Hallo Crazynurse,
eigentlich ist die Systematik einfach und ich versuch mal, sie (hoffentlich) nachvollziehbar aufzudröseln. Aber am Ende hakt es dann auch bei mir.
Fangen wir mit der DKR 103f an:
Eine Bakteriämie ist mit einemKode aus A49.−Bakterielle Infektion, nicht näher bezeichneter Lokalisation oder einem anderen Kode, der spezifisch den Erreger benennt z.B. A54.9 Gonokokkeninfektion, nicht näher bezeichnet zu kodieren.
Sie ist nicht mit einem Sepsis-Kode (siehe Tabelle 1) zu verschlüsseln.
Bedeutet also, dass es spezifische Sepsis-Kodes gibt; z.B. A40.- , A41.- etc. (sind in Tabelle 1 beispielhaft aufgeführt)
Sepsis (Septikämie)
Im Gegensatz dazu wird eine Sepsis mit einem passenden Sepsis-Kode z.B. aus Tabelle 1 kodiert. Dies trifft auch auf eine klinisch manifeste Urosepsis zu.
Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS]
Für die Verschlüsselung eines SIRS stehen in der ICD-10-GM folgende Kodes zur Verfügung:
R65.0! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] infektiöser Genese ohne Organkomplikationen
R65.1! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] infektiöser Genese mit Organkomplikationen.
R65.2! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] nichtinfektiöser Genese ohne Organkomplikationen.
R65.3! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS] nichtinfektiöser Genese mit Organkomplikationen.
R65.9! Systemisches inflammatorisches Response-Syndrom [SIRS], nicht näher bezeichnet.
Dabei ist zunächst ein Kode für die Sepsis oder die ein SIRS nichtinfektiöser Genese auslösende Grundkrankheit anzugeben, gefolgt von einem Kode aus R65.–! Zur Angabe von Organkomplikationen, Erregern und deren Resistenzlage sind zusätzliche Schlüsselnummern zu verwenden.
Also weiter mit den Sepsis/SIRS Kriterien, die z.B. auf der Seite der DSG eingesehen werden können.
Nur für den Zusatzkode R65.0! gilt, dass mind. zwei Blutkulturpärchen abgenommen worden sein müssen!
Um R65.1 / R65.2 / R65.3 / R65.9 kodieren zu können, müssen mindestens zwei der folgenden vier Kriterien erfüllt sein:
• Fieber ...
• Tachykardie ...
• Tachypnoe ...
• Leukozytose ...
Voraussetzung für ein SIRS infektiöser Genese ist immer die Diagnose einer Infektion über den mikrobiologischen Nachweis oder durch klinische Kriterien.
Um einen Zusatzkode SIRS mit Organkomplikation abrechnen zu können, muss einer dieser Organfunktionsausfälle oder
die Kombination aus mehreren Organfunktionsausfällen lebensbedrohlich sein:
• Akute Enzephalopathie: ...
• Arterielle Hypotension; Schock: ...
• Relative oder absolute Thrombozytopenie: ...
• Arterielle Hypoxämie: ...
• Renale Dysfunktion: ...
• Metabolische Azidose: ...
In angefragtem Fall sind drei von vier Kriterien (s.o.) erfüllt (Fieber, Tachycardie, Leukozytose).
Die Sepsis kann mit ICD A41.51 Sepsis: Escherichia coli abgebildet werden.
Ob Organkomplikationen vorliegen, kann nicht beantwortet werden. Aber diese Patienten dürften im Regelfall nur auf einer ITV/IMC zu finden sein.
Und jetzt hakt´s auch bei mir:
Der Erregernachweis lässt den Rückschluss auf eine infektiöse Genese zu. Sollte eineOrgankomplikation vorliegen, wären A41.51 und R65.1! zu kodieren.
Aber was ist, wenn keine Organkomplikation vorliegt? R65.0 scheidet hier mangels zweier BK-Pärchen aus; bliebe als Zusatzkode also nur noch R65.9 übrig, denn der ICD R65.2 würde die Angabe einer auslösenden Grundkrankheit erfordern. Liege ich richtig?
Gruß
Fayence