Ulcus cruris versus Fußulkus beim diabetischen Fuß

  • Hallo an alle im Forum,

    wir haben jetzt einen Fall, bei dem der MDK die von uns kodierte L97 (ulcus cruris) nicht anerkennen will, da sich das Ulcus am Fuß befand und nicht am Unterschenkel.

    Ehrlich gesagt hatten wir so eine MDK Ansicht noch nie gehabt und wir haben regelhaft die L97 kodiert, egal, ob das Ulcus sich am Fuß oder am Unterschenkel befand.

    In den Exklusiva zu L97 steht auch nur exklusive venöse oder arterielle Ulcera, Dekubitus, Gangrän (aber nicht Gangrän bei Diabetes) und Hautinfektionen.

    Unser Diacos gibt bei der Suche nach Fußulcus unter anderem auch die L97 an, wobei ich aber schon die Erfahrung gemacht habe, dass die Suchangaben von Diacos nicht immer korrekt sind.

    Ist die Lokalisation des Ulcus (Fuß oder Unterschenkel) wirklich kodierrelevant?

    Es handelt sich um einen Fall aus 2007, wo die L97 noch CCL relevant war.

    Der Patient hatte eindeutig einen diabetischen Fuß und wurde dementsprechend behandelt, so dass wir die K01C abgerechnet haben. Der MDK will den Fall nun in die K13Z herunterstufen. Klinisch ist es doch nun mal so, dass die meisten Patienten mit diabetischem Fuß, die Ulcera auch an den Füßen haben und ich fände es nicht logisch, wenn diese Ulcera im Gegensatz zu denen am Unterschenkel nicht CCL-relevant wären.

    Vielen Dank für Eure Hilfe.

    Gruß, Dr. Silke Mosebach

  • Hallo Frau Mosebach,

    da crus lateinisch Schenkel, Pfeiler, Bein zu übersetzen ist, in der Fachliteratur ulcus cruris entsprechend mit offenem Bein (und nicht nur Unterschenkel!) gleichgesetzt wird und der Fuß meines Wissens zum Bein dazu gehört, halte ich die Argumentation des MDK für Schwachsinn. :totlach:

    Darüberhinaus möchte ich Ihnen zur Erbauung das Studium der über die schöne Suchfunktion erhältlichen vorausgegangenen Diskussionen zum Diabet. Fuß empfehlen

    [f2]Mit freundlichen Grüßen


    Dr. M. Finke
    Oberarzt der Chirurg. Abteilung :i_ritter:
    Rotkreuzklinik Lindenberg[/f2]

    • Offizieller Beitrag

    Guten Tag,

    zur Ergänzung:


    Ulcus cruris, Unterschenkelgeschwür

    Definition

    Ein Ulcus cruris (Unterschenkelgeschwür) ist eine sehr schlecht heilende Wunde am Unterschenkel

    oder Fuß,

    die länger als sechs Wochen bestehen kann und umgangsprachlich oft auch \"offenes Bein\" genannt wird.


    http://www.aok.de/bund/tools/medicity/diagnose.php?icd=5258


    Gemäß amtl. alphabet. Verzeichnis wird ein Fußulkus mit L97 kodiert


    Gruß

    E Rembs

  • Hallo Frau Mosebach, warum reicht denn für das Ulcus am Fuß I70.23 nicht aus mit HD E11.70?
    Ein Ulcus am Unterschenkel, (bei Diabetes und vorliegender PAVK immer ein gemischtes Ulcus), dass z.B. debridiert wurde, würde ich zusätzlich mit L97 kodieren.

    Gruß codeman

  • Hallo Frau Mosebach,

    Zitat


    Original von mosebach:
    ...Der Patient hatte eindeutig einen diabetischen Fuß und wurde dementsprechend behandelt...


    Wo ist dann das Problem? Kodieren Sie gemäß DKR 0401d (Beispiel 9) und alles ist klar. Übrigens ist L97 extrem selten zu kodieren, weil die meisten Ulzera eine entsprechende Ätiologie haben (vgl. Exklusiva im ICD-Katalog).


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • Hallo,

    Beispiele: (aus DIACOS)

    L97 Ulcus cruris onA (!)
    I83.0 Ulcus cruris venosum
    I83.2 Ulcus cruris infektiös
    E10.50 Ulcus cruris diabeticum bei Typ-1-Diabetes mellitus
    E11.50 Typ 2
    I80.3 Postthrombotisches Ulcus cruris
    I70.23 Ulcus cruris arteriosum

    [size=12]Freundlichen Gruß vom Schorndorfer MDA.

  • Danke für alle Antworten.
    Es ist ein guter Tipp, bei bestehender pAVK das Ulcus mit I70.23 zu kodieren, zumal diese Diagnose auch 2008 noch CCL relevant ist. Das werden wir jetzt generell kodieren, wenn eine pAVK vorliegt.

    Wir haben allerdings auch häufig Patienten mit diabetischem Fußsyndrom rein neuropathischer Genese. Da bei diesen oft eine Druckläsion (z.B. unpassende Schuhe ohne entsprechende Schmerzwahrnehmung bei PNP) vorliegt, wäre hier zu überlegen, ob diese Ulcera als Dekubiti zu bezeichnen wären. Gibt es hierzu Meinungen?

    Ansonsten werde ich für den eingangs geschilderten Fall aus 2007 dem MDK gegenüber vertreten, dass die L97 auch für den Fuß gilt und im übrigen bei in diesem Fall vorliegender pAVK auch durch die I70.23 ersetzt werden kann.

    Danke für die Hilfe

    Silke Mosebach
    Anso

  • Hallo Frau Mosebach,

    Zitat


    Original von mosebach:
    ...Patienten mit diabetischem Fußsyndrom...Gibt es hierzu Meinungen? ...


    Ja, vgl. mein posting vom 25.6.2008, oder anders ausgedrückt: Warum wollen Sie sich nicht an die DKR 0401d (Beispiel 9) halten?


    MfG

    Mit freundlichen Grüßen

    Dr. med. Roland Balling

    Chirurg
    Medizincontroller
    "Ärztliches Qualitätsmanagement"
    Chirurgische Klinik, 82229 Seefeld

  • hallo Frau Mosebach,

    danach hab ich auch schon in den DKR gesucht: nach einem DFS-beispiel mit einem ulcus \"rein neuropathischer genese\".
    (Also nicht angiopathisch (ungefähr beispiel 5) und nicht gemischt (explizit beispiel 9)).
    Bisher nicht gefunden.
    Ohne pavk ist I70.2- etwas seltsam und keine \"nähere Spezifizierung\".

    L89.38 oder .48 hab ich aber auch noch nicht codiert gesehen.

    mfg ETgkv

  • Danke für die Rückmeldungen,

    An Herrn Balling,

    Zitat


    Original von RolandBalling:

    Ja, vgl. mein posting vom 25.6.2008, oder anders ausgedrückt: Warum wollen Sie sich nicht an die DKR 0401d (Beispiel 9) halten?


    Weil mir nicht klar ist, wie das Beispiel 9 auf meinen konkreten Fall anzuwenden ist.
    im einzelnen:
    zu 1. Infektion oder Ulcus:
    wir kodieren eine entsprechende Phlegmone L03., falls vorhanden, zusätzlich zum Ulcus, ein Hautabszeß/Furunkel/Karbunkel L02. liegt in der Regel nicht vor.

    Bei pAVK kann man wie bereits ausgeführt gut das Ulcus über die I70.23 verschlüsseln, worauf wir ab jetzt achten werden.

    Die PNP verschlüsseln wir.

    Deformitäten und frühere Amputationen (nicht CCL relevant) verschlüsseln wir nicht immer, je nach Kodiereifer sozusagen.

    Die Frage bleibt, wie ein rein neuropathisches Ulcus zu verschlüsseln ist.

    Der Kommentar 2005 zu DKR 0401d (Beispiel 9) erwähnt ausdrücklich das Debitalulcus L89., welches einen \"chronischen Verlauf mit zu erwartenden Wundheilungsstörungen impliziert\", was das medizinische Problem der diabetischen Ulcera in vielen Fällen goldrichtig beschreibt, so dass es mir immer einleuchtender vorkommt, chronische Wunden mit Druckpathogenese als Dekubiti zu verschlüsseln.

    Die Aussage des Kommentars, die L97 sollte für Ulcera venöser Pathogenese verwendet werden, kann ich nicht ganz nachvollziehen, da venöse Ulcera unter L97 als Exclusivum stehen und bei uns mit I80.23 oder ähnlich verschlüsselt werden.

    An ETgkV
    bei rein neuropathischem Fußsyndrom ohne pAVK kann selbstverstädlich auch keine I70.2 kodiert werden. Deshalb überlegen wir ja jetzt auch, wie diese Ulcera am besten zu kodieren sind.

    Gruß, Silke Mosebach