Beiträge von docwilke

    Hallo zusammen,

    ich weiss nicht, ob das jetzt Werbung ist :3

    Wir stellen zum 01.06.2003 zwei neue sog. "dezentrale Medizinontroller" bei uns ein und haben ein umfangreiches Einarbeitungskonzept entwickelt, an dem externe Kolleginnen und Kollegen gerne teilnehmen könnten (allerdings gegen Gebühren). Das ganze geht über 3 Monate mit etlichen Terminen.
    Im Juli ist auch ein 3 Tage "Kompaktursus" (1x2 und mit Abstand von 2 Wochen 1x1 Tag) geplant, bei dem wir (wenn der Andrang unserer Oberärzte nicht zu gross ist) ggf. auch noch externe Kolleginnen und Kollegen aufnehmen können.

    Wer daran Interesse hat, kann sich ab 05.05. mit meiner Kollegin Fr. Schmid-Pogarell in Verbindung setzen (Tel.: 089/3068-3075).
    mailto:nadine.schmid-pogarell@kms.mhn.de

    Gruss aus München (sonnig, denn wir sind Dt. Meister :drink: )

    Michael Wilke :smokin:

    Hallo liebe Forumsmitglieder,

    heute wende ich mich mit einer kniffligen Frage an Sie:

    Ein Patient der eine chron. Niereninsuffizienz hat und zuhause Bauchfelldialyse betreibt kommt wegen einer akuten Peritonitis in's Krankenhaus und muss in der akuten Situation täglich dialysiert werden.
    Wie wird codiert?

    Unsere Auffassung:
    K65.0 HD
    T85.7 ND
    N18.0 ND
    Z49.2 ND

    Und täglich 8-857.1

    Das führt dann in die DRG G70A plus (in unserem Fall) 7x Zusatzentgelt "Dialyse".

    Man könnte aber als advocatus diaboli :mdk: auch argumentieren, dass die Niereninsuffizienz die HD sein muss, dann fielen die Zusatzentgelte "unter den Tisch". X(

    Gibt es dazu Kommentare, Meinungen, Erfahrungen aus anderen Häusern?

    Gruss aus München (sonnig, den wir sind Dt. Meister :drink:

    Michael Wilke :smokin:

    Hallo Tobi,

    I25.12 ist der Code für Koronare Herzerkrankung am Bypass (Stenose, entzündlicher Prozess oder was auch immer).

    Wenn Ihr Patient wegen eines Bypasses, der nicht verändert ist Aufwand verursacht(z.B. Kontroll-HK), dürfen (bzw. müssen) Sie Z95.1 kodieren (Vorhandensein aortokoronarer Venenbypass):kr:

    Gruss aus München (Sonnig, den wir sind Deutscher Meister :rotate: )

    Michael Wilke :smokin:

    Zitat


    Original von Lueckert:
    Hallo,

    auch ich denke dass die Entschärfung des ersten Entwurfs auf 'Grob Fahrlässig' schon mal eine juristisch große Hürde für die Einforderung von Regressen ist...

    Hallo Herr Lückert,

    bisher habe ich Ihre Einschätzung, dass "grob fahrlässig" eine Hürde darstellt geteilt, denn wie mir ein Anwalt erklärt, bedeutet das in etwa "Wie konnte er das nur falsch machen, das ist ja offensichtlich, das weiss ja jeder!"
    Dummerweise neigt die Rechtssprechung hier zu der Ansicht (O-Ton aus einem ZENO-Seminar von einem Anwalt, der es wissen muss), dass "Fehler aufgrund unrichtiger Anwendung der Kodierrichtlinien als grob fahrlässig zu werten sind" :kr: ;(

    Au wejah!!
    Ich kann bei uns nicht garantieren, dass jede Doktorin und jeder Doktor auf Station die DKR 2003 auswendig runterbeten kann und bei jeder Codierung darüber nachdenkt.
    Deshalb arbeiten wir gerade daran, die DKRs elektronisch prüfbar zu machen. Ja, ich weiss gibt's schon. Aber wir machen ein "offenes Regelwerk", das wir jederzeit selber pflegen können und wo wir auch "Target-Diagnosen" der Kassen hinterlegen können usw., so dass dieses Ding uns hoffentlich eine Menge Arbeit, die jetzt zwischen den Schultern stattfindet und v.a. wertvolle Zeit kostet, die am Patienten spürbar fehlt, abnimmt und so das ganze etwas leichter wird.

    Soviel zum Thema "grob fahrlässig"

    Gruss aus München (sonnig, wir sind ja Deutscher Meister :rotate: )

    Michael Wilke :smokin:

    Zitat


    Original von Kilian:
    wozu soll dieses Batchgrouping nutzen? Als Frühoptierer groupe ich jeden Fall einzeln. Zur Massenverarbeitung z.B. bei Budgetverhandlungen wäre ich schön blöd dies nativ auf meiner SAP Maschine zu tun. Für die folgende Aussage entschuldige ich bereits jetzt bei der SAP:
    SAP steht immer noch bei vielen Anwendern für Sanduhr Anzeige Programm

    Hallo Herr Kilian,

    Ihre Frage ist berechtigt, was soll BatchGrouping nutzen? Wir haben im Krankenhaus München-Schwabing 71.000 Fälle nach DRG pro Jahr, das entspricht einer Menge von rd. 300 pro Arbeitstag. Deshalb gruppieren wir jede Nacht (schont die Performance) alle Fälle, die länger als 25h entlassen sind und noch nicht abgerechnet wurden bzw. nicht freigegeben sind. Wir haben dazu ein Tool entwickelt, das die o.g. Firma mit drei Buchstaben leider nicht bereitstellen
    konnte ;(

    Die Performance ist o.k. Unser Tool macht rd. 2.000 Fälle pro Stunde und wir haben zusätzlich eine Reihe von Reports (u.a. mit Plausibilitätsprüfung) entwickelt, die dem Oberarzt/Medizincontroller mittels einfacher Ampeln einen schnellen Überblick über den aktuellen Stand der Doku seiner Station/Abteilung/Klinik oder wenn man will auch auf Gesamthausebene liefern.

    Wer nur wenige Fälle pro Tag hat, braucht das sicher nicht so nötig wie wir, aber immerhin stößt unser Tool auf ganz gute Resonanz, v.a. die "Ampeln" erleichtern die Arbeit immens.

    Gruss aus München (sonnig, wir sind ja Meister :drink: )

    Michael Wilke :smokin:

    Hallo Probsti,

    im letzten Band der Handbücher klebt eine CDROM und dort sind diverse "Plausidateien" drauf. :defman:

    Die Gründe warum einzelne Diagnosen dort in der Datei UNACCEPT.TXT (habe ich hier angehängt) auftauchen sind vielfältig:

    - Australische Kodiertraditionen :kangoo:
    - Formale Prüfungen aufgrund des ICD10 AM (austrlian modification)
    - Erkenntnisse aus der jahrelangen Überarbeitung

    Wann und ob es uns in Deutschland gelingt, das System komplett zu verstehen und Deutsche "Eigenheiten" abzubilden, weiß noch niemand

    Trotzdem frohe Ostern

    Gruss
    Michael Wilke :smokin:

    Zitat


    Original von Menzel:

    Nicht nachvollziehbar bleibt auch, warum durch (eigentlich regelwidriges) Hinzufügen einer B95.3 (S.Pneumoniae als Ursache...) zur J13 der Grouper ebenfalls die E62B ansteuert.

    Hallo Herr Menzel,

    um das zu verstehen muss man tief in die DRG - Trickkiste greifen ?(

    Die CCL - PCCL systematik geht von der Tatsache aus, dass nicht jede ICD - Nebendiagnose im klinischen Kontext gleich relevant ist.
    Deshalb ist die Grundidee, das der CCL abhängig von der Hauptdiagnose sein sollte.
    Aus rein praktischen Überlegungen (würde man es w.o. machen, ergäben sich 60.000.000 Kombinationsmöglichkeiten) hat man die sogenannte "CCL-Matrix" auf eine Beziehung "BasisDRG - ICD" reduziert. Dieses Eindampfen hat zur Folge, dass eine Nebendiagnose eigentlich unabhängig von der expliziten Hauptdiagnose IMMER einen festen CCL-Wert hat, sobald die BasisDRG festgeklopft wurde. Es gibt - der Vollständigkeit halber - tatsächlich einige ganz wenige Ausnahmen, die in einer CC-Exklusionstabelle gespeichert sind und falls dann einen Kombi HD-ND oder ND-ND (auch das gibt es) zusammenfällt, die sich exkludieren, wird der CCL der exkludierten ND auf Null gesetzt --> Verfahren der "rekursiven Exklusion".

    Eine andere - unwissenschaftliche - Erklärung ist, die Australier sind sehr pragmatisch, trinken gerne Bier und nehmen's manchmal halt auch nicht so genau wie wir Deutschen :drink: :kangoo:

    Insgesamt wird der Bereich der CCL - PCCL Systematik, der ja massiv erlösrelevant ist sicher noch einige Änderungen erfahren, gerade die Keime sind den Kassen schon heute "ein Dorn im Auge"

    Also - es bleibt spannend
    Jetzt erst mal frohe Ostern

    Michael Wilke :smokin:

    Hallo Herr May,

    wir haben auch das erste Quartal rum und liegen sehr gut im Soll. Obwohl am Anfang trotz massiver Vorbereitung einiges drunter und drüber geht stimmt unser CMI auf VIER Stellen hinter dem Komma, eigentlich wahnsinnig bei 70.000 Fällen im Jahr, aber die diversen Effekte scheinen sich wie durch ein wunder gegenseitig aufzuheben.

    Zu Ihren Fragen:

    1.) Wir kodieren Anämie nur bei Transfusion, vorsichtshalber:rotate:

    2.) die Unterdeckung resultiert aus einer miserablen Abbildung der
    Implantate in der ersten Runde der Kostenrechnung. Vor irgendwelchen Konsequenzen sollten wir Version 2.0 abwarten

    3.) Wir werden von den Kostenträgern "zugeschüttet", haben aber auch
    ein furchtbar breites Spektrum, aber zum glück können wir mit
    einigen Kassen einen sehr kollegialen Dialog führen, was
    NEU ist, früher war das anders.

    Bis bald mal, jetzt erst frohe Ostern

    Gruss
    Michael Wilke :smokin:

    Hallo Herr Menzel,

    wir beschäftigen uns schon länger mit der Bedeutung bestimmter Nebendiagnosen für den Schweregrad und haben hier auch schon mal ein kleines Forschungsprojekt gemacht.

    Tatsache ist: "Keime bringen Kohle" :icd:

    Aber vor die hemmungslose Kodierfreude hat der liebe Gott (oder war es die Selbstverwaltung;( ) die DKRs gestellt:kr:

    Nach unserem Projekt mit der DGHM (Deutsche Gesellschaft für Hygiene & Mikrobiologie) und den Statements der Experten dort wird folgende Auffassung vertreten (DKR D010a - "Kombinationsdiagnosen") stützt dies auch:

    - Wenn ein spezifischer Kode wie "Pneumokokkenpneumonie" (J13) vorliegt, so MUSS der genommen werden, die Kombi J18.9 und B95.3 ist nicht zulässig, das wäre ja auch widersinnig im Verständnis der DRGs, denn J13 drückt ja beides aus.

    Ein Versuch beim DIMDI generell eine "modulare Kodierung", d.h. Krankkheit & Keim in zwei ICDs abzubilden wurde mit der Begründung abgelehnt, dies sei zwar "sehr sinnvoll" aber nicht "WHO - konform":no:

    Immerhin hat die DGHM durchgebracht, dass multiresistente Keime IMMER als ADD-ON verschlüsselt werden dürfen, da gibt es ab 2004 die U... - Klassifikation.;)

    Das ist doch schon mal was.

    Bei der Konstellation "Infektion" (z.B. post-op) darf man IMMER den Keim angeben, falls therapierelevant, der mikrobiologische Befund alleine ist kein hinreichendes Kriterium! und hier bringt das meist auch recht gute Ergebnisse.

    Falls Sie noch Fragen haben, können Sie mich ja anmailen, ich lasse Ihnen gerne einen Abdruck unserer Studie zukommen, die wir 2001 mit dem VDGH gemacht haben.

    Im Internet gibt es übrigens - kostenlos - ein kleines Excelprogramm als Ergebnis unserer Studie unter http://www.trillium.de zum Download

    Gruss und frohe Ostern
    Michael Wilke:smokin:

    Zitat


    Guten Abend Herr Wilke,
    was haben Sie denn geschult ? Die erste allgemeine Kodierrichtlinien-Verunsicherung gab es doch erst im April 2001, die speziellen KR noch wesentlich später...:kr: ;) ?(

    Schöne Grüsse
    H.-P. Wolkenstein

    Hallo Herr Wolkenstein,

    wir haben im Jahre 1997 die ersten DRG - Benchmarkings durchgeführt und seit 1998 arbeiten wir in unserem Haus daran, die Dokumentationsqualität zu verbessern.

    Nachdem an dem Thema mehr dranhängt als die - wie ich finde ätzenden DKRS, sind Sie anderer Meinung ? - haben wir am Anfang mehr "Propädeutik" gemacht, z.B. dass Nebendiagnosen sehr sinnvoll sein können und den Leuten versucht DRG überhaupt zu erklären.

    Mittlerweile bieten wir eine ganze Reihe von Themen an, das geht von DRG - Basiswissen bis zu Ausbildungslehrgängen für Medizincontroller.

    Unser oberstes Prinzip ist immer "Aus der Praxis für die Praxis". Alle Inhalte, Vorgehensweisen und Tipps haben wir bei uns im Haus auf Anwendbarkeit erprobt und die Diskussionen mit unseren Kollegen dazu ausgestanden, was sicherlich auch nötig ist.:rotate:
    Ich sehe es nämlich genauso wie die anderen Kollegen, wer nicht täglich mit der Materie befasst ist, sollte lieber keine Schulungen machen, denn DRG und DKR :kr: sind nun mal schwierige Themen.

    Soviel zu diesem Thema, vielleicht sehen wir uns ja mal auf einer Veranstaltung

    Gruss
    Michael Wilke :smokin: