Beiträge von AHanisch

    Sehr geehrter Kollege Kuypers, sehr geehrte „DRG-Gemeinde“,

    als „Leistungserbringer“ und neuerdings auch Kodierer / AEP-Dokumentierer vor Ort interessiert mich in diesem Zusammenhang natürlich auch die Frage, ob ich im Ernstfall für Regressforderungen nach MDK-Prüfungen in Haft genommen werden kann. In unserem Hause bekommen jetzt neue ärztliche Kollegen die korrekte Dokumentierpflicht in den Arbeitsvertrag geschrieben und die anderen Kollegen erhalten eine entsprechende Dienstanweisung. Schwebt jetzt gar das Damokles-Schwert der Regressforderungen nicht mehr über dem Krankenhaus, sondern über den (Fach-)Ärzten? Mit dem Dokumentieren und Kodieren ist das ja so eine Sache: Wegen des ohnehin bestehenden Mißverhältnisses aus zu erbringenden Leistungen und vorhandener (bzw. vergüteter) Arbeitszeit, wird man es wohl häufig nicht schaffen, „auf den Punkt“ zu kodieren / zu dokumentieren. Ergo: zu wenig kodiert = Schaden für das Krankenhaus = Haftung, oder: zu viel oder falsch kodiert (unbeabsichtigt) oder stationäre Notwendigkeit anders als MDK-Mitarbeiter eingeschätzt = Schaden für das Krankenhaus = Haftung.
    M.E. stellt sich folgende Frage: Muß jeder in der Klinik tätige Facharzt in Zukunft eine Vermögensschaden-Haftpflicht-Versicherung in Millionenhöhe abschließen.

    Mit freundlichen Grüßen

    AHanisch

    Liebe Frau Patricia Klein, liebe DRG-Beauftragte,

    das Thema ärztliche Motivation scheint das zentrale Thema bei der DRG-Einführung zu werden. Die ärztliche Motivation besteht in erster Linie nämlich darin, Patienten zu helfen, und nicht die Diagnosen und Therapiemaßnahmen in irgendwelche krumme Zahlen zu übersetzen. Die ärztliche Arbeitsbelastung, die sich in unzähligen (unbezahlten!!) Überstunden niederschlägt, dürfte Ihnen vielleicht aus den aktuellen Medienberichten bekannt sein. Da ist man natürlich unheimlich motiviert noch zusätzlich völlig unärztliche und stupide Arbeiten an einem Rechner durchzuführen.

    Oder würden Sie gerne jede Tätigkeit, die Sie durchführen, nochmal verschlüsseln wollen (z.B. Schulung von Internisten X-87.3, Neurochirurgen, Y-08.15 etc.).

    Da die meisten Assistenzärzte, die die Kodierung durchzuführen haben, nur befristete Verträge haben, werden sie wohl kaum Interesse an der Zukunft des Krankenhauses haben, das ja auch offensichtlich auch kein Interesse an deren Zukunft hat!!

    Vielleicht ist doch die "negative Verstärkung" besser: Mache gefälligst deine Kodierung, sonst bist du deinen Job los!! Das hat ja bisher bei den Assistenzärzten immer gut funktioniert. Allerdings bessert sich z.Zt. die Arbeitsmarktsituation für Ärzte, so daß Sie damit wohl auch nicht weit kommen werden.

    Konsequenterweise kann wohl nur die positive Verstärkung längerfristig erfolgreich sein: Unbefristete Verträge für Klinikärzte und finanzielle Anreize für das Kodieren. Oder wie wollen Sie einigermaßen intelligente Menschen dazu bringen schwachsinnige und pseudowissenschaftliche (drg-research-group, pccl, ops etc.) Arbeiten auszuführen.

    In Australien haben sich die Ärzte geweigert, die Kodierung durchzuführen, vielleicht ist das ja eine ganz natürliche Reaktion, für jemanden, dem eher das Wohl der Patienten als zwangsauferlegeter organisatorischer Krimskrams am Herzen liegt ?!


    Nicht allzu bös´gemeinte Grüße , A.Hanisch


    :smile: