Beiträge von PatKlein

    Lieber Herr Siefert,

    nein, das wünschen wir uns alle natürlich nicht. Aber ganz ehrlich: die Wahrheit liegt doch (wie fast immer im Leben) irgendwo in der Mitte. Ich habe es so oft erlebt, dass man mit einer Erkrankung ins Krankenhaus geht und komplett auf den Kopf gestellt wieder heraus kommt (ein Bekannter von mir ist mit Kreislaufkollaps ins Krankenhaus gekommen, dort wurde in einer Magenspiegelung(!!!!!) Helicobacter gefunden und als der Chefarzt nach 8 Tagen (!!!) eine Kontrollspiegelung machen wollte, hat sich der Patient auf eigene Verantwortung entlassen.) Sind Krankenhäuser wirklich für die Suche nach Erkrankungen da? Oder ist es nicht so, dass dies der originäre Part der ambulanten Tätigkeit ist? Würden wir es nicht ambulant machen, wenn wir es als Krankenhäuser dürften und keine sektorale Gliederung hätten? Und noch etwas: muss bei einem 80-Jährigen, dementen Patienten mit SHF bei positiven Hämocculten eine Tumorsuche gemacht werden? Ist die Diskussion darüber Rationierung oder nicht doch ein Akt ärztlicher und menschlicher Verantwortung?
    Wissen Sie, in meinen vielen Jahren als "Heilerin" (war ich ja auch mal, bevor ich zur "Kodiererin" verkam) habe ich einfach zu oft die Erfahrung gemacht, dass der Patient trotz ärztlicher Bemühungen gesund wurde und nicht wegen. Deswegen habe ich mich auch nie als Heilerin verstanden, da dies doch irgendwie einen leicht pastoralen Touch hat (obwohl ich mich im Moment anhöre, wie ein prediger! Man sollte Menschen wie mir nicht das Medium "internet" zur Verfügung stellen, es ist für einen Rheinländer zu verführerisch) .
    Ich denke, Ihnen als Kinderarzt (??) sind "Überdiagnostik" oder auch "Übertherapie" eher fremd, in der Erwachsenenmedizin ist das nicht so (vergleichen Sie mal Ihre Verweildauern in den DRG´s gegenüber denen in der Erwachsenenmedizin. Bei gleichen DRG´s (und gleichen Erlösen!!!) haben Sie oft die halbe Verweildauer. So ist es auch zu erklären, dass in Australien nur wenig "Kinder-Alters-Splits" existieren. Die Kinderkliniken kommen so oft auf Tagessätze von 600 DM (was bei uns in NRW absolut traumhaft wäre).

    Wir werden sehen, wie wir alle klar kommen (je besser wir das System kennen, desto besser wird es werden).
    Schöne Grüße
    Patricia

    8) 8) 8)
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    Patricia Klein

    Lieber Herr Jacobs,

    es gibt noch einen dritten, extrem wichtigen Grund, auch bei Z-DRG´s die Nebendiagnosen zu kodieren:

    Wenn Sie sich die Z-DRG´s genau ansehen, dann gibt es hier besonders viele Leistungen, die potentiell ambulant erbracht werden müssen. Der Fallmix, der bei uns im Krankenhaus landet, ist dann natürlich mit vielen Nebendiagnosen gesegnet, insgesamt aber wieder kostenhomogen (auf jeden fall in der Gemischtkalkulation).

    Außerdem finden Sie Indikationen, die nicht unbedingt zwingend sind: z.B. "Entfernung einer gutartig veränderten Gebärmutter". Hier wird über die Z-DRG natürlich gebahnt, dass bei polymorbiden Frauen eventuell die Gebärmutter nicht mehr entfernt wird, weil für das Krankenhaus das Risiko der Kostenentgleisung zu hoch ist. Aber Hand auf´s Herz: ist bei solchen Patienten oft nicht tatsächlich Zurückhaltung sinnvoll? Und ganz abgesehen davon: bei der alten FP Hysterektomie spielten auch die Nebendiagnosen keine Rolle (und in meiner Zeit in der Praxis habe ich es erlebt, dass eine Patientin unoperiert (wohlgemerkt: nach drei Tagen stationärem Aufenthalt!!!!) wieder nach Hause geschickt wurden (weil sie angeblich zu dick war!!, ich habe sie dann problemlos in meinem ehemaligen haus operiert bekommen, Gesamtaufenthalt 8 Tage!))

    Ich sage im Moment immer, dass ich in drei jahren zum MDK gehe. Und wonach gucke ich denn dann in einer Statistik? Nach den Z-DRG´s, ob diese Nebendiagnosen hatten (wenn dort zu wenig verschlüsselt ist, dann gibt es gleich einen Qualitätsabschlag wegen "Rosinenpickerei"), außerdem auf die Verweildauern (wenn es darum geht, dass am 5.pop die Wundheilung abgeschlossen ist, dann muss auch eine entsprechende histologische Studie vorliegen), auf die Verteilung der DRG´s, auf die Fallzahl, auf die Wiederaufnahmequoten, etc.. Wir müssen doch jetzt darüber nachdenken, was tatsächlich messbare Qualitätsmerkmale sind und die sollten wir herausarbeiten. Es muss einfach dass verschlüsselt werden, was der Patient tatsächlich an behandlungsbedürtigen Erkrankungen hatte. Wenn das alle ordentlich machen, haben wir genug zu tun, müssen nicht "Hochkodieren" und stehen immer auf der sicheren Seite.

    Ich bin da sehr zuversichtlich (vielleicht zu zuversichtlich, aber wie heißt es so schön: "die Zuversicht verleiht Flügel".
    Schöne Grüße
    Patricia

    :roll: :roll: :roll:
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    Patricia Klein


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    Patricia Klein


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    Patricia Klein

    Lieber Herr Selter,

    war eine klasse Idee, ich mußte nur erst einmal kapieren, dass ich dafür einfach noch einmal auf "Profil" gehen mußte. Und bis ich dann die "liste" gefunden hatte, hat auch etwas gedauert. Sind ja noch nicht allzuviele drin mit ihren Profilen. Mal sehen, wer sich noch so outet.
    Gruß
    P.K.
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    Patricia Klein

    Der Aussage von Herrn Cramer kann ich mich nur anschließen: hoher Unterhaltungswert, zur Zeit aber keine neuen Informationen (der Zeno-Preis ist jenseits von Gut und böse! ich hoffe ja zukünftig auf die InEK, damit man mal zu erschwinglichen Preisen die wichtigen Dinge hört. Hoffentlich richten die ein schnell arbeitendes Internetforum ein).
    Gruß
    patricia Klein

    Lieber Herr Hasselmann,

    Sie müssen nur darauf achten, dass entsprechende Aufklärungsgespräche mit den Eltern auch dokumentiert sind. Wenn ein Kind mit Appendektomie bei uns in der Kinderchirurgie liegt, dann kann eine eventuell ebenfalls vorhandene Hypospadie nur verschlüsselt werden, wenn auch ein Gespräch über die OP-Möglichkeiten oder ähnliches mit den Eltern geführt und sauber dokumentiert wurde. Nur die Befunddokumentation bei der Aufnahmeuntersuchung reicht nicht aus. (Meine Kollegen vor Ort haben mich fast gelyncht, als ich mit diesem leitsatz die Kodierschulungen begonnen habe. Erst laufe ich ein Jahr trommelnschlagend durch die Klinik: "Hört Ihr Leut und laßt Euch sagen, jede Diagnose bitte nachschlagen...", und dann komm´ ich mit so was!).

    Tja ja, such is DRG-life
    Gruss
    patricia

    --
    Möge die Macht mit Dir sein ;))
    [/quote]

    :roll: :roll: nach ein Star war Fan? Ich beende meine DRG-Vorträge immer mit enem Zitat von Yoda: "Tu es, oder tu es nicht, es gibt kein Versuchen." (Szene im Sumpf, in dem das Raumschiff versunken ist)
    Patricia

    :bounce: Liebe Kollegen,

    meines Wissens nach hat die Dachgesellschaft Anästhesie und Intensivmedizin einen sehr differenzierten Vorschlag bezüglich Beatmungspatienten beim DIMDI eingereicht, der sicher (vielleicht allerdings nur zu Teilen) in der neuen Version berücksichtigt ist. Auch wir verschlüsseln die NIB nicht, dokumentieren sie allerdings intern, so dass wir sie (sauberer als mit den unspezifischen Schlüsseln) erheben können. Falls das InEK mal fragt...
    Gruß
    Patricia Klein

    Zitat


    Original von Selter:
    Außerdem bin ich gespannt, ob die deutschen Männer in gleichem statistischen Ausmaß (wie in Down-Under) die Kliniken ohne Prostata verlassen werden, obwohl dies nicht ihr Hauptproblem bei Aufnahme war. In Australien gibt es ja eine eigene "Fehler"-DRG 903Z hierfür. ;)

    Lieber Herr Selter,

    ich bin ja Urologin, und ich kann nur sagen, dass in Australien offfensichtlich ein Urologe ohne Kinder sich in diesem System verwirklicht hat. So monodimensional das australische system zum Beispiel in der Neurologie ist, so herrlich differenziert ist es in der Urologie. Das hat Stil! Aber es gibt einem auch die Hoffnung, dass bei einem entsprechenden Engagement eben auch die anderen Fächer ebenso differenziert abgebildet werden können. Aber Urologen sind einfach etwas pragmatischer als andere Ärzte (wir sind einfach nur akademische Klempner und deshalb bleiben wir einfach besser auf dem Teppich ;;-))
    Gruß Patricia klein
    MfG

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    Dirk Dorian Selter
    Arzt, Leiter Med. Cont., DRG-Beauftragter, Kliniken d. Main Taunus Kreises GmbH, Hofheim/Taunus