Hallo Herr Broschag,
Ein Patient weist bei Erstdiagnose bzw. vor einer HAART-Therapie vor 10 Jahren eine sehr niedrige CD4+-Zahl auf. Vor dem aktuellen Behandlungsfall wurde (durch den Vertragsarzt) eine höhere CD4+-Zahl gemessen. Es erschließt sich mir nicht, warum ich - streng nach Wortlaut des Hinweistextes - den Nadir von vor zehn Jahren für die Kodierung heranziehen sollte (Stichwort "niedrigster je gemessener Wert"), obwohl dieser aktuell gar nicht mehr relevant ist.
Er ist relevant, weil er ein prognostischer Parameter ist. Darum gibt es ja überhaupt erst die Kategorisierung in < 200 / 200-499 / >500 CD4+/Mikroliter (siehe z.B. Leitlinie HIV).
Wenn ich diese Logik auf die U61.- übertrage, wäre es doch so, dass ich, wenn ich aktuell keine CD4+-Zahl bestimmt habe, diese auch nicht kodieren kann. Jetzt grätscht mir in diese Logik aber der Hinweistext mit dem niedrigsten je gemessenen Wert (Nadir) dazwischen.
Ich glaube, es ist nicht zulässig, eine eigene Logik zu formulieren. Mit Logik kommt man in diesem System nicht zum Ziel (persönliche Erfahrung ohne zitierfähige Quelle...)
Möglicherweise habe ich das vorher überlesen, aber es scheint Ihnen lediglich um den (fehlenden) Aufwand zu gehen? Die U-Kodes sind "Schlüsselnummern für besondere Zwecke?". Diese müssen oft aus anderen als Abrechnungsgründen kodiert werden. Die Formulierungen
"Dazu ist jeweils ein Kode aus U60.-! sowie U61.-! auszuwählen. Bei Auswahl von U60.9! ist analog der Kode U61.9! auszuwählen und umgekehrt."
oder auch
"Die Einteilung nach der Anzahl der (CD4+-)T-Helferzellen pro Mikroliter Blut ist analog der international gebräuchlichen Klassifikation (1993) der CDC vorzunehmen. Demnach ist hier der niedrigste je gemessene Wert (Nadir) heranzuziehen."
lassen m.E. - ebenso wie die schon angesprochene Tabelle 2 - keinen Interpretationsspielraum zu. Das Verb "ist" in Verbindung mit dem Infinitiv bedeutet ja in etwa "muss man". Das gilt ja auch für Schlüssel wie U69.01!ff., U69.13! oder U69.10!
Viele Grüße
B. Sommerhäuser