MRSA und Abstriche mit negativem Ergebnis

  • Hallo an alle und besonders an Herr Selter,
    da Sie ja 2006 in der Komission bezüglich des OPS 8-987 Komplexbehandlung bei Besiedelung oder Infektion mit multiresistenten Erregern [MRE]
    waren., folgendes Problem:
    Pat. mit nachgewiesenem MRSA in der Wund-Antibiotikatherapie, Isolierung und Aufwand sind vollständig erfolgt. Auch die drei geforderten (sogar vier) Abstriche zeitlich getrennt wurden durchgeführt. Pat. wurde jedoch nicht negativ in ein Pflegeheim weitergeleitet. lt. MDK damit OPS nicht vollständig erfüllt. Vom Aufwand und Kalkulation her wäre dieser Fall vollständig dem OPS zuzuordnen.
    Warum wurde eigentlich dieser Passus: \"Die Isolierung wird aufrechterhalten, bis in drei negativen Abstrichen/Proben von Prädilektionsstellen der MRE nicht mehr nachweisbar ist.\" in den OPS eingeführt? (IKI, Robert KochInstitut?)
    Medizinisch gesehen behalten bis zu 70 % aller MRSA Patienten den Keim selbst bei zwischenzeitlich negativen Abstrichen weiter.
    Gibt es eine Argumentationshilfe gegenüber dem MDK wenn er sich auf den \"vollständigen Wortlaut\" des OPS zurückzieht?
    Eigentlich führen wir, wenn wir den Patienten nicht in eine geeignete Weiterversorgung aufgrund des MRSA weiterleiten können zusätzlich eine sekundäre Fehlbelegung durch.
    Grüße
    Medizin-Controller mit der Lanze

    • Offizieller Beitrag

    Hallo,

    die \"Komission\" bestand aus 2 Ärzten. Ich hatte die Anfrage vom InEK, ob ich Ihnen einen Komplexkode basteln könnte. Ich habe dann noch Dr. Kniehl aus Karlsruhe kontaktiert und wir haben gemeinsam den Kode kreiert.

    Die Formulierung gibt lediglich an, wann eine Isolierung nicht mehr durchgeführt werden muss. Das bedeutet aber nicht, dass die negativen Abstriche Voraussetzung für die Kodierung sind. Das wäre ja auch völlig unsinnig. Sollte z. B. ein Patient nach wochenlanger Isolierung versterben, wäre der Kode ebenfalls nicht kodierbar.
    Definitiv war die Auslegung des MDK nicht die Intention der \"Autoren\".

    Mit freundlichen Grüßen

    D. D. Selter

    Ärztlicher Leiter Medizincontrolling

    Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik Murnau

  • Danke für die schnelle Antwort.
    Da wir als Kalkulationskrankenhaus weiterhin versuchen unseren Aufwand im \"Sinne des Systems\" abzubilden sind derartige Auslegungen mittlerweile recht kontraproduktiv. Leider zunehmend. Es wäre auch ein falscher Anreiz, wenn wir plötzlich drei \"Luftabstriche\" durchführen müssten, nur um einem Patienten den OPS 8-987 zuordnen zu dürfen.
    Medizin-Controller mit der Lanze

  • Eine derart von mangelnder Fachkenntnis und Lesefähigkeit geprägte MDK-Stellungnahme ist schon bemerkenswert. Selbstverständlich gehört der OPS kodiert. Der Passus ist klar ein Teil der \"Qualitätskriterien\", die an die Kodierbarkeit geknüpft sind - es darf die Isolierung nicht aufgehoben werden, bevor eine erfolgreiche Sanierung mit drei negativen Abstrichen korrekt nachgewiesen wurde. Es steht nirgendwo, dass die Eradikation erfolgreich sein muss, was sie, wie von Ihnen korrekt dargelegt, oft nicht ist.

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm

  • Guten Tag,
    aber die grundsätzliche Frage, die sich mir stellt: warum werden solche Punkte, die möglicherweise mit der Abrechnung nichts zu tun haben in den OPS mit eingeführt?
    Oder soll klar gemacht werden, dass nach drei negativen Abstrichen der OPS nicht mehr kodiert werden darf, da keine Isolierung mehr erforderlich?

    Der FoKA hat sich im übrigen auch mit der Thematik befasst und kommt zum ähnlichen Ergebnis wie das Forum. (KDE 8-011 im FoKA-Wiki, Kategorie Prozeduren).

    Herzliche Grüsse aus Mittelfranken
    E. Horndasch

  • Wenn man Patienten entisoliert, die noch nicht saniert sind, erfüllt man nicht die Qualitätskriterien für eine \"gute\" Isolation. Nur eine nach den Richtlinien durchgeführte Isolation soll auch OPS-kodierbar sein.

    Prof. Dr. Tim Pietzcker, MBA
    Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie
    Technische Hochschule Ulm

  • Hallo zusammen !
    Aus unserer Erfahrung ist sind die 3 negativen Abstriche in der OPS deshalb relevant, weil ab dem 3. negativen Abstrich der Grund für die Isolierung und damit für die Erfüllung der in der OPS vorgeschriebenen Tage entfällt (lt. MDK). Wenn also innerhalb der Isolierzeit ein Tag vom Aufwand (Zeitdokumentation) her nicht belegbar ist, weil die Putzfrau nicht abgezeichnet hat, und dann der dritte Abstrich negativ, geht die ganze OPS verloren.

    Mit vielen Grüßen an alle MRS*-geplagten !

    HG Pock
    Rummelsberg

  • Hallo zusammen,

    gemäß RKI Leitlinie ist ein MRSA Pat. solange zu isolieren, bis drei negative Abstriche vorliegen.Daher werden auch Patienten, die zuvor positiv entlassen worden sind und wo kein negativer Abstrich zwischenzeitlich erhoben worden ist,bei Aufnahme isoliert. Sind nun die erfolgten Abstriche negativ, endet natürlich die Isolierung.

    Kann in diesem Fall dennoch die U80.00! in Verbindung mit Z22.3 und ggf. die Komplexbehandlung kodiert werden? Oder gilt hier ,dass eine Verdachtsdiagnose sicher ausgeschlossen wurde?

    Im Gegensatz zur prophylaktischen Isolierung bei Verdacht auf Besiedelung, bei der jedoch nie ein positiver Nachweis erbracht wurde, hat ja der Befund vorgelegen, wenn auch im Voraufenthalt.Die Behandlung erfolgt nach Leitlinien und verursacht zweifellos nicht unerheblichen Aufwand.

    Ein schönes We und ein kühles Fleckchen

    wünscht Karla

  • Guten Tag!

    Auch wenn Sie einen Aufwand haben: Kein Keinmachweis, keine Kodierung. Bei uns werden alle Risikopatienten (Heimapatient, diab. Fuß, früher MRSA, chr. Wunden, Wiederaufnahmen nach stat. Behandlung, etc.) mittels PCR gesceent und solange isoliert, bis ein neg. Ergebnis vorliegt.

    Freundlicher Gruß
    Gefäßchirurg