Letztendlich gehöre ich auch zu denen, die ein DRG prinzipiell für einen sinnvollen Weg der Vergütung halten. Ich bin auch derjenige, an dem sich Zorn und Frust der Assistenzärzte ablädt. Aber um einmal das Wort Bockmist etwas zu "verwissenschaftlichen": Die Ermittlung der Relativgewichte erscheint mir zweifelhaft, wenn lediglich ca. 500000 Behandlungstage zu Grunde gelegt wurden und vor allem die Großkliniken nicht erfasst sind, da sie an der Ermittlung größtenteils nicht teilgenommen haben. Auf der Basis "wer Lust hat und mag" wurden die Daten abgegeben. Es wurden keine repräsentativen Kollektive gebildet und nicht prospektiv gearbeitet. Ein Medikament mit solchen Zulassungsstudien würde zu Recht nicht zugelassen! So finden sich nicht nachvollziehbare Inkohärenzen in dem System. Auch wenn es "kalkulatorische" Daten sind, so kann absolut nicht nachvollzogen werden, warum G43A (Komplexe therapeutische Gastroskopie bei schweren Krankheiten der Verdauungsorgane mit äußerst schweren oder schweren CC oder komplizierendem Eingriff) mit einem CW von 1,485 belegt ist, die entsprechende Coloskopie (G44A) nur einen CW von 0,816 bietet, obwohl die Coloskopie ein erheblich stärker ressourchenverbrauchender Eingriff ist (Vorbereitung, Risikokonstellationen, Zeitdauer der Untersuchung, Komplikationsmöglichkeiten) als die Gastroskopie.
Wenn man auf andere Länder verweist, darf man nicht vergessen, dass in Australien bei weitem nicht alle Krankenhäuser die A-DRG anwenden und dass es zudem Ausgleichsmechanismen für Verluste gibt. In Norwegen (Nord-DRG) habe die Ärzte mit dem ganzen Codieren nichts zu tun, müssen allerdings ICDs und Prozeduren (diese in wesentlich detaillierterem Umfang, und stärker Vergütungsrelevant) eingeben. Allerdings sind die DRG dort nicht die alleinigen Grundpfeiler der Krankenhausfinanzierung, sondern es kommt auch eine starke Versorgungs- und Vorhaltekomponente hinzu.
Letztendlich hat sich im Übrigen in den anderen Ländern gezeigt, dass kein Cent und keine müde Öre an Kosten gesenkt wurden.
Bei uns werden qualifizierte Ärzte in Massen für diese Dinge verbraucht, der Rest wird demotiviert und in erheblichem Umfang von seinen eigentlichen Tätigkeiten abgehalten und frustriert.
PS: Trotzdem danke ich allen Controller- und Management-Kollegen, die sich meiner Fragen und Meckerei geduldig annehmen, da ich wie viele in der Provinz noch in einer Lernphase bin.