgeschnappt habe:
    wenn wir einen identischen Bundes-BFW haben dann sind nicht nur die erlöse, sondern auch die Kosten gleich. Also verdient die Krankenschwester in Greifswald genaus so viel wie die in München. Ist das so? Die Orte habe ich mir nciht ausgedacht, sondern wurden vom Referenten genannt - nur um keinen auf diei Zehen zu treten.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Schönen guten Tag Herr Horndasch,

    ich glaube schon, dass hier alle vom Basisfallwert reden.

    Aber was haben den die Kosten, insbesondere das Gehalt der Krankenschwester, mit dem Bundesbasisfallwert zu tun. Der Bundesbasisfallwert wäre genau so eine Durchschnittsgröße, wie es die Länderbasisfallwerte auf Länderebene sind.

    Das von Ihnen zitierte Beispiel übertragen auf die Industrie würde bedeuten: Weil ein Auto für den gleichen Preis verkauft wird, waren auch die Produktionskosten gleich, egal ob es in China oder Deutschland produziert wurde. Auch die Fliesbandarbeiter haben in China und Deutschland dann gleichviel verdient ???

    Ich gehe davon aus, dass hier eher ein Argument gegen den Bundesbasisfallwert gemeint war: Weil eben die Kosten für die Krankenschwester in Greifswald und München unterschiedlich sind, macht ein Bundesbasisfallwert keinen Sinn.

    Das würde aber auch für die Länderbasisfallwerte gelten, denn Möglicherweise sind ja auch die Kosten in München und Murnau (beides Bayern) oder in Frankfurt und Alsfeld (beides in Hessen) unterschiedlich, obwohl hier jeweils der gleiche Basisfallwert gilt.

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Hallo Herr Schaffert,
    genau das ist das Problem der Durchschnittspreisberechnung. Und natürlich war das ein Argument einer LKG gegen den Bundesbasisfallwert.

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch