Hämatom bei ASS- und Plavixeinnahme

  • Liebe Forummitglieder,

    einen schönen guten Tag an alle, da dies mein erster Beitrag hier ist.

    Mit Hilfe der Suchfunktion habe ich keine befriedigende Antwort auf meine Frage bekommen:

    Aufnahme abends um 20:50 Uhr zum Ausschluss einer Unterschenkelthrombose bei initialer Unterschenkelschwellung. Doppler o.B. Im Verlauf deutliche Ausprägung eines Hämatoms bei Plavix- u. ASS-Einnahme. Therapie: Hochlagerung, Kühlung, danach Beschwerderückgang nach einem Belegtag Entlassung zur amb. Weiterbehandlung.

    Ich kenne die Empfehlung des MDK, die D63.8, hämorrhagische Diathese durch Antikoagulanzien nicht als HD zu nehmen.

    Ein Hämatom mit S80.1 scheidet für mich als HD aus, da es kein Trauma gab.
    Eine Möglichkeit der HD wäre für mich die R22.4, lokalisierte Schwellung, Raumforderung und Knoten der Haut und Unterhaut an den unteren Extremitäten. Hierbei wäre jedoch das offensichtliche Hämatom nicht korrekt abgebildet.

    Welche Kodierung würde den Fall am besten abbilden? :d_gutefrage:

    Mit freundlichen Grüßen

    U. Krüger

    :j_brille-anim: Mit freundlichen Grüßen U. Krüger

  • Hallo Herr Krüger,

    willkommen bei den DRG-Junkies ;-).
    Diesen Fall würde ich mit beiden Codes darstellen D63.8 und S80.1, auch wenn genaugenommen beide Medikamente keine Antikoagulantien sind. Möglich wäre daher auch die Z92.2 und die S80.1.

    Die R22.4 würde ich auch für Unsinn halten, da ja bekannt ist, um was für eine Schwellung es sich handelt.
    Bin gespannt auf andere Meinungen.

    Viele Grüße von anneDD

  • Schönen guten Tag allerseits,

    eine Prellung ist eine Verletzung durch eine äußere Ursache, die hier nicht vorlag. Daher scheidet S80.1 oder eine anderer S-Kode aus.

    Auch die D63.8 scheidet aus, da es sich nicht um Antikoagulanzien handelt.

    Möglicherweise gibt es hier doch nur die R22.4 oder die M79.86 als Hauptdiagnose in Verbindung mit Y57.9!

    Ich wünsche noch einen schönen Tag,

  • Schönen guten Morgen,

    vielen Dank für die Antworten, ich werde die R22.4 mit Y57.9! als HD nehmen.
    Für mich ist dies die beste Alternative, wenn auch unbefriedigend.
    Die Kodierung von nichttraumatischen Hämatomen bleibt spannend. :augenroll:

    :j_brille-anim: Mit freundlichen Grüßen U. Krüger

  • Hallo Alle miteinander,

    natürlich sind Ass usw. Antikoagulantien, schließlich hemmen sie die Gerinnung.

    Die D68.3 käme also durchaus in Frage. Zu Fragen wäre nur – hier sind wohl eher Terminologiefreaks gefragt, ob mit der hämorrhagischen Diathese nicht nur die Blutungsneigung gemeint ist und nicht die Blutung selbst. Für die Blutung fällt der S-Code aus, es lag kein Trauma vor.

    Aber wenn nach den einschlägigen Wörterbüchern die Blutung eines Magengeschwürs eine Komplikation des Magengeschwürs ist, so käme zur D68.3 noch die T81.0. Diese wäre, wenn die D68.3 nicht vom Wort her die Blutung einschließt, dann die HD.

    Mit freundlichen Grüßen
    Thomas Winter
    Berlin

  • Hallo Herr Winter,

    Zitat


    Original von winterth:
    ...Aber wenn nach den einschlägigen Wörterbüchern die Blutung eines Magengeschwürs eine Komplikation des Magengeschwürs ist, so käme zur D68.3 noch die T81.0. Diese wäre, wenn die D68.3 nicht vom Wort her die Blutung einschließt, dann die HD...


    wieso kommen Sie auf die T81.0? Ein blutendes Magengeschwür wird ganz unproblematisch z.B. mit K25.0 kodiert, ggf. D68.3 als ND.


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Guten Tag,
    zwei kleine Hinweise:


    WIKIPEDIA:
    Bei den Antikoagulantien unterscheidet man direkte Antikoagulantien, die direkt mit den Gerinnungsfaktoren reagieren und indirekte Antikoagulantien, welche die Synthese der Gerinnungsfaktoren hemmen.

    Thrombozytenaggregationshemmer wie Acetylsalicylsäure (u. a. ASS, Aspirin®) und Clopidogrel (u. a. Plavix®, Iscover®) werden umgangssprachlich auch als „Blutverdünner“ bezeichnet, sind aber im engeren Sinne keine Antikoagulanzien. Sie hemmen nicht die plasmatische Blutgerinnung, sondern die Eigenschaft der Blutplättchen verklumpen zu können.

    und


    http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/bio/4108

    Antikoagulantien [von *anti -, latein. coagulans = gerinnend], Stoffe, die die Gerinnungsfähigkeit des Blutes (Blutgerinnung) verringern oder aufheben. Man unterscheidet direkte Antikoagulantien, die direkt mit den Gerinnungsfaktoren interagieren, und indirekte Antikoagulantien, die die Biosynthese der Gerinnungsfaktoren hemmen. 1) Direkte Antikoagulantien: a) Für sehr viele Reaktionen im Ablauf der Blutgerinnung sind Calciumionen (Calcium) notwendig. Deshalb wirken alle Calcium-Komplex-Bildner, wie z. B. Natriumcitrat, Natriumoxalat oder Natriumfluorid, als Antikoagulantien. Therapeutisch sind diese Stoffe aber nicht einsetzbar, da in vivo eine Absenkung des Calciumspiegels sofort zur Tetanie führen würde. Diese Stoffe werden aber zur Haltbarmachung von Blutkonserven eingesetzt (ACD-Stabilisator). b) Körpereigene und daher auch therapeutisch einsetzbare Antikoagulantien sind das Heparin (bzw. dessen halbsynthetische Abkömmlinge, die Heparinoide), Antithrombin III (Heparin und Antithrombin III wirken nur gemeinsam in einem Komplex) und das Prostacyclin (Prostaglandin I2). Diese Antikoagulantien haben eine sehr komplexe Wirkung und greifen an den verschiedensten Stellen der Blutgerinnung ein. c) Viele tierische Sekrete wirken ebenfalls als direkte Antikoagulantien: z. B. Hirudin (des Blutegels), das in vielen Thrombose-Salben Verwendung findet, Schlangengifte mit Antithrombokinase-Aktivität oder Tabanin im Speichel der Stechfliegen. 2) Indirekte Antikoagulantien: Hierbei handelt es sich fast ausschließlich um 4-Hydroxycumarin und dessen Derivate (Dicumarol, Marcumar (Phenprocoumon), Warfarin). Diese Substanzen wirken als Vitamin-K-Antagonisten und werden wegen ihrer geringen therapeutischen Breite nur unter strenger Überwachung eingesetzt. Ebenfalls indirekte Antikoagulantien sind Stoffe, die die Synthese von Thromboxan A2 (im Arachidonsäure-Stoffwechsel; Thromboxane) inhibieren, wie z. B. Acetylsalicylsäure.

    Viel Spass bei der Argumentation

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Hallo,

    ich würde hier R58 Blutung, anderenorts nicht klassifiziert (Blutung o.n.A) mit Y57.9 kodieren. Wäre zumindest genauer als R22.4.

    MfG findus

    MfG findus

  • Hallo allerseits,

    ich habe Rücksprache mit der Apothekerin unserer Häuser gehalten. Sie bestätigte klar, dass weder Plavix® noch ASS zur Gruppe der Antigoagulanzien zählen.

    Vielen Dank für den Denkanstoß mit der R58, Blutung, a.n.k mit Y57.9. Diese Koderung schmückt nun den Fall als HD.

    :j_brille-anim: Mit freundlichen Grüßen U. Krüger